Die Strasse war bis auf ein paar aufgestellte Lampen dunkel und Lupus legte, wie von selbst die frei Hand auf seinen Schwertknauf. Die andere Hand war gefüllt mit einer Überdosis Leben und Glück.
Sie gingen eine Weile, ...die Hufe von Dadeus, welcher ihnen in einem kleinen Abstand folgte klapperten an den nächtlichen Häuserwänden nach.
Es war kalt und Lupus löste seinen warmen Mantel und legte ihn Valentina um die schmalen Schultern. Lächelnd meinte er,
Was meinst du,...sollen wir bis nach Roma gehen?
Er wünschte dieser Weg würde nie enden und sein Leben könnte diesen Augenblick konservieren.
Ihr Dank würde ihm sicher sein,...oh...Valentina,...wenn du wüßtest, daß sich nicht nur der Honig sondern auch das Feuer in ihm rührte. Jedoch rief er sich zur Ordnung,...das hier war keines von den Mädchen die er bisher kannte,...da hier war etwas Besonderes,...etwas Göttliches,...ein Geschenk. Er fühlte ihre kleine, warme Hand in seiner rauen, schwieligen Schwerthand...hatte er sie überhaupt verdient?...alleine ihre Ausstrahlung,...ihre Stimme,...ihr Duft erhoben sie im Vergleich zu anderen Frauen zu einer Göttin.
Das Feuer legte sich langsam etwas und er konnte wieder normal gehen.
Hast du,...ich meine,...gibt es da jemanden,...vielleicht,...in Roma...oder...
Es war nicht ungewöhnlich, daß eine junge Frau von Stand bereits zu Gunsten der Familie verlobt war...und er wüßte gerne wen er erschlagen mußte um dann mit ihr in die Wälder von Corsica zu fliehen, in einer Höhle zu leben und sich bis ins Elysium und darüber hinaus zu lieben.
Dadeus´Hufklappern hallte an den Wänden wider.
Geleit einer jungen Dame
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Es war gut, dass Valentina Lupus Gedanken verborgen blieben. Sie wäre wohl rot angelaufen und hätte nicht gewusst, was sie noch hätte sagen sollen. Dankbar hatte sie ihn angesehen, als er ihr den Mantel um die Schultern legte. Sie war zu leichtsinnig gewesen als sie heute Nachmittag das Haus verlassen hatte. Die Sonne hatte warm vom Himmel geschienen und sie hatte keinen Gedanken daran verschwendet, dass es später wieder empfindlichkalt werden würde.
Oh ja, sie hatte vor allem auch nicht daran gedacht, wie dieser Tag enden würde. Niedergeschlagen und traurig war sie in ihrer Casa gerade dabei gewesen die Rosen zu schneiden, als es an der Türe geklopft hatte und sie in ein vollkommen neues Schicksal entführt wurde. Wie hätte sie auch ahnen können, dass sie bereits am Abend des gleichen Tages ihr Herz an einen Soldaten verloren hatte?
Er wollte mir ihr bis nach Rom laufen? Valentina musste daraufhin leise kichern. Eine Seltenheit, die sie so sehr vermisst hatte. Früher hatte sie so gerne gelacht. Valerian hatte sie oft zum Lachen gebracht und sie konnte davon gar nicht genug bekommen. Doch die letzten Wochen und Monate waren hart und entbehrlich gewesen und als sie dann auch noch ihren letzten Freund verloren hatte, gab es für Valentina keinen Grund mehr zu lachen. Nun hatte sie wieder jemanden, der sie zum lachen brachte und alleine deswegen war sie Lupus schon dankbar.
Wie sie so nebeneinander herliefen, ertappte Valentina sich immer wieder dabei, wie sie heimlich zu ihm aufsah und ihn bewunderte. Das Licht war spärlich und sie konnte nur seine Konturen erkennen. Er hatte ein beeindruckendes Erscheinungsbild und ja, es wurde ihr immer ganz warm, wenn sie ihm in die Augen blickte. Verlegen senkte sie jedes mal schnell wieder den Blick. So bekam sie auch nicht mit, wie Lupus empfand. Sie hörte nur das gleichmäßige Hufgetrappel des Pferdes.
Auf seine Frage hin, hob sie wieder den Kopf. Mit der freien Hand, hielt sie den Mantel fest um ihre Schultern und die Andere lag in seiner starken Hand. Sie wollte diese nicht mehr loslassen und hoffte, dass der Weg noch lange andauerte. Hatte sie gerade ihren Schritt nochmal etwas verlangsamt?
"Ob es jemanden gibt, dem ich bereits versprochen bin?" Valentina wiederholte seine Frage und schüttelte dann wieder ihren Kopf. "Es gab einen Interessenten, doch leider habe ich von diesem nichts mehr gehört. Meine Familie ist nicht sonderlich reich musst du wissen. Wir haben kaum Güter, die ich mit in eine Ehe bringen könnte." Sie senkte den Kopf wieder. Hatte sie da gerade nicht eine große Dummheit begangen? Würde Lupus nun ihre Hand loslassen, jetzt da er wusste, dass sie nicht reich war und keine Einflüsse hatte? In Rom waren das wichtige Dinge, die eine Frau mit in die Ehe mitbringen musste.
Vorsichtig hob sie den Kopf nach einer Weile wieder und meinte leise. "Wäre das denn für dich wichtig? Ich meine, wenn du dir mal eine Frau nimmst. Muss sie reich sein?" -
Zwei Herzen schlug in Lupus´Brust. Das eine voller Freude, das andere voller Unsicherheit. Auf ihre Frage antwortete er,
Valentina, der wahre Reichtum gründet sich nicht in Gütern und Schätzen...
Er hielt an und sogleich verstummte auch das Hufgeklapper hinter ihm.
Seine Hand hielt die ihre wie einen Spatz, unendlich vorsichtig und zärtlich.
Ihr Gesicht war nur in Schemen zu erkennen, jedoch konzentrierte er sich auf ihre Augen und die kamen ihm vor wie große Seen in denen er untertauchen vermochte.
Er dachte bei sich,
Den größten reichtum birgst du in dir,...deine Freundlichkeit, dein scheues Wesen, deine Wärme,...du vermagst so unendlich viel zu geben,...was bedarf es da weltlicher Güter oder schnöden Mammon?Ich finde, wenn zwei Menschen zueinander finden, sich gegenseitig ihr Herz schenken und den Gedanken prägen für den Rest ihrer Tage zusammen zu bleiben, den Anderen zu nehmen wie er war, ist und wie er sein wird, so ist dies wie eine wahre Schatzkarte...
Er blickte sie an, seine Hand drückte ein wenig zu,...
Was man dann nur noch braucht ist ein wenig Glück, ...zwei gesunde Hände zum arbeiten...alles weitere wird sich finden...
Naja was Gescheiteres fiel ihm auf die Schnelle nicht ein und außerdem war er nicht ganz Unvermögend...er war immerhin Teilhaber einer Pferdezucht...
Sie nahmen ihren Weg wieder auf und Lupus erkannte schmunzelnd, daß sie gerade wieder an diesen Tiberiusdenkmal vorbeischlenderten... -
Wenn sie ehrlich zu sich war, war Valentina froh, dass das Pferd hinter ihr lief, denn so übertönte das Hufgeklapper das wilde Pochen ihres eigenen Herzens. Sie dachte, Lupus musste es hören, so laut schlug es vor Aufregung. Sie lief mit einem Mann, denn sie erst vor wenigen Stunden kennen gelernt hatte alleine durch eine nächtliche Gasse. Doch Valentina hatte keine Angst, nicht bei Lupus. Im Gegenteil, sie fühlte sich bei ihm so sicher wie bei Valerian.
Als er anhielt, hielt auch Valentina einen Moment den Atem an. Ihre Hand lag in Seiner und er hielt sie so vorsichtig und zärtlich fest. Nicht, als wollte er sie mit sich ziehen und ihr den Weg vorzeigen, den sie zu gehen hatte. Valentina wäre ihm gefolgt, ohne zu klagen. Doch sie wäre dabei nicht glücklich gewesen.
Lupus allerdings war so vorsichtig und so scheu. Sie hatte den Kopf erhoben als er sie ansah und sie wünschte sie, die Zeit würde stehen bleiben. Da war etwas, dass Valentina so noch nie gespürt hatte. Jedesmal, wenn er sie so ansah, klopfte ihr Herz noch wilder und ihr wurde es warm.
Sie hörte seine Erklärung über Reichtum, doch sie verstand sie nicht. Nicht, weil er sie so schwierig erklärte, nein für Valentina rauschten die Worten vorbei wie in einem Traum. Sie sah nur in Lupus Augen und plötzlich ertappte sie sich dabei, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Sie wollte ihn berühren, ihn küssen und ihm nahe sein...
Zum Glück drehte er sich in diesem Moment wieder zum Gehen und Valentina senkte schuldbewusst den Kopf. Sie schämte sich für diese unschicklichen Gedanken und sie dankte der Schicksalsgöttin, dass sie sie vor einer peinlichen Situation bewahrt hatte. Ein paar Momente lief sie neben ihm her und versuchte sich zu beruhigen. Was hätte sie da nur anstellen können? "Eure Worte sind weise gewählt, Lupus." Meinte sie dann mit etwas Verspätung auf seine Erklärungen. Sie sah wieder zu ihm auf und betrachtete ihn von der Seite. Es war nicht sonderlich hell in der Gasse und sie dachte bei sich, wie es wohl wäre, wenn sie die Frau wäre, die ihm ihr Herz schenkte und er der Mann, dem sie vertrauen konnte. Sie war so sehr in den Gedanken vertieft und achtete dabei leider nicht auf die Straße, sodass sie die kleine Unebenheit nicht bemerkte, mit dem Fuß darüber stolperte und stürzte.
Beschämt darüber, dass das auch ausgerechnet ihr passieren musste, wollte Valentina sich gleich wieder aufrichten, doch da fuhr ein brennender Schmerz durch ihren Knöchel und sie wimmerte leise. Mit den Fingern fuhr sie sich über die schmerzende Stelle. Sie wagte nicht aufzusehen. Was musste Lupus jetzt von ihr denken? Das sie nicht einmal laufen konnte. Beschämt wünschte sie sich ein Loch in das sie verschwinden konnte. Noch peinlicher konnte es ja nun wirklich nicht sein. -
Dadeus schnaupte als Valentina stürzte und stampfte warnend mit dem Huf auf. Jedoch dreht sich auch Lupus sofort nach dem Geräusch um und sah Valentina auf dem Boden liegen. Seine Hand lag instinktiv am Griff seiner Spatha,...jedoch war hier kein Gegner...da lag eine Elfe am Boden und er kniete sich vor ihr hin.
Ihr leises Wimmern zerriss ihm das Herz und er überlegte was zu tun war,...seine medizinischen Kenntnisse waren bescheiden und beschränkten sich auf Verletzungen anderer Art. So fragte er bekümmert,Valentina,...wo tut es weh?
Doch bevor er hier im Halbdunkel auf dem kalten Boden eine Untersuchung starten würde, wäre es vielleicht besser nach einer geeigneten Unterkunft zu suchen.
...ich,...ich werde dich jetzt hochheben,...
Unendlich vorsichtig versuchte er die Quadratur des Kreises sie nicht unzüchtig zu berühren und gleichzeitig vom Boden aufzuheben.
Sie war leicht wie ein Kind und es bereitete ihm keinerlei Mühen sie auf den Armen zu halten.
Er sah sich um, orientierte sich und stellte fest, daß sie der Casa Terentia wesentlich näher waren als ihrer Casa oder dem Castellum, wo ein Valetudinarium war und man ihr sich helfen könnte...Valentina,...ich bringe dich zur Casa Terentia zurück,...Tante Thula soll sich das einmal ansehen,...sie ist...soetwas wie eine Heilerin.
Seine Überlegung Valentina aufs Pferd zu setzen erledigte sich als er ihren warmen Körper spürte und ihren Duft einatmete. Er nickte Dadeus zu und sie machten kehrt...zurück zur Casa Terentia.
Keine Sorge,...das wird schon wieder,...ich glaube nicht daß etwas gebrochen ist...
Meinte er beruhigend und wunderte sich wie sanft seine Stimme klang.
Tante Thula hat mir einmal die Schulter wieder eingerenkt und ...ach...was die schon alles auf mich draufgeschmiert hat...am besten ist diese Salbe...wie heißt sie doch gleich,...egal...zuerst kühlt sie und dann brennt die Stelle wie Feuer,...aber der Schmerz verschwindet schon nach wenigen Minuten...ich glaube da ist Bienengift drin oder sowas,...aber keine Sorge,...die ist immer noch besser als die schwarze Salbe von Primus,...die ist zwar auch nicht schlecht,...im Gegenteil,...aber sie stinkt fürchterlich...
Lupus lachte befreit und fühlte sich gleichzeitig glücklich und schuldbewußt,...wie konnte er so gut aufgelegt sein, wenn sie litt?
Er spürte ihren Körper in seinen Armen, ihr Haar an seinem Hals...ihr Götter würde doch dieser Moment niemals vergehen!
Hinter ihnen klapperten die Hufe von Dadeus. -
Immer noch beschämt über ihre eigene Unachtsamkeit, saß Valentina am Boden und rieb sich den schmerzenden Knöchel. Sie hob den Kopf als Lupus sie fragte wo es wehtat und sie deutete auf die schmerzende Stelle an ihrem linken Fuß. Es war ihr so unangenehm, schließlich wollte er sie nur nach Hause bringen und nun hatte er noch mehr Unannehmlichkeiten. Beschämt sah Valentina zur Seite. Als er sie dann auch noch hochnehmen wollte, wollte die junge Frau zuerst protestieren, nicht, weil er sie nicht anfassen sollte. Sie wollte einfach nicht, dass sie ihm so viel Arbeit machte. Doch als er sie dann hochnahm, schmiegte sie sich fast wie von selbst an seinen starken Oberkörper. Sie legte einen Arm um seinen Nacken und ihren Kopf an seine Schulter. Sie fühlte sich in diesem Moment wie eine Kaiserin. Der schmerzende Knöchel war vergessen und sie wünschte sich Lupus würde sie einmal durch das römische Reich tragen und wieder zurück.
"Es ist wirklich nicht schlimm." Hörte sie sich sagen, wobei das vermutlich stimmte. Morgen oder übermorgen wäre der Schmerz vergangen. Der Gedanke daran, dass sie jedoch noch länger in Lupus Gegenwart sein konnte statt wieder in die Einsamkeit ihrer Casa zurück zu müssen gefiel Valentina so sehr, dass sie sich sogar dazu hingerissen fühlte etwas zu flunkern. "Es tut nur so weh."
Sie hörte zu was er von den Salben seiner Tante erzählte. Er hätte ihr in diesem Moment aber auch die militärischen Geheimberichte oder die Grundregeln seiner Ausbildung zum Soldaten erzählen können. Valentina hörte nicht richtig zu was er sagte, sie hörte nur den Klang seiner so angenehmen Stimme.
"Danke." Flüsterte sie leise und schmiegte sich noch enger an ihn. Ihr Kopf lag an seiner Schulter und sie schloss genießend die Augen. -
Sie schmiegte sich an ihn,...Lupus durchwogten bisher unbekannte Freuden, er schien zu wachsen, das Gewicht Valentinas in seinen Armen schwand als würde er Träume tragen.
Nur beiläufig nahm er seine Umgebung wahr, jedoch stand er irgendwann,...waren es Minuten, Stunden ...Aeonen...vor der Casa Terentia. -
Tullia und Valentina schlenderten durch die Straßen. Tullia genoß die letzten warmen Strahlen der Sonne. Sie genoß die Gesellschaft von Valentina.
In Gedanken versunken dachte sie an Primus, der jetzt mit dem Legaten durch die Provinz unterwegs war, sie dachte daran daß sie es immer noch nicht geschafft hatten zu heiraten.
Sie schmunzelte ein wenig,...der schmerzliche Verlust verblaßte immer mehr.
Erzähl mal Valentina,...was hast du eigentlich mit Lupus so noch im Sinn,...seht ihr euch oft? -
"Im Sinn?" Valentina sah ihre Freundin an als würde sie etwas planen. War sie da etwa ertappt worden?
"Nun im Sinn habe ich immer nur ihn." Lächelte sie verlegen und wurde dabei sogar etwas rot. "Zuerst hieß es, er würde versetzt werden. Ich wäre mit ihm mitgekommen. Doch diese Versetzung scheint nun nicht zustande zu kommen. Er bleibt hier in der Stadt. Gesehen habe ich ihn die letzten Tage leider überhaupt nicht mehr." Etwas wehmütig klang Valentina als sie von Lupus erzählte. -
Tullia mußte ein wenig schmunzeln und freute sich über die unbefleckte Verliebtheit Valentina´s. Sie hakte sich ein wenig fester ein und meinte,
Tja, du weißt doch sicher, daß er eine neue Aufgabe hat?...die des Centurio Statorum.
Sie sah Valentina ein wenig fragend an und fuhr dann fort.
Als solcher ist er ein direkter Untergebener des Regionarius, welcher die Polizeigewalt in unserer Provinz ausübt...wenn du so willst ist Lupus jetzt ein Mann mit einer großen Verantwortung und seine Stellung ist sicherlich ein Schritt weiter in eine Zukunft die es ihm ermöglicht dir den Hof zu machen...
Sie lächelte Valentina an,
...und das meine Liebe,...will er mehr als alles andere auf der Welt. -
Aufmerksam hörte Valentina ihrer Freundin zu und dachte über das nach, was sie ihr erzählte. Sie war eine Frau und deswegen nicht vertraut mit den militärischen Rängen. Als Tullia allerdings meinte Lupus hätte in Zukunft eine verantwortungsvolle Position nickte sie nachdenklich. Stolz war sie allemal auf ihn. Aber da war noch etwas anderes. Etwas, dass sie nicht beschreiben konnte. Eine gemeinsame Zukunft! Valentina errötete als ihre Freundin ihr auch in dieser Hinsicht Hoffnung machte. "Das wäre wirklich sehr, sehr schön." Immer noch sehr verlegen gingen sie nebeneinander her, als Valentina ihre Freundin von der Seite ansah. "Was ist mit deinen Reiseplänen?"
-
Tullia erschauderte innerlich,...Reisepläne,...die hatten sich mit der Fehlgeburt erledigt,...schließlich wollte sie nach Corsica um ihr Kind auf heimatlichem Boden zu gebähren...
Sie faßte sich und entgegnete,
Ach weißt du,...das kann noch ein wenig warten,...ich habe hier noch zuviel zu regeln...
Sie hob eion wenig ihr Kinn und atmete die frische Luft ein,...ja das Leben hatte sie wieder und es ging weiter... -
Nachdem sie die Frage gestellt hatte, tat es Valentina auch gleich wieder leid. Soetwas war dumm zu fragen. Dementsprechend mitleidig sah sie ihre Freundin auch an als diese ihr versicherte die Reiseplänen konnten warten.
Ein Stück gingen sie schweigend nebeneinander her, dann meinte Valentina. "Glaubst du ich kann Lupus eine gute Frau sein? Ich meine jetzt, da er so einen wichtigen Posten inne hat. Er braucht jemand starkes an seiner Seite. Ich glaube nicht, dass ich das kann." Traurig senkte sie den Kopf. Die junge Frau glaubte tatsächlich nicht, dass sie Lupus gerecht werden konnte. -
Tullia legte ihren Arm um die Schultern Valentina´s. Mit ungewöhnlich warmer Stimme sagte sie,
Valentina,...Lupus hat die Stellung nur angenommen um dir den Hof machen zu können...
Sie sah die junge Frau freundlich an.
r war früher nicht an Karriere interessiert,...weißt du?!
Sie blickte nach vorn.
Was er jetzt tut, tut er für dich,...ihn interessieren keine Konventionen, keine Etikette,...er kann nur um deine Hand anhalten wenn er mindestens Tribun ist,...und glaube mir,...ihn plagen ähnliche Fragen, schlöießlich stammst du aus einem alten, noblen Geschlecht.
Plötzlich mußte sie lachen und meinte,
...sieh´dir Primus an,...er schert sich auch im keinerlei Konventionen und er hat mich erwählt,...im Sinne eures glorreichen Imperiums bin ich nichts,...Staub unter einer Legionscaligae,...Schmutz unter den Fingernägeln,...
Sie blickte stolz in die Sonne und die Strahlen trafen auf ihr olivbraunes Gesicht und ihr blauschwarzes Haar.
...wenn man etwas will Valentina, dann steht man dazu,...egal was Andere sagen...egal was Andere denken könnten. -
Bewundernd sah Valentina ihre Freundin von der Seite an. Sie war so schön, so stark und so ungebrochen. Sie hatte ihr Kind verloren und strotzte immer noch vor so viel Selbstwertgefühl. Das hatte Valentina noch nie. Über die Aussage, dass sie nur Dreck sei, schwieg sie sich aus. Valentina hielt niemanden für Dreck. Sie hatte einen Sklaven gekauft und ihn behandelt wie einen Freund. Sie nahm nicht einmal das Wort in den Mund. Tullia könnte aus allen Herrenländern herkommen. Für Valentina machte es keinen Unterschied. Sie war ihre Freundin. Da zählte die Herkunft nichts.
Auch die Behauptung sie käme aus einem noblen Geschlecht. Außer ihrem Bruder und ihr gab es niemanden mehr. Alles was Lupus tat, tat er für sie. Eine ungeheure Last, die da auf ihren Schultern lastete. Wenn sie versagte? Wenn sie seinen Erwartungen nicht mehr entsprach? Oh, sie hatte solche Angst. Aber ein Blick in das selbstbewusste Gesicht ihrer Freundin lies sie in klein wenig hoffen. Und schließlich nickte Valentina. "Du hast recht." -
Tullia schmiegte sich an Valentinas Seite. Sie schritten weiter in Richtung Forum.
Valentina,...sag´ist es das erste Mal, daß ein Mann um dich freit?
Das würde zumindest Valentina´s Unsicherheit und Zurückhaltung erklären. -
Die Nähe der Freundin tat Valentina gut und sie dankte Tullia gedanklich dafür. Auf die Frage hingegen, senkte sie wieder den Blick und hoffte, dass die Rötungen ihrer Wangen von ihrem blonden Haar verdeckt wurde.
Und ob es das erste Mal war. Das erste mal überhaupt. Erst nach einigen Schritten, fand Valentina den Mut dazu auf Tullias Frage zu antworten. Dann jedoch hob sie auch den Kopf wieder und sah sie direkt an.
"Ja, es ist das erste Mal." -
Tullia nickte verstehend. Vor ihrem geistigen Auge versuchte sie sich aufzuzeigen wie es bei ihr das erste Mal war. Sie war hoffnungslos verschossen in diesen gutaussehenden Händler,...ein Römer zwar aber bei den Göttern, er brachte ihr Blut in Wallung durch einen bloßen Blick, eine Bewegung,...
Jedoch gab es für Tullia nicht solche Vorbehalte wie bei Valentina,...sie war eher wie ein Junge erzogen, keusches Verhalten oder Zurückhaltung waren nie ihr Ding gewesen. In Liebesdingen jedoch war sie damals unerfahren, was sie nicht daran hinderte ihrem Angebeteten keck den Hof zu machen.
Sie sah noch die Reaktion des Mannes,...ungläubiges Staunen,...dann ein herzliches Lachen und die Bitte ihn wieder anzusprechen, wenn sie ein paar Jahre älter war...sie war 10.
Als sie 15 war, sprach sie ihn erneut an,...und fragte ihn warum er um die 5 Jahre Altersunterschied so ein Getöse machte.
Die Erinnerung erwärmte ihr Herz.
Valentina,...ich weiß´nicht was ich dir in diesem Fall raten kann,...wir beide sind zu verschieden als daß ich dir meine Vorgehensweise an´s Herz legen könnte.
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Immerhin hatte sie den Mann erobert und hielt in fest,...Primus und sie waren jetzt seit 15 Jahren ein Paar.
...aber die Liebe ist ein Risiko,...man muß sich ihr ganz öffnen,...ohne Vorbehalte und Ängste,...nur dann ist sie ehrlich.
Sie fragte sich was sie selber denken würde, wenn ihr jemand so etwas sagen würde...
Jedes Bedenken bildet einen Stein, den es zu überwinden gilt,...und je mehr du bildest um so höher wird die Mauer die es zu überwinden gilt,...nicht selten wird diese Mauer zu hoch...
Es sah Valentina an und streichelte ihr mit dem Zeigefinger über die Wange.
Komm´,...ich erzähl´dir mal, wie es bei mir so war...aber nimm´dir bloß kein Beispiel daran!
Und so erzählte sie ihre Geschichte, mit großen Gesten und vielen Annekdoten versetzt,...und sie endete damit, daß sie ihre erste Liebe immer noch wie einen Schatz in ihrem Herzen trage. -
Die scheuen Augen der jungen Frau glitten über die anderen Leute, denen sie auf ihrem Weg begegneten. Die Häuser und Gärten an denen sie vorbeiliefen. Das alles hier war so ganz anders als in Rom. Sie vermisste die Stadt. Die Wärme und die Sonne. Hier war alles kühler. Und damit nicht nur das Wetter. Viel hätte nicht gefehlt und sie wäre der Einladung ihres Bruders gefolgt und wieder zurück gekommen. Doch dann hatte Tullia ihr Kind verloren und nichts war Valentina ferner als die Freundin in dieser schweren Zeit alleine zu lassen.
Tullias Vorgehensweise? Valentina schmunzelte leicht. Das hörte sich ja an wie eine Eroberung. Die Berührung der Freundin tat gut und Valentina schenkte ihr die ganze Aufmerksamkeit. Sie spürte das Feuer und die Lebensfreude ihrer Freundin und wünschte sich etwas von ihr davon abhaben zu können. Sie würde sich das nie trauen. Nie von sich aus auf einen Mann zugehen und ihn das fragen. Sie hatte schon sehr früh gespürt, was Lupus ihr bedeutete. Aber ihn deswegen fragen? Sie hatte sich am Anfang ja nicht einmal getraut ihn direkt in die Augen zu sehen.
Mit einer Mischung aus Neugier und Sehnsucht hörte Valentina Tullia in ihrer Geschichte zu und als diese zum Ende gekommen war nickte sie annerkennend. "Hoffentlich können wir irgendwann diesen Spaziergang wiederholen und dann erzähle ich dir meine Geschichte." Sie lächelte wieder kurz und blickte dann aber wieder nach vorne. "Ich weiß, was du mir sagen möchtest. Ich lege mir selber zu viele Steine in den Weg. Warum ich das mache weiß ich nicht einmal. Aber die Angst werde ich in Zukunft bekämpfen und mir nicht mehr so viele Gedanken darüber machen was passieren könnte. Statt dessen freue ich mich auf alles, was noch kommen mag."
-
Tullia schmunzelte leicht und entgegnete,
Na, das ist doch schonmal ein Anfang!
Sie schlenderten über das Forum als ihnen eine Gruppe Männer auffiel,...sie hatten so eine merkwürdige Art zu gehen,...so militärisch,...obwohl sie in üblicher Strassenkleidung unterwegs waren.
Sie blieb stehen und hielt Valentina fest.
Warte mal,...der Mann da hinten,...kommt der dir nicht bekannt vor?
Diese Haltung,...die Bewegungen, die Art wie er auf die übrigen einwirkte...all das war ihr vertraut und trotzdem paßte es nicht zu dem was sie sah.
Plötzlich sah der Mann in ihre Richtung. Sprach kurz mit den anderen und kam stramm auf sie zu. Tullia´s Körper spannte sich wie eine Stahlfeder, ihre Hand legte sich langsam um den Dolch den sie immer mit sich führte,...bereit zum Äußersten...ließ sie die Hand jedoch wieder sinken und entspannte sich.
Sie hatte sich nicht geirrt...Hallo Lupus,...so fesch gekleidet?...man muß ja zweimal hinsehen um dich zu erkennen...
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