Die kaiserliche Landvilla

  • Lange hatte es gedauert, bis die Vorbereitungen vollends abgeschlossen waren und doch hatte der Consul das Gefühl nicht alles bedacht zu haben. Vielleicht war es auch nur die Aufregung.
    Zusammen mit Durus hatte er zwei Tage anreisen müssen - selbstverständlich in einer Kutsche, denn auf das Pferd zu steigen kam sowohl ihren Rängen wie auch den schon recht porösen Knochen nicht zugute.
    Nachdem man sich auf der Hälfte des Weges in einer Villa Rustica, welche man eigens angemietet hatte, kurz ausgeruht hatte, fuhr das Fuhrwerk und die Eskorte dem Ziel entgegen. Schon von Weitem konnte man die schillernde Bucht sehen, welche sich Misenum stets gebieterisch zu unterwerfen wusste.
    Man hatte sich nicht viel Zeit in Misenum gelassen, einzig der kurze Besuch in der hiesigen flavischen Sommerresidenz, um noch ein Bad zu nehmen und sich frisch einzukleiden, hielt sie einige Stunden von dem Ziel ihrer Reise ab.
    Beide waren sie gekommen nicht als Bürger, sondern in erster Linie als Repräsentanten ihrer beiden Ämter und deren Verpflichtungen, als Repräsentanten des Senates auch ohne amtlichen Auftrag - welchen der Consul sowieso für überflüssig erachtete, schließlich war der Mitconsul involviert und er sowieso mit den höchsten Ehren und Kompetenzen bestückt.


    So hielten die zwei Sänften, man pflegte dann doch nicht das Laute Fuhrwerk zu nehmen, auch nach dieser beschwerlichen Reise vor dem Palast des Kaisers, welcher über die Stadt thronte als wäre dies ein kleines Duplikat von Roms selbst.
    Der Consul entstieg der Sänfte mit all der Würde, welche er auch durch sein Amt zusätzlich hatte, obgleich dies auch auf seinen recht ermatteten Zustand zurück zu führen werden konnten.
    Ein kurzs Nicken zu seinem Freund Durus und der erste Liktor der zwölf trat wenige Schritte vor, um mit den bewachenden Gardesoldaten zu sprechen.


    "Der Consul, Senator Lucius Flavius Furianus, sowie der Pontifex pro magistro, Consular Manius Tiberius Durus, wünschen um eine Unterredung mit dem Imperator Caesar Augustus.", sagte der Liktor mit kräftiger Stimme und war versucht die Augen zu Rollen ob der langen Titel. Ein einfaches "Consul und Pontifex möchten zum Kaiser" war in seinen Augen viel praktikabler.

  • Für Tiberius Durus war die Reise nach Misenum eine wahre Tortur gewesen. Zwar war er schon oft an den Golf von Neapolis gereist (besaß er doch auch eine Villa Rustica am Ort, in der die beiden Patrizier abgestiegen waren), doch forderte das Alter inzwischen endgültig seinen Tribut. Die schlecht gefederte Kutsche hatte die beiden richtiggehend durchgeschüttelt und auch der Wechsel der Schlafstätte erfreute den Tiberier wenig.


    Unterwegs hatte man zwar durchaus miteinander Konversation betrieben, doch hatte Durus darauf verzichtet, weiter zu versuchen den Flavier gegen den Kaiser aufzuwigeln - zuerst wollte er den Besuch abwarten. Stattdessen waren philosophische Themen, aber auch stadtrömischer Klatsch ausgetauscht worden, stets unterbrochen von den Arbeitszeiten der beiden (natürlich hatte jeder seinen Sekretär und einen Haufen Arbeit mitgenommen!).


    Erfreulicherweise hatten sie den letzten Weg mit der Sänfte zurückgelegt, sodass Durus nirgends herunterklettern musste (oder vielmehr getragen werden), sondern sich mit Hilfe seines Sekretärs Lukios einfach aufstand und sich auf seinen elfenbeinernen Gehstock stützte. So wartete er, dass die Liktoren ihnen Einlass verschafften.

  • Der Gardesoldat blickte streng und skeptisch. Hoher Besuch wurde normalerweise im Tagesbefehl angekündigt. Ein Consul und so war ganz sicher hoher Besuch. Aber er wusste von nix. "Ist euer Besuch bereits angemeldet worden? Ihr steht nicht auf der Besucherliste für den heutigen Tag" teilte er also erst einmal mit.

  • "Ich bin Consul Flavius Furianus. Unser Besuch ist kurzfristig geplant worden. Wir zogen es vor keinen Boten vorzuschicken, welcher auch nur ein paar Stunden vor uns angekommen wäre. Es ist dringend.", meldete sich der Consul selbst zu Wort und blickte den Praetorianer fest an.

  • "Dringend?" wiederholte der Gardist und schien noch immer nicht überzeugt zu sein. "Dann müsst ihr mit zum Wachkommandanten kommen" entschloss er sich für das weitere Vorgehen. "Ihr könnt passieren. Folgt mir."


    Der Wachkommandant war ohne größere Schwierigkeiten gleich am Eingang der kaiserlichen Villa anzutreffen und ließ sich von dem Gardisten melden, wer um Einlass gebeten hatte. "Danke. Das übernehme ich. Zurück auf deinen Posten" kommandierte er. Dann wandte er sich an die Gäste. "In dringender Angelegenheit also? Es scheint nichts so dringendes zu sein, dass der Praefectus Praetorio es nicht schon hier gemeldet hätte. Aber das muss die Kanzlei bewerten. Folgt mir."

  • Flavius Furianus musste sich schon viel gefallen lassen und verstummte, als man die beiden zum Wachkommandanten schickte.
    Doch als das Ende der bürokratischen Kette doch nicht ersehnter kam, als gedacht, geschah es auch ein wenig um seine Geduld.


    "Der Praefectus Praetorio weiß um unseren Besuch und ich möchte dich noch einmal daran erinnern, MILES, dass du vor einem amtierenden Consul stehst und vor dem Vertreter des Kaisers in kultischen Belangen.
    Also wenn du nicht unsere Geduld strapazieren möchtest, zudem dem Kaiser Floskeln der Entschuldigung ob einer solchen Behandlung, so beschleunigst du diesen Prozess der Zurschaustellung dieses großen wie auch unnötigen Ablaufes."
    , entfuhr es ihm und wäre er hier nicht in der kaiserlichen LANDVILLA, sondern im kaiserlichen Palast, so wäre sein Ärger erst gar nicht entstanden. Der Kaiser war hier in erster Linie als Privatperson und nicht in seinem Amtsräumen in Rom, wo solcherlei Behördengänge mehr als üblich und notwendig waren.
    Zudem standen zwei der wichtigsten Männer Roms hier, keine Kohorte voller bewaffneter Barbaren. An sich wunderte es den Flavier jedoch schon ein wenig, dass die obligatorische Untersuchung auf Waffen auszufallen schien. ;)

  • Der Kanzleibeamte, zu dem die beiden Gäste geführt wurden, scherte sich wenig um das Gehabe des Consuls, soweit er es überhaupt mitbekam. Nach dem Augenschein hatte er keinen Zweifel daran, dass er hier tatsächlich Flavius Furianus und Tiberius Durus vor sich hatte, so dass es keine Sicherheitsbedenken gab und er den Wachkommandanten erst einmal mit einem Dank wegschicken konnte.


    "Nun, nehmt Platz", bot er den beiden hohen Herren an und winkte einen Sklaven herbei. "Wünscht ihr eine Erfrischung?"


    Dann kam er zum Dienstlichen. "Ist eure Angelegenheit so dringend, dass der Kaiser unverzüglich informiert werden muss?" erkundigte er sich.

  • "Für mich verdünnten Wein.", erklärte der Consul und nahm eine etwas leger wirkende Haltung an, indem er sich nach hinten auf dem Stuhl lehnte.
    "Ich glaube du verstehst da etwas falsch. Er soll nicht informiert werden, er soll uns empfangen und mit uns persönlich sprechen.
    Das entbehrt nicht nur die Höflichkeit, sondern auch die Tradition, dass der Kaiser wenigstens einmal das Gespräch mit seinem gewählten Consul führt. Wenn er gerade jetzt nicht bereit dazu ist, so bin ich gewillt zu warten, doch ich werde nicht gehen, bevor ich meinen Kaiser nicht einmal gesprochen habe!"
    , insistierte der Flavier und blickte kurz zu Durus.
    "Die Höflichkeit gebietet es auch, dass er gegenüber einem Consular Interesse zeigt, an welchen er seine ganzen kultischen Aufgaben abgegeben hat. Die Information über Vorkommnisse sollte zumindest in seinem Interesse liegen, wenn er schon keine regelmäßigen Berichte erwarten kann!"


    Eigentlich hatte der Flavier schon jetzt eine negative Grundhaltung dem Gespräch gegenüber. Es war selten, dass ein Kaiser sich erdreistete die höchsten Beamten, die höchsten Männer, nicht bei sich zu empfangen. Es war der politische Austausch mit der Gegenseite, dem Senat, welchen ein jeder suchte. Dieser nun schien sich abzuschotten, was dem Consul wiederum nicht behagte. Er war der Vertreter des Senates und würde dies auch im Gremium zur Sprache bringen, falls man ihn so behandelte.

  • Der Kanzleibeamte blieb trotz des harschen Tonfalls gelassen und dachte sich seinen Teil, während der Sklave die gewünschten Getränke einfüllte. "Das heißt, ihr kommt nicht wegen eines dringenden Anliegens, welches keinen Aufschub duldet, sondern aufgrund eines allgemeinen Bedarfs für ein persönliches Gespräch mit dem Kaiser", fasste er dann die Aussage zusammen. "Da wäre es wirklich empfehlenswert gewesen, euch vorher anzukündigen, denn das hätte euch die Wartezeit erspart. Ich werde dennoch versuchen zu ermöglichen, dass der Kaiser euch noch heute Nachmittag empfängt."

  • Dass diese unangekündigten Besucher aus Kaslkül unangekündigt waren, ließ der Flavier im Verborgenen. Es gab nunmal gewisse Kräfte in Rom, welche über solch einen Besuch nicht informiert sein mussten.
    Der Flavier nickte.
    "Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du dies arrangieren könntest.", wobei dies auch wieder eine Floskel war.

  • Valerianus war nicht schlecht erstaunt gewesen, als man ihn von der Anwesenheit des Consuls und des Consulars in Kenntnis setzte. Tatsächlich wurde dazu dann das geplante Tagesprogramm behutsam abgeändert, um Zeit für eine Audienz zu finden. Nach einer nicht allzu langen Wartezeit wurden die beiden Männer daher in ein Arbeitszimmer geführt, in dem hinter einem Tisch Valerianus auf sie wartete.

  • Nachdem die beiden Patrizier eingetreten waren, war es Flavius Furianus, der nach einer leichten Verbeugung den Kaiser zuerst ansprach.


    "Mein Kaiser, ich danke dir für den kurzfristigen Empfang.", fing er an, ohne seine Verwunderung über den doch passabel wirkenden Kaiser zu verbergen. Er hatte sich einen bettlegrigen Mann vorgestellt, keinen Kaiser mit frischem Teint und auf einem Stuhl sitzend, wie jenen vor ihm.
    "Es freut mich zu sehen, dass unsere Gebete und Opfer Früchte getragen haben und du zu gesunden scheinst.", war dann von ihm zu hören.
    Diese Andeutung würde der Kaiser sicherlich nicht missdeuten, denn der Flavier fragte sich selbstverständlich, warum der Mann nicht schleunigst in Rom hinter seinem Tisch saß und statt dessen dem Lakaien die Macht überließ.


    Aber nun wollte er Durus die Gelegenheit geben ein paar Worte an den Kaiser zu richten.

  • "So wie die Worte eines Mannes nicht immer die ehrliche Wahrheit über seine Taten berichten, berichtet das Äußere eines Mannes auch nicht immer die Wahrheit über seine Kraft."


    Hätte Valerianus seine Tage wieder durchgängig liegend verbracht, wie damals zeitweise im Illyricum, hätte er jeden Glauben an eine Genesung schon aufgegeben. So hielt ihn wenigstens dieser zusammen mit der Seeluft aufrecht.

  • Nachdem Macer durch den Consul persönlich darauf hingewiesen wurde, dass er sich noch beim Kaiser vorzustellen hatte, machte sich dieser sofort auf den Weg nach Misenum.


    Auch in Misenum selbst wollte Macer keine Zeit verlieren und ging sofort zur Landvilla des Kaisers, hoffentlich würde er schon bald ein Termin bei ihm erhalten.


    Salve, ich bin Faustus Octavius Macer, Quaestor Principis. Ich würde mich gerne dem Kaiser vorstellen, wann hat dieser ein Termin frei?

  • Der Miles der am Tor stand machte sich wenig daraus das der hier stand ein Quaestor war hier kammen an dauernd wichtige Leute vorbei. Aber er grüßte Freundlich und nahm Haltung an. „Salve Quaestor Octavius. Hast du einen Termin?“ Eigentlich eine Blöde Frage nach dem er nach einem gefragt hatte. Aber er überlegte kurz Quaestor Principis war das nicht normaler weise der er Termine machte. Er runzeltet die Stirn waren die Neuen Magistrate schon ernannt? Es waren doch jetzt erst Wahlen gewesen und dem vom vergangenen Jahr hatte er auf jeden Fall nicht gesehen. „Warum hat dich der vom letzten Jahr nicht eingewiesen? Er hätte sich wie du gleich nach der Ernennung hier blicken lassen sollen. Anstatt dem Präfekten das Spundloch zu lecken.“ Sagte er mit einem verächtlichem Lächeln. Die Meinung der Prätorianer über den Stadtpräfekten war nicht die Beste. „Ich werde mal sehn ob du hinein kannst.“


    Der Miles verschwand im inneren und kehrte rasch zurück. „Du wirst drinnen bei dem Sekreter noch ein bisschen warten müssen. Aber du kannst durch du musst ja wissen worum sich deine Aufgabe dreht. Deinen Vorgänger hat das ja nicht interessiert. Aber Durchsuchen muss ich dich trotzdem.“ Das war ja so oder so klar.

  • Der Praetorianer war ein wenig komisch, dennoch sehr freundlich.


    Dass er dabei Macer durchaus zweimal nannte, war ihm gar nict bewusst. Brauchte ihm auch nicht, er brauchte das nicht wissen. So lies Macer die Durchsuchung über sich ergehen, bevor er dann ins Innere der Villa eintrat und dort auf ein Termin wartete.


    Danke Miles...Vale

  • Im Inneren der Villa war es bei weitem nicht so geschäftig wie in Rom und wenn man nicht gerade der amtierende Consul war, der sich am Tor aufgespielt hatte, als ständen die Gallier vor Rom, konnte es schonmal passieren, dass man ein wenig warten musste. Auch als Quaestor. Aber dann kümmerte sich doch ein Beamter um Octavius Macer. "Salve Quaestor. Du kommst, um nach einem Termin zu fragen? Hätte es denn kein Brief für diesen Zweck getan?"

  • Nun, ich werde mich sowieso noch ein wenig in Misenum umschauen. Ich hoffe einfach, dass ich in dieser Zeit einen Termin erhalten kann. Er schaute den Beamten fragend an, hoffentlich hatte dieser jetzt eine gute Nachricht.

  • Der Gesichtsausdruck des Beamten wurde tatsächlich gleich viel entspannter. "Wenn das so ist, dann sollte etwas zu machen sein." So voll war der kaiserliche Terminkalender nun auch wieder nicht, schließlich sollte er sich hier erholen. Umso einfacher war es auch für den Beamten festzustellen, wann noch etwas Zeit frei war. "Worum geht es denn? Dauert es lange?"

  • Nein, es geht lediglich um eine Vorstellung. Wenn der Kaiser keine Aufgaben für mich hat, wird das ein sehr kurzer Termin.


    Seine Hoffnung auf einen schnellen Termin stieg...




    Sim-Off:

    Bin für 3 Wochen im Urlaub. Wäre schön, wenn dann der Termin folgen könnte =)

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