Casa Prudentia Alexandrina

  • Es war nicht schwierig gewesen das Haus zu finden, in dem der einzige Prudentier der Stadt seine Zelte aufgeschlagen hatte und so stand Alexandros schon recht bald nach seinem Aufbruch aus dem Gasthaus, vor der Insula. Er schaute sich das Haus an und befand es als recht durchschnittlich und sicherlich recht angenehm um darin zu wohnen, denn immerhin war es nicht eine jener monströsen Feuerfallen, wie es sie in Rom noch immer zuhauf gab.
    Da er eine Aufgabe zu erfüllen hatte, hielt er sich dann jedoch nicht länger damit auf das Haus architektonisch zu bewerten, sondern ging daran den Eingang des Hauses und dann auch jenen der Wohnung des Prudentiers zu finden.
    An eben jener Tür angekommen klopfte er an. Er war gespannt, was ihn erwarten würde, denn er hatte Scipio nicht mehr gesehen, seit jener das letzte Mal in Rom war um sich Geld von Balbus zu leihen.

  • Scipio war gerade erst von der Arbeit gekommen und sah ziemlich fertig aus. Die letzten Tage und MOnate waren nicht spurlos an ihm vorbeigezogen. Er war gerade dabei gewesen ins Bad zu steigen als er verlangt wurde. Er zog sich wieder an und schlurfte missmutig zur Porta. Dort angekommen öffnete er diese und fragte etwas grob:


    "Ja, was gibt es."

  • Scheinbar hatte Alexandros sich doch stärker verändert, als er selbst bemerkt hatte. Flüchtig schaute er an sich runter, konnte jedoch, ausser des fehlenden Sklavenarmbandes, nichts feststellen, dass ihn irgendwie anders aussehen liess, als früher. Doch vermutlich lag es einfach daran, dass der junge Scipio sich früher immer primär für sich selbst interessierte und so seine Umgebung nur beschränkt wahrnahm.
    Doch Alexandros liess sich nichts anmerken und liess sich auch von dem groben Tonfall nicht aus der Ruhe bringen, sondern antwortete ganz ruhig und sachlich.
    Salve Scipio, es ist mir eine Freude dich wiederzusehen. Balbus schickt mich.

  • Erst beim zweiten Hinsehen erkannte Scipio den Mann vor ihm. Etwas, aber nur etwas freundlicher antwortete er:


    "Ah, Alexandros. Entschulige, ich habe dich nicht sofort erkannt, ich war gerade dabei ins Bad zu steigen. Ich bin gerade eben erst von der Arbeit gekommen. Aber bitte folge mir ins Atrium, dort lässt es sich leichter reden als hier zwischen der Porta."


    sagte und marschierte schon los. Nebenher fragte er:


    "Dich schickt also Balbus, was hat er denn auf dem Herzen?"

  • Alexandros tat Scipios Entschuldigung mit einem kleinen Wink ab, er war lange genug Sklave gewesen um solche Dinge nicht an sich heranzulassen. Auf die Einladung ins Innere des Domizils zu gehen, nickte der Grieche und folgte dem Prudentier dann, wobei er sich dezent ein Wenig umsah.


    Er schickt mich, um dir zu gratulieren und dir seine Glückwünsche zu überbringen. antwortete Alexandros, auf die Frage, während er gemäßigten Schrittes marschierte und fügte dann noch hinzu: Ausserdem macht er sich Sorgen um dich.
    Worum genau diese Sorgen kreisten, erwähnte er erstmal nicht, das war schliesslich nichts, was man auf einem Marsch besprechen sollte, sondern lieber an einem angenehmen Örtchen.

  • Bei den Worten das Balbus sich Sorgen um ihn machte legte Scipio die Stirn in Runzeln. Bevor er aber weiter darauf einging bot er Alexandros einen Platz an und deutete auf das frische Obst und den Falernerwein aus seinen eigenen Bestaenden welches auf einer Marmorplatte stand.



    "Bitte bediene dich"


    forderte er ihn auf und fragte erst dann:



    "Wieso macht sich Balbus denn Sorgen um mich?"


    Das ganze kam Scipio seltsam vor

  • Alexandros nahm dankend Platz und betrachtete die dargebotenen Früchte und den Falerner. Er hatte eigentlich nicht das Bedürfnis etwas zu sich zu nehmen, denn dies hatte er bereits im Gasthaus getan, aber dennoch wirkte sein Blick interessiert.


    Man hört in Rom so einiges über die Vorgänge hier in Alexandria. sagte der Grieche, seinen Blick noch immer auf das Obst gerichtet.
    Dein Name fiel offenbar in negativem Zusammenhang im Bericht des Gesandten der Kanzlei. Balbus hat mir da nichts genaueres gesagt, aber du kennst ihn, wenn er sich Sorgen macht, kann es keine Kleinigkeit sein.
    Er griff nach einer Frucht, die ihm offenbar besonders in Auge gefallen war und blickte dann den Prudentier an.
    Ausserdem liegt ihm deine Patronatswahl etwas schwer im Magen. Er sieht es mit großem Missfallen, dass du dich an einen Mann gebunden hast, der, den aktuellen Gerüchten Roms zu Folge, das Potential hat Aegyptus als Provinz zu verlieren.
    Es war eine sehr schwarze Sicht der Dinge, aber es war die Sicht der Dinge, die Balbus ihm vermittelt hatte. Abwartend blickte er nun sein Gegenüber an und liess die Frucht in seinem Mund verschwinden.

  • Scipio runzelte die Stirn:


    "In einem negativen Zusammenhang? Und was soll das bedeuten."


    Dieser Pompeier hatte schneid, das musste man ihm lassen.


    "Rom sollte nicht all zu viel auf diese Berichte geben. Ein Mann wie dieser Imperiosus mag zwar als Gesandter gekommen sein, aber er hat keine Ahnung wie das alltägliche Leben hier abläuft. Es ist hier nunmal ein ständiges hin und her zwischen der römischen und er einheimischen Administration, das lässt sich nunmal nicht vermeiden."


    Scipio machte eine kurze Pause und schob sicheine Olive in den Mund welche er dann genüsslich zerbiss, dann sprach er weiter:


    "Und was meinen Patron anbelangt, so kann Balbus unbesorgt sein. Cyprianus ist ein treuer Diener Roms, der im besten Wissen und Gewissen handelt. Er hat sich bisher an sein Wort gehalten, ich bin Eques und Iuridiculus geworden und ich glaube kaum das er diese Provinz verlieren wird wie du so schön angedeutet hast. Du wirst sehen, lass drei vier Monate vergehen und niemand spricht mehr von diesen unsäglichen Vorgängen."

  • Nicht jeder in Rom gibt viel auf diese Berichte, aber ich kann dir versichern, Balbus tut es, denn wie du dir vermutlich vorstellen kannst, hat er mehr als nur diese Berichte auf die er sich stützen kann. sagte Alexandros, nachdem er der Frucht in seinem Mund den Weg in seinen Magen gezeigt hatte.
    Aber ich bin nur der Bote und teile dir mit, was Balbus mir gesagt hat. Ich werde mir nicht anmaßen irgendetwas davon zu bewerten oder zu beurteilen, denn was Römer tun, sollten meiner Meinung nach auch Römer klären. das war eine Haltung, mit der der Grieche schon immer gut gefahren war. Natürlich teilte er Balbus seine Meinung mit, wenn dieser ihn danach fragte, dass hatte er schliesslich auch schon bei Commodus getan.
    Als Scipio dann auch auf seinen Patron einging, blickte Alexandros etwas verwirrt.
    Du bist bereits Iuridiculus? fragte er leicht ungläubig. Verzeih meine Neugierde, aber seit wann? Als ich Rom verlassen hatte, war noch nichts entsprechendes veranlasst worden und so weit ich weiss, wird ein Iuridiculus doch ausschliesslich durch den Kaiser ernannt, oder? Er wusste genau, dass es so war, schliesslich hatte er lange genug einem Senator und einem soldatischen Beamten gedient, die beide auch als Advocati tätig waren.

  • Scipio schaute seinen Gegenüber kurz an und überlegte kurz. Dann antwortete er.


    "Seit wann? Warte kurz, ich lasse dich die Ernennungsurkunde sehen."


    Scipio erhob sich und und marschierte zu seinem Officium. Dort kramte er die Ernennungsurkunde hervor und ging zurück ins Atrium. Zu seinem Bekannten meinte er:


    "Hier, das ist die Ernennungsurkunde."


    IN NOMINE IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
    ET REGIS AEGYPTI
    ET DOMINUS ORBIS TERRARUM


    ERNENNE ICH
    TIBERIUS PRUDENTIUS SCIPIO


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XIII KAL FEB DCCCLX A.U.C.
    (20.1.2010/107 n.Chr.)
    .


    ZUM
    IURIDICULUS - ALEXANDRIA ET AEGYPTUS


    Appius Terentius Cyprianus


    Bezüglich der Informationsquellen seines Verwandten meinte Scipio leicht süffisant:


    "Natürlich kann ich mir vorstellen welche Quellen Balbus noch so alles hat. Wieviele Praetorianer laufen denn Momentan hier durch die Stadt?"


    Die Praetorianer hatten sie also gesondert im Auge, das bedeutete nichts gutes.

  • Alexandros schaute sich die Ernennungsurkunde neugierig und aufmerksam an und nickte leicht. "Dann meinen Glückwunsch, Iuridiculus. Ich wollte dir nicht zu nahe treten, nur hatte ich bei meiner Abreise aus Rom noch nichts davon gehört."
    Er zweifelte zwar an der Rechtmäßigkeit der Ernennung, denn auch wenn ein Statthalter in seiner Provinz den Kaiser vertrat, so war es dennoch äusserst unüblich, dass ein solch wichtiges Amt nicht in Rom vergeben wurde. Aber das war nicht sein Wein. Er würde es Balbus mitteilen und der konnte sich um alles weitere sorgen.


    Auf die Frage, wieviele Praetorianer sich in Alexandria befanden, zuckte er leicht mit den Schultern, denn er wusste es tatsächlich nicht genau. Er wusste nur von jenen, mit denen er gekommen war und von denen durfte er nicht offen sprechen. "Ich weiss es nicht. Da ich kein Praetorianer bin, bin ich nicht in ihre Geheimnisse eingeweiht. Alles was ich weiss ist, dass sie überall sind. Und das weiss jeder im Imperium, denn jeder weiss, dass man den Augen und Ohren der Praetorianer nicht entgehen kann."

  • "Ja, das weiss ich. Und vor allem wenn irgendwo was los ist sind die Praetorianer normalerweiße nicht weit."


    lachte Scipio und schnippte dann eine Traube in die Luft um sie anschließend mit dem Mund aufzufangen. Genüsslich zerbiss er die Frucht und ließ den Fruchtsaft in alle Mundwinkel fließen. Dann sprach er weiter:


    "'Aber sag, was hälst du von Aegypten?"

  • Alexandros lächelte etwas und trank einen Schluck.


    "Ich bin erst seit gestern hier und habe bisher nicht sonderlich viel gesehen. Nur den Hafen und das Viertel hier in den du lebst. Und viel mehr werde ich auch nicht sehen, denn ich werde schon in ein paar Tagen wieder aufbrechen." sagte er. "Aber was ich gesehen habe gefällt mir nur bedingt. Um ehrlich zu sein ist es mir hier viel zu warm und Alexandria ist mir zu sehr durchgeplant. Ich bevorzuge das planlose Chaos Roms."

  • Scipio lachte kurz auf und trank ebenfalls einen Schluck:


    "Ja, du hast recht. Hier ist es warm, doch die momentanen Temperaturen sind nichts im Gegensatz zu dem was hier im Sommer herrscht. Doch daran kann man sich gewöhnen. Und so durchgeplant wie du glaubst ist diese Stadt bei weitem nicht. Wenn du erstmal eine Weile hier bist, dann wird dir klar das hier weniger Ordnung herrscht als in Rom. Mich wundert es ohnehin wie dieses Volk hier so lange blühen und gedeihen konnte ohne die führende Hand von uns Römern."


    Scipio war als er hier angekommen ist nicht voreingenommen, doch mittlerweile vertrat auch er ganz eindeutig die Einstellung der "Führung durch harte Hand" welche auch sein Patron vertrat.


    "Aber sag, was wirstg du noch machen bis du wieder abreist?"

  • Nun, was auch immer du von meinem Volk halten magst, es ändert nichts daran, dass Alexandria im Gegensatz zu Rom eine geplante Stadt ist und daher schon, architektonisch, einer ziemlich strikten Ordnung unterliegt. antwortete Alexandros. Das Scipio selbst ebenfalls griechische Wurzeln hatte, erwähnte er nun nicht, denn er hatte das Gefühl, dass dieser dies leugnen würde.


    Ich werde nicht allzuviel machen. Balbus wollte einige Anschriften aus der Bibliothek des Museions haben und ich werde mit einigen langjährigen Geschäftspartnern neue Verträge aushandeln müssen. sagte er. Und dann werde ich Balbus' Schiff packen und nach Italia zurückkehren.

  • Scipio schwankte. Er stand zum ersten mal seit knappe fünf Monaten wieder auf seinen eigenen Beinen. Die Krankheit hatte ihn voll erwischt von der ihm kein Arzt sagen konnte was es denn gewesen war. Er lag mit hohem Fieber im Bett, konnte kaum essen und trinken. Selbst des Sprechens war er nicht fähig gewesen. Es war kurzum die Hölle gewesen.


    Jetzt nach diesen Strapazen schwankte Scipio von seinem Cubiculum heraus und ging auf den langen Gang. Er musste sich an der Wand abstützen um nicht umzufallen, doch er konnte gehen. Freude kam in ihm auf und er genoss jeden Schritt den er zwar noch nicht schmerzfrei, aber immerhin selbstständig gehen konnte. Langsam ging er auf die Culina zu, denn ihn trieb etwas was er schon lange nicht mehr verspürt hatte: Hunger!

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