Der Geruch von Gerstenbrei kroch die Wände meiner Nase entlang und bis zu meinen Riechzellen und ich schwebte in die Welt der Wachen zurück und weg von den verwirrenden und erschreckenden Fieberträumen. Meine Zunge fühlte sich an als ob ich ein Stück totes Tier in meinem Mund hielt und sie schmeckte nicht weniger faulig und ekelhaft. Jeder Knochen in meinem Körper beschwerte sich über den vergangenen Kampf aber ich lebte noch. Im Tod sollte man keinen Schmerz mehr spüren und ich wurde mit dem Zeichen des Lebens großzügig belohnt. Ein Tuch strich sanft über meine Stirn und tupfte mir den Schweiß weg der sich dort reichlich sammelte und ich öffnete langsam meine Augen. Über mir schwebte ein bekanntes Gesicht, sah besorgt auf mich herunter und betupfte mir vorsichtig die Wangen. Manchmal tat es einfach gut jemanden zu haben der sich dafür interessierte ob man krepierte oder sich am Leben fest hielt und in diesem Fall freute ich mich auch. Ich lächelte matt, blinzelte die schwarzen Punkte vor meinem Gesichtsfeld weg und hob meine Hand um Jesper sanft an der Wange zu berühren. Meine Hand zitterte und fühlte sich schwer wie ein Betonklotz an. »Na mein Süßer!!« Meine Stimme hörte sich ganz gehörig brüchig an und ich erkannte sie selbst kaum wieder. Jesper sah reichlich besorgt aus und irgendwie auch schwermütig was mich schon verwunderte denn er hatte mich schon oft genug verletzt gesehen und ich ihn.
»Hallo du! Dieses Mal hat es ganz schön lange gedauert bis du zu uns zurück gefunden hast!!« Lange? Ich sah mich um und hätte nicht gestaunt wenn ich noch die Rufe der Zuschauer über mir hören würde denn eben hatte ich doch noch mit dem Gladiator gerungen!! Aber ich lag in meiner Zelle in der Gladiatorschule die ich bis letzte Woche noch mit einer anderen geteilt hatte die jedoch ihren Wunden erlegen war. Aber auch so war der Raum reichlich schäbig und winzig und nur mit einem Loch als Fenster ausgestattet. Als ich meine Schulter bewegte spürte ich die Wunde sofort und stöhnte leise, aber immerhin war ich noch am leben. Ich zog Jesper den Lappen weg als er mir wieder die Stirn trocknen wollte. »Wie lange war ich weg?«
»Zwei Tage!!«
Was waren schon zwei Tage mit all den Jahren die ich noch vor mir haben könnte? Aber ich hatte immer noch den Eindruck dass etwas nicht stimmte. »Was ist denn los??«
»Ich wurde verkauft und dein neuer Besitzer will dich auch abholen.«
»Verkauft? An wen?« Ich hatte irgendwie noch gehofft dass wir beide weiter leben konnten wie die letzten drei Jahre aber Fortuna zeigte mir ihre Zunge, denn sie schenkte mir und wollte mir dafür auch nehmen. »Ein Ritter aus Ägypten der sich die letzten Spiele anschaute als ich mit Zurgon gekämpft habe.«
»Ägypten?« Ich hatte inzwischen erfahren wer mein neuer Besitzer war und der würde sich nie nach Ägypten verirren. »Ja!!«
Mann!! Ich hätte nicht geahnt wie sehr mir das nahe ging, denn bisher hatte ich immer so getan als ob es mit Jesper eine flüchtige Affäre wäre. Doch nun krampfte es alles in mir zusammen und ich hatte das Gefühl als ob mein Herz sich zu einem steinharten Klumpen verwandelte in das ein Foltermeister seine Messer stach. Ich schluckte die bittere Galle die mir aufstieg herunter und blinzelte einige Tränen weg. Wäre ja noch schöner dass ich anfing zu flennen und das auch noch wegen eines Manns!! »Wann musst du weg?«
»Heute abend!!« Wir schwiegen beide und brüteten über die Trennung die wohl das ganze Leben sein würde. »Ich werde dich vermissen!!« Ehe Jesper weiter sprechen konnte legte ich ihm meinen Finger auf den Mund. »Tst Süßer!! Mach es nicht schwerer!! Es war doch immer klar dass es eines Tages so kommen wird!!« So ein Mist aber auch!! Ich merkte dass ich doch weit mehr für ihn empfand als ich immer geglaubt hatte und ich wollte es wirklich sagen aber ich konnte es nicht. Ich brachte es nicht über meine Lippen, denn ich war nun mal so nicht gestrickt. Ich streckte die Arme aus damit er zu mir kam und wir uns umschlangen obwohl es meine Schmerzen verschlimmerte und auch trotz seiner Vorsicht. Ich fing erst an lautlos zu weinen als er schon lange fort war und die Nacht sich in meine Zelle verirrt hatte. Die Tränen flossen mir über die Wangen während ich mit dem Rücken auf meinem harten Lager lag und ich starrte zur fleckigen Decke hoch.