"Ganz genau.. und von dir kriege ich ganz bestimmt einen edlen Schmuckstein.. hmm? Wie wäre das zum Einstieg?" neckte sie den jungen Mann. "Wieso guckst du so? Hast du noch nie gemalte Bilder gesehen? Hast du als Kind gar keine Bilder mit Stöcken in die Erde gemalt?" Für sie war es irgendwie selbstverständlich gewesen auf diese Weise zu malen, um ihre Welt bildlich darzustellen. "Nunja, Rodrik.. schlage einfach mal eine Richtung ein, die du nicht kennst und ich sage dir wo du hingehst." schlug sie vor. Schnell linste sie auf seine Füße, ob er inzwischen seine Schuhe an hatte und lächelte verstohlen. "Wenn du Katzen magst.. ich kann dir unsere jüngste Mäusefängerbande vorstellen."
Rundgang durch das Haus
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- Casa
- Lucius Duccius Silvanus
- Geschlossen
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"Schmuckstein? Ja klar..." antwortete Rodrik abwesend, weil er immer noch zwischen Sontjes wahrem Antlitz und der Abbildung hin- und herwanderte. "Bilder in die Erde gemalt? Öhm... Nö?" Na die stellte komische Fragen. Warum sollte er auch Bilder in die Erde malen? Zum vermutlich zwanzigsten Mal an diesem Tage kratzte sich Rodrik am Hinterkopf. Sicher hatte er schon Striche und Wellen oder sonstige Ornamente in den Lehm gezeichnet, unten am Fluss. Aber Bilder von Menschen die mehr als nur "Punkti Punkti Strichi Strichi" waren? Nee. "Nuja... Katzen? Kratzen die? Och... warum nicht? Wo sindse denn?"
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"Nee.. die Kleinen sind noch zu klein, um kratzen zu können. Komm.. wir holen Futter für alle und dann zeige ich dir wo sie wohnen... nämlich im Stall, ich glaube bei den Stuten und ihren Fohlen." Im Stall zeigte sie ihm den Wohnort der Katzenmutter und ihren Wurf. Auf dem Weg zurück ins Haupthaus erwischte ein Regenschauer sie ziemlich heftig. Tropfnass von Kopf bis Fuß lachte sie unter den nassen Haarsträhnen Rodrik an. "Ohjeh.. das war ein ziemlich nasser Ausflug in den Stall. Findest du nicht auch?" Sie verschränkte frierend die Arme vor der Brust und nieste. "Hatschi! Ins Kaminzimmer? Hatschi! Oder jeder auf sein Zimmer? Hatschi! Puh!"
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Katzen, die nicht kratzten, waren ihm viel lieber als Katzen, die kratzten, auch wenn der Wortwitz im letzteren Falle viel prägnanter war als im ersteren. Aber es war ohnehin viel wichtiger, dass die Katzen brav ihre Arbeit taten, nämlich Mäuse fangen. Rodrik stiefelte Sontje also hinterher, was auch schon bemerkenswert war, weil er nämlich keine Stiefel anhatte, und stiefelte also hinter ihr in den Stall her. Rodrik liess sich von Sontje alles erklären, wo das Futter war, wo man das Stroh herholen sollte, welche Stute gerade trächtig war und welche vor kurzem ein Fohlen geworfen hatte, wie die einzelnen Pferde hießen und welche Charaktereigenschaften sie hatten. Natürlich konnte sich Rodrik angesichts der Fülle nur wenig merken, viel zu wenig, aber es war ja auch nicht Sinn der Sache, alles auf einmal im Gedächtnis zu behalten, sondern den jungen Mattiaker vertraut mit dem Haus und daher auch mit dem Stall zu machen. Die jungen Katzen, die noch nicht kratzten, lagen bei der Katzenmutter, die natürlich kratzte, allerdings nicht Rodrik, weil dieser sich nicht zu nahe an die Katze wagte. Er beliess es daher bei einem "Wie niedlich!" und fragte sich, ob Katzenmuttermilch ähnlich schmeckte wie Menschenmuttermilch und dann, wie Menschenmuttermilch eigentlich schmeckte, denn als er im richtigen Alter für Erinnerungen war, war er schon im falschen für eigene Erfahrungen mit Muttermilch. Und umgekehrt. Vielleicht konnte er es nachholen. Allerdings zweifelte er daran. Nach einiger Zeit verliessen sie den Stall... und kamen prompt in einen Wetterguss. Beide fingen schnell zu laufen an, dennoch wurden beide nass bis auf die Haut. Rodrik schüttelte sich, ähnlich wie ein Hund, und strich seine Haare zurück. "Ohja. Sehr nass!" bekräftigte Rodrik. "Wir sollten uns warme Kleidung anziehen und uns am Feuer trocknen." Warme Kleidung? So ein Blödsinn! "Ehm, ich meine, wir sollten uns trockene Kleidung anziehen und uns am Feuer wärmen. So habe ich das gemeint." berichtigte sich Rodrik sogleich. Und wurde im nächsten Moment von Sontjes Niesen erschreckt. "Nanu? Erkältet?"
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"Na.. ich hoffe doch sehr, dass ich mich wegen so einem läppischen Regenguss erst recht nicht erkälte. Ich habe keine Lust auf krankwerden und sein..." murmelte sie die Augen zur Eingangshalledecke verdrehend und lachte über Rodriks lustigen Satz. "Warme Kleidung anziehen? Des wäre zu schön wenn es sowas gäbe! Hatschi puh!" kicherte sie feixend den jungen Mann und stob vor seiner (möglichen) Rache für die Neckerei eilig davon laufend zum Kaminzimmer davon. Sie nahm sich eine Decke von den vielen Sesseln und kauerte sich bald seitlich am Feuer nieder. Die nassen Kleider konnte sie immer noch auswechseln .. ihr war schlichtweg nicht danach sich umzuziehen zu müssen. Rodrick.. nun sei doch nicht gleich beleidigt..." rief sie demjenigen entgegen.
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Rodrik blickte Sontje verdutzt hinterher. Sie war ein richtiger Wirbelwind, genauso schnell und genauso schwer zu bändigen. Besonders letztere Eigenschaft schienen alle duccischen Frauen an sich zu haben. Obwohl er eigentlich ausser Sontje nur Eila kannte, neben den Bediensteten natürlich, die ja nicht verwandt waren mit ihnen. Soweit er wusste. Aber was wusste er schon. Und wieder stiefelte er hinter Sontje her, was noch immer bemerkenswert war, weil er noch immer keine Stiefel anhatte. Mehr noch, er hatte sogar seine nassen und jetzt schmutzigen Schuhe ausgezogen, sonst hätte Sveija ihn sicher geschimpft. Also tappte er barfuß im Haus, bis er im Kaminzimmer angekommen war. Im Gegensatz zu Sontje hatte er jedoch keine Lust, die nassen Kleider anzubehalten, also zog er seine Tunika aus. "Wieso beleidigt?" Etwas unschlüssig stand er im Raum herum. Etwas suchend. "Wo soll ich das da jetzt hinmachen?" Fragend deutete er auf seine Tunika.
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"Ehm... ich dachte, du bist über meinen neckerei verärgert. Häng die nassen Kleider über einen Stuhl und schieb den Stuhl nah ans Feuer ran, aber nicht zu nahe.." schlug Sontje vor und musterte unauffällig Rodriks Oberkörper. Najo... recht ansehnlich. Sie kuschelte sich noch tiefer in die Decke hinein und starrte ins Kaminfeuer.
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"Welche Neckerei?" fragte Rodrik, als er seine Tunika wie befohlen über einen Stuhl hängte und sich zum Kamin setzte. Er rubbelte seine noch immer etwas feuchten Unterarme und blickte zu Sontje. Von irgendwo zog er sich eine Decke hervor und lullte sich darin ein.
Rodrik hatte an diesem Tag einen Gutteil der Casa kennen gelernt. Nicht alles, aber er hatte ohnehin sehr viel Zeit, um alles zu erkunden. Die Casa und die Stadt hier.
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