• Im ersten Moment wehrte Axilla sich noch scherzhaft, als Rufus anfing zu sprechen, dann wurde ihr Lachen etwas nervös und sie hörte mit ihrem spielerischen wehren auf und saß ganz still. Sie erinnerte sich an ihre Worte im Bad zu Siilanus, kurz bevor sie etwas getan hatten, was sie nicht hätten tun sollen. Wäre diese Situation nicht gewesen, wäre sie vermutlich ewig nur jugendlich in ihn verliebt gewesen, aber nachdem das passiert war, war ihr Leben endgültig im Chaos versunken.
    Bis gerade eben war Rufus mehr ein geschlechtsloses Neutrum gewesen, ein Freund eben, wenn auch ein männlicher, aber dieser Satz ließ ihn Axilla zum ersten Mal als Mann wahrnehmen. Sie bemerkte, wie wenig sie doch im Grunde anhatte, wie ihre Schenkel an seinen Beinen lagen, sie ihre Brust gegen seinen Rücken eben gedrückt wurde, weil er sie so festhielt. Sie fühlte, wie stark seine Hände waren, und wie sanft er sie trotzdem hielt, ohne ihr wehzutun, aber ohne dass sie entkommen konnte.
    Ihr wurde ganz mulmig.
    “Ähm…“ Sie rückte leicht von ihm ab, um ihn weniger zu berühren. Vielleicht sollte sie lieber zurücklaufen. So weit war es ja nicht. Sie musste nur irgendwie diese Situation möglichst wenig peinlich auflösen, ohne das Rufus etwas merkte. Der konnte ja nicht wissen, was sie getan hatte. Er wusste auch nicht, wie sie war, wie schlecht und untugendhaft. Sie machte das, was sie die meiste Zeit hatte, und verbarg ihre wahren Gefühle hinter ihrer Maske von Jugendlichkeit. Sie hoffte nur, dass sie ihren Körper so gut wie immer unter Kontrolle hatte, die unmittelbare Nähe machte das doch etwas schwerer als gewöhnlich, wo sie nur auf ihre Mimik und ihre Stimme achten musste.
    “Naja, ich bin nur ein armer kleiner Scriba, und wie du schon sagtest, niemand da, der mein Lösegeld zahlt. Ich… ich könnte dir versprechen, nicht zu singen, wenn du mich loslässt. Denn ich singe ganz schrecklich und schief. Wirklich furchtbar. Aber wenn du mich loslässt, erspare ich es dir.“
    Etwas blöderes war ihr nun auch nicht eingefallen, aber wenigstens war ihr bei all den Erinnerungen an Silanus etwas eingefallen.

  • Ragin wusste nicht, was er erwartet hatte, aber das überraschte ihn jetzt doch. Nicht zu singen war ein sehr interessanter Einfall. Das war ja aber kein Lösegeld, sondern eigentlich eine indirekte Drohung, wenn sie wirklich so schlecht sang wie sie sagte. Ragin musste laut lachen.


    "Du bist mir ja eine! Und wenn ich dich loslasse, singst du nicht, was du vorher auch nicht getan hast, und kitzelst mich weiter? Na also du musst mir schon noch versprechen, mich auf dem Rückweg nicht mehr zu kitzeln, sonst kann ich deine Waffen nicht mehr freigeben."


    In der Hoffnug ihr Handel in einer stummen Übereinkunft besiegelt worden, ließ er sie los. Jede Sekunde erwartete er wieder gekitzelt zu werden.

  • Dann waren Axillas Hände frei und sie rutschte ein kleines bisschen auf Helios zurück. Zu weit ging es nicht, das Tier hatte nicht so einen langen Rücken, aber doch so, dass sie sich nicht mehr so unmittelbar berührten.
    “Gut, versprochen“, meinte sie etwas unsicher und biss sich auf die Unterlippe. Sie war grade sehr froh, dass er sie nicht sehen konnte, denn sie wusste, dass sie ihr Gesicht und vor allem ihre Augen grade nicht vollkommen unter Kontrolle hatte. Sie atmete einmal durch, nicht zu tief und nicht zu laut, damit Rufus es nicht mitbekam. Kurz zögerte sie, dann legte sie ihre Hände mit einer fließenden Bewegung, als wäre nichts gewesen, an seine Seiten. Ganz brav und ohne auch nur den Anschein eines Kitzelversuchs zu machen hielt sie sich einfach nur fest, allerdings nur so viel, wie sie musste.
    “Wir sollten dann vielleicht wirklich zurückreiten, sonst komm ich noch wirklich zu spät.“

  • Zuerst zuckte er noch kurz, doch dann stellte sich heraus, dass sie nicht weiterkitzelte.


    "Das machen wir. ich will nicht, dass du wegen mir Ärger bekommst, nur weil ich dich unangemeldet entführt habe. Und wenn du zu spät kommst, dann sag Nikolaos, dass ich schuld bin und nicht du."


    Er setzte Helios wieder in Bewegung und zog sogar ein wenig das Tempo an. Die Situation mit dem kitzeln hatte ein wenig die Stimmung verändert. Irgendwie war nun nicht mehr alles so ungezwungen wie vorher, wobei Ragin das gerne zurückhätte. Sonst hätte er mit ihr ja ein ähnliches Verhältnis wie zu Sontje und ein solches reichte ihm völlig. Aber wenn sie ihm von Alexander dem Großen erzählen würde, wäre das sicher wieder ungezwungener, als gemeinsames Reiten auf demselben Pferd. So redeten sie auf dem Rückweg auch nur noch über völlig zwangloses Zeug und als sie dann den Weg vom Stadthaus bis zur Casa Iunia liefen, zeigte sie ihm noch ein paar interessante Lokalitäten, die er noch nicht gekannt oder schon wieder vergessen hatte. Sowas wusste man bei Ragin nie so genau. Das nächste Mal würde sie sich bei ihr treffen und der junge Duccier freute sich schon darauf, denn seit er in Mogontiacum eingetroffen war, hatte er niemanden gleichaltrigen mehr zum Reden gehabt.

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