Nie allein...

  • Geräuschvoll fuhren die schweren Karren, die von Ochsen und Mulis gezogen wurden, über die gepflasterten Straßen der Subura. Es war Nacht, knapp nach Mitternacht, stockdunkel in den Straßen, nur ab und zu beleuchtet vom flackernden Schein einer einsamen Fackel. Scato konnte gut die Trupps der Vigiles erkennen, die durch die Subura streunten wie Rudel wilder Hunde, die ihr Revier markierten und darauf achteten, dass nirgends Vorschriften gebrochen wurden, die einen Brand auslösen könnten... und natürlich sammelten sie die entflohenen Sklaven ein.
    Angewidert verzog Scato den Mund und bewegte sich in die nächste der vielen Nischen, die die Subura bot. Wer hier nicht gesehen werden wollte, konnte durchaus leicht dafür sorgen, dass ihm das nicht passieren würde. Hier, wo der Abschaum sich Gute Nacht sagte. Das Stadtbild geprägt von Huren, Dieben und Wächtern, die von den Dieben bezahlt wurden. Zumindest kam es Scato so vor. In seinem verschrobenen Weltbild. Oder vielleicht war er nur der, der alles viel klarer sah als alle anderen. Wer konnte das schon so gut beurteilen. Er stieß einen Pfiff in die Nacht, ein leises Knurren ertönte und Hektor bewegte seinen wuchtigen Leib aus dem Schatten, um auf ihn zuzulaufen. Hektor, ein kräftiger Kampfhund, den er einem alten Soldaten abgekauft hatte, um ihn ein wenig zu zähmen und abzurichten. Hätte ihn fast seine linke Hand gekostet, wäre er nicht zu schnell gewesen. Der Hund war ein unbezahlbarer Gefährte, hier in der Subura.
    Verdammt. Er hatte die Spur verloren. Hektor schnüffelte, aber anscheinend wusste auch er nicht, wo er suchen sollte. Dafür stank es hier erbärmlich nach Pisse. Und der, der das ausgeschieden hatte, konnte einfach nicht gesund sein. Vor einer Woche hatte ihn ein Kaufmann aus Misenum beauftragt, einen seiner Schuldner ausfindig zu machen, aber der Mann wusste anscheinend, wie es um ihn stand. Er war einfach nicht auszumachen. Scato hatte zwar seine Bleibe gefunden, etwas Kleidung von ihm, woran Hektor eindringlich schnüffelte, als wolle er auf die Jagd gehen... und nun waren sie hier gelandet.


    "Gib mir all dein Geld, Mann!" Der Halunke war so plötzlich erschienen wie der Nebel, der sich an den Pflastersteinen festsetzte.
    "Los!" In seinen Händen hielt er einen Sicarius und Scato war sich ziemlich sicher, dass der Mann zu einer größeren Bande gehörte. Sollte er es riskieren? Aber er musste nichts sagen. Das nahm ihm Hektor ab, der ein tiefes grollendes Knurren von sich ließ, als hätten die Götter ihm einen Donner zur musikalischen Untermalung dieser Szene geschickt.
    "Was bei allen...", hauchte der Dieb und sah auf triefende Lefzen, die der Hund ihm entgegenbleckte. Ablenkung genug für Scato, um den Sicarius am Griff zu packen und dem Dieb seinen Ellbogen in den Nacken zu rammen, woraufhin dieser in die Knie ging und ächzte.
    "Heute nacht hast du dir den Falschen ausgesucht.", raunte Scato ihm zu und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht - fünf Mal, dann kippte der Körper des Diebes ohnmächtig zur Seite. Er durchwühlte dessen Hab und Gut, fand sich drei Sesterzen und sah zu Hektor.
    "Ich glaube, unser Abendessen und das Frühstück sind gesichert.", flüsterte der Mann zu seinem Hund und tätschelte dessen breites Kreuz.
    Und Hektor schnurrte.

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