• Die Soldaten der Stadtwache folgten ihrem Landsmann in ein hübsch eingerichtetes Zimmer. Dort lließen sie den blonden Römer aufs Bett fallen. Nicht so fest, dass es weh tat, aber doch so, damit man ihren Unmut sehen konnte. Schließlich waren sie für die Basileia nicht zuständig, und so verfluchten die beiden die faulen Legionäre am Tor.


    Dann wandten sie sich noch dem Sklaven zu: "Wenn der Römer wieder wach ist, soll er zur Stadtwache kommen, damir wir seine Aussage hören können. Vielleicht hat er ja was gesehen, dieser Holzkopf. Richte deiner Herrin einen freundlichen Gruß aus, aber wir müssen gleich weiter" verabschiedeten sich die beiden und alle im Raum wussten, dass dem eigentlich nicht so, und die beiden nur keine Lust hatten zu warten und so verließen sie auch schnurstracks wieder die Casa Iunia. Ragin bekam davon nichts mit...

  • Nachdem Leucos einen anderen Sklaven zu Axilla geschickt hatte, hatte er die Stadtwächter noch zum Gästezimmer geführt. Die beiden luden den Duccier ab wie einen Sack Mehl und verabschiedeten sich dann auch schon recht mürrisch. Da Leucos auch noch müde und sowieso immer schlecht drauf war, brummelte er nur etwas unverständliches und winkte die beiden dann auch schon nach draußen. Wenn sie verschwanden war es ihm nur recht.
    Kaum waren die beiden weg, kam auch schon Axilla angestürzt. Auch sie hatte sich nach dem Baden schon hingelegt und sah ein wenig verzupft aus. “Jemand von uns ist überfallen worden?“ fragte sie, denn sie hatte nicht so ganz verstanden, was der Sklave, der sie geweckt hatte, ihr sagen hatte wollen. Leucos klärte sie kurz auf und bat dann um Erlaubnis, sich wieder schlafen zu legen, die Axilla ihm natürlich gab.
    Leander, den sie im Schlepptau hatte, hatte da nicht so viel Glück. Der wurde nach einer kurzen Inspektion von Rufus’ Wunde am Kopf losgeschickt, eine Schüssel mit Wasser und einen Lappen und alles, was irgendwie nach Heilerutensilien aussah, zu bringen. Wäre es nicht schon so spät gewesen, hätte Axilla auch nach einem arzt schicken lassen und einen Boten zur Regia geschickt. Aber sie wollte niemanden mehr wecken.
    Hätte sie gewusst, dass Anthimos auch Arzt war, hätte sie bei ihm vielleicht weniger Skrupel gehabt, aber das wusste sie ja nicht. So also beschloss sie kurzerhand, dass sie das übernehmen würde, so gut sie konnte.
    Ganz vorsichtig setzte sie sich zu Rufus aufs Bett und beugte sich leicht über ihn. An seiner Stirn klebte ein bisschen Blut. Sie traute sich nicht wirklich es, anzufassen. Nicht,w eil sie sich ekelte, eigentlich fand sie das ja faszinierend. Aber sie hatte Angst, sie würde ihm weh tun.
    Und nachdem er sich vorhin mit ihr so gestritten hatte und gemeint hatte, sie sei gar keine Gastgeberin und nicht seine Freundin, wollte sie jetzt nicht, dass er ihr auch noch unterstellte, sie würde ihn foltern. Aber so liegen lassen konnte sie ihn auch nicht. Also saß sie da und zuckte mit der Hand einfach ein paar Mal in seine Richtung, ohne ihn zu berühren, bis Leander mit der Schüssel und dem Lappen wieder kam.
    “Danke“ flüsterte sie ihm leise zu, als er beides auf das Tischchen neben dem Bett stellte. “Kannst du ihn vielleicht ausziehen und schauen, ob er noch woanders verletzt ist?“


    Leander nickte, und Axilla stand noch einmal auf und ging so lange nach draußen. Sie wollte ihm seine Privatsphäre lassen. Sie hatte zwar schon nackte Männer gesehen, sogar mehr als das, aber sie wollte wenigstens zeigen, dass sie ein bisschen Anstand hatte und sehr wohl wusste, was Gastlichkeit bedeutete. Auch wenn sie keine Freunde waren und Rufus das wohl gar nicht mitbekam.
    Irgendwann war Leander dann wohl fertig und kam nach draußen. “Er hat nur zwei kleinere Wunden am Kopf, sonst habe ich nichts gesehen. Soll ich die Wunden auswaschen Herrin, damit du schlafen kannst?“
    Axilla schaute ihn an, als verstehe sie nicht ganz richtig, dann schüttelte sie den Kopf. “Nein, das mach ich selbst.“
    Sie hatte keine Ahnung, wie Rufus sich so verletzt hatte, aber eines war sicher: Sie war schuld. Hätte sie ihn vorhin nicht so gemein behandelt, wär er sicher nicht gegangen und hätte sich damit auch nicht verletzt. Da war sie es ihm schuldig, ihn jetzt selber zu verarzten.
    Auch wenn Leander davon wohl mehr Ahnung gehabt hätte…


    Sie tauchte den Lappen in das kühle Wasser und fing ganz vorsichtig an, das Blut von der Stirn zu wischen. Rufus war bis zur Brust mit der dünnen Decke des Gästebettes zugedeckt, so dass Axilla auch gar nicht in Versuchung kam, abgelenkt zu sein, und so tat sie ihr Möglichstes, ganz vorsichtig zu sein. Sie summte ein Stück der Ilias, während sie das machte. Ihr Vater hatte es immer gemacht, wenn er ihre aufgeschürften Knie verarztet hatte, und sie merkte noch nicht einmal, wie sie leise vor sich hinsummte.

  • Ragin verließ die Schwärze und kam in einen Traum. Dort waren seine Mutter und sein Bruder Ratbald. Es war ein heimeliger Abend im Winter. Aber ihnen war nicht kalt, denn sie wärmten sich gegenseitig wie eine Familie das eben nunmal so tat. Jeder gab dem anderen Halt und das machte ihn glücklich.


    "Momon...Bropar*" stammelte er in der Sprache seiner Vorfahren und ein Lächeln lag auf seinen Lippen.


    Doch dann verschwanden die Beiden in der Dunkelheit. Er rief nach ihnen, doch sie schienen von ihm weg zu schweben, bis sie verschwunden waren.
    "Bileibans her!**" rief er aus, schreckte dabei hoch und riss die Augen auf. Er sah nur verschommen. Neben ihm war jemand, aber er erkannte nicht wer es war. Er war in einem Zimmer, aber das begann sofort sich zu drehen und ein stechender Schmerz schoss ihm in den Kopf. Dies bewirkte, dass sich nicht nur das Zimmer, sondern auch sein Magen zu drehen begann. Es gelang ihm noch, sich auf die andere Seite des Bettes zu drehen, schließlich wollte er niemanden treffen, und dann übergab er sich...







    *Mutter...Bruder
    **Bleibt hier!

  • Ganz vorsichtig tupfte Axilla die Wunde sauber, während Rufus irgendwas vor sich hinmurmelte. Sie verstand nicht, was es war, zum einen war es genuschelt und zum anderen in einer Sprache, die sie nicht kannte – oder so extrem genuschelt, dass es sich wie eine andere Sprache anhörte, das konnte man nicht ausschließen. Doch ganz plötzlich schreckte er hoch, sah Axilla einen Moment mit glasigen Augen an und drehte sich dann auch schon zur Seite, um sich zu übergeben. Mitten aufs Bett.
    “Leander, hilf mir!“ konnte die Iunia grade noch rufen, während sie nun flink aufs Bett krabbelte, um Rufus zu stützen. Vorsichtig hielt sie ihn am Kopf, während er sich übergab, und bettete ihn danach vorsichtig auf ihrem Schoß, so dass er seitlich liegen konnte, ohne in seinem Erbrochenen liegen zu müssen.
    Axilla zitterte ein wenig. Ihre Mutter hatte sich immer übergeben müssen, wenn sie die Medizin genommen hatte, die der Arzt ihr gegeben hatte. Wenn sie sie überhaupt genommen hatte. Axilla war sich dann immer so hilflos und nutzlos vorgekommen. Sie hatte dann auch nur den Kopf der Mutter gehalten und ihr den kalten Schweiß von der Stirn getupft, während vor allem Iason und die anderen Sklaven herumgewirbelt waren, um alles sauber zu machen und ihrer Mutter so gut es ging zu helfen. Danach hatte sie sich meistens zurückgezogen, war auf ihren Baum oder in den nahen Wald geflüchtet, um sich zu sammeln und Kraft zu gewinnen. Ohne ihren Vater musste sie so stark sein, ihrer Mutter durch die Krankheit zu helfen.
    Und auch jetzt fühlte sie diese eisige Hand, die sich um ihr Herz schloss und sie zittern ließ. Sie fühlte sich so nutzlos und wusste nicht, was sie tun sollte. Das hilft jetzt nicht , schalt sie sich in Gedanken. Ein Feldherr kümmert sich zunächst um die naheliegenden Probleme und bewältigt die, so gut er kann. Das hier war zwar keine Schlacht, aber dennoch versuchte sie diese Lektion, die sie vor langer Zeit gelernt hatte, umzusetzen.
    Und so atmete sie durch – nicht zu tief, um den Gallegeruch nicht zu sehr in die Nase zu bekommen – und tupfte Rufus den Schweiß vom Körper, der sich beim Übergeben wie von selbst gebildet hatte. Leander unterdessen kümmerte sich darum, das Erbrochene so gut es ging zu entfernen und legte noch frische Laken darüber, falls noch etwas nachkam. Das Stroh in der Matratze würde man wohl am nächsten Tag wechseln müssen.
    “Es ist alles in Ordnung. Es wird alles wieder gut…“ versuchte Axilla beruhigend auf Rufus einzureden. Sie hatte keine Ahnung, was die richtigen Worte waren. Sie erinnerte sich nur dunkel daran, dass man nach einem kräftigen Schlag auf den Kopf nicht schlafen sollte. Allerdings wusste sie nicht, warum das so war, aber sicherheitshalber hielt sie Rufus ein wenig wach, indem sie mit ihm redete und immer wieder den Lappen in das Kühle Wasser tauchte und ihn damit vorsichtig im Gesicht und an den Schultern wusch.

  • Ragins Körper krampfte sich zusammen um ja auch jeden Mageninhalt und noch mehr herauszudrücken. Kalter Schweiß bedeckte seinen Körper und auch seine Augen tränten. Doch dann wurde es nach und nach immer weniger und ein geschmack von bitterer Galle machte sich immer weiter in seinem Mund breit und sein Hals brannte wie Feuer. Dazu dröhnte sein Schädel als habe Donar mit seinem Mjöllnir dagegen geschlagen. So richtig konnnte er keinen klaren Gedanken behalten, er merkte nur, dass er mit seinem Kopf wohl auf Axillas Schoß gebettet war und sie ihm gut zuredete. Aber was machte er hier? Warum ging es ihm so schlecht und warum dröhnte sein Schädel so? Und dann lag er hier noch nackt mit ihr in einem Bett...


    "Wafele..." Irgendwie wolten die Worte die in seinem Kopf herumschwirrten nicht artikuliert aus seinem Mund kommen. "Waff", nein das war auch kein richtiges Wort gewesen. Was war nur mit ihm los? Aber das war schon ein Schritt in die richtige Richtung.


    "Aaaaaaa....xilla..." ja genau das war der Name gewesen, jetzt fehlten die weiteren Worte des Satzes. "Was..." er versuchte verzweifelt den Gedanken fest zu halten und biss daher die Zähne zusammen "...ist..." gleich hatte er es "...passiert?"
    Erleichtert entspannte er sich wieder etwas.

  • Scheinbar kam er zu sich. Zumindest hatte er aufgehört, sich zu übergeben und lag nun schon einige Momente mehr oder weniger ruhig auf ihrem Schoß, bis er schließlich auch anfing, zu reden. Auch wenn es eine Weile dauerte und sie erst glaubte, er wollte seine Waffe haben oder Wasser oder etwas vergleichbares. Doch dann kam schließlich doch noch ein Satz träge über seine Lippen.
    Sie wischte weiter mit dem Lappen vorsichtig über seinen Körper, während Leander das letzte bisschen Erbrochenes beseitigte und noch einmal ein frisches Tuch vor Rufus ausbreitete.
    “Ich weiß es nicht genau. Dich haben wohl zwei Stadtwächter hergebracht, mehr weiß ich auch nicht. Du hast einen Schlag auf den Kopf gekriegt. Da bekommst du eine Beule. Und an der Stirn hast du eine kleine Platzwunde. Die hat aber schon aufgehört, zu bluten.“
    Was konnte sie noch sagen? Axilla war absolut nicht gut in sowas. Sie kam sich so hilflos vor und alles, was sie sagte, klang so doof.
    “Aber jetzt bist du in Sicherheit. Ich hab dich in ein Gästezimmer bringen lassen, damit wir deine Wunde auswaschen können und so. Es ist ja schon sehr spät, da wollt ich niemanden in der Regia mehr wecken.“
    Axilla tauchte den Lappen noch mal in das kühle Wasser, wrang ihn mit einer Hand leicht aus und legte ihn dann kühlend in Rufus’ Nacken vorsichtig ab. Das hatte sie bei ihrer Mutter immer gemacht, und die hatte gemeint, das täte gut. Wenn es Rufus unangenehm war, würde er sich hoffentlich melden.
    “Weißt du denn nicht mehr, was passiert ist?“

  • Unbewusst wanderte seine Hand zur Beule und zur Wunde, aber der Schmerz überzeugte ihn schnell, dass beides keine gute Idee war.


    Ragin versuchte sich zu konzentrieren. Das Zimmer kreiste immer weiter und es fiel ihm zunehemend schwer seine Gedanken zu ordnen. Es waren wie lose Bilder, die er nicht greifen konnte, und die wie in einem Strudel immer wieder weg von seinem geistigen Auge gerissen wurden. Er schloss seine Augen, um die Bilder etwas besser zu sehen.


    "Ich wusste nicht mehr wo ich heimkomme, weil ich einfach losgerannt war. Dann kam ich in eine Gasse und da haben mir zwei große schwarze Männer, ich glaube es waren so Leute wie Silko, mich niedergeschlagen."


    Das Axilla gar nicht wusste, wer Silko war, war momentan außerhalb von Ragins geistiger Kapazität. Auch was sie gesagt hatte, hatte er nicht alles behalten. Er hob den Kopf und schaute sie an.


    "Und du hast mich gerettet. Entschuldige, dass ich gesagt habe, dass du keine Freundin bist." Dann legte er seinen Kopf wieder in ihren Schoß. Sie war wirklich eine Freundin, schoß es ihm durch seinen dröhnenden Kopf.

  • Offenbar hatte der Schlag auf den Kopf seine Gedanken ganz schön durcheinandergebracht. Er verwechselte die Hälfte, oder er hatte ihr nicht richtig zugehört. Und wer oder was ein Silko war, hatte sie auch keine Ahnung.
    “Nein, das war die Stadtwache. Die haben dich gefunden und hierher getragen“, wiederholte sie noch einmal, was sie auch eben schon gesagt hatte.


    Axilla fühlte sich ein wenig hin und hergerissen wegen seinen Worten. Einerseits natürlich war sie froh, dass er das sagte. Sie wollte ja wirklich gerne einen Freund haben, und wenn es ihm leid tat, dass er ihr gesagt hatte, dass sie keine Freundin war, hieß das ja, dass sie doch eine war. Zumindest könnte es das heißen. Das wäre sehr wünschenswert für sie.
    Aber andererseits hatte sie Schuldgefühle, weil sie ihn wirklich nicht sehr gastlich behandelt hatte, hinausgeschmissen hatte und er dann auch noch überfallen und niedergeschlagen worden war. In einer Gasse irgendwo, so wie es sich anhörte. Sofern er das nicht auch grade vollkommen verwechselte.
    Hin und her gerissen zwischen dem, was sie nun aus dieser Aussage machen sollte, beschloss Axilla, die einfachste Lösung zu nehmen: Auf morgen verschieben. Vielleicht fiel ihr dann ja was besseres ein.


    Sie konzentrierte sich lieber auf das näherliegende. Rufus lag noch immer den Kopf auf ihren Schoß gebettet, und sie saß so mit untergeschlagenen Beinen auf dem Bett. Für ihn war es sicher bequem, für sie im Moment auch noch, aber sie konnte so nicht die ganze Zeit sitzen bleiben. Aber Rufus einfach runterschieben oder auch nur darauf aufmerksam zu machen brachte sie auch nicht übers Herz. Nicht, nachdem er ihretwegen so einen Schlag abbekommen hatte.
    Also musste sie sich davon ein wenig ablenken. Und außerdem musste sie Rufus am Einschlafen hindern. Warum genau war ihr zwar immer noch entfallen, aber das war ja auch nicht so wichtig.
    “Und was ist ein Silko?“ fragte sie also einfach und bewegte sich dabei leicht, so dass Rufus ganz sanft ein wenig bewegt wurde und so wacher werden musste, wenn er am Einschlafen gewesen wäre. So genau konnte sie das nicht sehen, wenn sie sich nicht komplett über ihn beugen wollte.

  • Ragin war wirklich gerade ein wenig am Einschlummern gewesen, als sie sich bewegte und so setzte er sich auf, und stützte sich mit den Händen ab, damit er nicht umfiel.


    "Silko ist unser Leibwächter. Der ist so ein großer Schwarzer. Ich glaube der kommt aus Nubien oder so."


    Er saß da, schaute Axilla an und hoffte, nichts doofes gesagt zu haben, denn er war sich seiner sprachlichen fertigkeiten noch nicht so ganz bewusst. Zumal er immernoch einen ekelhaften Geschmack im Mund und ein Brennen im Hals hatte. Aber er wollte jetzt auch nicht nach etwas zum Trinken fragen. Also schluckte er zweimal schwer und ließ sich dann langsam mit dem Kopf auf das Kissen sinken.


    Die Stadtwache hatte ihn hierher gebracht? Daran konnte er sich gar nicht erinnern. Da musste er aber ordentlich einen auf die Rübe bekommen haben, wenn er so lange bewusstlos gewesen war. Ob er jetzt einen schiefen Kopf hatte? Das würde erklären, warum er so komisch sah...aber das würde er wohl später fragen, sonst dachte sie noch er wäre schwachsinnig geworden und hätte damit vielleicht sogar recht.


    "Danke" sagte er daher einfach nur und hustete trocken.

  • Er erhob sich von ihrem Schoß, und Axilla war sich einen Moment nicht schlüssig, ob sie das gut oder weniger gut finden sollte. So konnte sie sich natürlich bequemer hinsetzen, allerdings merkte sie so nichtmehr, ob er ihr nicht doch einschlief. Bei seiner Erklärung zu Silko nickte sie einfach.
    “Achso. Ja, Urgulania hat auch einen Nubier als Leibwächter. Psammytichus, ein riesengroßer Kerl, aber leider nicht sehr freundlich. Und am Gymnasion sind auch ein paar als Sklaven, aber mit denen hab ich mich noch nicht unterhalten.“
    Rufus schien ihr sehr müde zu sein, und sie überlegte schon, womit sie ihn weiter wach halten konnte, als sie sein Danke hörte und sein trockenes schlucken bemerkte.
    Sie sah zu Leander hinüber, der noch zusammengeräumt hatte, um die beschmutzten Stoffstücke nun wegzubringen, und gab ihm Zeichen, er solle Wasser mitbringen und auch das Wasser in der Waschschüssel auswechseln. Der Grieche nickte stumm und entfernte sich lautlos.
    Axilla setzte sich etwas bequemer aufs Bett, den Rücken nun am Kopfende an die Wand gelehnt, die Füße ausgestreckt neben Rufus. So hatte sie ihn noch gut im Blick und konnte den nassen Lappen, der bei seinem Aufrichten heruntergerutscht war, wieder auf seinen Nacken legen. Ganz leicht streichelte sie ihm danach über die Schulter, wie man das bei kranken Verwandten gerne mal machte. Auch wenn sie gar nicht Verwandt waren, aber Axilla hatte sich bisher nur um ihre Mutter gekümmert, sonst war nie jemand wirklich krank gewesen.
    Leander kam auch schon wieder zurück mit einem Krug und einem Holzbecher, um sodann mit der Waschschüssel auch gleich wieder zu verschwinden, um diese auszukippen und auch hier mit frischem Wasser dann zurückzukehren. Axilla goss etwas Wasser in den Becher und stupste Rufus dann leicht an der Schulter an. “Komm, trink ein bisschen was.“ Sie hielt ihm den Becher hin, dass er selber trinken konnte, wenn er wollte. Vielen war es ja peinlich, wenn sie so wackelig auf den Beinen waren, dass sie selbst dabei Hilfe brauchten, und sie wollte ihn da nicht beschämen. Aber dennoch war sie bereit, ihn zu stützen, wenn er Hilfe brauchte.
    “Und dieser Silko ist bei deiner Familie in Mogontiacum?“ fragte sie einfach weiter. Nicht, dass sie wirklich so neugierig war, aber irgendwie musste sie ihn wach halten. Und ihr fiel jetzt nichts ein, was sie ihn sonst so hätte fragen können. Dafür war ihr die Situation von vorhin noch viel zu peinlich, und sie war sich nicht sicher, ob sie jetzt einfach wild das Thema wechseln sollte.

  • Ragin nahm einige tiefe Schlucke aus dem Becher. Das kühle Wasser brannte kurz in seinem Hals, tat ihm dann aber doch sehr gut, Den Geschmack würde er zwar noch eine Weile behalten, aber so war es nicht ganz so schlimm. Aber es vereinfachte auf jeden fall das Reden.


    "Ja, Silko ist daheim und beschützt unsere Frauen. Unsere Magd Sveija ist vor nicht allzu langer Zeit entführt und gefoltert worden, deswegen sind wir da vorsichtig. Aber vielleicht scheinen die alle so zu sein, denn Silko redet auch wenig und ist ein brummeliger Zeitgenosse. Vielleicht ist das ganze Volk ja so."


    Diese Entführung war für sie alle ein großer Schreck gewesen und das wirkte einfach noch nach. Bis auf Dagmar schienen alle den Römern ein wenig zu misstrauen und Ragin war da keine Ausnahme. Zum Glück hatte er ja Amala und bald würden ihre Welpen die Casa sicherer machen...zumindest für die Bewohner.

  • “Jemand hat eure Dienerin entführt?“
    Axilla war ein wenig überrascht. Natürlich gab es immer mal solche Übergriffe, allerdings hatte sie noch nie jemanden wirklich getroffen, dem sowas passiert war. Aber auf dem Landgut in Tarraco war sie auch etwas ab vom Schuss gewesen, und hier in Alexandria war sie ja auch sehr behütet. Da war es schon etwas erstaunliches, so etwas zu erfahren.
    “Germania muss aber sehr gefährlich sein.“
    Sie nahm ihm den Becher wieder ab, als er fertig war, und stellte ihn auf das Tischchen neben dem Bett, wo auch der Krug stand. Sie redete einfach in ihrer gewohnten Art weiter, vom einen Gedanken zum nächsten huschend, ohne wirklich erkennbare Logik darin. Aber sie war schon immer dem Chaos näher gewesen als der Ordnung, wie ihr Lehrer es auszudrücken gepflegt hatte.
    “Ich weiß nicht, ob alle Nubier so sind. Ich kenn ja nur ein paar. Aber vielleicht ist es in ihrem Land auch so gefährlich, dass man da einfach etwas ruppiger sein muss? Hmmm, wenn ich ein Mann wäre, würde ich glaube ich mal da hinreisen, um es mir anzuschauen und das herauszufinden. Wäre doch interessant, oder?“
    Axilla wusste eigentlich gar nichts von Nubien, nur, dass es im Süden irgendwo lag. Das war aber auch schon ihre gesamte, geballte Kenntnis über dieses Land, hatte es sie bislang auch einfach noch gar nicht interessiert.
    Bevor Rufus aber wieder einzuschlafen drohte, streichelte sie noch einmal leicht über seine nackte Schulter und fragte ihn dann etwas, damit er weiter mit ihr redete.
    “Wie ist das eigentlich in Germanien so? Wie sieht es da aus? Was macht man da so? Kannst du mir vielleicht eine Geschichte erzählen?“
    Axilla liebte Geschichten. Axilla brauchte Geschichten. Geschichten waren ein Stück Wirklichkeit, dass der eigenen Wirklichkeit doch fern genug war, um zu träumen. Und vielleicht kannte Rufus ja die eine oder andere, gute Geschichte, die sie bislang noch nicht kannte.

  • "Sveija ist keine Dienerin, sie ist eine Angestellte von uns. Und sie wurde von Römern entführt, die sie zu unserer Familie befragt und sie gefoltert haben. Also kann man nicht sagen, dass Germanien gefährlich ist. Eigentlich ist es das nämlich ganz und gar nicht."


    Ragin wollte jetzt nicht schon wieder mit Axilla streiten, daher sagte er das fast entschuldigend und gar nicht aggressiv. Zumal Germanien schon gefährlich war. Zumindest gefährlicher als das Römerviertel hier in Alexandria.


    "Aber zu den Nubiern mag ich jetzt auf jeden Fall erstmal nicht mehr. Zumindest nicht solange mein Kopf noch dröhnt als würde mir Donar mit seinem Mjöllnir dagegen hauen!"


    Ragin war wirklich nicht besonders fit und hatte daher auch keinen Kopf dafür auf die richtigen Götter zu achten. Normal redete er mit Römern gar nicht über seine Götter, aber nun war er müde und er hatte Kopfschmerzen und überhaupt fühlte er sich gar nicht gut.


    "Eine Geschichte? Natürlich kenne ich vile Geschichten, aber ich weis nicht ob ich sie grad so richtig...gut...erzählen...kann." Sein Kopf sank dabei langsam auf seine Brust und ein leises Schnarchen war zu hören...

  • Warum man diese Sveija wohl entführt hatte? Die Ducii mussten wohl mächtige Feinde haben, wenn man sie entführte und folterte. Das machte man ja nicht einfach so, weil es einem Spaß machte. Obwohl es auch solche Menschen gab. Doch allzu lange konnte Axilla da nicht drüber nachdenken, denn Rufus sagte gleich schon wieder was, was sie nicht verstand. Wer war Donar und was war ein Mjöllnir? Klang beides schmerzhaft.
    Rufus erzählte noch ein wenig weiter, und dann plötzlich schnarchte er! Verdammt, jetzt war er ihr doch eingeschlafen, aber das sollte er doch nicht mit dem Kopf!
    Axilla rüttelte ihn sofort wieder wach an der Schulter. “Hey, nicht schlafen jetzt, bleib wach, Rufus.“
    Als sie ihn soweit wieder wach hatte, dass er die Augen aufhatte und sie anschaute, lächelte sie ihn an und legte sich tiefer zu ihm. So hatte sie ihn besser unter Kontrolle, was das einschlafen anging, da merkte sie es schneller und konnte mit ein paar kleinen Handbewegungen ihn wieder wachrütteln. Auch wenn nun, da sie auch richtig neben ihm lag, die Chance bestand, dass sie einschlief. Immerhin war schon spät und eigentlich war sie ja selber hundemüde.
    “Du wolltest mir grade von Donar und diesem Mjöllnar erzählen. Wer sind die? Sind das Helden, über die es Lieder gibt? Kannst du mir eines vorsingen?“
    Singen fand Axilla nicht so schwer wie erzählen, und gleichzeitig hielt es wacher, weil man sich auf mehrere Sachen konzentrieren musste. Jetzt durfte nur sie nicht einschlafen.

  • Ragin zuckte hoch und schaute Axilla an. Was wollte sie denn auf einmal von ihm? Er hatte doch gar nicht geschlafen! Höchsstens kurz überlegt und die Augen ausgeruht.


    "Also Donar ist der Sohn von Wotan. Er ist der Stärkste von allen! Er hat sogar Trolle und Riesen erschlagen. Und Donar hat einen Hammer, der heißt Mjöllnir, der Zerschmetterer. Wenn er den nach seinen Feinden wirft, kommt er wieder zurück zu ihm geflogen. Natürlich hat er auch ganz viele Heldentaten vollbracht, schließlich ist Donar ja ein großer Freund der Menschen und es gibt viele Geschichten von ihm. Einmal war er auf einer Insel voller Berkerweiber und..." brabbelte er vor sich hin und schloss wieder die Augen, wurde dann aber gleich wieder angestuppst.


    Gleich waren seine Augen wieder offen, und er brummte wie ein verärgerter Waschbär.


    "Außerdem singt man Geschichten nicht. Die Skalden erzählen die Geschichten und begleiten sie mit der Musik. Aber Musik machen kann ich leider nicht und ich habe ja auch gar kein Instrument."


    Singen konnte er momentan sowieso nicht, mit seinem Hals. Was er über Donar erzählt hatte, wusste er schon gar nicht mehr. Und warum sollte er überhaupt singen? Er war doch so müde und hatte solche Kopfschmerzen!

  • Axilla hatte auch keine Ahnung, wer dieser Wotan war, wusste nicht, was ein Troll sein sollte und hatte auch nur eine grobe Vorstellung von Riesen. Wobei sie nach all dem Vorangegangenen nicht sicher war, ob Rufus mit Riese dasselbe meinte wie sie. Vor allem das mit dem Hammer kam ihr merkwürdig vor. Warum sollte jemand einen Hammer wegwerfen? Nungut, wenn man denn gar keine andere Waffe hatte, aber ein Gladius oder ein Pilum war doch sicher exakter als ein Hammer? Vor allem, wenn man die auch noch warf! Wer warf denn schon seine Waffe weg, wenn man nicht grade Steinschleuderer war?
    Aber da nickte ihr Rufus auch schon fast wieder weg und sie stupste ihn leicht, damit er wieder aufwachte. Als hätte er das davor vergessen, erzählte er nun von der Musik, und dass man Heldengeschichten nicht sang. Seltsame Art und Weise. Diese Skalden waren wohl sehr anders als die Rhapsoden, die sie kannte. Auch wenn selbst die Rhapsoden kaum noch in Mode waren.
    “Naja, vielleicht kannst du es ja lernen? Penelope, also, das ist die Frau von einem guten Bekannten von mir, die unterrichtet das am Museion. Ich hab ja zu klobige Hände für sowas, aber du kannst es dir ja mal überlegen?“
    Sie schaute ihn kurz an und fürchtete, dass er bei diesem Thema ihr gleich wieder wegpennte. Also fragte sie ihn weiter nach diesem komischen Helden, über den es nichtmal Lieder gab.
    doch dann wurde sie abgelenkt, als die Tür noch einmal aufging und Leander hereinkam. Der griechische Sklave schaute kurz unsicher und dann verlegen, und stellte dann nur schnell die Waschschüssel ab. Axilla sah ihn einen Moment fragend an, ehe sie bemerkte, dass sie ja fast mit Rufus kuschelte und sich schon denken konnte, was Leander nun von ihr dachte. Innerlich grummelte sie ein wenig, weil ihr Sklave ja von den beiden anderen Verfehlungen von ihr wusste und nun natürlich zu diesem Schluss kommen musste. Aber doch hatte sie gedacht, er würde sie da besser kennen. Da es dem Griechen peinlich zu sein schien, entließ sie ihn mit einem Kopfnicken und einer Handbewegung.
    “Und was sind Berserkerweiber? Und was hat dieser Donar dort gemacht?“, stupste sie Rufus noch einmal an, damit er wacher wurde und weitererzählte.

  • Ragin hob seine Hand und hielt sie zu hoch. Dann nahm er ihre Hand und setzte sie an seine. Ihre Hände waren viel kleiner als seine, aber wirklich ein wenig dicker. Wobei Ragin wirklich sehr dünne und lange Finger hatte.


    "Ach du hast doch schöne Hände. Ich bin sicher damit kann man auch gut Musik machen. Also ich meine mit einem Instrument, das man mit seinen Händen spielt. Das geht sicher. Aber vielleicht schau ich im Museion ja mal bei dieser Pelenope vorbei, wenn ich bei Nikolaso lerne."


    Dann stockte er. Woher wusste Axilla von Berkerweibern? Das war doch eine germanische Geschichte über Donar, die ihm früger mal vom alten Wulfger erzählt worden war, dem er immer mit den Hunden geholfen hatte. Aber wie kam Axilla jetzt darauf?


    "Woher kennst du denn diese Geschichte?" fragte er sie mit großen Augen. Ob sie vielleicht einen germanischen Sklaven oder Freund hatte?

  • Als er ihre Hand so direkt an seine hielt, war es Axilla etwas unangenehm. Sie schämte sich ein wenig, dass sie nicht so schlanke und lange Finger hatte wie die meisten anderen Mädchen. Sie hatte halt Arbeiterhände. Schwerthände, hatte Vater immer gesagt. Aber das war bei weitem nichts, an das ein Mädchen gerne erinnert wurde. Als Rufus also ihre Hand wieder losließ, nahm sie sie etwas verlegen nach unten und kaute sich auf der Unterlippe herum, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
    Doch dann auf einmal schien Rufus ganz wach zu sein und beinahe erschrocken. Sie schaute ihn kurz fragend an und rückte ihren Oberkörper dafür sogar leicht von ihm ab, um sein ganzes Gesicht richtig ansehen zu können und nicht nur die Augen.
    “Die wolltest du mir grade erzählen. Du hast mir erzählt, dass dieser Donar ein Held war und viele Reisen gemacht hat und es viele Geschichten über ihn gibt. Oder so… naja, und du wolltest mir grade von den Berserkerweibern erzählen. Also, raus mit der Sprache, was ist das?“
    Sie kuschelte sich noch ein wenig mehr in die Matratze. Gerne hätte sie sich auch zugedeckt, aber Rufus war unter der Decke nackt, und das wäre dann wirklich noch seltsam geworden. Aber ihre Kleidung war ja lang und der Tag war warm gewesen, sie fror also nicht wirklich. Das war eher die Müdigkeit, die sich immer mehr bemerkbar machte und ihre Augen langsam aber sicher kleiner werden ließ.

  • "Das hab ich gesagt? Sowas? Also nun ich meine ja, also...mein Kopf dröhnt ja noch ganz schön. Also Donar ist doch kein Held also...ich meine eigentlich ja schon, aber...ich glaub ich erzähle dir besser eine andere Geschichte." Irgendwie traute er sich nicht diese Geschichte jetzt zu erzählen und sicher wären ihm auch viele Einzelheiten entfallen. Er musste schon ordentlich was am Kopf haben, wenn er damit überhaupt angefangen hatte. "Donar auf der Insel der Berserkerweiber" war sicher keine Geschichte, die man römischen Damen erzählte, während man nackt in ihrem Bett lag. Aber fiel ihm eine bessere ein? Er kannte noch eine, wo Donar mit einem Riesen einen Wettkampf abhielt, wer lauter furzen konnte, oder abr Donars Reise in das Reich der Hel. Aber am Besten sollte er gar nichts von den Göttern erzählen.


    "Ich kenne eine Geschichte. Sie ist von zwei jungen Brüdern, die von daheim weglaufen müssen, weil ihre Muter gestorben ist und der böse Duumvir den beiden dann den Hof wegnehmen wolllte. Aber sie haben das gemerkt und sind schnell abgehauen, weil der Sohn des Duumvirs war nämlich ein Freund des einen Bruders und hat ihn vorher gewarnt. So also konnten sie gerade noch fliehen und..."


    Da ihm keine Geschichte einfiel begann er ein wenig von seiner und Ratbalds Flucht zu sprechen. natürlich änderte er einige Sachen, damit man nicht merkte, dass es seine Geschichte war.

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