Res gestae des Quästor Consulum Titus Aurelius Ursus

  • Ein Jahr war es her, seit Ursus das letzte mal Rechenschaft abgelegt hatte über seine Tätigkeit als Quästor. Es war nicht ganz leicht, etwas anderes zu sagen als letztes Jahr, denn immerhin hatte er in diesem Jahr das gleiche getan wie ihm Jahr zuvor. Und da diese Tätigkeiten wenige eigene Ergebnisse geliefert hatten, weil er alles zusammen mit dem Consul getan hatte, fühlte er sich, als hätte er gar nichts in den Händen. Natürlich wusste er, dass er sehr viel getan und manches voran gebracht hatte, das ohne ihn noch lange nicht so weit wäre. Doch wie sollte er dies der Menge klarmachen, die von ihm große Taten und vor allen Dingen große und messbare Ergebnisse erwartete? Seine Arbeit war nicht messbar. Nur zusammen mit der Arbeit des Consuls Aelius konnte sie bewertet werden. Im Grunde wäre es sinnvoll, gemeinsam hier zu stehen. Doch so war es nun einmal nicht üblich.


    Seine Klienten und deren Klienten hatte er natürlich angewiesen, herzukommen und für ein deutliches positives Echo zu sorgen. Mit etwas gemischten Gefühlen betrat er nun die Rostra und ließ dabei einen Moment verstreichen, damit die Menschen Gelegenheit hatten, das vom letzten Sprecher Gehörte zu verdauen. Dann wandte er sich an die Zuhörer.


    "Bürger Roms! Für all diejenigen unter euch, die mich noch nicht kennen, will ich mich vorstellen. Ich bin Titus Aurelius Ursus, Sohn des Decimus Aurelius Maxentius. Und wie schon im Jahr davor diente ich Rom - und euch - als Quästor Consulum in enger Zusammenarbeit mit Consul Aelius. Meine Hauptaufgabe, die mir von Consul Aelius übertragen wurde, bestand darin, die Bauarbeiten am Ulpianum weiter voranzutreiben. Und ich kann mit Stolz sagen, dass die Arbeiten dadurch einen gewaltigen Schritt vorangekommen sind. Es wird nicht mehr lange dauern und das Ulpianum wird fertig gestellt sein. Es ist ein wahrhaft prachtvoller Bau mit einer Kuppel, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Ich durfte sie entstehen sehen, ein wahres Wunderwerk der Baukunst. Schon heute dürft ihr euch darauf freuen, sie eines Tages bewundern zu können. Und es erfüllt mich mit großem Stolz, dass ich einen kleinen Teil dazu beitragen durfte, dass dieser Prachtbau entstehen kann."


    Ursus machte eine kleine Pause, um danach auf das nächste Thema überleiten zu können. "Zudem gehörte es zu meinen Aufgaben, den Reiseverkehr zu überwachen. Leider kann ich nicht wiederholen, was ich im Jahr zuvor gesagt habe, nämlich dass es kaum zu Verstößen gekommen sei. Nein, in diesem Jahr gab es reichlich Verstöße gegen die Gesetze zum Reiseverkehr und ich war verpflichtet, jeden einzelnen davon zu verfolgen. Ich kann euch allen nur anraten, vor jeder weiten Reise die Bestimmungen noch einmal zu lesen. Es ist nicht sehr aufwendig, sie zu befolgen. Und es kann euch Ärger ersparen. – Und den amtieren Quästoren eine Menge Arbeit", setzte er lächelnd hinzu, woraufhin Gelächter aus der Menge zu hören war.


    "Nun, wenn noch jemand Fragen hat, so ist jetzt Gelegenheit, sie zu stellen. Bitte scheut euch nicht, denn genau dafür stehe ich hier." Er machte ein einladende Geste der Menge gegenüber.

  • Auch Avianus war bei der Rede anwesend, dieses Mal allerdings als ehemaliger Vigintivir aus nächster Nähe, direkt auf der Rostra. Während der Rede, die sein Vetter abhielt, schmunzelte der jüngere Aurelier mit nicht halbwegs so großer Vergangenheit wie Ursus für sich. Ihm gefiel die Rede und Avianus wusste sehr genau, welch großartige Arbeit Ursus in seinem Amt getätigt hatte - dies schon zwei Amtsperioden lang, und wenn er könnte, hätte er ihn sogar für eine Dritte gewählt. Es war leider nicht möglich, die kompetenten Dienste seines Vettern auch weiterhin zu unterstützen, dafür aber vielleicht, ihn für das nächsthöhere Amt zu erwählen. Und wenn die Götter und der Senat wollten, würde Ursus auch noch weit kommen.
    Viel an Klienten hatte Tiberius nicht zu bieten. Nunja, genau genommen gar keine, sowas kam erst später. Dafür allerdings hatte Avianus Freunde, welche er allesamt um den Gefallen gebeten hatte, zu kommen, ihre Freundesfreunde und Freundesfreundesfreunde und so weiter mitzunehmen, um dann zu jubeln und zu applaudieren, wenn der Mann mit Namen "Titus Aurelius Ursus" seine Rede geendet hatte. Avianus wurde nicht enttäuscht, es fand sich eine kleine Schar an Leuten, die ihr Versprechen allesamt hielten... immerhin würde das unter anderem für Wohlwollen bei den nächsten Wahlen sorgen, hoffte Avianus. Es würde sich herausstellen, doch bewiesen hatte sich Ursus eh schon.

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