Prudentier zu Besuch

  • Es dauerte natürlich immer eine kleine Weile, da Hungi seine Besuche nie respektive nur sehr selten nur in seiner Tunika bekleidet zu empfangen pflegte. Und da er beim Anziehen der synthesis natürlich auch Hilfe brauchte, mussten nicht angemeldete Gäste natürlich etwas warten.


    Prudentius Balbus. Ein unerwarteter Besuch von dir. begrüßte Hungi nach dem erfolgreichen Anlegen der synthesis seinen Gast. Was verschafft mir das Vergnügen?

  • "Senator Vinicius, ich danke dir, dass du so kurzfristig Zeit finden konntest mich zu empfangen." Da er in offizieller Funktion unterwegs war, hätte er selbst von einem Consular auch nicht viel anderes erwartet.


    "Ein wichtiger kaiserlicher Beschluss, über den ich dich zu informieren habe." beantwortete er die Frage.
    "Nach deinem so erfolgreichen Proconsulat in Hispania benötigt nun der Kaiser deine Tatkraft in einer seiner Provinzen."
    Nach Balbus Meinung dürfte damit natürlich schon relativ klar sein, worum es im Groben ging.


    "Da der Kaiser sich darauf vorbereitet die Stadt Morgen zu verlassen..." denn es war der Tag nach dem Conventus "... wollte ich dir nicht in die Hektik des Palastes zumuten und dir stattdessen die freudige Mitteilung hierher bringen."
    Gut, ob die Mitteilung für den Vinicier tatsächlich freudig war, würde sich gleich zeigen.


    "Also um es kurz zu machen, der Imperator hat beschlossen, dich als Statthalter der Provincia Germania einzusetzen."
    Ein total diplomatischer Ansatz, der so gar nicht mit der Porta in die Casa fiel und mal wieder zeigte, warum Balbus kein Politiker war.

  • Hungi war etwas überrascht, weil der Prudentier doch ziemlich förmlich agierte. Nicht lange sollte es dauern und diese erste Überraschung wurde gleich verdrängt von einer zweiten. Seine Miene hatte durchaus etwas Ungläubiges an sich, als er die "frohe" Botschaft vernahm. Aber er ließ Prudentius ausreden, was wenig verwunderte, denn im ersten Moment fehlten ihm schon ein wenig die Worte.


    Ich soll meinen Bruder ablösen? war bezeichnenderweise die erste Frage, die er stellte. Ich bin gerade erst in Rom angekommen und jetzt soll ich schon wieder weg? Na meine Frau wird sich freuen. Mit Mühe unterdrückte er den Wunsch, sich die Schläfen zu reiben. Er hat beschlossen... murmelte er eher zu sich selbst. Und wann soll es losgehen?

  • Balbus nickte leicht. "Ja, du sollst der Nachfolger deines Bruders werden. Und es soll losgehen, sobald du deine Angelegenheiten hier geregelt hast und abreisebereit bist." sagte er, noch immer förmlich.


    Dann jedoch wurde er etwas weniger förmlich, eigentlich sogar ein klein wenig verschwörerisch, da er etwas leiser sprach und sich instinktiv einmal umsah. Das, was er noch sagen wollte, hätte er vermutlich so nicht sagen sollen, aber er empfand noch immer ein gewisses Maß an Loyalität für seinen alten Kommandanten.
    "Da ich davon ausgehe, dass es unter uns bleiben wird, würde ich zu der ganzen Sache noch ein paar Worte ganz im Vertrauen sagen."
    Er blickte instinktiv noch einmal im Atrium herum, bevor er weiter sprach.


    "Ich war anwesend als das Consilium Principis tagte und diese Entscheidung getroffen wurde. Das ganze wurde beraten aufgrund einer Wortmeldung des Praefectus Urbi. Ihm schien es sehr wichtig zu sein, dass dieser Wechsel an der Spitze Germanias stattfindet."

  • Hungi konnte nur schwer darüber lachen. Gerade erst waren sie hier angekommen, den Reisestaub noch immer nicht ganz aus den Kleidern geschüttelt, die Reisekoffer und -truhen waren noch nicht zur Gänze verstaut. Und seine Frau hatte gerade begonnen, eine Umdekorierung der Villa zu planen. Gut, letzteres störte ihn nicht so sehr, denn er hatte schon eine Ahnung, daß ihn diese Neuausrichtung des Interieurs nicht gerade billig kommen würde.


    Na, ich habe ja schon Übung darin. Wird daher wohl nicht so lange dauern. Er lächelte müde. Ausgerechnet Germanien. Krasser als der Gegensatz Hispania - Germania konnten keine zwei anderen Provinzen sein. Der Praefectus Urbi? Vescularius? Den kenne ich ja nicht mal richtig. Wobei letzteres kein Grund sein mußte.

  • Naja, wie es sei, so sei es. Immerhin ging er nicht davon aus, daß sich der Praefectus Urbi mit Gewalt gegen Valerianus durchgesetzt hatte. Ich nehme an, einen Befehl oder etwas ähnliches auf Papier bekomme ich noch?

  • "Natürlich." sagte Balbus leicht nickend und liess sich von einem der beiden Schreiber ein zusammengerolltes Dokument übergeben, dass er dann an den Vinicier weitergab.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ernenne ich
    Marcus Vinicius Hungaricus


    zum
    Legatus Augusti pro Praetore der Provincia Germania
    und zum
    Legatus Legionis - Legio II Germanica


    - DCCCLIX AB URBE CONDITA -



    "Dein Bruder wurde bereits informiert, dass er abgelöst wird und dass er alles für die Amtsübergabe vorbereiten soll. Natürlich haben wir ihm kein konkretes Datum genannt, da es ja von deinen Planungen abhängig ist. Allerdings sollten sich dein Aufbruch und seine Rückkehr nach Rom nicht unverhältnismäßig verzögern."
    Das letzte sagte er eigentlich nur um es gesagt zu haben, da er sich sicher war, dass dies dem Vinicier sowieso klar gewesen war.

  • Hungi nahm das Dokument entgegen, entrollte es und studierte Inhalt und Siegel. Er nahm natürlich nicht an, daß der Prudentier ihn belog und ihm eine Fälschung aufhalste, aber erstens war die Prüfung ein altes "Leiden", das noch aus seiner Zeit als Praefectus Praetorio stammte, und zweitens war er schlicht neugierig. Fast entkam ihm ein Seufzen, denn das Amt war mit einem Doppelposten verbunden und Doppelposten verhießen zwar immer viel Geld, aber auch mindestens doppelt Arbeit.


    Seufz. Verdammt, da war es doch, wenn auch nur leise. Er rollte das Dokument wieder zusammen und blickte wieder zu Balbus. Gut. Wenn mein Bruder schon informiert wurde, brauche ich es nicht mehr zu tun. Richte dem Kaiser meine besten Grüße und Wünsche aus und sag ihm, daß ich so bald als möglich nach Mogontiacum abreisen werde. Von welcher Stadt er so gar keine Ahnung hatte, außer dem, was ohnehin aus der Acta, generellen Nachrichten von dort und selbstverständlich von Gerüchten bekannt war. Ahja, gibt es eine spezielle Mission, die ich zu erfüllen habe? Es hätte ja sein können, daß der Kaiser, wenn er ihn schon nicht persönlich empfing, ihm wenigstens ein paar Zeilen geschrieben hatte.

  • "Ich werde es ihm mitteilen." sagte Balbus, der allerdings nicht davon ausging, dass er den Kaiser vor seiner Abreise nach Misenum noch zu Gesicht bekam.


    Die Frage beantwortete er mit einem kleinen Kopfschütteln. "Nein, es gibt zur Zeit keine besondere Mission zu erfüllen."

  • Also keine paar Zeilen zu seinem neuen Posten. Es war irgendwie so, als ob er ins kalte Wasser gestoßen werden würde. Na wenigstens war der Vorgänger ihm nicht nur persönlich bekannt (allerdings war auch Rom zeitweise ein Dorf) sondern auch noch engstens verwandt.


    In Ordnung. murmelte er etwas enttäuscht in seinen Bart. Dann also die üblichen Pflichten und Geschäfte. Was immer das auch bedeuten mochte. Gut. Ich werde alles Nötige sofort veranlassen.

  • Balbus hatte irgendwie das Gefühl eine gewisse Niedergeschlagenheit in seinem Gegenüber zu erkennen, führte diese aber schlicht darauf zurück, dass der Vinicier einfach lieber das Leben in Rom mit seiner jugendlichen Frau zu geniessen. Das konnte Balbus gut nachvollziehen, aber auf der anderen Seite war er der Meinung, dass die kaiserliche Anordnung dies in den Hintergrund rücken liess, denn persönliches Glück musste sich dem Allgemeinwohl unterordnen.


    "Dann werde ich dich jetzt wohl besser verlassen. Meinen Glückwunsch noch zu deinem neuen Amt." sagte er und gab seinen beiden Schreibern schon mal das Zeichen, dass sie aufbrechen würden.

  • Ich danke dir, Prudentius. bedankte sich Hungi. Richte deiner Frau noch schöne Grüße aus. Der Hausherr wollte schon den Prudentius verabschieden (die Schreiber waren ihm dabei herzlich egal), da fiel ihm noch etwas ein. Ich hoffe, die Nachrichten, die ich aus Rom vernehmen werde, bleiben nicht auf die Acta beschränkt? Auch wenn sein Bruder bald in die Ewige Stadt zurückkommen werde... Hungi kannte die Schreibfaulheit von Lucianus.

  • "Tue ich, und richte du der deinen ebensolche aus." gab Balbus auf die Grüße für seine Frau zurück.


    "Du wirst natürlich auch über offizielle Kanäle der Kanzlei über wichtige Entwicklungen informiert werden." sagte er und fügte noch hinzu: "Und ich werde sehen, dass ich dir von Zeit zu Zeit auch jene Dinge mitteile, die für diese offiziellen Wege nicht wichtig oder öffentlich genug sind."

  • Ich danke dir, Balbus. In diesem Moment nahm er nur den Cognomen, quasi als Zeichen der Vertrautheit zwischen den beiden Männern. Immerhin konnte man nie genug Informationen haben, was in Rom so ablief.


    Wenn du mich nun entschuldigst, ich habe viel vorzubereiten. Gepäck, die Reise... und seine Frau.

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