Die kaiserliche Landvilla

  • Zitat

    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
    "Ja, die Jugend sollte man nicht aufhalten."


    Valerianus nickte, auch wenn er die Aussage durchaus als dünnen Vorwand durchschaute. Sein Bruder wollte offenbar noch wichtiges besprechen und je schneller dies passierte, umso eher würde er noch die nötige Aufmerksamkeit dafür aufbringen können.


    “Wir sehen uns dann später.“, sagte Quarto zu Archias und nickte ihm aufmunternd zu.

  • Valerianus folgte den Ausführungen des Praefectus Praetorio schweigend. Wer mit ihm seit seiner Krankheit schon mehrere Diskussionen geführt hat, hätte erkennen können, dass er noch weniger konzentriert zuhörte, als es ihm möglich war.


    "Was gibt es denn für Probleme, die einer stärkere Kontrolle nötig machen? Wer führt denn im Moment diese Kontrollen durch?"

  • Zitat

    Original von Lucius Aelius Quarto
    “Wir sehen uns dann später.“, sagte Quarto zu Archias und nickte ihm aufmunternd zu.


    Ein wenig zwiegespalten fühlte sich Caius schon. Einerseits wäre er gerne noch geblieben (nicht zuletzt wegen dem tollen Nachtisch!), andererseits war er auch froh, dass er gehen konnte. Obwohl es nicht so gewesen war, hatte er doch immer das Gefühl gehabt, besonders streng beobachtet zu werden.


    Als Quarto und der Kaiser ihn quasi indirekt verabschiedeten, wusch er sich gerade die Hände in einer angereichten Schale. Dann stand er auf, die Falten seiner toga waren sichtlich durcheinander gebracht.
    »Ich danke dir vielmals für das Vertrauen, das du mir entgegenbringst, Augustus. Und für die Einladung und das leckere Essen«, sagte Caius feierlich und deutete eine kurze Verbeugung vor Valerianus an. Dann nickte er Quarto zu.
    »Bis später. Vale!« Caius wandte sich um und ließ sich die Tür öffnen, und einen moment später befand er sich bereits auf dem Weg zurück zur Landvilla der Aelier.

  • Zitat

    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS


    "Es gab in letzter Zeit wieder vermehrt Vorfälle, bei denen Post verschwand oder bei denen die Post ungebührlich lange benötigte um das Ziel zu erreichen. Senator Germanicus versicherte mir aber, dass es eigentlich ausreichend Ressourcen gibt um effektiv arbeiten zu können. Eine wirkliche Erklärung für die Probleme hat er nicht." sagte Balbus.


    "Derzeit werden solche Kontrollen nicht durchgeführt. Die Praefecti in den Provinzen arbeiten autonom und müssen sich nur dem Legaten gegenüber verantworten. Da dieser aber in Rom sitzt, ist es für ihn recht schwierig in allen Provinzen die volle Kontrolle zu behalten. Er kann schliesslich nicht seine ganze Zeit damit verbringen durch alle Provinzen zu reisen um die Praefecti zu kontrollieren. Die von uns erdachte Änderung würde dafür sorgen, dass die Kontrolle etwas direkter durchgeführt werden kann."

  • "Können die Kontrollen denn nicht durch Männer deines Kommandos durchgeführt werden?"


    Valerianus schien dies naheliegend, da ohnehin Agenten der Garde durch das Reich reisten und außerdem der Cursus Publicus zu einer früheren Zeit ein direkter Dienst der Praetorianer gewesen war.

  • Innerlich seufzte Balbus, denn er bekam eine kleine Ahnung davon, wie sich Avarus gefühlt haben musste. Wenn man der Argumentation des Kaisers folgen würde, könnte man auch dazu übergehen den gesamten Cursus Publicus zu militarisieren und die Equites Singulares als Boten einzusetzen. Er unterdrückte ein Kopfschütteln.


    "Das ginge natürlich." sagte Balbus und fügte direkt an. "Aber da der Cursus Publicus ja vor allem private Post transportiert denke ich, es wäre besser dies in zivile Hände zu geben, denn ich persönlich möchte nicht das Volk damit aufbringen, dass ich den Anschein erwecke den Briefverkehr jedes Bürgers zu kontrollieren und zu protokollieren."
    Abgesehen davon würde dies ja auch nur dafür sorgen Kräfte der Cohortes an zusätzliche, nicht-militärische, Aufgaben zu binden, so dass sie nicht für anderes zur Verfügung standen.
    "Allerdings haben Senator Germanicus und ich uns darauf geeinigt, dass den Praefectus Diocesis ein Veteran der Cohortes zur Seite gestellt wird um falls notwendig die Befugnisse der Cohortes in die Kontrollen einzubringen."

  • Valerianus schien Schwierigkeiten zu haben, den Plänen zu folgen.


    "Was denn, auch noch je einen Veteran zusätzlich? Der notfalls Anweisungen an einen Ritter erteilen kann? Das wird doch kein Ritter mit sich machen lassen. Ich möchte es auch keinem zumuten. Der Veteran wird auch keine große Freude an diesem Posten haben."


    Zumal man dann ja wohl den Posten gleich an den Veteran geben könnte, so dass sich dann ja auch wieder niemand um den zu großen militärischen Einfluss sorgen musste.

  • Balbus schüttelte leicht den Kopf. Es war wieder einmal das übliche Problem, dass er dazu tendierte sich falsch auszudrücken, da er davon ausging, dass man ihn schon verstehen würde.


    "Den Veteran haben wir vor allem eingeplant, da wir so die Möglichkeit einräumen wollen, falls nötig möglichst unkompliziert auf notwendige militärisch-polizeiliche Unterstützung zugreifen zu können. Das dachten wir uns vor allem, weil wir davon ausgehen, dass entsprechende Militärkommandanten eher unwillig sein könnten, wenn ein ziviler Beamter des Postdienstes von ihnen Unterstützung anfordert."

  • “Es gibt da noch eine Sache, die würde ich gerne nur mit dir alleine besprechen.“, begann Aelius Quarto vollkommen überflüssig, denn das er Archias genau deswegen hinaus geschickt hatte war allzu offensichtlich.


    “Ich bete jeden Tag zu den Göttern, Gaius. Ein einfacher Mann bin ich, und ebenso einfach sind meine Bitten an sie. Die wichtigste dieser einfachen Bitten ist schon seit Wochen und Monaten, dass sie dich gesund machen mögen.“
    Er sah seinem Bruder fest in die Augen.
    “Und auch wenn ich mir nichts mehr als das wünsche, als dein Bruder wünsche, der dich liebt und als Senator von Rom, so kann ich doch nicht die Augen davor verschließen, dass Vorsorge getroffen werden muss.
    Was passiert, wenn der Tag kommt den ich niemals erleben möchte? Was ist, wenn... du stirbst?
    Ein gewöhnlicher Mann kann es sich erlauben, diese Frage unbeantwortet zu lassen. Wer täte das nicht gerne?
    Aber dir ist das nicht gestattet. Rom verlangt dir eine Entscheidung ab und ich glaube es wäre gut, sie bald zu treffen.
    Man hat mich schon darauf angesprochen. In den politischen Kreisen Roms gibt es da eine gewisse Unruhe und das ist der Nährboden für Gerüchte und Spekulationen.“


    Quarto machte eine kurze Pause.
    Dann sagte er, fest entschlossen: “Du solltest deinen Sohn zum Caesar ernennen!“
    Erneut eine Pause, noch kürzer.
    “Ich weiß, er ist noch jung. Doch vorerst genügt der Titel und das die Leute wissen: Die Thronfolge ist geregelt und Publius Ulpius Maioranus wird eines Tages dein Erbe antreten.
    Ernenne ihn zum Caesar und zu deinem designierten Nachfolger, und ich werde alles tun was ich kann, um sein Erbe zu verteidigen.“

  • Das Thema, welches Aelius Quarto nun ins Gespräch brachte, war nach objektiven Maßstäben zweifellos ein wichtiges und auch naheliegendes Thema. Auch konnte Valerianus nicht verleugnen, sich mit diesem Szenario gezwungenermaßen schon mehr als einmal gedanklich auseinander gesetzt zu haben. Gesprochen hatte er darüber allerdings noch mit niemandem. Nicht mit seiner Frau, nicht mit seinem Bruder und erst Recht nicht mit seinem Sohn.


    Er sprach sehr leise, als er antwortete.


    "Mein Sohn... Er hat Rom kaum gesehen. Meinst du, es wäre kein zu schwaches Zeichen?"


    Dass sein Bruder von der Verteidigung des Erbes sprach, machte ihm fast noch mehr Sorgen.


    "Du siehst das Erbe meines Vaters in Gefahr?"

  • Je länger der Praefectus Praetorio argumentierte, umso weniger verstand Valerianus, worum es eigentlich ging. Nun kam offenbar noch der Bedarf nach militärisch-polizeilichen Befugnissen hinzu, was Valerianus ein völlig anderes Thema zu sein schien als die interne Kontrolle, um die es seiner Meinung nach bisher gegangen war.


    "Militärisch-polizieliche Unterstützung? Was hat das schon wieder mit der Kontrolle der Stationen zu tun, von der du eben sprachst?"


  • Nachdem der Kaiser seinen Praefectus Urbi bereits verteidigt hatte, wollte Quarto den Mann zum jetzigen Zeitpunkt nicht erneut angreifen und sehr viel schwerere Beschuldigungen erheben. Vor allem nicht solche, die er (noch) nicht beweisen konnte.


    Darum fiel seine Antwort auf die Frage der Gefahr sehr allgemein aus:
    “Die Vergangenheit lehrt uns und warnt uns, die Kaiserwürde nicht als gegeben anzusehen. Es wäre leichtfertig zu glauben, sie wäre nicht angreifbar, nicht ins Wanken zu bringen und leider müssen wir uns auch bewusst machen, dass es immer Männer geben wird, die sie für sich selbst begehren, ohne dabei die Interessen das Staates im Sinn zu haben.
    So wie Rom gegen äußere Feinde verteidigt werden muss, ist es auch notwendig, mit Geschick und Klugheit einen Kaiser und sein Regime gegen alle Angriffe aus dem Inneren zu verteidigen.
    Wir dürfen nicht zu sorglos sein: Natürlich gibt es Gefahren und deine Krankheit und Abwesenheit aus Rom macht dich angreifbar.“


    Das war schon deutlich genug.


    “Umso wichtiger ist es, ein Zeichen der Kontinuität zu setzen.
    Du bist der dritte Kaiser mit dem Namen Ulpius auf dem Thron. Wenn das Volk die Gewissheit hätte, dass nach dir ein vierter Ulpius folgen wird, dann wäre das ein solches Zeichen.
    Nein, dass würde man bestimmt nicht als Schwäche werten. Im Gegenteil, deine Anhänger erwarteten es sogar und es würde deine Stellung stärken und zur Stabilität der Regierung beitragen. Wie sieht die Zukunft aus? Diese Frage beunruhigt die Menschen immer. Gib ihnen eine Antwort und sie werden ruhiger Schlafen und es dir mit ihrer Treue danken.
    Außerdem, sollte doch der Tag kommen, dann hätten wir ausreichend Zeit, die Nachfolge sorgfältig vorzubereiten. Denn ich muss dir wohl kaum sagen, dass eine Thronfolge immer eine unsichere und gefährliche Phase ist, die man mit großem Ernst behandeln muss.“


    Er ließ sein fast schon leidenschaftliches Plädoyer kurz wirken, bevor er weiter sprach:
    “Natürlich müsste auch dies gut vorbereitet werden.
    Dein Sohn war lange nicht in Rom, da hast du recht.
    Man kennt ihn nicht gut und viele Senatoren haben ihn noch niemals leibhaftig gesehen.
    Auch wird er noch einiges zu lernen haben und vielleicht wird es jetzt Zeit dafür.


    Darum ist mein Vorschlag: Schicke ihn nach Rom. Vielleicht kann ihn seine Mutter begleiten, wenn du sie hier entbehren kannst.
    Er soll auf dem Palatin wohnen und ich werde ihn in meine Obhut nehmen und seine Ernennung zum Caesar vorbereiten.
    Die sollte dann nicht einfach als kaiserlicher Beschluss ausgehängt und verkündet werden.
    Nein, ich stelle es mir eher so vor, dass er dann selbst vor den Senat tritt und es dort öffentlich gemacht wird, vor den versammelten Senatoren, die ihm dann sogleich ihre Treue schwören können. Anschließend sollte dann ein Umzug durch die Stadt erfolgen, damit auch das gemeine Volk Gelegenheit zum Jubel hat.“

  • Was ihm sein Bruder vortrug, waren weit mehr Andeutungen, Argumente, Informationen und Vorschläge, als Valerianus in seinem aktuellen Zustand und zu dieser Tageszeit auf einmal verarbeiten konnte. Früher, als er noch Truppen führte, da konnte er mehreren Melden auf einmal zuhören und Entscheidungen treffen, die schnell getroffen werden mussten. Heute war das anders.


    "Vielleicht hätte ich mich nie adoptieren lassen sollen..."


    Langsam ging er die Worte seines Bruders im Kopf durch. Einiges konnte er nachvollziehen, anders schien ihm seltsam unvertraut und fremd.


    "Ja, nimm ihn mit nach Rom. Hier in Misenum ist seine Zukunft ganz sicher nicht."

  • “Gaius, dazu hat es niemals eine Alternative gegeben!“, wischte Quarto die erste Bemerkung des Kaisers fast schon ärgerlich beiseite, um dann nachzuhaken: “Und wenn ich alle Vorbereitungen getroffen habe, wirst du ihn dann zum Caesar ernennen?“

  • "Das müsste dann konsequenterweise schon das Ziel sein, ja"


    Auf den ärgerlichen Tonfall seines Bruders ging Valerianus nicht weiter ein, wenn er ihn überhaupt bewusst mitbekommen hatte. Zu schwer nahmen ihn die plötzlichen Gedanken an sein Erbe und seine eigene Zukunft in besitz.


    "Wann gedachtest du wieder abzureisen?"

  • “Ich wollte vielleicht noch ein oder zwei Tage bleiben und dann wieder zurück nach Rom reisen. Aber wenn mich mein Neffe direkt begleiten soll und noch etwas Zeit für die Reisevorbereitungen benötigt, dann werde ich selbstverständlich warten.
    Allerdings kann ich mir gar nicht vorstellen, dass ein junger Mann sehr viel mitnehmen muss. Als ich so jung war wie er – ach – das wichtigste waren mir meine Bücher und auf alles andere konnte ich gut verzichten. Außerdem; auf dem Palatin wird er alles was nötig ist vorfinden.
    Schwierig wird aber wohl der Abschied. Doch das spricht eher dafür, rasch aufzubrechen, und es nicht unnötig lange hinauszuschieben.“

  • Eine Weile dachte Valerianus über die Antwort nach, oder zumindest schien es so. Er hatte sich nie in dem Umfang um seinen Sohn kümmern können, wi es vielleicht nötig gewesen wäre, um ihn schon früh auf seine mögliche Rolle vorzubereiten. Als Feldherr konnte er es nicht und jetzt konnte er es ebenso wenig.


    "Dann also ein rascher Aufbruch. Ich informiere ihn morgen."

  • Zitat

    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS


    Für einen kurzen Moment blitzte in ihm der Gedanke auf, dass er früher bei Iulianus nie Probleme hatte Verständnis zu produzieren und dass jene Gespräche früher immer viel kürzer waren. Doch dies verscheuchte er schnell wieder und unterdrückte erneut ein Seufzen. Wäre er bei Salinator vielleicht doch einfacher an sein Ziel gekommen? Oder hätte er Avarus vorschicken sollen? Vielleicht hätte er sich doch mit seiner Frau nach Hispania zurückziehen sollen.


    "Es hat weniger mit der Kontrolle zu tun, als mit einer zeitnahen, unkomplizierten Reaktion auf mögliche Missstände. Allerdings ist dies auch der Punkt unserer Planung, auf den wir am ehesten verzichten würden." sagte er und hoffte ein wenig drauf, dass Valerian darauf anspringen und den Vorschlag abzüglich des Veterans einfach genehmigen würde.
    Kurz fragte er sich sogar, ob er als oberster Dienstherr des Cursus Publicus solche Dinge nicht sogar aus eigener Autorität hätte entscheiden können, ohne den Kaiser damit zu behelligen. Er nahm sich vor, dies in Rom einmal zu evaluieren.

  • "Dann verzichtet vorerst darauf. Mir ist immer noch nicht ganz klar, wie ihr mit polizeilichen Massnahmen gegen interne Missstände bei der Postzustellung vorgehen wollt."


    Valerianus schien langsam zu einer Entscheidung in diesem Thema kommen zu wollen.


    "Den finanziellen Aspekt der zusätzlichen Stellen hast du schon mit dem Procurator a rationibus besprechen? Und welchen Platz im ritterlichen Cursus Honorum sollten diese Stellen einnehmen?"

  • Balbus nickte, als sich seine Hoffnung dann doch erfüllte.


    "Senator Germanicus führte bereits ein Gespräch mit dem Procurator, um diesen schon einmal in groben Zügen zu informieren." bestätigte Balbus. "Endgültiges wollten wir mit ihm erst besprechen, wenn du dich unserem Vorschlag gegenüber positiv geäussert hast." fügte er dann noch hinzu.


    "Den Praefectus Vehiculorum würden wir, so du denn zustimmst, auf einer Ebene sehen mit den niedrigsten Procuratoren der Kanzlei und jenen Procuratoren, die in den Provinzen die Finanzverwaltung beaufsichtigen. Den Praefectus Diocesis eine Stufe darüber."

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