Tempel des Seths| Ein Schatten in der Nacht ein geheimer Ort

  • Die Welt war voller Schatten und Alexandrien galt als ein Sündenpfuhl, Mord und Diebstahl, Erpressung, Entführung und Vergewaltigung, gehörten zum Tagesgeschäft dazu und war fast weit lukrativer als der ehrliche Handel. Dieses Netz aus Betrug und Intrigen, dunklen Schatten und finsteren Geheimnissen wurde beherrscht. Nicht von einem einzelnen Mann, der Geld oder Macht besaß, sondern von einer Gilde die sich den dunklen Göttern verschrieben hat, Einer Gilde die nur aus den erstgeborenen bestimmter Familien bestand und dessen Kinder unter der dunklen Vorahnung von Seth geboren waren. Seth der dunkelste aller Götter, welcher für Unheil und Leid steht, dessen Opfer immer blutig waren und dessen Anhänger fanatisch ihm dienten. Es spielte keine Rolle ob Mann oder Frau, war man ihm einmal geweiht, so gehörte man ihm und war ihm verpflichtet….


    Kiya mochte eine geborene Sklavin sein, aber ihr Vater gehörte seit dem Tag seiner Geburt den Anhänger Seths an, auch er war das erste Kind seiner Eltern gewesen und in einer Nacht völliger Finsternis geboren worden. Nicht das ihr Vater sie nicht geliebt hatte, aber er hatte dem Gott selbst geschworen, einen Nachfolger zu bringen und so wurde sie, kaum das sie den ersten Schrei getan hatte, dem dunklen Gott geweiht. Mit dieser Geste war ihr Leben vorherbestimmt und kaum das sie laufen konnte lernte sie von ihrem Vater wie man dem dunklen Gott diente, wie man ihn glücklich machte. Doch ihr Fortgang aus der Heimat entfernte sie von ihren Pflichten und nur eine winzige Tätowierung an ihrem linken Handgelenk erinnerte sie täglich an ihre Pflichten. Fern ihrer Heimat war es jedoch schwer andere Anhänger zu finden und sie blieb allein und sie konnte ihrem Gott nicht wirklich dienen.
    Und doch nun war sie zurück und ihre Schritte führten sie des Nachts durch die fast leeren Straßen jener Stadt, die sie immer in ihrem Herzen getragen hatte. Ihr neuer Herr, eigentlich keiner ihrer Herrn, hatte jemals geahnt, welcher Schatten zu ihr gehörte, welchem Herrn sie wirklich diente…. Angst hatte sie keine, denn sie wusste sich zu verteidigen, zumal das Zeichen, welches sie trug, ein mächtiger Schutz war. Gehüllt in einen dunklen Mantel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, glühten ihre Augen wie die einer Katze, nahmen jedes noch so schwache Licht in sich auf und ihnen entging fast nichts… Immer wieder waren sie da, fast unsichtbare Zeichen an Hauswänden, die ihr den Weg wiesen, denn der Tempel des Seth war stets verborgen und nur wer die Zeichen kannte, wusste ihnen zu folgen.
    Der Kult des Seth war genauso alt wie Ägypten selbst und symbolisierte all die dunklen Dinge einer menschlichen Seele. Jene Dinge die die meisten versuchten zu verbergen, lebten sie aus und gaben sich finsteren Ritualen hin….


    Sie war ein Schatten in der Nacht, bog um eine Ecke und war mit einmal dort wo die Zeichen sie hingeführt hatten. Ein Schauer der Ekstase lief ihr über den Rücken und Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie die Aura spürte, die von diesem Ort ausging. Nun endlich war sie wirklich zu Haus…zitternden atmete sie ein und versuchte ihre Nerven zu beruhigen, als sie eine schäbige Taverne betrat. Es roch nach schalem Bier, menschlichen Ausdünstungen und gekochtem Hammelfleisch. Ein wahrlich verdreckter Ort, der viele Geheimnisse barg. Sie bahnte sich ihren Weg zwischen Säufern und Spielern hindurch, direkt zur Theke. Aus kleinen misstrauischen Augen musterte der Wirt sie und stumm zeigte sie ihm ihr linkes Handgelenk. Einen Augenblick lang starrte er die Zeichen an, dann entblößte er ein zahnloses Grinsen. Und bedeutete ihr mit knappen Fingerzeichen, dass sie in den Hof gehen solle und das dort jemand warten würde. Sie legte eine Münze auf den Tresen und ging dann hinaus, wieder an die frische Luft in der jedoch nun ein anderer Geruch mitschwang. Schwer und süßlich, der Geruch von Tod und Blut, schwach aber vorhanden und nur wer über geschärfte Sinne verfügte, konnte es wahrnehmen.
    „Wer ist da?“ fragte eine raue Stimme in der Sprache des alten Ägyptens. Wieder jagte ein Schauer über ihren Rücken, wieder traten ihr Tränen in die Augen. Sie hatte dies alles so sehr vermisst.


    „Ein Kind Seths….. seine dunkle Flügel beschützen mich!“ hauchte sie zur Antwort. Eine Losung, so alt wie der Kult selbst.


    „Nenne mir deinen Namen!“ fragte die Stimme wieder.


    „Ich bin die dunkle Löwin!“ antwortete sie, gab somit ihren Rang preis. Es war einer der höchsten im Kult und über ihr standen nur noch der Schakal und der Hohepriester…


    „Es ist mir eine Ehre!“ Ein Mann trat aus den tiefen Schatten, sei Gesicht und seine Gestallt ebenso durch die Falten eines Umhangs verborgen, wie bei ihr. Es war nicht üblich, dass man einander das Gesicht zeigte. Hier im Schatten von Seth selbst war man die Löwin, der Fuchs, der Schakal oder die Schlange……


    Sim-Off:

    Achtung dies ist der geheime Treffpunkt des Sethskultes.. nur eingeweihte wissen von ihm ....

  • "Folge mir!" hauchte die Stimme aus den tiefen der Kapuze. Der Mann wandte ihr den Rücken zu und legte eine dunkle Hand auf das Mauerwerk. Er war ein Torwächter, er hütete diesen Ort des Schmerzes und des Kummers.
    Knirschend bewegte sich ein Teil der Wand und offenbarte einen finsteren Schlund, welches sogar noch das schwächste Licht gierig verschluckte.


    Leicht begann sie zu zittern, die Aufregung über das nach Hause kommens, überwältigte sie beinah und ließ ihr kaum noch Luft zum atmen. Sie musste sich zwingen dem Schatten zu folgen und ihre veruschte den Kampf ihrer Gefühle zu unterdrücken. Beide wurden sie von der Finsterniss verschluckt und mussten sich nun auf alle ihre Sinne verlassen. Ein Rascheln kam von links, vermutlich ein kleines Nagetier oder eine harmlose Schlange, die fast lautlosen Schritte ihres Begleiters, ihr eigener Atem und ein schwaches Echo. In dieser völligen Dunkelheit war es schwer einzuschätzen wie weit man ging, deswegen zählte sie ihre Schritte zumal sich der Boden sanft in die tiefe neigte und sie weit unter die Straßen Alexandriens führte. Nach genau einhundert Schritte wurde wieder das Geräusch von Setin auf Stein laut und ein matter Schein drang durch eine weitere Tür. So war er schon immer aufgebaut der Tempel des Seths, weit unter der Erde, versteckt vor neugierigen Blicken und nur den Jüngern des Gottes zugänglich. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an das Licht und sie trat durch die geöffnete Tür und nickte dem Wächter kurz zu, welcher im Schatten wieder verschwand.


    Sie befand sich mitten unter der Erde, der Raum war rieisg, die Wände glatt und gekalkt und mit Darstellungen von Seth geschmückt. Bänke aus Stein waren daran aufgereiht und zur Mitte ausgerichtet, wo ein Mann, hager und Groß, gekleidet in schwarz zu seinen Jüngern sprach. Fließende Worte über Seth und seine Gnade. Dort wo sie stand, sank sie auf die Knie, drückte ihre Stirn auf den Boden und murmelte ein leises Gebet, des Dankes. "Inek sechem. Wen eni sechem. Seth aa. Inek hemef depi, sa'ef..."* hauchte sie und Tränen benetzten ihre Wange.


    Während sie noch auf dem Boden kauerte, näherte sich der Hohepriester ihr und blickte auf sie hinab.
    "Willkommen zu Hause, Löwin, Tochter des Seths!" sagte er sanft und legte eine knochige Hand auf ihren Hinterkopf um sie zu segnen. "Du warst lange fort, wir haben dich vermisst!" fügte er sanft hinzu und streckte die Hand nach ihr aus um ihr auf zu helfen.


    "Lass uns reden!" forderte er sie auf und führte sie durch einen weiteren Gang in andere Räume, die üppig ausgestattet waren. Weiche Kissen und warmes Licht von Öllampen, dicke Wandteppiche die jedes Wort schluckten und wohlriechender Tee. Leise seufzte sie. Sie war wirklich zu Haus.


    Sim-Off:

    * Ich bin die Macht. Ich habe die Macht. Seth ist groß. Ich bin sein erster Diener, sein Sohn.

  • Es war ein langes Gespräch welches sie mit dem Hohepriester führte. Sie konnte all ihren Kummer vergessen und auch all die Demütigungen die man als Sklave hinnehmen musste, sich von der Seele sprechen. Niemand an diesem geheimen finsteren Ort würde sie wegen ihrer Schwäche verachten, eher sah man es als Stärke an, dass sie sich all diesem Unbill stellte und noch Stärker heraus kam. Ihr Stand dort draußen in der Welt spielte keine Rolle, sondern nur ihre Stellung im Kult. Eine Stellung die sie sich selbst hart erarbeitet hatte. Das Verständis im Gesicht des Hohepriesters und dessen offenes Ohr waren Balsam für ihre gequälte Seele, welche sich vor Sehnsuch verzehrt hatte....


    Im Morgengrauen war sie wieder auf der Straße, weit weg vom Tempel und den Menschen, doch ihren Glauben trug sie fest verschlossen in ihrem Herzen. Nun würde sie zu ihrem Herrn zurück kehren, ihren alltäglichen Dienst beflissentlich aufnehmen und auf einen Ruf warten..... dann wäre sie wieder eine Jägerin in der Nacht, würde jene die sich gegen Seth aufgelehnt hatten, verfolgen und opfern. Kurz leuchtete Fanatismus in den tiefen Augen auf, welcher dann hinter einer undurchdringlichen Fassade des Demuts und der Diensteifrigkeit der Sklavin Kiya verschwand. Die Löwin war erst einmal in ihren Käfig gesperrt, doch sollte sie das Blut unschuldiger wittern, würde sie erst dann sich wieder zurück ziehen, wenn ihr Opfer erlegt worden war und frisches rotes Blut im Wüstensand versickerte.Sie führte zwei Leben, hatte sie shcon immer geführt und für sie war es normal gleichzeitig zu dienen und zu opfern. Die Sklavin war ebenso ein Teil ihres Seins, wie die Schattenjägerin.......


    Kurz drehte sie sich um und seufzte noch einmal leise. Bald würde sie in den Tempel zurück kehren und dann würde sie wieder ihrer Bestimmung folgen und Seth ein Opfer darbringen, das einem solch mächtigen Gott gebührte......

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