literatio- Weihung des Bauplatzes

  • Wenn der Onkel die Lage richtig beurteilen würde, käme jetzt die Frage auf, warum der Octavier eigentlich seinen Neffen geladen hatte? :P Aber Avarus hielt sich zurück. Erstens wollte er vor den anwesenden Leuten und während der Zeremonie keinen Familienstreit vom Zaun brechen und zum Anderen fand er es gut, wenn Sedulus sich schonmal daran gewöhnte öffentlich aufzutreten. Irgendwann sollte jener nämlich, ging es nach den Gedanken des Verwandten Germanicus Avarus, im Cursus Honorum weiterkommen.


    "Als Architekt des Tempelneubaues bin ich genauso richtig hier, wie der Schirmherr, der Bauherr und Du."


    Naja und die anderen tausend namenlosen Gäste, die vornehmlich der Neugierde wegen gekommen waren und so das Ereignis zu eben sowas machten. Wie sähe es denn aus vier Bürger und ein Augur auf einem Lehmfeld. Grauenhaft und trist.

  • Man wartete. Als eine gewisse Zeit vergangen war, kam wie verabredet einer der öffentlich bezahlten Ministri und flüsterte Orest etwas ins Ohr und deutete auf den Bereich des Himmels der günstigen Zeichen vorbehalten war. Orestes nahm den lituus und zeigte fragend in diesen Bereich. Der Junge nickte und trat ab. Orestes hingegen trat vor und rief aus: "Freue Dich, Ostia. Die Götter sind Dir gnädig. Befreit ist dieser Platz von allen Ansprüchen. Die liberatio ist geglückt."


    Dann ging er gemessenen Schrittes zum Duumvir und sagte: "Nun ist es an Dir dieses templum dem Gott zu übergeben und es somit aus dem profanen in den sakralen Rechtsbereich zu überschreiben. Vollziehe also die dedicatio."

  • Nun ja. Sedulus war ja eigentlich nur der Mittler zwischen dem Octavier und seinem Onkel so wie dem PU gewesen. Er war zwar auch noch mit zum Auguren gegangen aber das hatte dann der Octavier alleine hinbekommen. ;)
    Also gut, er hatte auch seinen Anteil dazu beigetragen um hier sein zu dürfen. 8)


    Sicher!


    Gab Sedulus zu es hatte ja auch nur ein Scherz sein sollen doch seinem Onkel schien es wohl nicht nach scherzen zu mute zu sein, auch recht.

  • Sehr schön, die Anspannung fiel dem Senator sichtlich von den Schultern ab. Der Duumvir konnte also mit seiner 'Runde' beginnen und die klappernden Senatoren würden schon bald einen gewärmten Honigwein bekommen - hoffentlich. Dieser kühle Seewind war ein Grund dafür, das es Avarus nie so recht an die Küste trieb. Da sollten die reichen patriarischen Säcke in Baiae mal unter sich bleiben. :D

  • Als wohl irgendwo im Himmel ein göttliches Zeichen aufgetaucht war, schritt also der Augur zu Macer und bat ihn, die consecratio durchzuführen. Lange hatte er diese Rede geübt und jetzt war der Augenblick da. Er trat vor das Publikum und räusperte sich kurz.


    Im Namen meines Amtes und im Namen der Stadt Ostia möchte ich jetzt dir, Merkur, Gott der Händler diesen Tempelplatz schenken. Mit diesen Worten übergebe ich den Bauplatz an das göttliche Reich und lasse es zu einem sacrum werden!!


    Als er fertig war, machte er kurz die Augen zu und atmete tief durch. Geschafft! Jetzt müsste wieder der Augur an der Reihe sein, soweit er sich an die Reihenfolge erinnern konnte...

  • Sedi sah der Weihe mit ausdrucksloser Miene zu und wandte sich flüsternd an seinen Onkel.

    Hmm meist du die lassen auch noch einen Haruspices seine Eingeweideschau machen wie denn der Bau des Tempels verlaufen wird?


    Der junge Germanicer hoffte es mal nicht... 8)

  • Ja diese Art der Bauplatzweihung hatte etwas. Sie erinnerte Avarus an sehr frühe Reisen ins ferne Germanien. Dort tanzte man auch um eine Lichtung und beschwor die Götter ganz ähnlich. So fremd waren sich Rom und Barbaria garnicht. Mal abgesehen davon, das es drüben jenseits des Rhenus keine Hypokaustenheizung gab und auch sonst so einiges im dörflichen Ambiente nachzuholen war.


    Als ihn Sedi anflüsterte, spach auch er leise zurück. Immerhin wollte er keinen stören:


    "Sicherlich nicht, Sedulus. Sie haben hier keinen Tisch, wo sie das Tier fachmännisch aufschneiden können, das Blut in die Gefäße laufen kann und letztlich die Gebeine rein vor dem Sand der Erde bleiben. Wir werden sicherlich gleich die Verkündung hören."


    Beruhigte der Onkel den Neffen. ;)

  • Wer weiß, wer weiß. Die Leute hier packen dir einen Tisch auch sonst wo hin wenn es sein muß.


    Gab Sedulus zurück. Und er wußte von was er sprach. Er mußte nur an seine Dienstzeit hier in Ostia zurück denken. Es gab ja genug Leute hier die einen Klapptisch irgendwo stehen haben könnten und ein Vieh auch, es mußte ja nicht so groß sein. Dabei sah Sedi in die Menge der Schaulustigen. Aber womöglich hatte sein Onkel ja sogar recht. Also warteten sie mal ab.

  • "Du bist doch hier nicht beim Metzger, Sedulus. So ein Vieh kann man doch nicht auf einem X-beliebigen Tisch ausweiden."


    Avarus schüttelte dabei leicht grinsend den Kopf. So eine Tempelweihung war nun wirklich eher einem Staatsakt gleich, denn einer Anrufung im kleinen Familienkreis. Doch er wurde auch langsam unruhig. Es lag am Wetter. Ohne Frage bei diesen Temperaturen und den ewig durchziehenden Wolken hoffte jede Seele auf einen baldigen Umschwung zur Besserung.

  • Der im Vergleich zu Orest nochmal jüngere Octavier hatte seinen Satz gut gesagt, so dass nun die effatio folgen konnte. Man nahm also die Baupläne und ging an den Grundmauern entlang, dann auch die Cella. Man umschrieb mit Worten und Gehwegen die künftige Aedes des Tempels, damit der Gott wisse, wo Opfer entgegennehmen sollte. Auch der Altar - draußen vor der Aedes wurde so bezeichnet, dann ging es wieder in die zu bauende Aedes hinein und zuletzt stellte sich Orestes und mit ihm der Octavier an die Stelle, an welcher der Gott seine Statue haben sollte. "O großer Merkur, hier wird dein Abbild seinen Ruhort finden, hier werden Dir die unblutigen Opfer dargebracht - schaue gnädig auf dieses Vorhaben."


    Nach diesem letzten Satz der Effatio, die fast eine halbe Stunde gedauert haben mag, erhob Orest wieder den Stab teilte den Himmel in vier Bereiche und rief aus: "O Merkur, die Geister sind vertrieben, das Land Dir geschenkt, die Baupläne Dir verkündet. Das Volk von Ostia fragt Dich nun, ob Du etwas dagegen hast, dass dieser Tempel hier erbauet werde."


    Das wichtige war die negative Formulierung dieser Frage, so mussten sie nicht auf ein Zeichen, sondern nur auf das Ausbleiben eines Zeichens warten, wenn aber doch eines käme, müsste es dann allerdings sehr deutlich positiv sein.

  • Nun war also die effatio an der Reihe. Zum Glück das letzte Glied bei einer Weihung. Macer lief schön brav dem Augur hinterher, bis dieser ale Mauern abgelaufen war, danach stellte er sich neben ihn.


    Die Leute waren vermutlich froh, dass es endlich zu Ende war, man musste nur noch kurz auf KEIN Zeichen warten....

  • Man sollte ihm nicht nachsagen, er würde solche Rituale zu schnell durchführen. Von daher wartete Orestes eine angemessene Zeit bis er die Arme erhob und laut sprach: "So ist es denn vollbracht. Alle heiligen Riten sind ordnungsgemäß und nach dem Willen der Götter durchgeführt worden. Der Bau des Tempels kann und muss nun beginnen."


    Dann senkte er die Arme und gab dem Octavier ein Zeichen, dass er nun dran wäre, einen symbolischen Baubeginn zu tätigen, bevor sich das Fest auf dem Bauplatz entfalten könnte.

  • Endlich war es soweit. Der Akt war vollzogen, der Bau konnte beginnen. Zunächst ging er zum Augur


    Ich danke dir und den Göttern für diese Weihung.


    Dann schritt er vor das Publikum, um eine abschließende kurze Rede zu halten.


    So habt ihr nun gehört, die Weihung ist vollbracht, die Göttern sind auf unserer Seite...Schon bald wird hier ein prächtiger Tempel für Merkur stehen. Lasst uns das Fest beginnnen.


    Mit diesen Worten prach das Volk in Jubel aus und Essen und Wein wurde herbeigetragen. Nachdem die Senatoren versorgt wurden, wurde der Rest unterm Plebs aufgeteilt.


    Inzwischen hatte sich Macer zu Avarus gestohlen, um mit ihm die nächsten Schritte zu planen.


    Nun Avarus, die Weihung hat ja super geklappt. Wann können die Bauarbeiten beginnen?

  • Das Wetter stimmte, die Befragung der Götter war abgeschlossen und auch ein Großteil der Pläne lag ausgeklügelt vor. Gäbe es da nicht ein schwerwiegendes Problem könnte man meinen die Kräne würden sich sofort am nächsten Tag drehen. Der Vorteil Ostia lag am Meer, der Nachteil Ostia war mehrere Miles von Rom entfernt und dazu nicht Rom. Avarus kratzte sich am Kinn und versuchte es dem Octavius beizubringen:


    "Eine berechtigte Frage, die eine einfache Antwort unmöglich macht, denn wir haben Frühling. Ganz Rom beginnt sich wiederzufinden und daneben existieren noch die Großbaustellen wie das Ulpianum. Schon vor diesem Termin der Weihung hab ich mich bei den üblichen Baumeistern umgehört, die auf meinen Baustellen Hand anlegten. Sie alle ächzen und verweisen auf diese schwierige Zeit. Auf der anderen Seite möchte ich mich aber auch ungern mit völlig neuen Handwerkern einlassen, denn schließlich ist es mein Ruf der leidet, wenn der Bau zum Vorkommnis mutiert. Wir sollten also den ersten Schwapp abwarten und noch ein bis zwei Monate warten, um wirklich nur die besten Männer und was noch dazu kommt, auch einwandfreies Material zu bekommen. Denn zur Zeit sind die Märkte wie leer gefegt von dem, was man qualitativ hochwertig nennen darf."


    Schiefe, schräge, krumme und zu alte Bohlen gab es immer, aber wer die kaufte, war entweder schwer arm oder kalkulierte ein in ein paar Jahren erneut bauen zu dürfen. Wobei das bei einer derart begrenzten Laufzeit äußerst unwahrscheinlich war.

  • Das was er vom Germanicer hörte, stimmte ihn überhaupt nicht glücklich. Er dachte, dass es endlich beginnen könne. Leider war ja seine Amtszeit bald vorbei und er hatte nicht vor, eine dranzuhängen...


    Wenn es wirklich nicht anders geht, bleibt mir ja nichts übrig, als dir zuzustimmen. Du weißt von was du redest und ich vertraue dir natürlich.


    Er war ja selber nur sehr unerfahren und sojemand wie Avarus wusste sicher von was er sprach...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!