[Quirinal] Bestellt und abgeholt - Die Huren Ia

  • Genüsslich rieb er sich die zur Faust geballte rechte an der linken Hand. Er hatte einen guten Handel gemacht. Das Maultier, dass er eben um etwa die Hälfte seines Wertes erworben hatte, würde ihm sicherlich gute Dienste leisten. Es hatte sich doch gelohnt den Kerl mit der abweisenden Haltung anzusprechen. Das Tier war zu scharf geritten worden, würde sich aber im Nu erholt haben. Besser hätte er es kaum treffen können.
    Frohlockend pfiff er sich ein Liedchen, während er sich zu seinem kleinen Laden aufmachte. Er war Bäcker von Beruf und seine Frau führte zudem noch eine Garküche. Knauserig war sie, aber dass er ihnen heute so viel Geld gespart hatte würde sie sicher zu schätzen wissen.
    Immerhin hatte sie ihn kaum genug mitgegeben um ein Lasttier zu erwerben, das sie so nötig brauchten. Nur weil der olle Quintus ihnen das Mehl und die Zutaten nicht mehr günstig liefern wollte. Selbst sollten sie es holen, oder einen gehörigen Aufschlag zahlen. Das selbe hatten auch die anderen Händler gesagt. Vermutlich steckten sie alle unter einer Decke. Mit seinem Vater wären sie niemals so umgesprungen! Er scheuchte die trübseligen Gedanken davon. Er hatte heute tatsächlich Grund zur Freude. Über seinen großartigen Handel würde sich sicherlich ein Weg zu den Ehepflichten seiner Frau finden lassen, da war er sich sicher.
    Was er nicht wusste war, dass der Vorbesitzer das Tier nur deshalb in Ostia gekauft hatte, weil es einen Gehfehler hatte und er den Preis gewaltig hatte drücken können. Für einen schnellen Ritt von Ostia nach Rom war es gerade gut genug, würde aber bei längerem Einsatz bald lahmen und immer wieder Probleme verursachen. So würde der kleine, dicke Mann mit seiner nicht weniger korpulenten Gattin wohl noch länger auf Nachwuchs warten müssen.


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    Nachlässig lehnte Catubodus in Sichtweite der Porta Salutaris an einer Hauswand. Es hatte nicht lange gedauert aus Ostia fort zu kommen und auf dem Maultier, zu dem er gekommen war wie die Jungfrau zum Kinde hatte ihn eiligst der ewigen Stadt zu getragen. Er hatte es übelst geschunden, denn sein Plan hatte vorgesehen, noch vor der Mittagszeit in Rom einzutreffen um rechtzeitig am Treffpunkt warten zu können. Da die Sonne noch nicht im Zenit stand musste er wohl rechtzeitig eingetroffen sein und sein Maultier war er sogar mit Gewinn wieder los geworden.
    Also stand er nun hier und beobachtete die vorüberziehenden Massen. Das übliche geschäftige Treiben spielte sich vor ihm ab. Einige Buben lärmten vorbei. Wahrscheinlich waren sie ihrem griechischen Lehrer entlaufen, oder hatten einfach gerade Mittagspause. Catubodus spuckte ihnen missbilligend den völlig zerkauten Rest seines Süßholzwurzelstückchens hinterher. Darauf hatte nun schon seit dem Morgen herumgekaut, also war es durchaus keine Verschwendung, ein neues zu zücken.
    Würde Asellus selbst kommen? Vermutlich würde er eher einen seiner Leute schicken. Aber das würde er ja bald sehen. Länger als eine Stunde würde er hier nicht rumstehen. Außerdem musste er sich ja noch eine Unterkunft für die nächste Zeit suchen. Es war sicher nicht ratsam dort zu logieren, wo auch Asellus sich samt seiner Bagage augenblicklich verkroch. Nicht zu vergessen, dass sein Magen allmählich nach einer ordentlichen Mahlzeit verlangte. Die gebratenen Spießchen, die er sich zwischendurch gegönnt hatte, waren leider nicht von so lange vorhaltender Sättigung gewesen, wie er gehofft hatte. Allzu mageres Fleisch war verwendet und zu lange gekocht worden. Seit seinem letzten Besuch hatte sich zumindest die Qualität der Garküchen nicht wesentlich verändert. Wie da die Matrone die gerade vorbei lief derart feist und aufgeblasen sein konnte war ihm ein Rätsel. Würde noch ein angenehmer Anblick in seinem Gesichtsfeld auftauche ehe jener kam, auf den er wartete? In Anbetracht der neuerdings wirklich frühlingshaften Temperaturen war dies durchaus vorstellbar.

  • Was für eine tolle Arbeit er heute mal wieder hatte. Selten war Titus derart übel gelaunt. Eigentlich war der bullige Kerl ein fröhlicher Mensch, fast ausgelassen. Er trank gern und er lachte gern. Kurz: er amüsierte sich gern. Nicht umsonst war er in den Sumpf der Subura abgeglitten und verdingte sich als Handlanger in der Straßenbande des Asellus. Eigentlich war er mehr als ein Bote, konnte vor allem einiges mehr. Wann immer Asellus sich der Loyalität eines Bandenmitgliedes nicht sicher war schickte er ihn als Aufpasser mit. Wenn er nicht selbst als Schläger, Erpresser oder sonstiges gebraucht wurde.
    Man konnte nicht unbedingt sagen, dass er seine Arbeit mochte, aber er verabscheute sie weit weniger als andere die ihre oder sie ihn. Wäre dem nicht so gewesen und würde Asellus nicht anständig für seine Leute sorgen, so hätte er womöglich versucht auszusteigen. So aber ging er an diesem sonnigen Frühlingstag, der glücklicherweise von einer leichten Briese begleitet wurde, die den Gestank ein wenig aus Rom vertrieb, zur porta salutaris um sich mit einem mysteriösen Kerl aus Asellus Vergangenheit zu treffen.
    Genau den selben Botengang besorgte er nun schon seit zwei Tagen, immer zur Mittagszeit. Aber bisher hatte er eben jenen Kerl noch nicht entdeckt. "Er wird dich entdeckten." hatte Asellus gesagt. "Sie dich einfach nicht zu unauffällig um." Und wie bitte sah man sich unauffällig nicht unauffällig um? Am liebsten hätte er ihn erwürgt als er ihn mit einem Achselzucken instruiert hatte. Konnte er denn keinen anderen schicken? Vielleicht war es auch besser so, schließlich war er so etwas wie die inoffizielle Nummer zwei der Bande. Sollte ihm Murcus nicht den Rang ablaufen, so musste er eben jeden Auftrag annehmen. Mit einem Seufzer fügte er sich in sein Schicksal, denn er hatte die Porta beinahe erreicht und begann sich umzusehen.


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    Gerade hatte er noch einer hübschen Brünetten hinterhergeblickt, als ihm der etwas grobschlächtige Kerl förmlich ins Auge stach. Allzu auffällig blickte der sich unauffällig um. Bevor dies noch jemandem auffiel näherte er sich und sprach den Typen an:


    "Verzeihung, wo kann man hier gut essen?"


    Es war der ausgemachte Code, der bei einem falschen Adressaten nichtmal eine Verwunderung hervorrufen würde. Sein Gegenüber hingegen fuhr herum, erkannte wohl nach einem kurzen Augenblick das Zeichen, denn er antwortete:


    "Bei der dicken Asprena ist gut speisen. Wenn du willst führe ich dich hin."


    "Aber gern." Sollte jemand dieses Gespräch belauscht haben, so würde derjenige sicherlich nicht daraus schlau werden. Unnötig zu erwähnen, dass es keine dicke Asprena gab, zumindest keine die Titus gekannt hätte. Vielmehr war damit Asellus gemeint, wenn der auch keineswegs als dick bezeichnet werden konnte.
    Erst als sie ein beträchtlich Stück auf dem Weg zur Insula, die Asellus mit seinen Leuten inmitten der Subura bezogen hatte, hinter sich gebracht hatten, namen sie ihr Gespräch wieder auf. Vielmehr versuchte Titus seine Neugierde zu befriedigen, musste allerdings mit einsilbigen Antworten vorlieb nehmen:


    "Du bist also ein alter Bekannter von Asellus. Wie und wo habt ihr euch kennen gelernt?"


    "In Rom beim Geschäft."


    "Und er hat dich aus Alexandria herbeigerufen? Wie war die Überfahrt?"


    "Ja. Mäßig."


    Titus erkannte, dass er aus seinem Begleiter nicht viel mehr herausbekommen würde, als er schon wusste. Missmutig schwieg er bis sie an der Insula ankamen.

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