Zu Fuß unterwegs, um auszureiten

  • Im Grunde war der Weg ganz einfach. Sie mussten nur aus der Basileia raus, zur Meson Pedion, und die solange entlang Richtung Osten, bis sie aus der Stadt raus waren. Allerdings war das ein gutes Stückchen zu laufen. Vor allem auf der Hauptstraße konnte es da sehr voll sein, wobei um die Mittagszeit die meisten doch eher was anderes machen, als draußen zu sein. Auch jetzt, im Winter – oder eher der Regenzeit – war der Rhythmus des Lebens hier einfach so, dass bis zum Nachmittag erstmal weitestgehend Ruhe sein würde.
    Axilla blieb trotzdem recht dicht bei Rufus. Nicht so dicht, dass sie sich berührten, aber so nah, dass sie sich von ihm ein wenig beschützt fühlen konnte. Nicht, dass sie Angst hatte, allein durch die Strassen zu ziehen, das machte sie ja meistens. Aber bei dem ganzen hin und her, von dem man in letzter Zeit hörte, war es sicher nicht verkehrt, jemanden dabei zu haben, der einem beim Verteidigen helfen konnte. Da fiel Axilla auch was ein.
    “Achja, hast du eigentlich wegen deinem… ähm, wie hieß es gleich noch mal…. Ähm… nicht sagen, ich hab’s gleich…. Sax! Genau, wegen dem Sax. Also, gefragt, bei deiner Cousine. Ich bewahr es auch gerne weiter für dich auf, wenn du das da nicht mitbringen darfst, wirklich. Ist mir nur eben eingefallen.“

  • Ragin war schon wieder ganz gebannt von der Stadt. Na eigentlich nicht so sehr wie von Axillas Waden, aber damit konte er sich zumindest damit ablenken. Also wenn Witjon das jetzt sehen könnte...also diese wundervolle Stadt.


    "Nein, ich habe sie noch nicht gefragt. Irgendwie trau ich mich noch nicht so recht. Vielleicht warte ich einfach bis ich so bekannt bin, dass ich nicht mehr untersucht werde und nehme es dann einfach mit rein. Weißt du, es ist ein Familienerbstück, dass uns mein Vater geschenkt hat und da will ich möglichst kein Risiko eingehen. Ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du darauf aufpasst."


    Sie gingen weiter und kamen dann an den Alexanderplatz. Ragin sah ihn nun zum zweiten mal, aber er war immernoch davon gefangen. So eine Pracht hatte er bisher selten gesehen. Die Statue des Alexander und die riesigen Torbögen stellten schon so ziemlich alles in den Schatten, was er bisher gesehen hatte.


    "Die Griechen sind wirklich ausgesprochen große Handwerker. Kein Wunder dass sie so klein sind!" stammelte er fasziniert. Dieses mal wollte er sich nicht nur von den römischen Waden ablenken.

  • Er hatte ihr schon beim Übergeben gesagt, wie wichtig ihm das Stück war, aber jetzt verstand Axilla es richtig. Ein Erbstück vom eigenen Vater, darauf musste man auch aufpassen wie auf sonst nichts. Alles andere konnte verloren gehen, aber sowas musste man hüten wie sein Augapfel. Und nun würde Axilla noch mehr darüber wachen, wie sie auch über die Sachen ihres Vaters wachte. Aber so direkt sagen wollte sie das nicht, das hätte zu sehr das Gespräch auf ihren Vater gelenkt, und die Parentalia waren ihr noch zu nah. Doch auch anders hätte sie eher weniger über ihren Vater gesprochen.


    Doch zum Glück kamen sie zügig voran, und waren auch schon bald am Tetragon angekommen. Durch die großen, steinernen Torböden traten sie auf den großen, perfekt quadratischen Platz, in dessen Mitte sich die Statue des Stadtbegründers majestätisch erhob, mitsamt Heiligtum.
    “Ich glaub aber, das haben noch die Ägypter damals gebaut, da hatte Alexander ja nur einen Teil seiner Armee zurückgelassen und ist dann weiter gezogen, wieder nach Persien und Indien. Aber die sind auch klein. Also, die Ägypter. Also, die meisten sind kleiner als ich, aber ich bin ja auch kleiner als du. Wobei ich nicht weiß, was das mit dem Handwerken zu tun hat?“
    Waren da kleine Menschen besser als große? Axilla hatte sich damit nie so genau beschäftigt. Sie kannte nur ein paar Handwerker, aber nur eher oberflächlich. Sie kannte mehr die Händler auf dem Markt, aber die waren auch alle unterschiedlich groß. Da hatte sie keine Regel feststellen können, ob man besser mit großen oder kleinen handelte. Aber sie hoffte, Rufus würde sie gleich aufklären.

  • "Das ist wirklich komisch. In meiner Familie bin ich der kleinste, also von den Männern. Da komme ich mir immer vor wie ein...ein... sehr kleiner Mann halt. Aber warum kleine Menschen oft kunstfertiger sind? Na ja, also ich würde ja sagen, das liegt daran, dass sie kleinere Hände haben und daher viel feiner arbeiten können."


    Von den Zwergen wollte er jetzt nicht erzählen. Soweit er wusste, kannten die Römer keine Alben und er wollte ja nicht gleich als Germane auffallen. Und Ragin hatte ja auch schlanke, wenn auch nicht unbedingt kleine, Hände.


    "Ich weis ja nicht ob Vulcanus auch kleine Hände hat, aber der ist ja auch ein Schmied. Aber was sagst du, die Ägypter haben das gebaut? Ich habe in einem Reisebeicht gelesen, die hätten auch große Gräber für ihre Könige gebaut. Pyraneiden wenn ich mich recht entsinne. Die will ich mir auch einmal anschauen, aber ich werde ja noch genug Zeit haben. Wie kommst du eigentlich hierher? Bist du hier geboren, oder habt ihr hier nur ein Haus?"


    Natürlich wusste Ragin, dass das nicht stimmte, aber für ihn kamen alle Römer irgendwie aus Rom. Ein Römer der in Alexandria geboren wurde, müsste ja eigentlich ein Alexandriner sein...

  • Nun, das mit den kleinen Händen klang irgendwie logisch. Wobei das ja auch nicht immer so stimmte, denn für feine Arbeiten brauchte man vor allem schlanke Hände und nicht nur kleine. Axilla blickte ganz kurz auf ihre Hände. Die waren ja auch nicht gerade groß, aber zum Handwerken absolut unbrauchbar. Sie redete sich ein, dass dafür ihre Finger auch zu kurz waren, um sowas Feines wie Sticken zu machen. Schwerthände eben, perfekt, um ein Schwert zu halten, unbrauchbar für alles andere. Für ein Mädchen eine Katastrophe.
    “Da hab ich noch nie darüber nachgedacht, wie die Hände von Vulcanus wohl sind. Wenn ich ehrlich bin, hat mich der nicht so sehr interessiert, ich bin ja kein Handwerker. Ich … ähm…“
    Nein, dass sie lieber Faunus mochte, war eher ein weniger geeignetes Gesprächsthema. Erst recht, wenn sie gleich reiten gehen würden. Den Gott der wilden Tiere, der Natur, der Liebe, der gerne Unfug trieb und sich an Wildheit, Freiheit und gewisser Weise auch an Chaos erfreute, zu seinem persönlichen Liebling zu erklären, wäre bei einem Treffen wie dem ihren wohl weniger angebracht. Noch dazu, wo Axilla rumlief wie ein Waldgeist mit kurzen Sachen und fast offenem Haar. Nicht, dass Rufus noch den falschen Eindruck von ihr bekam, oder noch schlimmer, dachte, sie wolle das mit der Liebe dabei betonen und beim Ausritt in der Richtung etwas unternehmen.
    “Ähm, ja, die Ägypter. Damals gab es hier ja noch nicht so viele Griechen. Und genau, die Pyramiden haben die auch gebaut. Da hat mich Aelius Archias vor einer Ewigkeit eingeladen, ihn dahin zu begleiten, wenn er da mit seiner… öhm… Decima Seiana dann hingeht.“ Ob sie zu seinem geplanten Antrag ja gesagt hatte, wusste Axilla da ja noch nicht. Daher konnte sie ja nicht einfach „seine Verlobte“ sagen. “Aber mal schauen, ob da was draus wird. Ich würd die Pyramiden schon gerne sehen, und die Sphinx. Ich meine, wo ich schon mal in Aegyptus bin, muss man die doch gesehen haben, oder? Aber allein kann ich da ja nicht hinreisen,d as ist ja zu gefährlich, und bei Händlern mag ich nicht mitreisen. Da muss schon wer dabei sein, den ich kenne.“
    Sie bogen leicht ab in Richtung Porta Solis und ließen so das Heiligtum und die Statue rechterhand liegen. Richtung Osten war das Menschenaufkommen nicht ganz so schlimm, ging es hier auch nur Richtung Nikopolis und dem jüdischen Viertel. Die Agora, das Gymnasion, das Museion, der Hafen, also alles, was in dieser Stadt wahrhaft große Bedeutung hatte, lag von hier aus Richtung Westen.


    Rufus überraschte Axilla ein wenig mit der Frage. Natürlich war ihr klar, dass das früher oder später mal kommen würde, jeder fragte da danach, aber sie erzählte grade so fröhlich vor sich hin, dass die Gedanken daran gerade ganz weit weg gewesen waren. Axilla schaute also von Rufus, den sie beim fröhlichen Plappern die meiste Zeit lächelnd angeschaut hatte, wieder auf die Straße und in die Richtung, in die sie gingen. Es war einfacher, davon zu erzählen und so zu tun, als berühre das einen gar nicht mehr, wenn man dabei niemandem in die Augen schaute.
    “Nein, ich wurde in Hispania geboren. Die meisten Iunier kommen aus der Provinz, oder aus Rom. Also, mein Vater hatte ein Haus etwas außerhalb von Tarraco. Ein kleines Landgut, nichts besonderes.“ Für mich die ganze Welt, ergänzte sie schmerzlich in Gedanken, und setzte dann wieder das Lächeln auf, das so überzeugend und echt aussah, obwohl es das nicht war. “Ich bin dann mit dem Schiff gefahren, erst nach Ostia, und von da hierher. Vor etwa einem Jahr. Mein Lehrer hat mich begleitet. Ich hatte ihn ja dann freigelassen, also vor der Reise schon, aber er hat mich noch sicher zu meinen Verwandten dann gebracht. Ich hab ja gedacht, ich sterbe auf der Überfahrt. Und dabei war das Meer ganz ruhig, wir hatten sogar guten Wind und sind drei Tage eher angekommen als geplant. Die Matrosen haben gemeint, dass sie es noch nie erlebt hätten, dass Neptun so wenig Lust hatte, zu schwimmen.“ Und schließlich entstanden die richtig hohen Wellen, wenn Neptun selbst im Meer schwamm und es damit aufwühlte. “Aber mir war trotzdem die ganze Zeit über schlecht. Ich bin schon gar nicht mehr unter Deck gegangen. Dafür kann ich jetzt in sekundenschnelle die windabgewandte Seite eines Schiffes finden.“

  • "Oh ja, die muss ich mir auch irgendwann mal ansehen. Aber ich kann mir ja kaum vorstellen, dass sie die riesige Regia in den Schatten stellen können. So groß können die ja kaum sein."


    Sie gingen am heiligtum und der Statua vorbei und ragin folgte Axilla einfach. Er vertraute ihr und alleine würde er wohl eh nur schwer wieder heimfinden. Wobei es von hier aus ja sogar noch relativ einfach wäre.


    "Aber das mit dem Schiff ging mir ebenso. Ich weis gar nicht, wie man da freiwillig draufgehen kann!? Die müssen doch alle ein wenig verrückt sein. Also ich habe meinen Verwandten schon geschrieben, dass ich lieber den weiten Weg über Judäa zurückreite, als nochmal übers Meer zu fahren. So möchte ich die Fische ganz sicher nicht nochmal füttern."

  • Er dachte jetzt schon ans zurückreisen, oder war das nur, weil sie grade beim Thema Schiffe waren? Axilla wollte nicht, dass er schon bald zurückreiste, sie lernte ihn doch grade eben erst richtig kennen! Aber solange sie sich nicht in ihn verliebte oder schlimmeres, sollte das ja auch nicht so bald passieren. Nur die Menschen, die sie liebte, die gingen immer sofort und plötzlich auf die eine oder andere Weise von ihr. Aber bei ihrer Freundschaft zu Rufus sollte der Fluch nicht zum tragen kommen. Mit Anthi war sie ja beispielsweise auch befreundet, und dem ging es ja auch noch gut und der hatte nicht vor, wegzugehen.
    “Na, dann hoffe ich, du bleibst noch recht lange hier. Im Osten ist es gefährlich, und die Reise über Land dauert ewig. Ich meine, da muss man ja durch halb Asia durch, und durch Griechenland und… ähm… das, was da noch zwischen Griechenland und Italia ist.“
    Axilla konnte zwar Karten lesen, hatte aber ein schreckliches Namensgedächtnis, was das anging. Lediglich die Länder, durch die Alexander gereist war, die wusste sie doch sehr zuverlässig. Vermutlich, weil ihr Vater ihr so oft und so gerne davon erzählt hatte, und von den Schlachten. Natürlich auch von anderen Feldherren, aber Alexander hatte doch die meisten ihrer Lektionen ausgefüllt.
    “Also, ich würde da eher noch mal mit dem Schiff fahren. Ich meine, mir war zwar die ganze Zeit über wirklich grässlich schlecht, aber ich war sowieso so aufgeregt, dass ich kaum was essen konnte. Und irgendwie war es ja schon spannend. Ich bin noch nie so weit verreist, und dann gleich mit dem Schiff…“
    Nun lag die Meson Pedion zum Sonnentor kerzengerade vor ihnen. Wären nicht trotz allem so viele Menschen unterwegs, könnte man vermutlich das Tor sogar von hier aus schon sehen.
    “Ich meine, ich bleibe hier. Mein Cousin hätte zwar gern gewollt, dass ich mit nach Rom gehe, aber ich konnte Urgulania - also, das ist meine Cousine sechsten Grades, die Exegetes. Hab ich dir doch erzählt, oder? Naja, also, sie ist Exegetes hier, und ich konnte sie ja nicht hier ganz alleine lassen. Und wo ich hier doch auch meinen Betrieb und die Arbeit habe, und Frauen hier auch soviel machen können und dürfen. Ich meine, es ist schon irgendwie anders als in Hispania.“

  • "Aber wenn ich auf meinem Pferd reite habe ich mein Schicksal wenigstens ein wenig in der Hand und bin nicht auf die Launen des Meeres angewiesen" wobei ihm ja klar war, dass die nornen so oder so am längeren hebel saßen "und ich vertraue lieber auf mein Pferd, mein Schwert und meinen Hund als einem wackeligen Kahn." Was sehr selbstsicher klang war es aber ganz und gar nicht. Eigentlich hatte er ja keine Ahnung von dem Weg gehabt, aber das klang jetzt schon sehr lange und gefährlich. Vielleicht sollte er sich das doch noch überlegen, oder am Besten einfach losreiten und woanders dann das Schiff besteigen, so würde das niemand erfahren. Ja, das klang nach einem Plan.


    "Aber das hat ja noch Zeit, denn ich werde sicher noch eine ganze Weile hier bleiben. Mein Cousin ist auch in Rom und zwar ist er ein Prätorianer!" berichtete er nicht ohne Stolz.
    "Aber was ist denn ein Exegetes, und warum dürfen die Frauen hier mehr als in Hispania? Alexandria gehört doch irgendwie auch zu Rom, oder?"

  • “Bist du denn so gut mit dem Schwert?“
    Axilla hatte keine Ahnung, wie gut sie letztendlich im Vergleich mit anderen war, sie konnte sich ja nie vergleichen. Sie hielt sich für nicht ganz unbegabt, aber sie würde sich definitiv nicht zutrauen, damit eine Räuberbande zu verscheuchen, die aus mehr als 2 Angreifern bestand. Einen konnte sie vielleicht abwehren, aber mehr wäre wohl kniffelig. Und sie hatte auch von noch keinem Kämpfer seit dem Zeitalter der Heroen gehört, der es mit mehreren Gegnern allein hätte wirklich aufnehmen können.
    “Also, ich vertrau da eher auf den Baumeister eines Schiffes und das Können des Kapitäns. …. Aber ich bin ja auch ein Mädchen“, fügte sie schnell an, ehe Rufus noch auf falsche Ideen kam.


    Das mit dem Prätorianer nahm Axilla mit einem strahlenden Lächeln auf. “Prätorianer? Das ist ja ein Zufall, mein Cousin Iunius Silanus wollte auch dahin. Also, als Offizier, er war hier ja auch Tribunus Augusticlavius, bei der Legio in Nikopolis. Er hat sich ein paar Wochen, bevor du angekommen bist, nach Rom versetzen lassen.“ Und seitdem nicht geschrieben, fügte sie traurig in Gedanken an. So langsam war sie überzeugt, er wäre ihr böse.


    Das Thema Exegetes wiederum war wieder etwas schwerer und gehörte in die Rubrik „Axilla erklärt ihre Sicht der Politik“. Vermutlich würde Nikolaos sich über die Unwissenheit seiner Schreiberin totlachen – oder totheulen, je nachdem.
    “Also, der Exegetes hat die Aufsicht über die Tempel. Also, dass dort alles in Ordnung ist und die richtig verwaltet sind und die nötigen Opfer und Feste zur richtigen Zeit ausgeführt werden und sowas. Urgulania selber ist aber soweit ich weiß dabei keine Priesterin, geht wohl eher um das drumherum als um das Opfern selber.“
    Irgendwie hatte fast jedes Amt hier in der Stadt irgendwas mit den Göttern zu tun. Das war Axilla selbst eigentlich zuviel, hatte sie mit den Göttern doch nichts mehr am Hut, außer vielleicht mit Faunus. Aber der Rest konnte ihr auch größtenteils gestohlen bleiben.
    “Und naja, das hier ist schon Teil von Rom, aber das ist… anders. Also, Alexandria gehört eigentlich nicht so richtig zu der Provinz hier. Die Provinz gehört ja dem Kaiser persönlich, aber Alexandria gehört den Alexandrinern. Die haben den Kaiser nur als Herrscher angenommen. Die halten ihn auch glaub ich für einen Halbgott, nennen ihn „göttlicher Basileus“ und sowas. Naja, auf jeden Fall dürfen deshalb die Griechen hier die Stadt selber regieren und wählen und alles, und dürfen auch eigene Gesetze machen. Der Präfectus hat zwar natürlich das letzte Wort, aber eigentlich untersteht dem eher die Provinz als die Stadt selber.
    Und deshalb dürfen hier auch Frauen sich wählen lassen, oder im Museion einfach so lernen oder Unterricht geben. Ich kenn sogar eine Lehrerin, die unterrichtet Musik. Also, ich kann das ja nicht, hab dafür nicht das richtige Feingefühl in den Fingern. Aber sie kann das richtig gut. In Tarraco kannte ich keine Lehrerin, da waren das alles Männer.“

  • "Nun, ich habe mit unserem Custos Corporis, einem nubischen Krieger, trainiert und ich kann mich schon meiner Haut erwehren."


    Zumindest gegen gefährliche Hasen oder aufdringliche Cousinen, aber gegen jemanden der davon etwas verstand hätte er keine Chance. Aber dafür hatte er ja auch einen großen Hund mit vielen Zähnen und einem ausgeprägten Beschützerinstinkt.


    "Aber dann hat deine Cousine ja auch ein wichtiges Amt. Ich finds gut, wenn Frauen sowas auch machen, also wenn sie es so gut machen wie ein Mann. Dann kann sich der Mann deiner Cousine ja ausruhen." Eigentlich fand er es gut, weil es ja auch bei ihnen Godinnen gab, die etwas zu sagen hatten, aber das wäre total unrömisch und hier wollte er ja so tun als sei er ein Römer. Da schien ihm das dann doch eine sehr pragmatische Meinung und deren Begründung zu dem Thema.


    "Aber auch als Lehrer sind Frauen sehr gut. Meine Mutter hat mir auch sehr viel beigebracht. Sie und unser gallischer Magister. Sie hat mir viele Geschichten erzählt und mir so viel über die Menschen, die Götter und das Zusammenleben gelehrt. Ich glaube sowas können Frauen einfach besser als die meisten Männer. Die Männer sind dafür vielleicht besser, wenn es darum geht pures Wissen zu vermitteln. Vielleicht kommt es bei der Musik auch mehr auf das Gefühl an und weniger auf das Wissen."

  • Sie hatte mit ihrem Vater trainiert, einem römischen Soldaten, und konnte sich wohl auch wehren. Auch wenn sie schon reichlich außer Übung war, aber dennoch traute sie sich zu, das wichtigste noch zu wissen und richtig umsetzen zu können. Sowas verlernte man nicht, und wenn man es richtig machte, musste man sowieso nicht mehr darüber nachdenken, sondern handelte einfach. Auch wenn sie das wohl überhaupt nicht mehr konnte.
    “Aber meine Cousine hat gar keinen Mann. Sie macht das nur für sich. Und natürlich die Polis. … Und ich finde das sehr gut so.“
    In diesem Moment war es Axilla egal, ob Rufus sie für unrömisch halten mochte. Es ging hier um ihr großes Idol, und da ließ Axilla nichts drauf kommen. Urgulania war die stärkste, souveränste und überhaupt beste Frau, die Axilla kannte. Da konnte das schon honoriert werden, dass sie das ganz alleine für sich machte, und nicht nur wegen einem Mann.
    Bevor Rufus sich aber noch beleidigt fühlte, ging Axilla lieber schnell auf das Thema Lehrer und Musik ein.
    “Naja, ich hatte bisher immer nur männliche Lehrer. Hauptsächlich meinen Vater und eben Iason. Also Atticus Iunianus Iason, er wurde ja freigelassen. Daher weiß ich nicht, wie Frauen so als Lehrer sind. Aber ich glaube, Musik ist schon schwierig. Ich weiß nicht, ob das so viele Frauen können. Außer Penelope kenn ich da nur noch Sappho, aber die ist ja schon lange tot. Also Sappho, nicht Penelope, die unterrichtet ja im Museion.“

  • Ragin kannte gar keinen berühmten Musiker. Bei ihnen wurde einfach so Musik gemacht, wenn überhaupt. Er wusste nur, dass er es schöner fand wenn Frauen mit ihrer klaren Stimme sangen als Männer mit ihren tiefen.



    "Ach deine Cousine hat gar keinen Mann? Das ist ja interessant. Dann ist es wirklich beachtlich, was sie da macht. Vielleicht wäre dien Cousine ja sogar etwas für einen meiner Cousins. Die sind alle älter als ich und unverheiratet. Da würde ien Frau im Haus sicher ganz gut tun, vor allem wenn sie sich so gut durchsetzen kann."


    Dann kamen sie auch schon ans Sonnentor.



    "So, von hier aus können wir ja denn reiten. Am Besten steige ich dann einfach mal auf und zieh dich dann hinter mich, so hast du es leichter aufzusteigen."


    Schließlich war sie ja eine Römerin, und die konnten nicht reiten. Das wusste jeder.

  • Na, ob Urgulania verkuppelt werden wollte? Vor allem war sie ja auch nicht mehr die jüngste, auch wenn sie immer noch einfach großartig und toll aussah.
    “Naja, ich glaube, dass Urgulania das selber entscheiden mag und da ziemlich böse auf mich wäre, wenn ich da was ohne sie vorher zu fragen mache. Sie ist ja auch sui iuris, da verkuppelt man einen nicht so einfach.“
    Sie wollte ja auch nicht einfach so verkuppelt werden. An ihr nagte noch immer irgendwie das Essen, das Silanus gegeben hatte, und das Gespräch, dass er mit dem Terentier über sie geführt hatte, als wäre sie ein Pferd, das es zuzureiten galt.


    Sie kamen ans Tor und Axilla grüßte kurz die Wachen auf die für sie typische Art und Weise: Sie lächelte sie kurz freundlich an. Auch wenn das hier Stadtwachen waren und weniger Legionäre, waren es doch Männer in Uniformen und erinnerten sie an ihren Vater.


    “Dann sitz ich hinter dir? In Ordnung, machen wir es so.“


    Axilla wartete, bis Rufus mit Schwung den Pferderücken bestieg. In Zeiten, in denen Steigbügel noch nicht erfunden waren, war es eben die schnellste Möglichkeit, sich am Widerrist und am Sattel einfach festzuhalten und mit Schwung hinaufzusteigen.
    Als Rufus schließlich saß und ihr die Hand entgegenstreckte, nahm Axilla ebenfalls kurz Schwung. Mit kräftigem Griff fasste sie in seine Hand und ließ sich so von ihm den zusätzlich nötigen Schwung geben, um mit ihrer eigenen Kraft zusätzlich problemlos hinter ihm aufsteigen zu können. Reiten konnte sie ja, aber es war etwas anderes, sich selbst aufs Pferd zu bekommen, wenn man Platz hatte, oder wenn da schon jemand drauf saß. So war sie um die kleine Hilfe nicht undankbar. Auch wenn der Sattel hier hinten nicht so ganz bequem war, wie wenn man vernünftig saß. Aber das störte Axilla nicht weiter.
    Sie rückte schnell näher zu Rufus, so dass ihre Beine vernünftig am Bauch des Pferdes entlang fielen, ohne es zu behindern. Die Hacken nahm sie dabei ganz automatisch nach unten, dafür hatte ihr Vater ihr das zu oft eingebläut. Dass sie dafür aber wirklich dicht an dicht mit Rufus saß, merkte sie eigentlich gar nicht so. Ihre Hände lagen mangels anderer Möglichkeiten ganz leicht an seiner Hüfte, damit sie sich festhalten konnte, wenn das Pferd gleich loslief.
    “Gut, also meinetwegen können wir. Ich hab Halt.“

  • Nun saßen sie zu zweit auf Helios. Dem großen Pferd sollte das aber nichts ausmachen, waren sie doch beide regelrechte Leichtgewichte und ein großer Mann mit Rüstung hätte sicher auch nicht viel weniger gewogen. in wenig war er erstaunt gewesen, wie flink und gewandt die junge Römerin auf das Pferd gekommen war. Ob sie vielleicht doch reiten konnte? Aber vielleicht war es auch nur Glück gewesen.


    Axilla war ganz nah an ihn gerückt und er spürte ihre Berührung durch die Kleidung. Sie roch gut, irgendwie nach Blumen oder etwas ähnlichem und ihre Hände lagen an einer Seite. Dazu sah er noch ab und an ihre Waden baumeln...eine Hitze war das aber auch hier in Aegyptus!


    "Halt dich besser gut an mir fest, damit du nicht hinunterfällst. Ich will ja nicht, dass du dich verletzt," und ich dann Ärger bekomme, fügte er dann in Gedanken hinzu "denn es kann ganz schön holprig werden." Ragin gab Helios mit seinen Schenkeln das Kommando loszulaufen. Sie waren nicht besonders schnell, schließlich sollte Amala ja noch mitkommen, aber es war schon ganz ordentlich.

    "Und, alles klar bei dir da hinten? Wo soll ich denn langreiten, oder ist das egal?"


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