Es war endlich soweit. Paulina und Vespa hatten alles gepackt und vorbereitet und sich auf den Weg zum Landgut der Germanicer gemacht, um ein erholsames Wochenende unter Freundinnen zu verbringen. Die kleine Sabina hatten sie in Rom bei ihrem Vater und der für sie zuständigen Sklavin in guten Händen gelassen. In den nächsten Tagen würden sie sich so richtig erholen.
Und warum damit warten, bis man das Landgut erreicht hatte? Ein kleines Picknick auf halber Strecke war eine fabelhafte Idee gewesen und wurde prompt umgesetzt.
Paulina saß in Vespas Gesellschaft auf einer Decke, mitten auf einer Weide, die am Straßenrand lag. Die ein oder andere Köstlichkeit war aufgetischt und Paulina hielt bereits einen Becher verdünnten Weins in der Hand.
"Ist das herrlich!", war zunächst mal das einzige, was sie sagte.
Auf dem Weg zum Landgut oder Picknick unter Freundinnen...
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Da konnte sie ihrer Freundin nur zustimmen. Es war wirklich herrlich. Vespa hatte die Tage genutzt um sich ausreichend auf diese kleine Reise vorzubereiten. Vermutlich hatte sie bis heute Morgen ihre Sklavin in den Wahnsinn getrieben, aber sie wollte, dass der Haushalt reibungslos läuft und es nur wenig auffällt, dass sie nicht da ist. Es musste alles durchgesprochen werden und sie gab erst Ruhe, wenn sie der festen Überzeugung war, dass der angesprochene Sklave alles auswendig wusste. Einzig ihre Leibsklavin blieb davon verschont. Diese durfte Vespa und Paulina auf ihrer Reise begleiten. Ob es eine Freude war, blieb abzuwarten. Die beiden Frauen konnten alberner sein als Mädchen, wenn sie es wollten.
Mit ausreichendem aber nicht übermäßig vielem Gepäck waren sie am Morgen zur Stadtgrenze gebracht worden. Natürlich in Sänften und von Trägern geschleppten Gepäckstücken. An der Grenze waren sie auf einen Wagen umgestiegen und mit diesem bis zum Mittag gefahren um nun eine Kleinigkeit zu essen.
Der Platz war ideal. Gut gewählt und geschützt und man konnte dennoch den Sonnenstrahlen fröhnen, welche nun wieder intensiver zu scheinen begannen.
"Ein wirklich zauberhafter Ort, bestens geeignet für einige kleine Leckereien auf der Reise. Darauf möchte ich mit dir trinken. Auf unser Frauenwochenende. Möge es uns lang in Erinnerung bleiben als ein ganz Besonderes."
Sie lächelte ihre Freundin an, hob den mit Wein und Wasser gefüllten Becher und wartete darauf anzustoßen und daran anschließend endlich ihre trockene Kehle zu befeuchten.
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Calvina stand unauffällig aber aufmerksam zwischen dem Wagen und den beiden Herrinnen, die auf einer Decke saßen und die wärmenden Strahlen der zu dieser Jahreszeit noch recht tief stehenden Sonne genossen.
Die letzten Tage waren im Haus recht aufregend gewesen. Ihre Herrin schien auf das äußerste besorgt zu sein, dass in ihrer Abwesenheit der Haushalt völlig zusammenbrechen würde und so hatte sie der gesamten Sklavenschar immer und immer wieder aufs genauste eingebleut, was jeder einzelne zu tun hatte. Diese Penetranz war soweit gegangen, dass Calvina sich zu fragen begann, wie der Haushalt die vergangenen Jahre nur ohne die Führung ihrer Herrin bestehen konnte. Sie selbst war von dieser Sorge zwar nur indirekt betroffen, hatte aber dennoch alle Hände voll zu tun gehabt, die Reise vorzubereiten und hatte die Koffer bestimmt vier- oder fünfmal neu gepackt, da ihrer Herrin immer genau dann einfiel, dass etwas wichtiges noch unbedingt mitgenommen werden müßte und etwas anderes dafür zu Hause bleiben könnte, als fertig gepackt hatte.
Doch schließlich war der Tag der Abreise bekommen und als die Reise losging und sie außer neben der Sänfte herzulaufen nichts weiteres zu tun hatte, stieg auch die Aufregung in der jungen Sklavin. Sie war kein Kind der Stadt und so freute sie sich, dass es aufs Land ging, wo alles nicht ganz so groß und erdrückend war wie in Rom. Am Stadtrand ging die Reise dann in einem Wagen weiter. Die ersten Vorboten des Frühlings begannen damit die kalte Luft des Winters zu verdrängen und die Reise ging zügig voran. Gegen Mittag hielten sie schließlich an, da die Damen eine Stärkung im Freien zu sich nehmen wollten.
Gemeinsam mit der Sklavin der Freundin ihrer Herrin hatte Calvina eine Decke ausgebreitet und einige der vorbereiteten Köstlichkeiten gereicht, sowie verdünnten Wein ausgeschenkt. Und so genossen die beiden Damen nun den Tag, während Calvina sie aufmerksam beobachtete. Die beiden schienen sich sichtlich wohl zu fühlen und zu amüsieren, was ein sanftes Lächeln auf Calvinas Gesicht zauberte, war es doch ihr vielleicht höchstes Streben, ihre Herrin glücklich zu machen.
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Paulina lächelte ebenso zufrieden zurück und hob ihren Becher, der nur Augenblicke später den ihrer Freundin traf. "Auf ein wundervolles Wochenende!" erwiderte sie dann deren Trinkspruch.
Sie setzte den Becher an und trank. Das Gefühl, wie der Wein den Staub der Straße aus ihrer Kehle spülte war herrlich. Neugierig begutachtete sie noch einmal, was die Küchensklaven so alles an leckeren Dingen eingepackt hatte. Unter all den Sachen erblickte sie auch lukanische Würste und Brote mit Käse. Sie stellte den Weinbecher ab, nahm eine Wurst in die Linke und ein Käsebrot in die Rechte. "Ich liebe diese Würste und irgendwie glaube ich, wird sich das wohl nie ändern." Es war eine von Paulinas Lieblingsspeisen schon seit Kindheitstagen und das obwohl sie noch so einfach war.
Genüßlich kaute sie an der Wurst rum, bis sie das erste Stück runtergeschluckt hatte. "Es ist unglaublich welchen Hunger eine nur halbtätige Reise schon bei mir verursacht." meinte sie dann lachend und bis als nächstes in das Käsebrot. -
Gespielt entrüstet blickte Vespa drein als Paulina so zu schlug. Das kannte sie ja gar nicht so. Natürlich wusste sie um die Vorliebe für diese Würste, aber in dieser Menge. Sie bekam ein wenig Angst. Vespa selbst hielt sich am Brot mit Käse, Oliven und einigem Obst, das sie mitgebracht hatten.
"Unglaublich in der Tat. Du brütest aber nicht etwas anderes aus, oder? Es ist wirklich nur die Reise?"
Solch Hungerattacken kannte sie eher zu anderen Gelegenheiten. Aber es roch schon wirklich sehr gut was sie alles für diese kleine Pause zur Verfügung hatten. Vespa nahm noch einen Schluck von ihrem verdünnten Wein.
"Aber du musst dich keines Falls zurückhalten. Meine Leibsklavin Calvina kann uns gern noch die Speisen bringen, die ich mitgenommen habe. In der Umgebung des Landgutes werden wir sicher noch etwas Nachschub besorgen können. Also nochmal...du brütest nichts neues aus, oder? Ich meine ja...solch Essattacken waren doch sonst nicht normal bei dir oder hat sich das vielleicht inzwischen geändert?"
Vespa machte sich eben ihre Gedanken. Wer tat dies nicht wenn einem etwas eigenartiges an seinen Freunden auffiel.
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Paulina biss gerade erneut in eines der Würstchen, als Vespas Kommentar ihr einen Moment lang den Atem verschlug. Ihre Gedanken überschlugen sich und irritiert rechnete sie den Zeitpunkt ihrer letzten Blutung zurück . Das konnte doch nicht wahr sein... Wie konnte sie so etwas übersehen haben.
Überrascht weiteten sich ihre Augen und sie vermochte zunächst garnichts zu sagen. Vespa hatte Recht. Ihr letzte Blutung lag bereits zwei Monate zurück... In dem ganzen Trubel der letzten Zeit hatte sie das garnicht bemerkt.
"Ich...ich...bei den Göttern, Vespa! Ich bin schwanger!!" Sie schlug sich sich eine Hand vor den Mund. Sie erwartete tatsächlich wieder ein Kind.
"Das kann doch nicht wahr sein...ich habe es nicht einmal mitbekommen." Strahlend beugte sie sich nach vorn und umarmte ihre Freundin. Welch ein Glück... Iuno schien sie wahrlich gesegnet zu haben. Sie und Sedulus würden erneut ein Kind kriegen. Zumindest glaubte Paulina das, da sie noch nicht wusste, was ihr Schicksal für sie bereit hielt. -
In späteren Zeiten würde man diese Szene sicher in stark verlangsamten bewegten Bildern darstellen um die Bedeutung dieses Momentes hervozuheben und deutlich dazustellen.
Vespa kam es wirklich so vor als würde die Zeit für einen Augenblick stillstehen oder nur ganz langsam an ihr vorüberziehen. Es war für einen Atemzug alles surreal. Das Nachdenken sah man Pauina sehr deutlich an. Man konnte förmlich sehen wie die einzelnen Wortfetzen und Gedanken wie Körner aus dem Getreidesack zwischen die Mahlsteine des Gehirns gerieten und letztendlich in einem Ganzen oder um bei diesem Beispiel zu bleiben als Mehl aus eben jenen in einen neuen Sack kamen. Das Gesicht ihres Gegenübers veränderte sich von dem nachdenklichen Ausdruck zu einem überraschten und dann einem Glücklichen. Aus dem Wortschwall, der so gänzlich unvorbereitet Vespas Ohren erreichte, hörte sie erst einmal nur die wichtigen Worte bis der Rest auch in ihren Gedanken ankam. Es war mehr oder minder ein unbedachter Gedankengang gewesen, der solch eine Wirkung nicht wirklich beabsichtigte. Das sie Recht mit ihren Vermutungen haben könnte, darauf wäre sie im Leben nie gekommen. Natürlich freute sich Vespa für Paulina und das Glück ihrer Freundin spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder. Kräftig umarmte sie diese als Paulina ihr um den Hals fiel."Das freut mich sehr für dich. Sedulus wird dieses Glück ganz sicher mit dir teilen. Dann bekommt deine Tochter dieses Mal sicher einen Bruder und ihr einen Stammhalter."
Darauf musste erste inmal angestoßen werden und das tat sie auch. Mit dem erhobenen Becher prostete sie Paulina zu und lehrte ihn ihr zu Ehren.
"Was für eine schöne Nachricht. Da kann diesen gemeinsamen Tagen ja wirklich nichts mehr entgegenstehen. Aber, dass du es nicht mitbekommen hast. Das ist wirklich die größte Überraschung. ich habe gehört, dass manche Frauen so etwas fast sofort merken können. Dieses Glück scheint dir aber nicht bescheiden zu sein,"
meinte sie nun neckend und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
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Paulina und Vespa saßen so noch eine Weile auf der Wiese, von dem frohen Ereignis und der plötzlichen Erkenntnis überrascht. Paulina selbst konnte ihr Glück kaum fassen, prostete Vespa zurück und konnte ein Grinsen für eine ganze Weile nicht mehr unterdrücken. Sie aßen noch etwas und sprachen darüber, wie sehr Sedulus sich wohl freuen würde, und dass sie hofften, dass ihm nun endlich ein Sohn geschenkt werden würde.
Es waren Momente der Freude und des Glücks und es war schön, dass die beiden alten Freundinnen diesen Moment teilen konnten. Und es war der perfekte Start in dieses herrliche Wochenende.
Nach einiger Zeit jedoch mussten sie diesen gemütlichen Platz wieder verlassen, packten ein und machten sich wieder auf den Weg zum Wagen. Es lag noch ein wenig Strecke vor ihnen, bis sie das Landgut erreichen würden. Und während der Fahrt konnten sie immerhin schon mal über evlt. Namen für den Sproß spekulieren...
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