Valetudinarium | Krankenhaus

  • Hadamar öffnete den Mund – und klappte ihn wieder zu, als er hörte, was er machen sollte. Und vor allem in welcher Anzahl. 20? 30? Für einen winzigen Moment blickte er den Medicus zweifelnd an, aber dann ließ er sich gehorsam nieder und begann mit den Liegestützen. Eins, zwei. „Er hieß Volusus Duccius Briganticus.“ So langsam bekam er Übung darin, die römischen Namen zu nennen und nicht in alter Gewohnheit die germanischen. Derweil gingen die Liegestützen weiter. Sechs, sieben, acht. So langsam merkte er das in den Armen, vor allem weil er sich bemühte, die Übung korrekt auszuführen – blieb ihm ja nichts anderes übrig mit dem Mann, der ihm da zusah. Hadamar hoffte inständig, dass das in der Legio dann anders werden würde, aber bereits schwante ihm, dass diese Hoffnung wohl vergebens war. „Er... er war auch...“ Fünfzehn, sechzehn. „... in der Legio II.“ Neunzehn, zwanzig. Hadamar rappelte sich auf, und er fühlte sich noch einigermaßen gut. Immerhin, das ständige Ställeausmisten auf der Hros, das Mistgabelschwingen mit hochgetürmtem dreckigem Stroh, das Wegschaffen von dem ganzen Mist auf Handkarren... wenn man irgendetwas dabei entwickelte, dann waren es Armmuskeln. „Er ist bei Borbetomagus gefallen“, fügte er an und atmete einmal tief durch, bevor er sich an die Kniebeugen machte. Und mit denen bekam er Schwierigkeiten. Die ersten zehn waren völlig okay. Die nächsten zehn... gingen auch noch, auch wenn sein Atem begann schwerer zu werden. Die letzten zehn allerdings gingen ihm gewaltig auf die Oberschenkel, und obwohl er sich bemühte, schaffte er es da nicht mehr, so tief in die Knie zu gehen wie noch davor – und auch sonst war ihm anzumerken, dass Kniebeugen nun nicht unbedingt das war, was er täglich machte.


  • Quintus Saltius Repentinus



    Bei Legio II und Borbetomagus wurde ich hellhörig. Sein Vater hatte in dieser Legion gedient und sein Leben gelassen. Und jetzt war sein Sohn hier um in seine Fußstapfen zu treten. Manchal gab es zufälle die nicht zu erklären waren, was bei zufällen meistens so war.
    Das ist das Los eines Soldaten, entweder du überlebst es und hast noch ein paar schöne Jahre, oder du stirbst hier in der Legion. Aber die Chancen das du es überlebst liegen über der Hälfte*
    Nachdem der Sportliche teil geschafft war nahm ich mein Hörrohr und hörte mir Herz und Lunge an. Gesund und Kräftig




    Jetzt stell dich hier an die Wand und ließ mir vor was auf der Tafel dort drüben steht. 1 Satz mit dem linken, den zweiten mit dem rechten und den letzten mit beiden Augen.



    Der Legatus Legionis Reitet gern, Der Centurio brüllt laut über den Campus, [SIZE=7]Als Tiro, verdiene ich verdammt wenig Geld[/SIZE]











    Sim-Off:

    * Aussage laut eines Archäologen bei einer Führung im Römer Castell Saalburg. Dort wurde ein Wert von 60% genannt.





    MILES MEDICUS - LEGIO II

  • Und wieder so ein Moment, in dem Hadamar für einen Moment ein klitzekleines bisschen zweifelnd dreinsah. Natürlich wusste er, dass Soldaten starben. Alle Menschen starben, egal ob sie Soldaten waren oder nicht, und ein harter Winter, nun ja, da standen die Überlebenschancen für manche auch nicht sonderlich prickelnd. Aber er, er war jung, gesund, kräftig, und seiner Familie ging es gut, gut genug, um auch harte Winter mittlerweile ohne allzu große Verluste zu überstehen, anders als seine Großeltern beispielsweise, die noch jenseits des Rhenus gelebt hatten. Oder Elfledas Verwandte. Oder... zig andere. Er dachte nicht so wirklich an seine eigene Sterblichkeit – klar war das immer möglich, aber so wirklich in Betracht zog er das trotzdem nicht.
    Und genau das machte er jetzt auch nicht. Er deutete ein Achselzucken an. „Na ja, ich hab nicht vor so früh wie mein Vater zu sterben“, antwortete er.


    Und schon kam das nächste Oh. Ein großes Oh. Ein riesengroßes Oh, oh, oh. Lesen? Er musste da tatsächlich was lesen?!? Klar hatte Sönke den Anwerbe-Soldat danach gefragt, und der hatte dann auch ihn gefragt, und er hatte geantwortet er könnte das, aber... na ja... Hadamar stellte sich an die Wand, hielt sich mit einer Hand das rechte Auge zu und musterte zweifelnd die Tafel mit dem linken. „D... der...“, begann er, zögerlich. Besah sich das nächste Wort – ohne das Auge zusammen zu kneifen oder sonst wie Anzeichen zu geben, dass er es nicht sehen könnte, dafür aber mit allen Anzeichen des Menschen, der einfach nicht sonderlich gut lesen konnte. Hadamar spürte, wie er rot anlief, weil ihm das nun schlicht peinlich war. „... Le... Legatus. Legionis... rrr... reitet gern.“ Er wechselte die Hand, deckte das andere Auge zu. Selbes Spiel. Keine Anzeichen einer Sehschwäche, nur... Schwierigkeiten hatte er dennoch. „Der“, Buchstabenkombinationen, die er gerade eben schon mal gelesen hatten, fielen ihm immer leichter – genauso wie kurze Wörter –, „Cen... turio... brüllt laut... ü... über den... Campus.“ Mit beiden Augen. Die Worte wurden für ihn dadurch nicht wirklich leichter zu lesen, zumal sie jetzt deutlich kleiner waren, und Hadamar presste kurz die Lippen aufeinander, bevor er – in ziemlich demselben Tempo wie vorher, bei den größer geschriebenen Worten – fortfuhr: „Aaals... Als Tiro... ver... verdiene ich ver... verdammt... wenig... Geld.“ Schweigen. Hadamar wagte es für Augenblicke nicht, den Medicus anzusehen, tat es nach einigen Momenten des Zögerns dann aber doch. „Also, ich kann schon lesen, aber... also...“ Das war ja sooo peinlich. Er hatte gehofft, um dieses Eingeständnis herumzukommen. „Ich lern das erst seit... naja, nem Jahr ungefähr. Ich kann das noch nicht so gut.“


  • Quintus Saltius Repentinus



    Niemand wollte früh sterben. Aber ich sagte nichts und sah lieber Ferox beim Lesen zu. Aber er kam nicht weit, besser gesagt es ging nicht allzu schnell. Nachdenklich kratzte ich mich am Kopf. Kann er wirklich nicht lesen oder hat er was an den Augen?...
    Nach langem hin und her hatte er es dann doch geschafft, aber ich woltte und musste auf Nummer sicher gehen.


    Gut, daneben sind Zeichen Abgebildet, sag mir was du dort siehst!
    Neben dem Schild an der Wand waren einige Zeiche aufgemalt, die stammten noch von meinem Vorgänger. Dort war ein baum zu sehen, ein Pferd das auf dem Kopf stand, ein Haus das auf der Seite lag und ein Vogel im Sturzflug.









    MILES MEDICUS - LEGIO II

  • Auf die Symbole hatte er gar nicht geachtet, so konzentriert war Hadamar auf die Buchstaben gewesen – aber jetzt, wo der Medicus darauf hinwies, war er doch ziemlich erleichtert. Solange nicht das Lesen an sich gefordert war, sondern nur ob er gut sehen konnte... Er verzog kurz die Lippen zu einem Lächeln und beschrieb, was er sah: „Zuerst kommt ein Baum. Laub, nicht Nadel. Sieht so aus wie im Sommer, also mit vielen Blättern, und die sind groß.“ Nicht so klein wie im Frühjahr, nicht schon die Hälfte abgefallen wie im Herbst – oder gar komplett ohne Laub wie im Winter. „Daneben ist ein umgekehrtes Pferd. Steht einfach da, aufm Kopf halt, ist nicht in Bewegung, Beine gerade, Kopfhaltung normal, gut gefüttert, sieht gesund aus... nur die Proportionen sind nicht ganz richtig, die Kruppe ist zu lang. Danach kommt ein Haus, auf der Seite, das Dach zeigt nach da“, Hadamar deutete mit der Hand nach links, „Eine Tür, drei Fensteröffnungen, eine neben der Tür... also eigentlich drüber, aber wenn das Haus richtig rum stehen würde, wär's daneben. Die beiden anderen sind links, oder halt drüber – wenn's richtig stehen würde.“ Was es nicht tat. Hadamar zuckte erneut die Achseln und kam zum letzten Bild: „Ein Raubvogel, im Sturzflug, Krallen nach unten ausgestreckt, als ob er gleich Beute schlägt... Adler, würd ich sagen, nen Falke sieht anders aus.“*



    Sim-Off:

    *Ich hab mir mal die Freiheit genommen, die Bilder etwas ausführlicher zu beschreiben. Ich hoff das ist okay :)


  • Quintus Saltius Repentinus




    Mit Großem Intresse hörte ich dem Jungen zu, er schilderte was er dort auf der Wand sah, er schilderte es sogar sehr genau.
    Er stellte fest das es ein Laub baum war, im Sommer. Oder das die Kruppe des Pferdes zu lang war.
    Und zu meiner Überraschung hatte er recht. Die Proportionen des Pferdes waren wirklich nicht allzu gut. Im großen und ganzen fand ich diese Untersuchung sehr Lehrreich, zumal hatte ich die Gewissheit das der Tiro sehen konnte, und das sehr gut.
    Grinsend nickte ich und machte noch die letzten Notizen.




    nomen: Lucius Duccius Ferox



    aetas: 16



    habitus: Gut


    morbi cogniti: Keine Bekannt


    Gesamturteil: Voll Diensttauglich(lesen sollte geübt werden)


    gez. Quintus Saltius Repentinus, MILES MEDICUS - LEGIO II




    Du bist bei mir soweit fertig, jetzt kannst du dich wieder anziehn und zurück ins Rekrutierungsbüro, dort wird man dir mitteilen wie es weiter geht. Aus Medizinischer Sicht sehe ich aber keine Probleme. Du solltest nur ein wenig lesen Üben, Das hat ich auch auf die Tabula geschrieben, nicht um dich zu Ärgern, sondern damit man dich nicht gleich zum Schreiberling macht. Viel Glück wünsch ich dir.
    Immer noch grinsend erhob ich mich. Und verlier deinen Humor nicht.






    Sim-Off:

    :app: So macht Arbeit Spaß:D






    MILES MEDICUS - LEGIO II

  • Neugierig sah Hadamar dabei zu, wie der Medicus etwas auf die Tafel kritzelte, die er ihm gebracht hatte, während er nach seinen Sachen griff und sich wieder anzog. „Kein Thema“, antwortete er, als er die Tafel wieder entgegen nahm. Schreiberling, von wegen… er ging doch nicht zur Legion – und floh damit vor dem drohenden Verwaltungsdienst – nur um dann hier in der Verwaltung arbeiten zu müssen. Das wäre ja vom Regen in die Traufe kommen, das… da würden sich die Götter einen sehr üblen Scherz mit ihm erlauben, wenn es dazu käme. Ganz abgesehen davon, dass sich seine Freunde vermutlich totlachen würden, wenn sie das hörten. Von daher war er sogar froh darum, dass es da eine offizielle Notiz gab, die seine Tätigkeit in der Verwaltung quasi von vornherein ausschloss. „Oh, hab ich nicht vor“, grinste er dann zurück, bevor er sich auf den Weg machte. „Und vielen Dank!“


    Sim-Off:

    Freut mich :D Mir hat’s auch Spaß gemacht

  • Erneut war ich sprachlos. Sicher ich kannte Macros Kräfte, trotzdem verblüffte es mich, wie auch er mich mit Leichtigkeit hochhob. Schnell wollte ich mich festhalten, doch selbst wenn ich meine Arme um seinen Hals hätte schlingen wollen, so ging es so schnell, das ich nicht zum greifen kam.
    Als Marco dann noch einen kleinen Hüpfer machte, fielen mir sofort die Lastenträger ein und ich kam mir vor wie so ein Mehlsack. Es war wirklich deprimierend wie mir meine Eignständigkeit und mein Selbstwertgefühl durch diese Verletzung genommen wurde. Mich wunderte nur, dass meine Zähne noch nicht zerbröselt waren, so oft und heftig wie ich mit ihnen geknirscht hatte.
    Der Weg zum Valetudinarium kam mir vor wie ein Spießrutenlaufen, alles blieb stehen und schaute uns an. Irgendwann war auch das geschafft und wir waren im Krankenhaus. Wobei mir einfiel, dieses Gebäude hatte ich mir noch nie angesehen. Als wir dann drinnen standen fragte ich Macro noch schnell: „Bleibst du jetzt bei mir?“ Es war schon kindisch, unterwegs hatte ich nicht so viel Angst und Panik wie jetzt hier.

  • Macro ignorierte die Blicke neugieriger Soldaten. Den Blick nach vorn gerichtet, schritt er zügig aus, bog in die Lagergasse zum Valetuduanarium ein und steuerte auf die Tür zu.


    "Ist dir eigentlich das Glück deiner Situation bewusst?", fragte Macro auf den letzten Schritten. "Wärst du nicht zufällig Eigentum eines der reichsten Bürger in deinem Fall zudem Legaten, dann könntest du dir abschminken, ärztlich behandelt zu werden. Du könntest Äskulap um Heilung bitten, mehr aber nicht. Naja gut, in wie weit die hier angewandten Heilmittel zuträglich sind, muss sich noch zeigen. Ich habe keine Ahnung, wie gut Legionsärzte sind."


    In Ermangelung freier Arme trat er mit dem Fuß gegen die Tür, die aufsprang. Natürlich, er war nur ein Sklave, aber im Bewusstsein, nicht von irgendjemandem, sondern von einem einflussreichen Patrizier und Legaten Leibeigener zu sein, nahm er sich jede mögliche Freiheit und manchmal sogar Frechheit heraus. Linos hingegen schien Angst zu bekommen. Anders konnte Macro dessen sorgenvoll klingende Nachfrage nicht werten.
    "Ja klar bleib ich hier. Schließlich musst du ja auch wieder zur Unterkunft kommen."


    Ohne zu fragen, ob er bereits an der Reihe war, betrat er den Behandlungsraum und setzte Linos auf einem Untersuchungstisch. Auf die fragenden Blicke des Medicus' antwortete er:


    "Auftrag von Claudius Menecrates. Sein Privatsekretär soll ärztlich versorgt werden."


    "Na, wenn das so ist", erwiderte der Medicus und trat hinzu. "Wo klemmt es denn?" Er blickte den Patienten fragend an.

  • Was dachte Macro eigentlich von mir? Vieles war mir bewusst, doch dies änderte nichts an der Tatsache, das ich als freier Mensch geboren wurde und niemals akzeptieren konnte ein Sklave zu sein. Ein Ding, eine Sache, das Eigentum eines anderen. Kein Mensch sollte einen anderen Menschen als sein Besitztum betrachten.
    “Macro du hast recht, mit dem Glück, auch ist mir bewusst das wir einen der besten Herren von Rom haben. Im Gegensatz zu den meisten Römern und auch zu seinen Kindern ist Menecrates ein guter und gerechter Mensch, doch ändert das nichts an meiner Meinung zum Thema Sklaven. Du hast deine Meinung dazu und ich eben eine andere. Vielleicht durch den Umstand wo wir hineingeboren wurden.
    Vorsicht die T…”, Türe wollte ich gerade sagen als Macro sie auch schon mit einem Fußtritt geöffnet hatte und schon standen wir drinnen. Mein Herzklopfen verstärkte sich, doch dann sagte Macro etwas was mich völlig überraschte. “Du bringst mich zur Unterkunft?” Hatte ich mich doch im Geiste schon irgendwo in Ketten schuften gesehen, denn am Leben wollte Menecrates mich wohl lassen, sonst wäre ich bestimmt nicht zum Arzt gebracht worden.
    Zwischen der Auftragsansage von Macro kam ein lautes stöhnen von mir, als ich mit Schmerzen auf dem Tisch landete.
    “Wenn es mal klemmen würde”, kam von meiner Seite. “Laut Aussage von Einigen soll da etwas ausgekugelt sein.” Dabei wies ich mit der Hand zu der Stelle. Dann krallten sich meine Hände zur Vorsicht an die Tischkanten fest.


  • Quintus Saltius Repentinus




    Der Medicus hörte die Erklärung, wollte sich aber selbst überzeugen. Da jedoch unter seinen Händen meistens harte Soldaten lagen, kam für ihn das Anfassen mit Samthandschuhe nicht mehr in Frage. Er griff mit der einen oberhalb des Knies, mit der anderen sicherte er die Hüfte, dann versuchte er das Bein anzuwinkeln - soweit es eben ging. Als das Ende der Bewegungsfähigkeit zeitig erreicht war, ließ er zunächst locker und wandte sich an den Patienten.


    "Da hast du die Götter aber mächtig verärgert." Er machte eine Kunstpause. "Alle körperlichen Beschwerden sind die gerechte Strafe für Fehlverhalten." Der Medicus blickte streng, weil er zunächst jedem Patienten Gottesfürchtigkeit und Folgsamkeit in Bezug auf Befehle anriet. Nach seiner Überzeugung resultierten Krankheiten, Verletzungen und Gebrechen ausschließlich aus Flüchen der Götter oder auch durch böse Geister und jeder hatte es selbst in der Hand, ob er jemanden erzürnte oder nicht.


    "Und denke nicht, ich weiß nicht, was du für einen Mist gebaut hast. Das weiß hier jeder im Castellum." Er fasste wieder fester zu und gab sich keine Mühe, sanft oder rücksichtsvoll zu sein.
    "Aeschines, misch schon mal Salbei, Rosmarin und Fenchel mit Knoblauch. Schön sämig machen und zuvor brauch ich den Trank."
    Der Gehilfe brachte einen Becher, aus dem es deftig stank.


    "Los trinken!", befahl der Medicus.




    MILES MEDICUS - LEGIO II

  • Wie gut, dass ich mich, in weiser Voraussicht, so gut festgehalten hatte. Ich wüsste nicht was ich gemacht hätte, wenn ich meine Hände frei gehabt hätte.
    Der Blick des Medicus gefiel mir nicht. Der schaute mich an, als wenn ich ihm persönlich etwas angetan hätte. Dann folgte die Erklärung dazu und diese gefiel mir noch weniger. So etwas albernes hatte ich noch nie gehört. “Wieso, es passierte doch als der Soldat mich in eine Ecke warf. Da hatten doch keine Götter die Hand im Spiel.”
    Den Medicus noch anstarrend und überlegend was ich ihm auf seine darauffolgende Äußerung antworten sollte, da hielt man mir auch schon den stinkenden Trank unter die Nase. Gehorsam trank ich alles, vor Angst der Medicus würde mir sonst was antun. So verärgert wie der war, traute ich ihm vieles zu, von Knochen brechen bis hin zu aufschlitzen. Den Becher geleert schüttelte ich mich und verhielt mich vorsichtshalber ruhig. Alles was ich noch sagen wollte, behielt ich vorerst für mich.


  • Quintus Saltius Repentinus



    "Fasel nicht so dummes Zeug", herrschte der Medicus Linos an, als der seiner These vom Göttereinfluss widersprach. "Ohne die Verärgerung der Götter, wärst du gar nicht in der Ecke geflogen. Selbstverständlich führen die Götter die Hand jedes Soldaten, deswegen betet er ja auch regelmäßig und erbringt Opfer." Wie konnte man nur so dumm sein? Aber andererseits, musste sich der Medicus nicht wundern, denn vor ihm saß ja auch kein Römer.
    Er packte noch eine Spur fester zu und begann die Luft in einer Form Singsang auszustoßen. Der Laut war langgezogen und erinnerte an die Vorbereitung eines Kraftprotzes für den geplanten Gewaltakt.
    Einmal holte er noch Luft und stieß aus: "Wenn ich das nicht hinbekomme, müssen wir amputieren." Er zeigte eine ernste Miene. In Wirklichkeit wollte er Linos einen Schrecken einjagen, denn erstens mochte er keine anderen Völker und zweitens schon gar keine Sklaven.


    Plötzlich stieß er einen Schrei aus, der einem Gladiator Ehre machen würde. Gleichzeitig riss er das angewinkelte Bein zur Seite und überdehnte so die Bänder. Er wusste, dass die Öffnung der Hüftpfanne seitlich saß. Hier konnte die Kugel wieder ohne Hindernis in die Rundung der Pfanne gleiten, was sie auch auf Anhieb tat.


    "Ah, Glück gehabt", sagte er und wischte sich Schweißperlen von der Stirn.
    "Die nächsten Tage Salbe drauf. Sieh zu, dass du Krücken benutzt, das Bein sollte möglichst wenig belastet werden. Außerdem..." Er blickte wieder streng. "Täglich Opfergaben, am besten alle möglichen dir wertvollen Dinge in Form eines Beins. Du verstehst?" Der Medicus blickte skeptisch. Sicher saß ein Ungläubiger vor ihm. Ein abfälliges "Ähhh." Und ein Abwinken mit der Hand beendeten seinen Einsatz. Er ging zum Waschtisch und säuberte sich die Hände.




    MILES MEDICUS - LEGIO II

  • Ich fasel kein dummes Zeug, denn nach dieser Theorie wären die Menschen nur Marionetten.
    Was wenn die Soldaten eines Schlachtfeldes an den gleichen Gott glaubten? Der arme Gott der müsste ja tausende von Händen gleichzeitig und dazu noch gegen sich selber führen.
    Dies und noch mehr wollte ich Antworten.
    Aus Angst vor dem Medicus, schwieg ich aber lieber.


    Diese Angst schien berechtigt, denn nun wurde sein Griff fester. Nicht nur das, er gab sehr merkwürdige Töne von sich. Mit offenem Mund starrte ich an. Das nächste was er sagte löste totale Panik bei mir aus. Hätte ich mein Bein benutzen können wäre ich wie ein Hase davon gerannt. Gerade noch stellte ich entsetzt die Frage: “Wie abnehmen?” Als sein Schrei mich zusammen zucken ließ. Den Anfang seines Tun bekam ich nur kurz mit, bevor mir schwarz vor den Augen wurde und mir für Augenblicke die Sinne schwanden. Das nächste was ich wahr nahm, war sein schweißbedecktes Gesicht. Zitternd und bebend nickte ich zu seinen Worten, obwohl ich nicht wirklich mitbekam was er von sich gab. Flehend blickte ich zu Macro.

  • Macro nahm sich im Angesicht dieser Prozedur vor, stets gut auf seine Knochen zu achten. Gut, dass kein Blut lief. Dann wäre er vielleicht sogar mit Linos zusammen umgekippt. Er erhaschte den flehenden Blick des Mitgefährten, als der wieder klar denken konnte, und handelte.


    "Äh, wir sind ja fertig hier", sagte er in Richtung des Arztes. Ohne auf seine Bestätigung zu warten, trat er auf Linos zu und schob einen Arm unter die Kniekehlen. Mit dem anderen umfasste er den Rumpf und hob das Fliegengewicht an.


    "Um die Krücken kümmere ich mich und ebenso um die Opfergänge", versprach er dem Medicus. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und steuerte zur Tür. Es hätte mehr als Worte bedurft, ihn zurückzuhalten, aber die Lazarettmannschaft blieb auch stumm.


    "Wenn du noch mal abhaust, bekommst du Dresche von mir. Dass das klar ist", drohte Marco, als sie an die Luft traten. "So, jetzt in die Unterkunft. Mehr Anweisungen habe ich bisher nicht von Menecrates, wir werden ja sehen, wie es weitergeht." Damit die Last nicht unnötig lange auf seinen Armen lag, schritt er zügig aus. In Gedanken überlegte er, wo er die Krücken herbekommen soll, aber kam Zeit kam Rat.

  • Noch bevor jemand der gerade im Valetudinarium Dienst hatte es sehen konnte setzte Corvinus Ferox wieder so dass jeder das Gebäude wieder auf eigenen Beinen betreten konnte.


    "Ey Capsaaari!"
    bölkte Corvinus in den ersten Raum.
    "Wir haben hier einen Verletzten vom Tor trab an und komm von der Liege hoch!"


    In der Wartezeit zischte Corvinuns Ferox nur noch zu


    "Natürlich hätten wir das du Idiot. Wir sind eine Contubernium, eine Zeltgemeinschaft, quasi deine neue Familie. Es hätte dich bestimmt einiges gekostet aber geholfen hätten dir bestimmt alle. Ich bestimmt! Außerdem wer sagt denn das uns der Centurio jetzt nicht mitbestraft, immerhin weiß er ja das man im Contubernium eigentlich keine Geheimnisse untereinander hat."


  • Quintus Saltius Repentinus



    "Immer mit der Ruhe. Ruhe und Rast ist die halbe Mast", erwiderte der Gerufene, seines Amtes Optio Valetudinarii. Selbst ein Unkundiger erkannte, dass der Mann in seiner Jugend einmal mit einem Bauern Kontakt hatte. Er schob den Weinkrug zurück unter den Tischvorsprung und deckte ihn zu, bevor er sich aufrichtete und näher trat.


    "Was für eine Verletzung, und was hat das mit dem Tor zu tun? Ist er zwischen die Torflügel gekommen? Oder ist er vom Wachturm gefallen?"




    Optio Valetudinarii - LEGIO II

  • Gestützt von Corvinus humpelte Hadamar die letzten paar Schritte in das Gebäude hinein. „Das du geholfen hättest, dacht ich mir“, murmelte er zurück, „aber-“ Bevor er allerdings weiterkam, sagte Corvinus noch etwas – und das führte dazu, dass Hadamar ihn ungläubig anstarrte. Dann machte er den Mund auf, um zu protestieren. Wär ja noch schöner, wenn seine Kameraden da jetzt auch noch bestraft wurden – obwohl Hadamar genau deshalb darauf verzichtet hatte, irgendwen einzuweihen, selbst Corvinus!
    „Das kann er net machen!“ zischte er noch, aber zu mehr kam er nicht, weil in dem Moment der diensthabende Medicus schon dazu kam. Hadamar starrte noch kurz Corvinus an, wandte dann aber widerwillig seinen Blick dem anderen zu – mit noch verbissenerem Gesichtsausdruck als ohnehin schon. Die Aussicht darauf, dass der Centurio womöglich das gesamte Contubernium bestrafen würde, war mit Abstand die mieseste des ganzen bisherigen Abends. Irgendwie... irgendwie musste er das verhindern, wenn Massa tatsächlich auf diesen Gedanken kommen sollte.


    Dass der Optio hier jetzt munter irgendwelche Sprüche riss, taugte Hadamar in seiner momentanen Stimmung noch weniger. „Ja, und wir alle wollen ja gemästet werden“, schnauzte Hadamar unwirsch. „Deswegen ham sie mich wahrscheinlich auch für ne Sau gehalten und abgeschossen.“ Was eine leichte Variante von: geht dich nen Scheißdreck an war. So langsam wurde Hadamar das alles einfach zu viel: der doppelte Anschiss daheim, dann der Beschuss am Tor, die Schmerzen, die kurze Unterhaltung mit Corvinus, und jetzt auch noch der Medicus, der irgendwelche Sprüche riss? Nä, was zu viel war, war zu viel. Das es vielleicht etwas unklug war, den Kerl zu beleidigen, der ihn jetzt gleich behandeln sollte, daran dachte Hadamar im Augenblick gar nicht. Stattdessen stützte er sich nur noch ein bisschen mehr auf Corvinus und schob das linke Bein vor, um die Wunde zu zeigen. Drum herum und weiter darunter war der Stoff der Hose vollgeblutet; dazu gesellte sich noch der Schmutz, den Hadamar abbekommen hatte als er auf dem Boden gelandet war, der um dieser Jahreszeit nicht wirklich trocken gewesen war. Die Wunde selbst befand sich an der Außenseite des Oberschenkels, wo die Spitze des Pilums einen ordentlichen Krater gerissen hatte.


  • Quintus Saltius Repentinus



    Der Optio erkannte mit geschultem Blick, dass für die Versorgung dieses Patienten geschultes Hilfspersonal ausreichte. Deswegen wohl auch der Ruf nach einem Sanitäter beim Eintreten und nicht nach einem Arzt. Ganz ohne weiteren Kommentar wollte der Optio aber nicht abtreten.
    "Ah, sie haben dich angeschossen." Er grinste und fügte an: "Ich sage es ja immer wieder, die Götter strafen Fehltritte sofort. Hast Mist gebaut, ist doch klar, und das war die Strafe. Oder auf dir lastet ein Fluch.
    REPENTINUS, Arbeit! Ist nur eine Fleischwunde."
    Der Optio winkte dem Sanitäter und verschwand danach im Nachbarraum.



    Repentinus trat näher, eine Schale mit Salbe hielt er bereits in der Hand. Ihr entstieg ein würziger Geruch. Er stellte das Gefäß ab, fingerte an der Hose herum und schüttelte den Kopf. Diese unrömische Kleidung würde er niemals akzeptieren. Er kam aus Rom und dort trug mein Soldat niemals Hosen. Mit sichtlichem Vergnügen spannte er die Hände rechts und links des Schlitzes und riss den Stoff gänzlich entzwei. Er zog die Nase hoch, als er die Wunde betrachtete.


    "Ja, nix Besonderes", stellte er fest, ging zum Wandregal und kam mit einer Tischamphore wieder. Die darin enthaltene Flüssigkeit ergoss sich über Ferox' Bein, bevor der Sanitäter aufblickte, um nach einer Reaktion zu forschen. Auch wenn der Fusel gewiss nicht der schmackhafteste war, brennen sollte diese Weinsorte schon.
    Ein Blick zur Kontrolle ergab keine Notwendigkeit für eine zweite Desinfektion. Das Blut hatte schon gute Arbeit geleistet. Nun griff der Sanitäter zu der mitgebrachten Schale und strich die Salbe auf die Fleischränder. Ein Streifen sauberen Leinentuches deckte die Wunde schließlich ab.


    "Nimmst du täglich deine Knoblauchration? Wenn nicht, dann ab sofort."





    MILES MEDICUS - LEGIO II

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