Wenn zwei sich streiten... war's der dritte

  • Es war ein angenehmer Vormittag, als Siv in Richtung der Märkte ging – um die Tageszeit war wenig los, was ihr nur zusagte. Immer noch fühlte sie sich nicht wohl, wenn viele Menschen um sie herum wuselten, auch wenn die Zeit schon lange vorbei war, in der sie unter Orientierungslosigkeit in diesem Haufen aus Stein gelitten hatte und irgendwann in Panik geraten war, weil alles gleich auszusehen schien. Sie hatte ein paar Briefe dabei gehabt, die sie unterwegs abgegeben hatte, und jetzt musste sie noch ein paar Sachen besorgen. Einige der Vorräte mussten aufgestockt werden, und sie selbst wollte ein paar Setzlinge kaufen, um gemeinsam mit Niki den Kräutergarten wieder auf Vordermann zu bringen. Jetzt war die beste Zeit dafür, um das zu tun. Brix hatte ihr wohlweislich eingeschärft, ja nichts selbst zu tragen, sondern die Einkäufe von den Händlern liefern zu lassen. Und da Siv wusste, dass am Ende nicht nur sie, sondern auch er Ärger kriegen würde, wenn Corvinus sie dabei erwischte, wie sie etwas Schwereres als ein paar Schriftrollen und vielleicht noch einen Krug Wasser oder ein paar Decken trug, würde sie sich auch daran halten.


    Siv ging an ein paar Ständen vorbei, begutachtete, kaufte ein paar Sachen, diskutierte mit einem Händler über die Qualität der Trockenfrüchte, die er im Angebot hatte, und lehnte schließlich ab, als er nicht nachgeben wollte. Als nächstes führten ihre Schritte sie zu einem Stand, an dem es verschiedene Kräuter und andere Pflanzen gab, und hier blieb Siv länger. Als sie diesen Stand wieder verließ, hatte sie in ihrem Beutel einige gut verpackte Samen und kleine Setzlinge dabei – deswegen würde keiner einen Aufstand machen, und dann konnte sie gleich mit dem Pflanzen anfangen, wenn sie zurück in die Villa kam. Sie grinste in Vorfreude auf die Aussicht, den ganzen Nachmittag im Garten zu verbringen, während sie nun zu dem Teil der Märkte ging, auf dem es Stoffe aller Art zu kaufen gab. Das würde ihre letzte Station sein, bevor sie wieder heimgehen würde – allerdings sollte der Tag etwas anders verlaufen, als sie geplant hatte. Sie steuerte gerade zielgerichtet einen Händler an, den Brix ihr beschrieben hatte, als jemand urplötzlich und mit ziemlicher Wucht in sie hineinrannte. Gemeinsam mit dem Mann stolperte Siv ein paar Schritte zur Seite, und sie stießen mit einer dritten Person zusammen, die gerade vor einem Stand mit Tüchern gestanden hatte.


    Sim-Off:

    reseviert

  • Das Tuch, welches sie in der Hand hielt war wirklich gut. Ein hübscher Stoff obendrein, der sich so anfühlte wie Seide, nur eben nicht derartig durchsichtig war. “Ist das nicht ein schönes Orange?“, fragte Thalna über ihre Schulter hinweg, wo sie die Bestätigung von Candace vermutete, doch blieb diese wieder Erwarten aus. Doch es störte recht wenig, denn schon hatte sie nach dem nächsten Stoff gegriffen, die verräterisch geldgierigen Augen des Händlers übersehend, der etwas in einer fremden Sprache von sich gab, das sie nicht verstand. So wie er aussah war er ein Ägypter. Zumindest stellte sie sich so einen typischen Ägypter vor, denn in ihrem bisherigen Leben hatte sie noch nicht so viele davon gesehen. Außer Schraubziehris natürlich, dem Türöffner der casa Prudentia. Aber der fiel in eine ganz andere Kategorie und hatte darüber hinaus auch noch deutlich mehr Zähne. Ihre Finger tasteten über den Stoff. “Meinst du, das würde mir stehen?“ Nun sah sie sich doch um, doch ihre Sklavin war nicht zu entdecken. Sie presste die Lippen aufeinander und schluckte den nun doch aufkeimenden Ärger darüber hinunter. Sie hatte doch in ihrer unmittelbaren Nähe bleiben sollte, was so viel bedeutete wie: Genau einen Schritt hinter ihr. Darüber konnten sie sich aber später unterhalten und das würden sie sogar müssen, denn der Mann schob ihr nun weitere Bahnen des feinen Stoffes entgegen und deutete heftig gestikulierend darauf.


    Thalna lächelte gespielt. Sie wusste, wovor sie sich in Acht nehmen musste: Vor habgierigen Händlern und Halsabschneidern, ebenso wie Dieben. Doch Teuticus, ihr Leibwächter, würde schon dafür sorgen, dass ihr niemand dieser zwielichtigen Gestalten zu nahe kam. Erst in dem Moment fiel ihr auf, dass sich auch der hühnenhafte Beschützter hatte ablenken lassen und wie es seine Art war, hinter einer Frau hinterher schaute. Es war eine Elend. Auf der einen Seite verlassen, auf der anderen Seite bedrängt. “Du kaufen, kaufen du....das kosten nur funf... Weiter kam der Händler nicht, denn etwas krachte heftig in sie hinein. Thalna japste kurz auf und riss hektisch den Blick in die Richtung, aus der der Stoß kam. Es war eine Frau und ein Mann. Im letzten Moment hielt sie sich an einer der Holzstreben des Standes fest, um nicht zur Gänze zur Seite zu kippen. Sie fluchte leise, doch sehr undamenhaft, ehe sie die Person von sich stieß. “Teuticus!“, rief sie dann, ehe sie wütend auf die junge Frau blickte, die sie sofort als Sklavin identifizierte. Der Mann, der wohl verantwortlich für diesen Rempler war, machte sich bereits in Windeseile auf und davon, wobei in ihr die Empörung wuchs, dass in dieser Stadt derartiges wohl niemanden beeindruckte. Wie aus einem Reflex heraus, strich sie sich die Kleidung glatt und kniff die Augen zusammen. “Was soll das?“, giftete sie schließlich der Sklavin entgegen, nicht wissend, wie sie ihrer Entrüstung anders Luft verschaffen sollte.

  • Eigentlich mochte die junge Sklavin es nicht sich unter Römern zu bewegen, sicher in dem Haus in dem sie lebte tat sie das auch, aber da kannte sie ihre Herrn und wenn man einmal von dem Besuch der ab und zu mal vorbeikam absah, kannte das junge Mädchen eigentlich fast jeden der in ihrem Zuhause ein und ausging.


    Es war aber etwas ganz anderes sich in der Stadt unter Römern zu bewegen, vor allem wenn man eine junge und durchaus hübsche Sklavin war, dazu kam erschwerend noch das Candace ein schreckhaftes Gemüt besaß und auch nicht mit sonderlich viel Selbstvertrauen ausgestattet war. Ihr genügte es eigentlich ihre Herrin wie ein Schatten zu folgen und wenn sie allein waren mit ihr zu sprechen und vielleicht auch ein wenig Lob von ihrer zu erhaschen. Candace liebte ihre Herrin, schließlich waren sie zusammen aufgewachsen und bei ihre Freundin war es ihr nie wirklich schlecht ergangen, sie wurde nicht geschlagen und man bestrafte sie fast nie, eigentlich hatte Candace auch noch nie etwas getan, wofür man bestraft werden musste, aber wenn man ein Sklave war, war das sich an die Regeln halten leider keine Garantie dafür nicht geschlagen, oder bestraft zu werden.


    Das Wetter am heutigen Tag war aber mehr schön, es war heiß und die Sonne brannte geradezu auf die blasse heut der Sklaven, Candace wäre es aber nie in den Sinn gekommen sich zu beschweren, sie huschte einfach lautlos hinter ihre Herrin her und versuchte mit niemanden zusammen zustoßen, oder auch nur die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.


    Dann aber hielt ihre Herrin inne, es schien so als wollte sie sich etwas ansehen, etwas schönes an einem kleinen Stand, Candace ließ ihren Blick kurz über die Menschen streifen, sie hatte nicht zu interessieren, was ihre Herrin kaufen wollte, zumindest solange sie nicht nach ihrer Meinung gefragt wurde.
    Huch, was war das? Eine kleine schwarze Katze zog für einen Moment den Blick des Mädchens auf sich, sie war hübsch, die kleine Katze.


    Es machte Candace wirklich Freude die kleine Latze zu beobachten so bemerkte sie auch nicht was ihrer Herrin zugestoßen war, erst als diese anfing zu sprechen, blickte Candace wieder zu ihr, senkte dann aber sofort ihren Blick, denn sie spürte, dass irgendwelche Männer sie anblickten.

  • Siv wurde von der Wucht, mit der der Mann in sie hineinprallte, einfach mitgerissen. Um nicht ganz das Gleichgewicht zu verlieren und zu Boden zu stürzen, klammerte sie sich kurz in dem Stoff seiner Tunika fest. Ein, zwei Schritte taumelten sie so gemeinsam nach hinten, bis sie in die Frau stießen, dann befreite sich der Mann von ihr und verschwand in der Menge, was die Germanin zuerst gar nicht wirklich bemerkte. Sie griff hinter sich und fand Halt an dem Stand, und gerade als sie sich wieder aufrichtete und sicher auf eigenen Füßen stehen konnte, wurde sie angekeift, von der Römerin, die sie, ohne Schuld ihrerseits, angerempelt hatte, und ihre Miene spannte sich an. Gegen ungerechtfertigte Anschuldigungen hatte sie etwas, und in diesem Moment, in dem ihr der Schreck noch in den Gliedern steckte und das Adrenalin durch ihre Adern pumpte, war sie nicht wirklich fähig zu erkennen, dass die Römerin womöglich gar nicht gesehen hatte, wer denn nun eigentlich die Schuld getragen hatte. "Ich war das nicht!" verteidigte sie sich also, was an und für sich nicht schlimm gewesen wäre, allerdings hatte ihre Stimme nicht den Tonfall, der einer Sklavin zustand. Dann, etwas ruhiger, fuhr sie, an den Mann gewandt, fort: "Sag-" Etwas verblüfft registrierte sie nun, dass der schon verschwunden war. Ihre Stirn runzelte sich etwas, dann zuckte sie ansatzweise die Schultern. Kurz streifte ihr Blick die schüchterne Sklavin, die in der Nähe der Römerin stand und den Kopf gesenkt hielt, dann sah sie wieder zu eben jener und musterte sie kurz. Sie wusste nicht genau, was sie jetzt tun sollte – sie trug keine Schuld an dem Vorfall, und es war augenscheinlich auch niemandem etwas passiert, aber sie konnte auch nicht einfach so gehen, das wusste sie. Sie würde wohl oder übel warten müssen, bis die Römerin sie entließ.

  • "Natürlich warst du das!" Thalna bemühte sich wieder um einen sicheren Stand, doch vor allem aber um ihre Containance, die ihr soeben verloren gegangen war. Der Schreck wäre zu verkraften gewesen und auch der blaue Fleck, den sie vielleicht davon getragen hatte, doch der Tonfall der jungen Frau behagte ihr gar nicht. Noch immer wütend schnaubte sie sie an, ehe sie wieder gewillt war, den Rest ihrer Umgebung wahrzunehmen. Da war der Händler, dem der Mund recht unattraktiv offen stand und der nun in leeren Gesten mit den Händen herum wedelte. Da war Candace, tatsächlich noch neben ihr und ein Mann, der sich rüde seinen Weg durch die Menge bahnte. Thalna schnaubte, kniff kurz die Augen zusammen und achtete nicht weiter auf die Versuche der Sklavin, die Schuld von sich zu schieben.


    Schließlich hob sie die Hand und blickte ihr wieder entgegen. "Schon gut, schon gut, schon gut!" Es klang nur halb so freundlich, wie sie es beabsichtigt hatte, doch war ein huldvoller Ansatz durchaus zu erkennen. Es war nun mal ein Markt und es war jede Menge los. So etwas konnte passieren.
    Der Blick der jungen Prudentierin suchte den nichtsnutzigen Leibwächter von Teuticus, der sich aber noch immer ihrem Auge entzog und der wahrscheinlich rein gar nichts mitbekommen hatte von dem Vorfall. Aber es war schließlich nichts passiert. Absolut nichts. Gerade wollte sie die Sklavin, die noch immer vor ihr stand davon scheuchen, als ihr ein weiterer Gedanke kam. Es war derselbe, den sie zuvor schon einmal hatte. Diebe und Halsabschneider! Wie von selbst griff sie sich an die Stelle, an der sie ihr Geld aufbewahrte und musste unter einem unliebsamen Schrecken feststellen, dass es verschwunden war. "Oh...", entfuhr es ihr knapp, ehe sie fahrig noch einmal tastete und dann Candace hilfesuchend ansah. "Es ist weg!", stellte sie fassungslos fest und ihre Augen weiteten sich dabei. Rückversichernd sah sie dann auf den Händler, der großäugig dreinschaute und andeutungsweise mit den Schultern zuckte. Das durfte einfach nicht sein und neuerlicher Wut keimte auf, gespickt mit einem Anhauch schierer Verzweiflung und Unglauben. Ein explosives Gemisch.
    "Du!", begann sie langsam und wandte sich dabei an die Sklavin vor ihr. Wer sonst konnte es gewesen sein? "Du... hast... mich ... bestohlen!" Ihre Worte klangen völlig ruhig, aber dadurch nicht minder gefährlich. Thalna hatte Verständnis für vieles, auch für etwaige Notlagen anderer, doch diese frevelhafte Tat ging eindeutig zu weit!

  • Candace fühlte sich noch immer hier nicht wohl. Am liebsten wäre sie zuhause geblieben, allerdings hätte sie dann nicht bei ihre Herrin bleiben können und wäre sich nutzlos vorgekommen, außerdem wenn ihre Herrin nicht in der Nähe war, dann fühle die Sklavin sich nicht wohl, denn wenn doch irgendjemand etwas von ihre wollte, was sie nicht tun konnte, dann war niemand da um sie zu beschützen. Candace war klar, dass sie ganz allein auf der Welt war, sie hatte nur ihre Herrin und sie konnte nicht riskieren sie zu verärgern, denn wenn sie sich stritten, dann war sie wirklich ganz allein und niemand würde mehr auf sie achten und sie vor den Männern beschützen.


    Das ihre Herrin so schimpfte und brüllte, machte Candace auch Angst, es gehörte sich nicht so zu schreien, zumindest nicht wenn man eine junge Dame war und sich auf einem Markt befand. Candace erkannte aber den Blick, ihre Herrin hatte Angst, oder war verwundert, aber wenn sie wirklich bestohlen worden war, dann war das nicht verwunderlich. Zögerlich machte die Sklavin ein paar kleine vorsichtige Schritte auf ihre Herrin zu, sie blickte kurz zu der jungen Frau, die so ungebührlich mit IHRER Herrin sprach, aber trotz des Verhaltens der fremden Sklavin konnte Candace nicht glauben, das diese junge Frau ihre Herrin ausgeraubt hatte, dass jedoch konnte sie wohl nicht sagen.
    Leicht verängstigt blickte Candace wieder zu ihrer Herrin, „“Bitte Herrin… „, versuchte sie die Aufmerksamkeit ihrer Freundin auf sich zu ziehen und so dafür zu sorgen, dass sie sich wieder ihres Standes entsprechend verhielt, „ Bitte, sagt mir ob ihr verletzte seid.“ Ihrer Herrin durfte nichts passiert sein, sei war doch viel zu wichtig für Candace.

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