Der Iunotempel von Misenum



  • An einer Ecke des übersichtlichen Forums von Misenum steht der neue Iunotempel. Erbaut im Jahre DCCCLIX A.U.C. während der Amtszeit des Duumviren Marcus Iulius Proximus und des Magistraten Lucius Iunius Merula.
    Der göttlichen Mutter Iuno zu Ehren und zum Anlass eines Besuches des Kaisers Ulpius Aelianus Valerianus geweiht.

  • Nach jahrelanger Planung war es auf einmal sehr schnell gegangen. Innerhalb weniger Monate hatten die Verantwortlichen die rituelle Reinigung und Weihung des Grundes hinter sich gebracht, hatten die Arbeiter des unter Einbeziehung des Duumviren Iulius Proximus ausgesuchten Baumeisters das Fundament gelegt und einen kleinen, viereckigen Tempelrohbau aus dem Boden gestampft.
    Dort, wo früher Bettler und streunende Hunde um einen Schlafplatz stritten, ragte nun zumindest ein Vorgeschmack dessen in den Himmel, was nach den Wünschen der Stadtväter einmal ein neuer, ansehnlicher Iunotempel werden sollte.
    Man konnte regelrecht beim Wachsen zusehen, wie Merula, der soeben den Bauplatz erreichte, erfreut feststellte. Blieb nur zu hoffen, dass der Baumeister, ein gewisser Cnaeus Rustius Dives, nur am Zeitplan und nicht auch an der Qualität des verwendeten Baumaterials sparte.
    Besagter Rustius Dives hatte den Sacerdos soeben erblickt und eilte nun auf den Iunier zu.
    „Sind das eigentlich Sklaven?“ wollte Merula von dem Mann mit Blick auf die etwa ein Dutzend starke Arbeiterschaft wissen. „Nein, die meisten sind freie Arbeiter. Qualifizierte Sklaven kosten Unsummen. Und mit Tagelöhnern sind wir deutlich flexibler.“
    Merula nickte verständnisvoll, über solch banale Dinge hatte er nie nachgedacht.
    „Hör zu. Es ist möglich, dass einer der Duumviren heute vorbeischaut. Wenn, dann möchte ich, dass du ihn hier ein wenig herumführst und den Fortgang der Arbeiten erläuterst. Geht das in Ordnung?“
    „Kein Problem, das krieg ich schon hin.“ Dann war er schon wieder weg, einer der Arbeiter hatte einen kleineren Steinblock vom Seilzug rutschen lassen und wurde dafür nun von seinem Chef zusammengestaucht.
    Da es nicht so aussah, als gäbe es für Merula hier momentan noch irgendetwas zu tun, ließ er den Bauplatz hinter sich. Seine Pferde, die er in einem Stall am Rande Misenums untergebracht hatte, ließ der begeisterte Reiter nur ungern länger als nötig warten.

  • Mit großen Schritten eilte man der Fertigstellung entgegen. Mittlerweile hatten die Arbeiter das Dach ausgebaut, die Säulen am Tempelvorplatz platziert und waren nun mit der Feinarbeit beschäftigt. Scheinbar hielt der Baumeister Wort und so würden die Stadtväter den Tempelbau schon in nicht allzu weiter Ferne der Verfügungsgewalt der Iuno überantworten können.

  • Mit dem Ende des Frühlings kamen auch die Bauarbeiten am Iunotempel zu ihrem lang ersehnten Ende. Nach den jahrelangen Anlaufschwierigkeiten mangelte es mittlerweile sehr an der Geduld der Misener und auch die zu Verfügung gestellten finanziellen Mittel wurden langsam knapp und so waren alle in den Bau involvierten Personen froh, dass der Lohn aller Mühen nun fertig vor ihnen stand. Über dem Eingangsportal prangte nun auch in großen Buchstaben DIVAEIVNONIDEDICATUM, als Zeichen dafür, unter wessen Gewalt der Tempel alsbald stehen würde.


    Für Merula bedeutete die Fertigstellung außerdem, dass er sich ab sofort wieder vermehrt anderen Aufgaben widmen konnte. Dass er nicht jeden Tag am Forum stehen und den Fortgang des Baus würde kontrollieren müssen. Vielleicht ergab sich ja sogar die Möglichkeit, das Umland von Misenum ein wenig zu erkunden; eine Sache, die er seit seiner Ankunft aufgrund fehlender Zeit nicht in Angriff hatte nehmen können.

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