Valetudinarium | Krankenhaus

  • Zitat

    Original von Marcus Matinius Cicero
    Cicero dachte sich was der Typ alles wissen wollte. Alter ich bin wahrscheinlich fitter als deine ganzen Legionäre die da rumzappeln wie die Affen. Nein ich habe keine Beschwerden, keine gesundheitlichen Einschränkungen, keine Operationen oder sonst irgendwas. Ich bin absolut topfit.



    Quintus Saltius Repentinus


    Der Miles nickte verstehend. Er notierte sich das Gesagte bezüglich des Gesundheitszustands. Topfit also. Na, das sollte der Bursche erstmal unter Beweis stellen.


    "Also gut. Jetzt ziehst du die Tunika aus und drehst dich so, dass ich deine Wirbelsäule sehen kann. Wenn du so gut geübt bist, werden dir dreißig Kniebeugen und anschließend dreißig Liegestütze ja nicht schwerfallen, oder? Danach testen wir deine Augen..."


    Er warf dem Anwärter einen herausfordernden Blick zu und wies Cicero an: "Also los."


    Sim-Off:

    Freut mich zu hören, dass du meine Arbeit hier gut findest. :D



    MILES MEDICUS - LEGIO II

  • Elendiges Großmaul, doch Cicero machte wie ihm gesagt wurde, zog seine Tunica aus und fing an diese lächerlichen 30 Kniebeugen zu machen. So ein Krampf was das bringen sollte. Cicero legte sich nach den Kniebeugen auf den Boden und drückte die 30 Liegestützen. Bei den Göttern die sollten hier doch mal sehen wie das ist wenn man an irgendwelchen Häuserwänden rumhängt und warten muss bis man einsteigen konnte. Oder eine handfeste Schlägerei das waren Dinge die Kraft kosteten, aber doch nicht diese lächerlichen Kinderübungen. Aber gut wenn hier erwartet wurde Kinderspiele durchzuführen um so besser. Dann waren ja die Ausbildungseinheiten total locker runter zu reißen.
    So passt das jetzt so oder soll ich noch ein paar Liegestützen machen.

  • Zitat

    Original von Marcus Matinius Cicero
    Elendiges Großmaul, doch Cicero machte wie ihm gesagt wurde, zog seine Tunica aus und fing an diese lächerlichen 30 Kniebeugen zu machen. [...] Cicero legte sich nach den Kniebeugen auf den Boden und drückte die 30 Liegestützen.
    [...]
    So passt das jetzt so oder soll ich noch ein paar Liegestützen machen.



    Quintus Saltius Repentinus


    Repentinus beobachtete mit prüfendem Blick die Anstrengungen des Anwärters. Dem Kerl gingen die Übungen offenbar recht einfach von der Hand, was ein gutes Zeichen war.
    Aber hey, der hatte ja eine richtig große Klappe! Der Miles Medicus bedachte Cicero mit einem skeptischen Blick und in die höhe gezogenen Augenbrauen.


    "Verschwende nicht meine Zeit", gab er wenig freundlich zurück und kritzelte etwas auf seine Tabula. "Passt, kannst dich also wieder anziehen. Dann liest du mir mal vor, was da vorn auf der Tafel steht."


    Mit dem Zeigefinger wies er auf eine Tafel an der Wand, einige Meter entfernt.


    Der Eques reitet auf Patrouille.
    Der Centurio brüllt quer über den Campus.
    Die verschwitzte Tunika mufft.
    [SIZE=7]Ein Tiro bekommt wenig Sold.[/SIZE]



    MILES MEDICUS - LEGIO II

  • Och nee jetzt fing der Vogel auch noch an mit einem Lesetest. Wassollte das denn? Cicero musste sich zusammenreissen um nicht eine dumme Bemerkung zu machen. Also lass er den Text runter damit er den Aufenthalt im Krankenbereich hinter sich bringen konnte.


    Der Eques reitet auf Patrouille.
    Der Centurio brüllt quer über den Campus.
    Die verschwitzte Tunika mufft.
    Ein Tiro bekommt wenig Sold


    Ciceros große Klappe konnte sich jetzt allerdings nicht mehr beherrschen.


    Ist es so recht Meisterchen oder soll ich sonst noch etwas vorlesen?



  • Quintus Saltius Repentinus


    "Ich geb' dir gleich mal Meisterchen, du Würmchen", zeigte sich Saltius Repentinus recht überrascht über die nicht enden wollende Frechheit dieses Anwärters. "Nur weiter so und du wirst der erste sein, der von seinem Centurio Latrinendienst aufgebrummt bekommt."


    Er streckte anschließend dem Matinier die ausgefüllte Wachstafel entgegen. "Du bist diensttauglich. Bild' dir bloß nichts drauf ein. Jetzt geh' und meld' dich wieder im Rekrutierungsbüro." Zum Abschied wedelte der Miles Medicus, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen.


    LEGIO II GERMANICA
    MUSTERUNGSAKTE


    Name: Marcus Matinius Cicero
    Vater: Lucius Matinius Macro
    Herkunft: Mantua
    Alter bei Eintritt: XVIII


    Körperliche Verfassung: In Ordnung.


    Bei Musterung festgestellte Leiden: Keine.


    Musterungsergebnis: Diensttauglich.


    gez. Mil. Med. Q. Saltius Repentinus




    MILES MEDICUS - LEGIO II

  • Mit dem angeschlagenen Kameraden im arm betrat Babilus das Valetudinarium.
    Salve Miles. Tiro Aulus Iulius Babilus, ich bringe dir einen Kameraden von mir. Er hatte einen kleinen Unfall beim Training. Er schlug mit dem Kopf auf und war ohne Bewusstsein. Ich soll ihn zu dir bringen. Und im Anschluss den Bericht samt Medicus zum Centurio.
    Der Iulier hielt seinen Kameraden mit festem griff fest...

  • Zitat

    Original von Aulus Iulius Babilus
    Mit dem angeschlagenen Kameraden im arm betrat Babilus das Valetudinarium.
    Salve Miles. Tiro Aulus Iulius Babilus, ich bringe dir einen Kameraden von mir. Er hatte einen kleinen Unfall beim Training. Er schlug mit dem Kopf auf und war ohne Bewusstsein. Ich soll ihn zu dir bringen. Und im Anschluss den Bericht samt Medicus zum Centurio.
    Der Iulier hielt seinen Kameraden mit festem griff fest...


    Der Sanitätssoldat, dem die beiden tirones begegnet waren war einen flüchtigen Blick auf den jungen Mann, der am Arm des anderen jungen Mannes hing.
    "hilf ihm al dort auf den Tisch!", mit der Hand wieß er durch einen Durchgang hindurch auf einen stabilen Holztisch, auf dem eine wollene Decke lag. "Ich hol derweil einen medicus. Welche Einheit?"


    Als die medici tiefer in das atriums-Haus, welches das valetudinarium bildete traten, konnten sie aus dem freien Teil verschiedene Düfte riechen, die von dem Kräutergarten stammten, der statt eines impluviums in der Mitte des Hauses lag. Feine Nasen erkannten darunter allerdings auch die Gerüche von Blut, Eiter und Erbrochenem, die aus einem anderen Flügel herüberwehten. In der Ferne hörte man erstickte Schreie. Sie musste eine Weile warten, dann trat ein kleiner Mann herein und ging mit kurzen tippelschritten auf den Man zu.
    "Auf den Kopf gefallen hab ich gehört, ja? Wie lange warst du ohne Bewusstsein? Nein, schweig Stille, dein Kamerad soll für dich antworten! Hast du ihn getragen, gestützt oder konnte er selbst laufen? Hat er geredet? Schau auf meinen Finger! Nicht du, er hier! Augen zu! Wieder auf den Finger! Mund auf!"
    Während der unermüdliche Wortschwall Babilus kaum Zeit zum antworten ließ, wuselten die Finger des medicus quer über den Kopf des Patienten hinweg, fassten ihn an der Nase, hoben seine Augenlieder, glitten über die Zähne. Zuletzt kniete er sich hinab und blickte in die Ohren, an denen er zeitgleich zog.

  • Babilus half seinem Kameraden auf den Tisch, noch bevor er es sich versah war der Soldat auf dem weg um einen Medicus zu holen.
    Cohors II, Centuria IV rief er ihm hinterher. Nach einer kurzen Wartezeit erschien der Medicus.
    Er war ein paar Sekunden ohne Bewusstsein... Eine Frage nach der anderen wurde gestellt. Es blieb keine Zeit sofort zu antworten. Noch bevor man zu Ende gedacht hatte, war der Medicus schon eine Frage weiter.
    Ich musste ihn stützen auf dem weg hier her. Und wenn er eine Hand voll Wörter gesprochen hat war das schon viel. Babilus schwieg wieder, während der Medicus fast alle Körperöffnungen inspizierte.

  • "Leichte Gehirnerschütterung. Zwei Tage vom Dienst befreit. Morgen Abend wieder hier vorstellig werden", lautete das nüchterne Urteil. Dann blickte er Babilus strict in die Augen. "Und du tiro, hast das Vergnügen das ganze deinem centurio zu erklären. Mein Beileid. Aber vor deiner Beerdigung bringst du deinen Kameraden noch ins Quartier. Ihr dürft dann wegtreten."


    Mit diesen Worten wischte er sich die Hände an einem bereitliegenden Tuch ab und verschwand in das nächte Behandlungszimmer.

  • Während Iosephus mit dem Rekrutierungsoffizier zum Valetudinarium marschierte, beantwortete er die Fragen. Obwohl er sie ein bisschen komisch fand - oder zumindest war er nicht darauf vorbereitet.
    [COLOR=#affe]"Äh, mein Vater war bei der Legion, mein Großvater war bei der Armee..."[/COLOR] erklärte er deshalb und machte ein etwas dümmliches Gesicht. [COLOR=#affe]"Naja, und der Sold soll auch nicht schlecht sein."[/COLOR] fügte er noch an und grinste.

  • Rupus stutzte über die knappe Antwort und seufzte dann. "Die Standardantwort," kommentierte der Veteran, während er die breite Tür zum Krankenbereich aufstieß. Das dümmliche Gesicht des Neulings tat sein Übriges dazu, dass Rupus diesen nicht vollständig abwertete aber auch nicht mehr als den Heilsbringer der Frischlinge betrachtete, die gerade in großen Scharen in die Legionen eintraten. "Der Sold ist mit Blut verdient," sagte Rupus dann ruppig und kalt. Dem Jüngling sollte klar werden, worauf er sich einließ. Schließlich trat ein altgesetzter Medicus knurrend hinter einem Schreibtisch hervor. "Tabula," bellte dieser und entriss Iosephus das Dokument. "Aha," machte der Medicus mit weißem Zauselbart. "Das übliche Verfahren," sagte der Optio und schob Licinius einen Schritt vor. "Oberkörper und Unterkörper entkleiden," blaffte der Medicus und hob seinen Finger. "Kannst du meinen Finger sehen?" Rupus selbst kratzte sich am Hals. "Und hast du bekannte Krankheiten?" - war die hineingeplatzte Frage des Medicus, der scheinbar und sichtbar Unwillen zur Schau trug. "Du bist heute schon der zehnte Frischling, Licinius," erklärte der Arzt und machte damit klar, dass dieser Iosephus nun mehr nur noch einer von vielen war und somit auch nur durch einen bürokratischen Prozess geschleust wurde.

  • Ja, das wusste er. Titus' Vater war ja auch Soldat gewesen und hatte trotz des langen Friedens den einen oder anderen Kampf erlebt - oft hatte er in den letzten Jahren davon erzählt! Aber irgendwie klang es immer eher aufregend als angsteinflößend... auch hier im Valetudinarium hatte er eher den Eindruck, dass die Kranken hier an Krankheiten und Arbeitsverletzungen litten als an Wunden, die Schwerter und Lanzen geschlagen hatten.


    Egal, jetzt war er hier. Er betrat das Untersuchungszimmer und stand dem nächsten Bürokraten der Legion gegenüber. Seine Unterlagen wurden weggenommen und er hatte sich auszuziehen. Natürlich gehorchte er sofort, er war ja nicht prüde - obwohl es ihm ein bisschen peinlich war, als er den Lendenschurz fahren ließ und man seinen beschnittenen Penis sehen konnte. Seine Mutter hatte dafür gesorgt, dass er beschnitten worden war - damals noch in Iudaea war das ja kein Problem gewesen! Sein Vater war auch beschnitten, aber wenn man mit den Jungs in Aquae Mattiacorum Sport gemacht oder in die Therme gegangen war, war die Beschneidung immer ein Makel gewesen...


    Vorerst wurde das Thema aber zum Glück nicht angesprochen. Stattdessen musste er wieder einmal komische Fragen beantworten: [COLOR=#affe]"Klar."[/COLOR] sagte er also und fixierte den Finger. [COLOR=#affe]"Keine Krankheiten."[/COLOR]

  • Verus, immer noch geplagt von seiner Kriegswunde, wollte sich untersuchen lassen. Festen aber vorsichtigen Schrittes näherte er sich der Holztür zum Valetudinarium. Sie standen offen? Verus, skeptisch über diesen Vorgang aber wissend, dass heute wieder ein Tag war, wo die Legion Rekruten aufnahm, trat durch die Tür und fand ein bekanntes Gesicht vor. "Rupus," gab Verus von sich und Rupus nahm bei der Stimme eines angesehenen Legionärs Haltung an. "Centurio Tiberius," kaute er halblaut die Worte und blickte erschüttert über dessen Anwesendheit zur Seite. "Wieder Frischleisch für den Stößel?" - fragte Verus mit einem bissig-zynischen Lächeln. "Ja, Centurio," antwortete Rupus, der dezent in Richtung der Wand rückte, um dem Tiberius Platz zu machen. Verus trat ein. "Gut, dann muss ich wohl warten," meinte Verus, blickte dabei aber auf den Neuling. Der Arzt murrte erneut. "Anklopfen gibt es wohl nicht mehr in dieser Legion," donnerte seine Stimme krächzend. "Gut, lass' mich das eben notieren," kritzte er müde ein paar Worte in die Wachstafel. Der Arzt nahm den Finger herunter und näherte sich dann ungefragt dem jungen Licinius. Er schlug ihm unerwartet mit der flachen Hand auf die Brust und fühlte dann mit zwei Fingern am Hals wohl seinen Puls. "Gerade stellen," schimpfte er und ließ dann die beiden Finger wieder vom Hals ab. "Husten und die Augen schließen und sofort wieder öffnen," erklärte der Arzt weitere Handlungsanweisungen, während er selbst den Rekruten genau betrachtete. Verus hingegen schmunzelte über diese Prozedur und erinnerte sich an seine Zeit damals, als er sich eingeschrieben hatte. Damals, als die Legion wirklich noch Abenteuer und sogar erstrebenswertes Ziel war. Heute war sie für ihn mehr ein Gefängnis aber jene Unfreiheit kannte er und konnte damit umgehen. Es war seine Welt geworden, die nicht immer schön aber kontrollierbar war. Er konnte darin überleben und dies wohl nicht mehr außerhalb. Ob es diesem jungen Mann ähnlich ergehen würde? Das würde die Zeit zeigen aber Verus nickte Iosephus aufmunternd zu, da dieser Arzt doch recht ruppig agierte. Dann fiel sein Blick herab und mit ihm blickte auch Rupus, jener Optio, herab. "Iudäer," fragten beide fast simultan aber nicht in einem abwertenden Tonfall, denn die Beschneidung vor vorallem dort gebräuchlich oder bei wenigen griechischen Stadtstaaten. "... oder Grieche?" - fragte Verus dann noch, lächelte frech und klopfte Licinius dann mit der breiten Faust auf die Schulter. Man zog ihn bereits ein wenig auf. Sicherlich war die Legion ein Zuhause und noch stand diesem Mann die Tür offen. Der Arzt rumorte erneut: "Nicht die Untersuchung stören!" Es war ihm ernst und so funkelten dessen Augen böse. Der medizinisch ausgebildete Mann machte weiter, während Rupus hektisch zur Seite blickte.

  • Als so unerwartet ein Centurio hereinschneite, blickte Titus beschämt zu Boden. So nackt vor einem Haufen angezogener Männer zu stehen war doch ein bisschen unangenehm, zumal er wusste, dass Beschnittene für Römer und Griechen allgemein eher lächerlich aussahen (ganz zu schweigen davon, dass Iudaeer seit Vespasian nicht gerade großes Ansehen genossen).


    So auf sich konzentriert bemerkte er gar nicht, dass der Arzt auf ihn zutrat. Als der Schlag ihn traf, zuckte er zusammen und riss den Kopf hoch. Trotzdem ließ er sich geduldig den Puls fühlen und machte sich auf Kommando gerade. Dann hustete er, schloss die Augen und öffnete sie wieder - was ein komisches Ritual!


    Bevor es aber weiter ging, kam die unvermeidliche Thematisierung seines Volkes. [COLOR=#affe]"Hebräer, Centurio."[/COLOR] erklärte er auf die Frage der beiden Soldaten ein bisschen unsicher. Soweit er wusste, gab es keine praktizierenden Juden bei der Armee - die hätten sich sicherlich auch dem Kaiserkult nicht unterworfen. Aber Iosephus war das eigentlich egal - immerhin war der Kaiser ein Gott, der sehr viel wirkmächtiger agierte als der Herr, den seine Mutter anbetete. Der hatte ihrem Volk eigentlich nur eine Serie von Niederlagen eingebracht...

  • War der junge Mann etwa beschämt? Verus versuchte dessen Ausdruck eindringlich zu deuten und musste dann noch weiter schmunzeln. "Ein Hebräer will in den Dienst an Rom und dem Kaiser," witzelte Verus bitter und blickte erfreut zu Rupus. "Irgendwas scheinen wir richtig zu machen," sagte Verus mit lockerer Stimme und klatschte symbolisch in die Hände, ohne einen wirklichen Ton zu erzeugen. "Solange uns dein geliebter Gott nicht straft, wenn wir dich unter die Feldzeichen Roms und des Mars stellen," erklärte der römische Offizier mit dem harten Humor der Soldaten. "Ist doch alles inordnung," gab er noch von sich und versuchte den unsicheren Rekruten damit zu beruhigen. Der Arzt hingegen murrte erneut aber schoss seine Arbeit ab. Er schob dem Licinius noch eine Tafel zu.


    Ich kann diesen Satz lesen. Rom siegt immer. I Legionär. II Pilae. III tote Feinde.


    "Kannst du mir diese Wachstafel vorlesen?" - fragte der Arzt und war innerlich schon mit der Untersuchung fertig, so dass er seinen Blick vom Patienten abwandte. Er blickte kalt zu Verus. "Auch ich bin Hebräer, sprich bitte nicht so abfällig über Adoinoi," sprach der Medicus beherzt aber nicht zu laut. Verus war nun perplex und machte ein merkwürdiges Geräusch der Überraschung mit seinem Munde.

  • Wahrscheinlich verstanden die beiden Soldaten nicht so ganz, was für ein Hebräer Titus war. Er wusste ja selbst nicht, ob dieser Gott seiner Mutter sein geliebter Gott war. Aber er ließ den Spott des Centurio über sich ergehen - er war das gewohnt aus Aquae Mattiacorum, wo sich schnell herumgesprochen hatte, dass Iosephus und seine Mutter Juden waren.


    Stumm ergriff er die Tafel. Bevor er loslegen konnte, outete sich ausgerechnet der ruppige Arzt als Jude - Iosephus wusste nicht, ob er sich freuen sollte: Einerseits wollte er sich ein bisschen von diesem ganzen Adonai-Zeug distanzieren. Andererseits war es natürlich auch nicht schlecht, einen Leidensgenossen zu haben - selbst wenn es der Musterungsarzt war. Wenigstens einer, der ihn wegen seiner Herkunft nicht komisch ansah. Aber er sagte nichts. Natürlich nicht.


    Stattdessen wandte er sich der Tafel zu. Er hatte die Schule nicht sehr lange besucht - genaugenommen nur unregelmäßig und nur so lange, bis er die Buchstaben grob gelernt hatte. Sein Vater hatte Wert darauf gelegt, dass sein Sohn lesen und schreiben konnte. Aber Schulgeld war teuer und solange er in die Schule ging, hatte er keine Gelegenheitsarbeiten übernehmen und Geld verdienen können - also war er kein sonders begabter Leser: [COLOR=#affe]"I-chch - äh - ka-nn di-e-s - äh - diesen Sat-z lllleeessseen."[/COLOR]
    Er setzte ab und blickte auf. Ein großer Leser war er wirklich nicht - seine Talente lagen eher im körperlichen Bereich! Trotzdem musste er da durch: [COLOR=#affe]"Rrrrooom si-eg-t iii-mmer. i - äh - ein Lll-ek-i-o-när. Zwei P - äh - Piiilae. Drei t-o-tee Fffe-i-n-de."[/COLOR] Das ganze war schon etwas holprig. Aber er hatte es immerhin geschafft - er konnte ja lesen, nur nicht besonders gut!

  • Verus war nun doch etwas zurückhaltender im Umgang, denn scheinbar hatte er eine Fallgruppe aktiviert, die er selbst nicht als solche gesehen hatte. Dennoch ließ er sich nicht seinen gemeinen Spaß nehmen, der so üblich in den Legionen war. Die Männer hatten ja auch sonst nicht viel, über das sie reden konnten. Still aber aufmerksam verweilte Verus in seiner Position mit einem gescholtenen Seitenblick zu Rupus. Der Arzt vollendete seine Prozedur. "Ein großer Leser bist du wahrlich nicht," gab der erfahrene Medicus seinen Kommentar ab und lächelte Iosephus zu. "Das wird dir zwar die oberen Ränge erschweren aber es ist kein Ausschlussgrund. Du kannst ja Geschriebenes verstehen," meinte der Arzt mit Rauschebart bitter. Verus wollte nun doch intervenieren und trat einen Schritt vor: "Zu viel Philosophie und Wissen kann sogar schädlich sein für die Karriere eines Miles." Wieder ein böser Scherz, der aber nicht ganz unernst gemeint war. Denn Verus selbst, recht gebildet und sensibel, hatte erfahren, was es hieß, zu viele Dinge zu verstehen und deren Hintergründe ergründen zu können. Gerade diese Erfahrung belastete ihn. Zwar war er hierdurch auch ein geeigneter Offizier, da seine Truppen außerordentlich dirigieren konnte aber scheiterte oft in der emotionalen Nachbereitung, wenn das grausame "Warum?" kam. Iosephus würde mit Sicherheit nicht davon geplagt werden, was ihn wertvoller machte, als er jetzt wissen konnte. Verus wollte den armen Jüngling nicht angreifen, obwohl natürlich in den Worten ein gewisses Urteil mitschwang, dass Iosephus zwar nicht dumm aber auch nicht klug war. Vielleicht war es sogar ein Fehlurteil, denn auch Verus und der Arzt waren nicht davor geschützt, überrascht zu werden. "Normalerweise würde ich jetzt noch eine Leibesübung verlangen," sagte der Arzt, während er sich mit der Hand durch den Bart fuhr. "Aber deine Erscheinung und dieser vorlaute Centurio lassen mich darüber anders denken. Du bist tauglich," schloss der bärtige Mann ab und beugte sich über die Tabula, um dort ein paar Worte hinein zu kritzeln. Centurio stieß einem Stier gleich Luft durch beide Nasenlöcher. Rupus legte die Hand über seine Augen, um dieses Fiasko oder besser die Demontage eines angesehen Front-Centurios nicht erleben zu wollen. "Rupus, was wäre jetzt noch?" - fragte Verus sachlich, denn er ging davon aus, dass dieser Frischling brauchbar war. Rupus nahm die Hand von den Augen, blickte mit blinzelnden Augen zu den Anwesenden. "Die Prüfung des Charakters...," wollte der Optio beginnen aber Verus hob die Hand beschwichtigend. "Brauchen wir nicht. Der Typ kann was," befahl Verus zynisch, auch in der Hinsicht, dass dieser Mann sicherlich mehr Haudrauf, denn Schreiber war. Solche Leute brauchte er, um die Reihen seiner Centurie zu füllen. Männer, die anpacken konnten und ihm zuhörten, wenn er Befehle gab. Und noch viel wichtiger: diese Befehle nicht in Frage stellten. Rupus seufzte, während er sich am Kinn kratzte. "Gut, dann würden wir ihn ausrüsten, ihn einer Kohorte mitsamt Centuria zuteilen und schließlich vereidigen," fasste der ruppige Optio den Vorgang zusammen. Verus trat wieder vor Iosephus, während der Arzt mit den Augen rollte. "Könnt ihr das nicht Draußen klären?" - erhob sich die Stimme des hebräischen Arztes genervt. Verus ignorierte dies. "Hast du bereits eigene Ausrüstung mitgebracht, Tiro?" Der Centurio sprach ihn schon mit seinem baldigen Rang an, den er inne haben würde. Eben eines Prüflings. Die Ausbildung würde schließlich zeigen, was man aus diesem robusten Mann schnitzen konnte. Falls er scheitern sollte, würde er ohnehin durch das unehrenhafte Versagertor gehen. Die Legion konnte nur gewinnen, entweder sie hatten einen tapferen neuen Legionarius oder einen Versager weniger. Verus war in den Jahren sehr zynisch geworden, was man ihm bei seiner Vita auch nicht verübeln konnte.

  • Titus dachte an seinen Vater, der es immerhin zum Optio gebracht hatte. Er war auch kein großer Leser, aber immerhin. Der Centurio relativierte die Prognose des Arztes aber sowieso gleich wieder. Er lächelte ein bisschen verschämt. Wahrscheinlich würde er einfach abwarten müssen, wie sich die Dinge entwickelten.


    Zuerst war aber diese verdammte Musterung zu absolvieren. Als der Arzt von Leibesübungen zu reden begann, fragte sich Iosephus schon, was noch alles kam. Aber das wurde ihm zum Glück erlassen - hatte der vorlaute Centurio doch etwas Gutes. Und dann auch gleich noch etwas, denn die Charakterprüfung entfiel auch direkt. Konnte sich der Licinier sowieso nichts richtiges drunter vorstellen. Dankbar sah er den Tiberier an. hielt aber sicherheitshalber weiter den Mund.


    Jetzt schien es dafür auch richtig schnell zu gehen - sogar noch schneller, wenn er ein bisschen was von der alten Ausrüstung seines alten Herrn mitgebracht hätte. Hatte er aber nicht. [COLOR=#affe]"Nein, Centurio."[/COLOR] Sein Kopf war ein bisschen zu groß, deshalb hatte der Helm nicht gepasst. Sein Oberkörper dafür ein bisschen zu kurz, sodass auch die Rüstung gedrückt hatte. Am Ende hatte sein Vater seine Rüstung einfach verkauft.

  • Rupus nickte verstehend. "Gut," sagte der alte Optio. "Dann nehme ich an, dass wir das übliche Verfahren anwenden," sprach der Veteran zum Centurio, der nun ebenfalls nickte. "Natürlich," antwortete Verus und lächelte zum noch entkleideten Mann. "Zieh' dich an, wir gehen deine Ausrüstung holen," befahl der Centurio sanft. "Ich übernehme ab hier, Rupus. Du kannst dich wieder in deine Stube begeben." Rupus schien erleichtert, nahm Haltung an. "Jawohl, Centurio," grüßte er und verschwand dann mit festem Schritt aus dem Lazarett. "Folge mir, Tiro!" - erhob Verus seine Stimme, nachdem der Neuling sich wieder eingekleidet hatte. Der Arzt winkte mit einer Handbewegung störrisch ab und machte dabei ein Geräusch: "Naaaa..." Verus hingegen schien zufrieden, denn dieser Mann war brauchbar für seine Centurie, so dass er sich diesen Mann gleich unter seine Nägel riss. Der Tiberius trat ab und erwartete, dass der Mann ihm folgen würde. Der Arzt würde dem jungen Tiro im Gehen noch die Tabula in die Hand drücken, die seiner Musterung gefolgt war. Später würde Verus jene Tabula dem Licinius entreißen und persönlich zu Rupus bringen.

  • Als Verus ihn so anlächelte, fragte sich Iosephus kurz, ob der Centurio einer von denen war, die auf hübsche junge Männer standen. Immerhin war er nackt auch nicht unbedingt unansehnlich (wenn man von der fehlenden Vorhaut absah). Aber glücklicherweise konnte er sich ja direkt wieder anziehen, was er auch flugs machte. Dann trottete er hinter dem Tiberier nach draußen - wann wurde man schonmal von einem Centurio persönlich eingekleidet?

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