Valetudinarium | Krankenhaus

“Ich verstehe.“, sagte Corvus und dachte, obwohl er nicht besonders religiös war, dass der Menschen Schicksal letztlich doch in der Hand der Götter lag, oder vielleicht dann doch in der Klinge eines entschlossenen Feindes.
“Solche Dinge geschehen.“

Er wandte sich zu dem Krankenlager um, vor dem sie standen. Dem Verwundeten nickte er beiläufig zu und fragte: “Was fehlt diesem Mann hier?“

Raeticus sah sich den Soldaten kurz an und wusste sofort wer er war und was er hatte.

"Ahja das ist Legionarius Cotta, er hat während des Angriffs der germanischen Horde einige Prellungen und eine leichte Schnittverletzung am Bein erlitten. In einigen Tagen ist er wieder auf den Beinen. Nicht wahr Cotta?" Cotta antwortete nicht, denn er war eingeschlafen.

“Ahja, sehr schön.“, sagte Corvus und schaute eher beiläufig zu dem Verwundeten, der jedoch nicht weiter reagierte.
“Nun gut, ich… ehm… ich bin mir sicher du tust was du kannst. Schreibe die Männer diensttauglich wann du es für richtig hältst. Es gibt keinen Grund zur Eile, sie sollen sich ordentlich kurieren.“
Er gewann den Eindruck, hier ein wenig fehl am Platze zu sein und bevor der Iulius Raeticus noch auf die Idee verfiel, ihn selbst einer Untersuchung zu unterziehen, drängte es ihn nun nach draußen.
“Dann will ich dich nicht länger aufhalten, Medicus.“

"Ich werde deinen Rat befolgen praefectus castrorum und einen Bericht wirst Du natürlich auch erhalten." Raeticus übergab seine tabula einem capsarius und widmete sich wieder dem Vorgesetzten. "Darf ich Dich nach drausen begleiten?"

“Danke, ja.“, antwortete Corvus und schlug den Weg zum Ausgang ein.

Einer Visite entkam der praefectus castrorum sowieso nicht, Raeticus hatte sich genau das auf seiner tabula notiert und würde bald damit anfangen. Während sie nach drausen gingen sprachen sie über dies und das...

Dank der Wegbeschreibung hatte der Sklave das Valetudinarium schnell gefunden. Beim Medicus würde ihm das hoffentlich ebenso gelingen. Wenn er zu lange brauchte, würden seine Herrschaften bestimmt denken er hätte unterwegs getrödelt... Nachdem er erst einmal im Gebäude war, sah er sich suchend um und sprach den erstbesten Mann an, der ihm über den Weg lief.

"Salve, ich muss den Medicus sprechen, er soll unbedingt sofort in die Regia kommen. Wo finde ich ihn?"

...und der Sklave sprach genau den medicus ordinarius Raeticus an, der gerade dabei war das valetudinarium zu verlassen, um sich endlich etwas Ruhe zu gönnen.

"Salve, er steht vor dir. Wieso soll ich mich zur regia begeben? Was ist los?"

Vor Erleichterung und Glück atmete der Sklaver auf. Die Götter hatten ihm begestanden und er hatte gleich den Richtigen gefunden.

"Es geht um einen wichtigen Gast des Legaten, Aurelia Deandra. Es geht ihr nicht gut, sie ist bewusstlos..."

"Gut, ich hol nur schnell meine Arzttasche und folge dir dann." Raeticus kannte diese Frau nicht aber er war nun mal Arzt und es war seine Pflicht dieser Aurelia zu helfen. Er eilte in sein officium packte seine Tasche, kam wieder raus und folgte dem Sklaven.

"So wir können los."

"In Ordnung."

Während der Medicus seine Arzttasche geholt hatte, war der Sklave schon ungeduldig zur Tür gegangen. Als der Arzt nun zurück kehrte öffnete er sie und ging voraus, obwohl Raeticus den Weg zum Domus der Regia sicher sehr gut selbst kannte

Mit einem flauen Magen tritt er durch die Türe des Valetudinarium und erblickt einen Mann, der wohl der Medicus sein musste.

"Ave Medicus, der Centurio des Rekrutierungsbüros hat mich wegen einer Routineuntersuchung zu dir geschickt."

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"Ave Rekrut, folge mir im Nebenzimmer." Der Medicus erhob sich und ging nun in ein anderes Zimmer.

"Wie lautet dein Name?"

Marcus folgte den Medicus ohne zu Zögern ins Nachbarzimmer.

Mein Name lautet Marcus Iulius Lucullus., sprach er mit vollem Stolz.

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"Gut gut noch ein Julier. Leidest du an irgendwelchen Krankheiten?" In der Zwischenzeit suchte der miles medicus eine tabula um sich alles Notwendige zu notieren.

Ich bin kerngesund und mir sind keine Gebrechen bekannt.

Kann ich aus deinen Worten schließen, dass noch mehr Angehörige meiner Familie stationiert sind?

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"Es gibt hier noch zwei weitere Julier, die Brüder Iulius Raeticus und Iulius Oktavianus. Du wirst sie bestimmt noch treffen. Wie schaut's mit deinem Sehvermögen aus?"

...Ich sehe noch in hundert Meter Entfernung eine Maus übers Feld laufen...

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Der miles medicus notierte sich etwas auf seiner Wachstafel und übergab sie dann dem Rekrut.

"Bring sie dem Centurio im Rekrutierungsbüro."

Freudig nimmt Lucullus die Tafel entgegen, verabschiedet sich beim Medicus und verläßt das Valetudinarium.