Zum Glück hatte dieser Ausflug auch ein Ende gefunden! Komisch, Ursus Freundin war mit uns zur Villa zurückgekehrt. Die wohnte doch nicht etwa schon hier? Das wurde ja immer schöner!
Naja, Ursus war nicht besonders gut drauf gewesen. Eigentlich war er total stinkig. Ich sollte sofort in sein officium kommen, hatte er mir gesagt und war dabei ziemlich kurz angebunden. Na toll, was sollte das denn jetzt? Mit mir konnte er´s ja machen! Dabei war er doch selber schuld! Wer hatte denn gesagt, ich solle mitkommen? Ich hatte mich bestimmt nicht darum gerissen!
Hey, was hatte ich denn jetzt schon wieder gemacht? Na gut, ich war zu seiner Freundin nicht besonders nett gewesen. Eigentlich hatte ich sie ja nur ignoriert und für Tillas Eskapaden konnte ich ja wohl nix! Der ganze Tag war für die Häschen gewesen!
Naja, was blieb mir anderes übrig? Ich ging zu seinem officium, wollte gerade noch anklopfen, sonst meckerte er deswegen auch gleich wieder. Aber Schwups, wurde mir vor der Nase die Tür aufgerissen. Mann hatte der mich erschrocken! Der sah aus, als wolle er mich gleich fressen! Dabei schmeckte ich gar nicht!
Was nun? Na, ich grinste erst mal blöd.
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officium TAU | Hinterher ist man immer schlauer
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"Setz Dich, Caelyn", sagte Ursus und deutete auf einen der Stühle, bevor er sich auf den seinen hinter dem Schreibtisch setzte. Er musterte seine Sklavin und schüttelte den Kopf. Immer wenn er glaubte, daß sie sich endlich ein wenig angepaßt hatte, dann stellte sie wieder etwas an, was das Gegenteil bewies.
"Kannst Du mir mal erklären, was Deine Vorstellung da draußen sollte? Wie kann ich Dich überhaupt noch einmal in die Stadt mitnehmen? Begreifst Du nicht, daß ich inzwischen eine Stellung innehabe, in der man auf sein Auftreten in der Öffentlichkeit achten muß? Dazu gehört auch meine Begleitung! Also... was hat Dich geritten, Dich so aufzuführen?" Seine Stimme klang nicht unbedingt zornig. Eher enttäuscht. Warum sperrte sie sich so sehr gegen ihr Dasein? Sie hatte doch alles, was sie brauchte, alles was sie sich wünschen konnte. Er hielt sich wahrhaftig nicht für einen grausamen Herrn.
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Mein blödes Grinsen verging mir ganz schnell wieder, als ich das Donnerwetter in seinem Gesicht sah. Dabei hätte ich eigentlich ´nen Grund gehabt, um stinksauer zu sein. Aber das half mir jetzt auch nichts.
Ich lief an ihm vorbei und setzte mich auf einen der Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen.
Noch ehe er richtig saß, prasselten die ersten Vorhaltungen auf mich herab. Was mich geritten hatte, mich so aufzuführen? Mannomann, wenn er das nicht wusste! Aber ehrlich! Da fragte er auch noch so unschuldig! Warum nahm er nicht Dina oder Sophchen mit in die Stadt, wenn er mit seiner neuen Schnepfe durch die Stadt traben musste?
Ich wusste ja, ich hatte nicht das Recht, ihm Vorwürfe zu machen. Aber jetzt platzte mir fast der Kragen.
"Ach, das fragst du noch? Na toll! Du hast mich dazu gebracht! Nur du ganz allein!" So, hoffentlich saß das jetzt! Wenn er jetzt nicht dahinter kam, los war, dann wusste ich auch nicht. -
Ursus' Augenbraue hob sich. "Ich? Das ist ja wohl ein Scherz, Caelyn. Und der Ton, den Du anschlägst, ist die reine Unverschämtheit! Mäßige Dich und erkläre Dich gefälligst!" Das war ja wohl die Höhe, wie sie sich aufführte. Wer glaubte sie denn eigentlich zu sein? Vor allem: Es gab tatsächlich nicht den allergeringsten Grund für sie, auf ihn in irgendeiner Weise sauer zu sein. Im Gegenteil war er doch sehr nett zu ihr gewesen. Er hatte sie in die Stadt mitgenommen, etwas, was sie sonst mehr als zu schätzen wußte. Etwas Süßes hatte er ihr auch spendiert. Was gab es denn da noch zu maulen? Diese Frau war wirklich die zickigste, der er je begegnet war. Und langsam dachte er darüber nach, ob er sie nicht einfach mal übers Knie legen sollte, wenn sie sich weiter so kindisch und zickig aufführte.
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Nö, überhaupt nicht! In solchen Dingen scherzte ich nie! Aber ich zuckte auch ganz schön zusammen, als er mich so anschrie. In die Ecke drängen ließ ich mich aber nicht. Das wär ja noch schöner gewesen! Nö, ich blieb hart und zog dabei eine richtige Schnute. Ob der überhaupt nur den blassesten Schimmer davon hatte, was er mir heute angetan hatte? Echt warum hatte er nicht einfach mit gesprochen und mir klipp und klar gesagt, hör mal Caelyn, die Schnepfe da, wird meine Frau. Dann wär ich zwar auch stinkig gewesen, aber ich hätte es irgendwann auch abgehakt. Aber so hatte er mich den halben Tag vorgeführt.
"Das ist überhaupt kein Scherz! Du hast mich so gedemütigt! Ist dir das überhaupt klar? Nö, anscheinend nicht. Macht ja auch nix, ich bin ja bloß ´ne bescheuerte Sklavin, auf der man pausenlos herum trampeln kann, wenn man grad Lust zu hat."
Echt, wie konnte einer nur mit so viel Hornhaut auf seinen Gefühlen gesegnet sein? Das kapierte ich einfach nicht. -
Ursus schüttelte den Kopf. "Ja, Du bist eine Sklavin und es wird Zeit, daß Du das endlich verstehst. Die Rechte sind auf meiner Seite und die Pflichten auf Deiner." Das stimmte so nicht ganz, aber das mußte man Caelyn ja nicht auf die Nase binden. Außerdem hatte er seine Pflichten ihr gegenüber nie vernachlässigt. Umgekehrt sah das schon anders aus. "Und jetzt noch einmal: Was soll ich denn gar so schreckliches getan haben, um Dich zu demütigen? Das ist doch kompletter Unsinn! Rück endlich raus mit der Sprache, denn diese Leichenbittermiene gepaart mit Deinen dauernden Ungezogenheiten ist ja nicht mehr auszuhalten. Ich bin nahe daran, Dich zum Küchendienst abzustellen." Immer dieses um den heißen Brei herumreden. Sie benahm sich ja schon wie ein Politiker! Ein Gedanke, bei dem er fast grinsen mußte, aber nur fast.
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Na klar, auf so´ nen Spruch hatte ich die ganze Zeit doch nur gewartet! Der kam jetzt mit voller Wucht und traf mich natürlich auch, wie hätte es auch anders sein können. Wie konnte der nur so gemein und niederträchtig zu mir sein! Mir schossen vor Wut die Tränen in die Augen. Oh Mann, warum musste das ausgerechnet jetzt passieren! Nachher sagte man mir noch nach, ich wäre ´ne Heulsuse!
Schon wieder drohte er mir mit Strafarbeit! Aha, in die Küche wollte er mich diesmal abschieben! Das ging mir aber zehn passus am Allerwertesten vorbei! Und wenn er mich für den Rest meines verkorksten Lebens Latrinen putzen schickte, war mir das auch egal! Wenn´s ihn glücklich machte!
"Na dann schick mich doch in dir Küche! Ist mir doch egal! Dann muss ich wenigstens nicht in deiner Nähe sein, wenn du mit dieser Sch…" Nö, lieber nicht! "..dieser.. öhm Tussi rummachst!" Ach ja, Tussi war jetzt nicht wirklich ´ne prima Alternative zu Schnepfe, aber was sagte man nicht alles, wenn man stinkig war! -
Sprachlos schaute Ursus seine Sklavin an. Er schüttelte den Kopf. Dann muß ich wenigstens nicht in Deiner Nähe sein, wenn Du mit dieser Sch... dieser... öhm Tussi rummachst. Es dauerte einen Moment, bis er wirklich begriffen hatte, was Caelyn sich da wieder zusammengereiimt hatte. Sprach sie eigentlich nie mit den anderen Sklaven? Laevina müßte doch im Haustratsch schon gründlich durchgehechelt worden sein.
Auf jeden Fall wußte er im ersten Moment nichts zu sagen, dafür aber platzte er unversehens in lautes Lachen aus. Das war wirklich nicht zu glauben! Caelyn war eifersüchtig! Noch dazu auf seine Cousine! Das war doch wirklich zum totlachen. Er mußte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischen und brauchte einen Schluck Wasser, bevor er wieder etwas sagen konnte.
"Ihr Götter.... Caelyn, sie ist meine Cousine. Sie wohnt hier im Haus. Und ich habe keineswegs mit ihr rumgemacht. Ich habe sie lediglich durch die Stadt geführt. Für die Tussi allerdings, denn das ist eine Beschimpfung, die Dir ganz und gar nicht zusteht, egal ob Cousine oder Braut, wirst Du Dich bei Laevina für Dein unmögliches Verhalten entschuldigen. Und... gewöhne Dich lieber an den Gedanken, mich eines Tages mit einer Frau rummachen zu sehen. Denn ich werde heiraten, das steht außer Frage. Solche Eifersuchtsanfälle möchte ich mir nicht täglich antun."
Warum waren Frauen eigentlich immer so zickig? Er mochte Caelyn. Mochte sie sogar sehr. Sie hatte eine erfrischende Art. Auch wenn sie oft im Ton danebengriff, konnte er bei ihr doch wenigstens sicher sein, daß sie ihre wahren Gefühle offen zeigte. Doch er hatte gehofft, daß sie aus der Tatsache, daß sie einmal die Decken miteinander geteilt hatten, nicht gleich irgendwelche Besitzansprüche ableitete.
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So das hatte gesessen! Da war er auf einmal sprachlos und ich schniefte. Aber dann fing er an, laut zu lachen. Einfach so! Hahaha, war das aber witzig! Ich konnte überhaupt nicht lachen. Ich fand´s echt zum kotzen. Zum Glück hörte er auch wieder auf.
Ich machte vielleicht große Augen, als ich hörte, was er jetzt sagte. Hä, seine Cousine? Nee, oder? Das war jetzt nicht wahr! Klasse, ich hatte mich mal wieder zum Affen gemacht! Jetzt schämte ich mich so und ich war noch mehr sauer. Am meisten ärgerte ich mich über mich selbst, weil ich wieder so furchtbar eifersüchtig war und mir damit den ganzen Tag versaut hatte. Daran änderte sich auch nichts, als er mich dezent darauf hinwies, dass es eines Tages so weit sein würde und er heiratete. Ich seufzte laut. Für meine Gefühle konnte ich nix. Ich wusste ja, es war falsch.
"Na klar, mir erzählt ja auch keiner was!" Echt super, jetzt konnte ich mich bei seiner Cousine auch noch entschuldigen! Mit mir würde er so schnell nicht mehr in die Stadt gehen. "Jaja, ist ja schon gut! Tut mir ja auch leid!" antwortete ich mürrisch. -
Jetzt tat es ihm schon wieder leid, gelacht zu haben. Anscheinend hatte er sie damit verletzt und das war eigentlich nicht seine Absicht gewesen. Seufzend stand er auf und ging um den Schreibtisch herum. Er faßte ihre Hand, aber so leicht, daß sie sie ohne weiteres wegziehen konnte, wenn sie das wollte. "Ich habe Dich sehr gern, Caelyn. Mehr, als ich dürfte. Aber... es ist meine Bestimmung... Nicht nur Sklaven sind in ihrem Leben eingeengt. Wir Patrizier sind es nicht weniger, wenn auch auf andere Weise. Sicher, wir haben den besseren Teil erwischt. Aber das ändert nichts daran, daß die Einschränkungen da sind. Ich ... fühle mich sehr geehrt durch Deine Gefühle für mich. Aber... ich würde mir wünschen, daß Du einen Menschen findest, der es schafft, Dein Herz zu erringen - und bei dem es wenigstens irgendwann die Möglichkeit gibt, daß ihr zusammenkommt." Er versuchte mit seinem Blick den ihrigen zu fangen. Vermutlich würde sie seine Worte nur noch verletzender finden, weil sie das Gefühl haben mußte, von ihm abgelehnt zu werden. Im Grunde war es auch so, doch das lag nicht an ihrer Persönlichkeit, nur an den Zwängen der Gesellschaft. Würde sie je begreifen, daß er diesen Zwängen nicht entkommen konnte? "Was würdest Du davon halten, wenn Du jede Woche einen Nachmittag ganz allein in die Stadt dürftest, nur zu Deinem Vergnügen?" Er hoffte, daß er sich auf ihr damals gegebenes Wort verlassen konnte, daß sie nicht mehr stehlen würde. Und daß sie die Ehre der Familie auch nicht sonst irgendwie befleckte, wenn er ihr derartige Freiheiten einräumte.
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Wieso er auf einmal zu mir kam und meine Hand nahm konnte ich mir auch nicht erklären. Erst schimpfte er mich, dann lachte er mich aus und jetzt so was? Da sollte einer mal den Durchblick behalten! Vielleicht tat´s ihm ja auch leid, was ja absolut gerechtfertigt war. Aber dann kam wieder die alte Leier, die er mir schon so oft vorgekaut hatte und die ich langsam nicht mehr hören konnte. Jaja, ich konnte es ihm richtig nachfühlen, wie schwer er´s doch hatte! Scheiß Konventionen, dachte ich da nur! Dass ich nicht gut genug war für ihn, das wusste ich selber. Das musste er mir nicht bei jeder Gelegenheit unter die Nase reiben. Ach, und der fromme Wunsch, dass ich ´nen Typen fand, den ich mochte. Geschenkt! Den würde ich hier nicht finden, sonst hätte ich den schon längst gefunden. Ich fragte mich, was machte es noch für ´n Sinn, hier rum zu sitzen und Händchen zu halten. Ich verzog das Gesicht, aber sagte nichts weiter. Das war doch Blödsinn! Meine Hand wollte ich wegziehen, da kam er mit ´nem ganz anderen Vorschlag rüber. Ach nee? War ich jetzt besoffen oder hatte ich Rüben in den Ohren und hatte deshalb was ganz anderes verstanden, als das, was er eben gerade wirklich gesagt hatte? Na klar, ´nen freien Nachmittag in der Woche. Hatte ich ihm nicht deutlich zu verstehen gegeben, dass mir zum Lachen nicht zumute war? Ich sah auf, aber ich glaubte ihm kein Wort. "Das ist doch nicht dein ernst, oder? Dir muss es ja richtig Spaß machen, dich über mich lustig zu machen! Na los, rück schon mit der Sprache raus, was für ´ne Strafe du für mich hast. Ich kann einiges vertragen!"
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Ursus runzelte die Stirn. Dieses Mädchen machte ihn manchmal wirklich wahnsinnig. Konnte sie nicht einfach mal die Worte so nehmen, wie sie gesprochen waren? "Deine Strafe ist, daß Du zu Laevina gehst und Dich ordentlich entschuldigst. Sei nett zu ihr und lerne sie kennen. Sie hat noch wenig Kontakt hier und wird sich über jedes nette Gespräch freuen." Eine richtige Strafe war das ja nicht, aber Ursus tat sich auch schwer, jemanden zu verurteilen, der nichts weiter als eifersüchtig war. Zumal er selbst zu diesem gräßlichen Gefühl neigte und dies immer erst merkte, wenn es zu spät war.
"Und es ist mein Ernst. An einem Nachmittag in der Woche sollst Du tun können, was Du willst, - solange Du nicht die Ehre der Familie in den Schmutz ziehst. Wenn es Dir nicht recht ist...?" Er schaute sie fragend an. "Habe ich Dich je belogen?"
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Er hatte sich anscheinend doch nicht über mich lustig gemacht. jedenfalls meint er das, was er eben zu mir gesagt hatte, Meine einzige Strafe war es, mich bei dieser Tu.. seiner Cousine zu entschuldigen. Später, viel viel später würde man so was Gang nach Canossa nennen. Aber ok, ich hatte mir die Suppe eingebrockt, also hatte ich sie auch auszulöffeln. Aber das Sahnehäubchen vom Ganzen war, dass ich wirklich einen Nachmittag in der Woche für mich haben sollte. Das war ja voll der Hammer! "Dann ist das also kein Witz, das mit dem freien Nachmittag. Und warum das jetzt?", fragte ich, weil ich fast immer alles genau wissen wollte. Das war irgend so was, was in meiner Familie lag. Louan nervte mich auch ständig damit.
Der Ärger verzog sich. Am Anfang hatte ich noch Schwierigkeiten mit dem Lächeln. Aber ich blieb beharrlich und musste schließlich sogar über mich lachen. "Nein, ich glaub nicht.", antwortete ich. Woher sollte ich denn das so genau wissen. Der konnte mir viel erzählen, wenn der Tag lang war! -
Ursus wußte sehr wohl, daß es Caelyn schwer fiel, sich bei Laevina zu entschuldigen. Schon aus dem Grund hielt er es für eine angemessene und ausreichende Strafe. Daß die Sache mit dem freien Nachmittag gerade dazukam, war in diesem Zusammenhang vielleicht nicht allzu geschickt. Er atmete tief durch. Noch immer hielt er ihre Hand, denn sie hatte sie nicht fortgezogen. "Nein, das ist kein Witz mit dem freien Nachmittag." Und er mußte lächeln, als sie schließlich über sich selbst lachte. "Na, siehst Du. Warum sollte ich Dich anlügen? Du bist meine Sklavin und mußt eh akzeptieren, was ich sage", sein Grinsen zeigte, daß dies nicht so hart gemeint war, wie es klang. Es sollte ihr nur zeigen, daß er keine Veranlassung hatte, sie anzulügen.
"Der freie Nachmittag... das soll keine Belohnung oder so sein. Sondern... Ich habe das Gefühl, daß Du ein gewisses Maß an Freiheit brauchst. Daß Du mir sonst eingehst, wie ein Vogel, den man nach einem freien Leben plötzlich in einen Käfig sperrt. Du sollst hinaus können. Und sollte Louan es je schaffen, Dich freizukaufen, dann mußt Du auch mit dem Leben da draußen klarkommen können. Caelyn... Ich möchte einfach, daß Du ein bißchen glücklicher bist." Und er hoffte natürlich, daß sie ihre überschüssige Energie dann dort loswurde, damit sie sich hier ein bißchen besser benahm. Ein Experiment war es natürlich. Es konnte auch schiefgehen.
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Ich musste unweigerlich grinsen, auch wenn er mir unterschwellig wieder einmal zu verstehen gab, dass ich ja sein Eigentum war. Dabei hatte er unwissentlich den Nagel mit dem Kopf getroffen, denn niemals war meine Hoffnung auf Freiheit größer gewesen als heute. Deswegen war ich ja auch total überrascht, als er mit dem freien Nachmittag kam. Ob das Ursus auch schon gemerkt hatte, wonach ich mich sehnte? Er musste, sonst hätte er das jetzt nicht gesagt. Ich hatte echt keinen Schimmer, ob es Louan jemals auf die Reihe bekam und mich hier rausholen konnte. Um ehrlich zu sein, glaubte ich nicht mehr dran, dass das in absehbarer Zeit passierte. Aber eines wusste ich, ich würde nicht tatenlos dabei stehen und warten, bis Louan den nötigen Zaster zusammen hatte. Mal schauen, vielleicht konnten mir ja da diese freien Nachmittage helfen.
"Das ist echt nett von dir.", sagte ich ganz gerührt. Keine Ahnung, ob ich so mein Glück fand, aber es war ´ne gute Möglichkeit. "Hör mal, wenn ich dann diese freien Nachmittage hab, kann ich mir dann auch was dazuverdienen. Damit´s ´n bisschen schneller geht, mit dem freikaufen, mein ich." Ich wusste ja, jede einzelne Münze die ich für irgendwas bekam, gehört ja im, auch wenn das total ungerecht war! -
Ursus überlegte einen Moment. Dann nickte er. "Ja, das darfst Du. Aber ich möchte, daß Du mich nochmal fragst, bevor Du eine Arbeit annimmst, denn es gibt Arbeiten, bei denen ich Dich nicht gerne sehen möchte. Und es darf Deine Arbeitskraft hier nicht einschränken. Ansonsten... wenn Du etwas findest, dann will ich Dir da nicht im Wege stehen." Auch das würde ihr helfen, sich in der Freiheit zurechtzufinden, wenn sie sie - vielleicht - eines Tages erlangte.
"Was Du verdienst, gehört Dir. Was Du damit machst, ist Deine Sache." Für einen Moment plagte ihn die Frage, ob sie wohl wieder versuchen würde zu stehlen. Aber nein, sie hatte es ihm damals so fest versprochen. Es fiel ihm schwer, aber er wollte ihr vertrauen. Allerdings würde es mit der Freiheit wohl niemals etwas werden, wenn sie ihn in der Beziehung nochmals enttäuschte. Denn dann war es aus mit jeglichem Vertrauen.
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Naja, also dass ich diese Nachmittage mit süßem Nichtstun vertrödelen würde, kam ja gar nicht erst in Frage. Wenn schon, dann wollte ich was Sinnvolles machen und dass dazu nicht mehr Klauen gehörte, sollte ja wohl auch sonnenklar sein. So bescheuert war ich jetzt auch wieder nicht.
Aber es war schon ´n feiner Zug von ihm, mir das möglich zu machen. Zum Glück war Ursus kein Geizkragen. Dann hätte ich schlechte Karten gehabt. So durfte ich alles für mich behalten. Dass ich damit keine Riesenbeträge zusammen bekam war ja wohl klar! Meine Miene erhellte sich immer mehr. Eigentlich hätte ich auf dem Tisch tanzen können, aber dann hätte er ja schon wieder was zum meckern gehabt.
"Klar, ich sag dir vorher bescheid, wenn ich was gefunden hab." Ich hatte noch überhaupt keinen Schimmer, was das sein konnte. Aber es gab immer eine Gelegenheit. Man musste sie nur finden.
"Öhm, was für Arbeiten sollte ich denn nicht machen?" Sicherheitshalber war es ja auch mal gut zu wissen, wovon ich die Finger lassen sollte. -
Damit stellte sie wieder einmal eine Frage, die er kaum zu beantworten in der Lage war. "Naja, da gibt es die Dinge, die Dir sowieso nicht in den Sinn kommen würden, wie zum Beispiel Deinen Körper anzubieten. Doch es gibt auch andere Tätigkeiten, bei denen ich Dich nicht gerne sehen würde. Zum Beispiel gibt es Menschen, die in den Kloaken nach Wertgegenständen suchen... Weißt Du, ich fürchte, nicht einmal meine Phantasie reicht dafür aus, mir alle Möglichkeiten vorzustellen, die es da draußen gibt. Deshalb ist es mir ja auch so wichtig, daß Du mich vorher fragst. Und... wenn Du meinst, daß Du meine Fürsprache brauchst, um eine Arbeit zu erhalten, werde ich sie Dir natürlich auch nicht vorenthalten. Hast Du denn schon eine Idee, was Du machen möchtest?"
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Naja, also mal ganz ehrlich, an sowas hatte ich ja auch nicht gedacht. Da hätte ich ja wirklich sehr verzweifelt sein müssen, wenn ich als lupa mein Geld verdienen wollte oder noch schlimmer, in der Kloake nach irgendwelchem Zeug herumstochern.
"Also, da kann ich dich echt beruhigen! Sowas hatte ich auch nicht vorgehabt. Ich weiß noch nicht, was ich mache. Am besten ich schau und hör mich mal um. Vielleicht kann ich irgendwo aushelfen, oder so."
Es war ja echt nett von ihm, dass er mir selbst da helfen wollte. Aber ich wollte es erst selbst mal versuchen, was auf die Beine zu stellen. -
Ursus lächelte. Ersteres hätte er tatsächlich auch nicht von ihr gedacht, wie er ja auch schon gesagt hatte. Im Grunde konnte sie recht vernünftig sein. Wenn sie nicht gerade wieder ihre fünf Minuten hatte und unbedingt den Aufstand proben mußte. "Gut, dann sind wir uns doch schon einig. Ich wünsche Dir viel Glück bei der Suche, ich bin sicher, Du wirst etwas passendes finden." Und vielliecht lernte sie sogar das eine oder andere auch für ihn Sinnvolle dabei? Wenn sie sich bewährte und ihm keine Schande machte, dann war sie auch seiner Ansicht nach der Freiheit einen tüchtigen Schritt näher gekommen.
Er wünschte sich, daß auch Louan ihren Tatendrang besitzen würde. Der Junge hockte viel zu sehr hier in der Bude und hätte längst da draußen eine Arbeit suchen sollen. Vielleicht sollte er ihn auch mal zu sich rufen und mit ihm darüber sprechen. Der Erfolg würde ihm nicht in den Schoß fallen. Er mußte etwas dafür tun.
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