Nova Discipula pro Vero

  • Nachdem Callista also am Vortag ihren Eid geleistet hatte, konnte es endgültig losgehen. Sie hatten direkt für den nächsten Tag ein Treffen vereinbart und Callista hatte nicht gut geschlafen. Sie war viel zu aufgeregt und konnte lange Zeit nicht einschlafen, weil sie sich ausmalte was auf sie zukommen würde. Obwohl sie ja Verus nun schon etwas kannte und durch die Gespräche schon in etwa eine Ahnung hatte, wie sein Unterricht wohl ablaufen würde, war sie etwas ängstlich. Sie war nun mal ein eher schüchterner, stiller Mensch und in allererster Linie darauf bedacht, dass die Menschen in ihrem Umfeld gut von ihr dachten. Für sie ging jedesmal eine kleine Welt zugrunde, wenn sie etwas dummes tat oder sagte oder sich blamierte. Viel schlimmer war es da noch, dass sie ja ihrem Onkel keine Schande machen wollte, denn sie mochte ihn viel zu sehr und war ihm sehr dankbar. Er hatte ihr schließlich erlaubt die Ausbildung anzufangen und sie wollte nicht, dass er diesen Entschluß bereute. Nein, sie wollte die Schülerin werden, an der Verus hinterher alle anderen maß und dann sollte er zu dem Schluß kommen, dass keiner der anderen so gut und fleißig und lernwillig war wie sie. Das hatte sie sich fest vorgenommen!


    Der nächste Morgen begann früh für die rotbraunblonde Frau und nachdem sie sich mit der alltäglichen Körperpflege beschäftigt und gefrühstückt hatte, besprach sie mit Carcia den Tag, was es zu tun gab und was wer zu erledigen hatte. Carcia war nicht nur die Älteste, sondern auch die, die schon am längsten hier in dieser Casa eingesetzt war und somit stillschweigend von allen als Aufseherin auserkoren. Callista war damit einverstanden, denn Vodafonis brauchte sich so nicht einzuarbeiten und konnte sich ganz auf die junge Domina konzentrieren. Im Gegensatz zum vorigen Tag begleitete sie diesmal Callista, aber es war auch noch ein anderer Sklave dabei, der den Frauen den Weg wies. Zur Sicherheit. Callista wollte nicht riskieren sich zu verlaufen und zu spät zu kommen. Der kurze Spaziergang tat gut und so konnte sie ihre Gedanken etwas sortieren, außerdem sah sie etwas von der Stadt und den Leuten, die darin lebten. Eine richtige Städteführung hatte sie noch nicht erhalten, aber sie war ja auch noch keine Woche hier. Umso erfreuter war sie, dass ihr Unterricht gleich begann. Nur vom in der Casa rumsitzen würde sie sich auch nicht einleben, geschweige denn die Stadt kennenlernen!


    "Salve Verus und einen wunderschönen guten Morgen." begrüßte sie ihren Lehrer, der anscheinend auf sie wartend auf einer Steinbank saß. Wie jede fleißige Schülerin es tun sollte, hatte sie ihre eigenen Schreibutensilien dabei und sogar etwas Proviant, den Vodafonis trug. Der Sklave, der sie hergebracht hatte, verabschiedete sich mit einer Verbeugung und ging dann wieder. Es konnte los gehen.

  • "Sei mir gegrüßt Callista, ich wünsche dir ebenso einen guten Morgen. Setz dich doch bitte, bei diesem schönen Wetter möchte ich hier mit dir arbeiten." Er rutschte ein wenig zur Seite und legte ein paar Pragamente neben sich.


    "Dann wollen wir anfangen." er kramte durch seine Aufzeichnungen. Und suchte etwas an Informationen zusammen, welche er seiner Schülerin geben könnte, wenn sie noch weitere Fragen zu dem kommenden Thema haben würde.
    "Mitunter das wichtigste was unserem Götterkult zu Grunde liegt ist der pax deorum. Kannst du damit etwas anfangen?"

  • Brav setzte sie sich neben ihn und sah aus den Augenwinkeln, wie Vodafonis sich in den Hintergrund setzte. Als Verus direkt loslegte, wandte sie ihm ihre volle Aufmerksamkeit zu und nickte, bevor sie seine Frage beantwortete.


    "Der Pax Deorum ist zu verstehen als Friedenszustand zwischen uns, dem römischen Volk, und den Göttern. Natürlich kann man "pax" auch als Gnade oder Hilfe bezeichnen, was bedeutet, dass man durch die richtige Huldigung und die richtigen Opfer Beistand bei einem Gott oder einer Göttin erfleht. Die meisten Menschen erwarten Hilfestellung von Seiten der Götter und da nicht jeder weiß, wie man den Ritus der entsprechenden Gottheit absolut richtig vollzieht, müssen wir das wissen. Wenn der Ritus fehlerhaft vollzogen wird oder aber man sogar eine Gottheit vernachlässigt, dann zieht das den Zorn und Unwillen auf sich."


    Sowas sollte eigentlich jeder römische Bürger wissen und es war die richtige Frage, um den Unterricht zu beginnen.

  • Das fing doch schon gut an, die erste Frage beantwortete Callista mit einer fliegenden Leichtigkeit. Natürlich war das noch sehr allgemeines Wissen, aber immerhin! Denn selbst das war manchen Menschen verwehrt.
    "Sehr richtig. Der pax deorum kann durch das Fehlverhalten der Menschen aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Wenn so etwas passiert, folgt meist darauf ein Zeichen der Götter, welches den Menschen ihren Zorn offenbaren soll. Wir bezeichnen so etwas als prodigium. Man sollte keinesfalls mit diesen Prodigien spaßen oder sie nicht ernst nehmen. Es ist wichtig, dass diese Zeichen gedeutet werden, um die Ursache zu sehen und um so schnell wie möglich richtig zu handeln. Ein Sühneopfer beruhigt den Zorn der Götter und bringt die Waage, den Zustand, den der pax deorum beschreibt wieder ins Gleichgewicht." in der Hoffnung das sie verstand was Phelan ihr sagte, schaute er sie erwartungsvoll an. Aber natürlich ging er davon aus das sie das tat, sie war eine kluge, aufschlußreiche und zielstrebige junge Frau, sein Vetter Witjon konnte sich wirklich glücklich schätzen so eine Frau ehelichen zu dürfen. So eine Frau hatte Phelan schon einmal gefunden .. damals in Rom, aber das war für ihn nun vergessen. Schnell dränge er den verletztenden Gedanken beiseite und versuchte mit Stolz zu überwiegen.
    Es war ein gutes Gefühl hingegen, einem Schüler als Lehrer etwas zu vermitteln und zu lehren. Freudig wartete er Callistas Antwort entgegen.

  • Wiederum nickte Callista, denn er erzählte ihr da nicht viel neues. Dieses Wissen hatte ihr damals ihre Mutter schon vermittelt, denn sie war eine streng gläubige Frau gewesen und Callista hatte früher sehr viel mit Priestern zu tun gehabt. Natürlich hätte sie nicht gewußt, wie man solche Zeichen deuten sollte, doch sie wußte, dass es diese Zeichen gab und dass er äußerst wichtig war, die Götter zu besänftigen.


    "Vor nicht langer Zeit sind drei Blitze in Rom eingeschlagen, das stand sogar in der Acta Diurna, du hast es bestimmt gelesen. Es gab ein großes, öffentliches Opfer, bei dem auch der Kaiser dabei war, um den Zorn des Summanus zu beschwichtigen. Summanus ist der Gott der nächtlichen Dunkelheit."


    Callista hatte die Geschichte verfolgt, weil es sie interessierte, allerdings nicht allzu genau und konnte Verus daher nicht mehr Informationen geben. Allerdings unterstrich es haargenau, was er ihr erklärt hatte.

  • Sie nickte, ein gutes Zeichen. Noch viel mehr war es ein gutes Zeichen, dass sie das eben gelernte direkt auf ein Beispiel anwenden konnte. Callista erzählte ihm von den drei Blitzen die in Rom eingeschlagen waren.
    Zwischen den Kollegien spricht sich so etwas schnell herum und zudem gab es ja noch die Acta. "Ja ich habe davon gehört, die Ursachen bleiben meiner Kenntnis allerdings verwehrt, ich möchte es allerdigns auch nicht wissen, denn in Rom passieren alltäglich viele schlimme Sachen von einigen bösen Menschen." direkt auf die Politik wollte er nicht eingehen, Klappe halten war manchmal schlauer als seine Meinung rumzuposaunen.


    "Nun gut, ich würde gerne sehen, ob du das eben gelernte auch selbst anwenden und anhand eines Beispiels beurteilen kannst." er lächelte ihr freundlich zu unter dem Motto 'Du schaffst das schon, da bin ich mir sicher.' und überlegte sich etwas passendes.


    "Nehmen wir an, Rom plant einen Feldzug zu Wasser gegen ein anderes Volk. Einige Schiffe werden als Stoßtrupp vorausgeschickt. Allerdings gelangen die Schiffe nicht an ihr Ziel, sondern werden von einem schrecklichem Unwetter und zu starkem Seegang heimgesucht, so dass sie sinken und es keine Überlebenden gibt. Was könnte das bedeuten? Was könnten die Götter gedacht haben? Welcher Gott war die exikutive Macht?" jetzt war der junge Lehrer mal gespannt, wie kreativ seine Schülerin war.

  • Auch Callista hielt sich aus der Politik raus und überlies das lieber den Männern, da Verus aber kein Interesse zu haben schien, verlor sich dieser Gesprächsfaden schnell. Stattdessen stellte er sie vor ein - theoretisches - Problem und sie fing sofort an nachzudenken. Natürlich biss sie sich dabei auf die Unterlippe, eigentlich ein sicheres Erkennungszeichen, dass sie nervös und unsicher war, aber hier eher als grüblerisches Element zu verstehen. Sie dachte über die Situation nach, die Verus mit seinen Worten zeichnete und begann dann mit dem Aspekt, den sie am ehestens begriff.


    "Im Grunde gibt es zwei Punkte, die du beschreibst, es ist Krieg und es geht übers Wasser. Da fallen mir spontan natürlich Mars, die Kriegsgöttin Bellona und Neptunus ein, wobei vor allem Neptunus als rachsüchtig und launisch bekannt ist und er des Öfteren erdbeben schickt um seinen Unwillen zu zeigen. Daher würde ich darauf tippen, dass man ihn erzürnt hat und ihm auch als erstes ein Sühneopfer anbieten. Wobei, wenn Rom im Krieg ist, sollte man auch Mars ein Sühneopfer präsentieren, wenn auch nur zur Sicherheit." Soviel dazu, jetzt musste sie noch einmal nachdenken. Denn Verus hatte drei Fragen gestellt, sie hatte aber mit der letzten angefangen. "Man könnte das Unglück so deuten, dass die Götter gegen den Krieg sind, vielleicht, weil er für Rom schlecht ausgehen könnte. Oder aber sie sind der Meinung, dass man eine andere Taktik anwenden soll." Von Krieg hatte sie keine bis gar keine Ahnung und daher riet sie eher, was die Götter denken könnten. Welcher Sterbliche konnte schon sagen, was die Götter wirklich dachten? Man konnte ihre Zeichen deuten, aber in solcher Klarheit gaben sich Götter nie zu erkennen.

  • "Oder weil sie den Krieg gar nicht erst wollen. Schöne Idee Callista. Nur das mit den Sühneopfern war ein bisschen durcheinander." wahrscheinlich war sie gerade in Rage und hat sich etwas verhaspelt und zu schnell zu viel gesagt, aber das war ja nicht schlimm, ihr Lehrer wollte jetzt das alles mal sortieren.


    "Das du an die beiden Götter des Krieges denkst und an Neptun ist gut. In der Regel sollte ein Sühneopfer reichen, in dem der Zorn aller Götter beschwichtigt wird. Die Götter handeln oder entscheiden meist nie allein, sie beraten sich. Der Zorn kommt von allen und Neptuns Aufgabe war es, wahrscheinlich von Iupiter selbst angewiesen, die Schiffe zu versenken." zufrieden nickte er.


    "Für die erste Deutung eines Prodigiums wirklich nicht schlecht." lächelte er sie an, dann drückte er ihr direkt ein paar Unterhalgen in die Hand "Hier stehen noch ein paar Sachen darüber, verschiedene Schriften, sie helfen dir, damit du nicht alles sofort im Kopf speichern musst. Zusätzlich kannst du noch vergangen Prodigien nachlesen, um noch fester in der Deutung zu werden."



    Sim-Off:

    EDIT: I love Rechtschreibfehler.

  • Wirklich nicht schlecht! Das waren seine Worte und Callista erlaubte sich ein kurzes, zufriedenes Lächeln. Hätte sie mehr Zeit gehabt, hätte sie sicherlich mehr Ordnung in ihre Gedanken bringen können, aber wenigstens hatte sie nicht völlig falsch gelegen. Es machte ihr Spaß, so mit Verus zu diskutieren und sie nahm die Schriften dankbar entgegen. Wenn man diskutierte, blieb keine Zeit sich Notizen zu machen und es war sehr weitsichtig von ihm, ihr direkt ein paar Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Sie würde sie zu Hause abschreiben und ihm natürlich bei nächster Gelegenheit wiedergeben. Nicht, dass sie seine Manuskripte noch dreckig machte oder schlimmeres. Bei ihrem Talent wäre das nämlich durchaus möglich und sie wollte kein Risiko eingehen.


    "Danke." sagte sie knapp und schaute ihren blonden Lehrer dann an. Würde es heute noch mehr geben? Sie würde es ja irgendwie schade finden, wenn der Unterricht schon beendet war. Sie hatte einiges dazu gelernt, aber sie wollte gerne noch viel, viel mehr wissen.

  • Nachdem Callista seine Manuskripte entgegen genommen und beiseite gelegt hatte, steuerte der junge Lehrer schon ein neues Thema an.
    "Wo wir grad bei den Göttern sind, möchte ich gerne mit dir auf die verschiedenen Gottheiten eingehen."
    Er nahm eine Wachtafel zur Hand und reichte sie ihr.
    "Schreib doch einfach mal die Gottheiten auf, die dir gerade so einfallen." dann lehnte er sich zurück und schaute den Vögeln zu, wie sie ihre Kreise drehten.

  • Verschiedene Götter, ja, Callista kannte ein paar. Sie nahm die wachstafel entgegen und begann aufzulisten.


    Zuerst schrieb sie Iuppiter, Iuno und Minerva auf, die drei Götter der neuen Göttertrias. Dann waren da noch Mars und Quirinus, die zusammen mit Iuppiter die alte Göttertrias darstellten. Dann schrieb sie noch Bellona und Neptunus auf, weil sie gerade über die beiden gesprochen hatten. Dann fielen ihr noch Ianus ein, Vesta, Saturnus, Vulcanus und Ceres. Sie überlegte einen Moment und schrieb noch Summanus auf, denn auch über ihn hatten sie kurz gesprochen. Verus sah nicht so aus, als hätte er es eilig und so überlegte sie noch etwas weiter. So fielen ihr noch Venus ein und Decima, zwei Göttinnen zu denen sie in nächster Zeit wohl beten würde. Jede zur angemessenen Zeit.


    Dann reichte sie die Tafel an ihren Lehrer zurück. "Fertig."

  • Phelan ließ seine Blicke über die Tafel schweifen und nickte zu frieden.
    "Schön Callista. Du hast fast alle Dii consentes aufgezählt, es fehlt dir nur Merkur. Die Dii conseentes sind die olympischen Gottheiten.


    Jetzt kam eine weitere Aufgabe für die neue Schülerin.


    "Kannst du mir sagen, wie es mit Ianus, Vulcanus, Quirinius, Vesta, Decima und Bellona steht?" gespannt wartete er, mal schauen ob sie schon wusste worauf er anspielte.

  • Merkur, natürlich! Wie hatte sie den Gott des Handels nur vergessen können? Innerlich schalt sich Callista selbst ob ihrer Unbedachtheit und machte eine traurige Miene. Das war ein dummer Flüchtigkeitsfehler, der ihr so schnell nicht wieder passieren sollte. Angestrengt dachte sie darüber nach, was die genannten Götter gemeinsam hatten und wodurch sie sich von den anderen unterschieden. Sie war nervös, weil sie gerade erst einen Fehler gemacht hatte und je länger ihr keine glorreiche Idee kam, desto nervöser wurde sie. Was ihr wiederrum das denken erschwerte! Es war doch zum verrückt werden, wieso fiel ihr denn nichts ein...!?


    "Ich weiß, dass die Dii consentes 12 Gottheiten sind, sechs weibliche und sechs männliche, die am weitverbreitesten sind. Ich weiß auch, welche es sind, nämlich Iuppiter, Iuno, Minerva, Vesta, Ceres, Diana, Venus, Mars, Merkur, Neptun, Vulcanus und Apoll. ihre Statuen stehen auf dem Forum in Rom, wo man ihnen ein Bankett anbietet und ihre Statuen auf Kissen bettet und ihnen ein festliches Essen serviert. Sie sind die Götter, die wohl am meisten verehrt werden und am weitesten verbreitet sind." Callista machte eine Pause, denn es fiel ihr wirklich schwer das nun folgende zuzugeben. "Ich weiß allerdings nicht, worauf zu jetzt hinauswillst."


    Sie senkte den Blick und wartete ab, was Verus nun sagen würde. Bestimmt enttäuschte sie ihn sehr und das, wo sie sich fest vorgenommen hatte, dass genau das nicht mehr geschah.

  • Hach wie schön es doch war, Callista erzählte so viel von alleine, da brauchte ihr Lehrer gar nicht mehr viel aus der Nahe zu ziehen. Schön formuliert, kurz und bündig, korrekt.


    "Diese und noch viele andere sind die stadtrömischen Gottheiten."


    sagte er erstmal vorneweg, damit klar war worauf er hinaus wollte.
    Dann beugte er sich vor und fing an zu erklären.


    Zum einen ist da Tellus, die Göttin der Welt, die Behüterin allen Saatgutes. Dann Ops, Göttig der Erde, Quelle der Fruchtbarkeit, Reichtum und Wohlstand, grob gesagt ist sie als die Göttin des Ackerbaus, Ernte, Fruchtbarkeit, Geburt und Erfolg verhehrt. Anna Perena ist die Göttin des neuen Jahres. Bellona, die du ja schon aufgezählt hast, gehört auch zu den stadtrömischen Gottheiten. Sie ist die ständige Begleiterin von Mars und somit Göttin des Krieges, Bona Dea - Göttin der Fruchtbarkeit, Dea Dia ist die Göttin des Wachstums, Fortuna die Göttin des Glücks. Robigo ist die Göttin des Getreides. Auch Ianus gehört dazu, Gott des Anfangs und des Endes. Ebenso Quirinius, der vergöttlichte Romulus und die vergöttlichten Kaiser dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das sind die wichtigsten stadtrömischen Gottheiten die du dir unbedingt einprägen solltest.


    Nach seinem Vortrag gab er Callista kurz Zeit, um sich alles noch einmal klar werden zu lassen.


    "Ich fände es schön, wenn du auf deiner Liste Merkur ergänzt und von den Dii consentes aufschreibst, welche Attribute und Symbole für die einzelnen Gottheiten stehen." wenn das nicht mal eine gute Hausarbeit war, um sich genau alles einzuprägen, denn diese Sachen waren wichtig zu wissen, wenn man opfern wollte.

  • Aufmerksam hörte die junge Schülerin zu und schrieb sich direkt ein paar Notizen auf, vor allem die Namen der Götter, die Verus jetzt noch nannte. Die meisten Namen hatte sie schon gehört, aber nicht immer konnte sie dem Namen etwas zu ordnen und so schrieb sie die knappen Erklärungen gleich mit auf. Das würde sie zu Hause noch einmal ordentlich auflisten und ergänzen, aber nun reichte es erstmal, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Als er ihr sagte, dass es sich dabei um stadtrömische Gottheiten handelte, nickte sie zwar, aber ihr ging kein Licht auf. Vielleicht, weil sie keine Römerin in dem Sinne war, sondern in Mantua aufgewachsen war? Es gab schließlich auch Gottheiten die in Mantua mehr verehrt wurden als in Rom, aber das waren lokale, kleinere Götter, denen zumeist ein bestimmter Ort geweiht war. Manchmal auch eine kleine Quelle oder ein besonders ertragreiches Feld.


    Sie nickte, als er ihr Hausarbeiten auftrug. Eine solche Liste war nicht sonderlich schwer zu erstellen und wahrscheinlich konnte sie das heute noch erledigen. Da sie sich ja bereits gestern mit Marsus getroffen hatte, stand für heute nichts anderes mehr an. Da fiel ihr etwas ein, dass sie gestern nicht gewußt hatte. Sie war sich nur nicht sicher, ob es eine kluge Frage war und ob sie sie wirklich stellen wollte. Aber dann nahm sie doch ihren Mut zusammen.


    "Ich gehe davon aus, dass es eine germanische Entsprechung zu Iuno gibt. Kannst du mir sagen, wie sie heißt!? Marsus hat mich gestern danach gefragt und ich konnte ihm keine zufriedenstellende Antwort geben, leider."

  • "Ahh, eine sehr gute Frage, darüber wollte ich irgendwann auch mit dir reden, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Religionen, aber was Iuno betrifft kann ich dir ja schon einmal sagen, damit mein wissbegieriger Vetter zufrieden ist." schmunzelte er, Witjon hatte ihn noch nie danach gefragt, sollte er jetzt eifersüchtig sein? (:P)


    "Es gibt im germanischen Götterkult zwei Göttinnen, die vergleichbarerweise zu Iuno passen. Es gibt zwei Göttergeschlechter, das jüngere Geschlecht sind die Asen, die in Asgard herrschen, das ältere Geschlecht sind die Wanen, welche in Wanaheim leben. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Asen kriegerische Gottheiten und die Wanen Fruchtbarkeitsgottheiten sind. Beide Gottheiten, die viele paralellen zu Iuno aufweisen sind Asengöttinen, so ist es Var, Göttin der Ehe, Göttin der Treue, Verträge und Eide, Göttin der Liebe und Frigg, Göttin der Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit. Allerdings gibt es auch eine Göttin der Wanen, Freya, die auch viele parallelen zu Frigg aufweist, die Iuno ein wenig ähnelt. Allerdings ähnelt sie Venus weitaus mehr. zufrieden schaute er seine Schülerin an, und hoffte das sie von seinem germanischen Gefasel nicht gelangweilt war, immerhin hatte er noch nicht herausgefunden, wie sie zu dem Götterkult ihres zukünftigen Ehemannes steht, auch wenn sie eigentlich den Eindruck machte, dass die germanische Lebensweise sie schon etwas interessierte.


    "Beantwortet das deine Frage?" fragte er sie schließlich.

  • Ja, die germanische Lebensweise interessierte sie schon. Allerdings aus ganz pragmatischen Gründen, denn sie musste sich dieses Wissen aneignen um Marsus besser verstehen zu können. Auch wenn die Unterschiede in vielen Dingen nur minimal waren, würden sie immer wieder und vielleicht auch mal in entscheidenden Situationen auftreten und es war ihr Pflicht als Ehefrau ihrem Mann bei allem beizustehen. Und so würden die Götter in ihrer Ehe sicherlich eine große Rolle einnehmen, denn sie war sehr götterfürchtig und Marsus hoffentlich auch.


    Im Grunde konnte sie Verus Erklärung gut folgen, auch wenn ihr "Asen" und "Wanen" noch nicht wirklich etwas sagten. Sie versuchte sich die Namen der Göttinnen und die ihnen zugeschriebenen Attribute einzuprägen, allerdings merkte sie bereits, dass es viel wurde. Sie wußte ja noch nicht mal alles zu den römischen Göttern und würde nun wohl alles doppelt lernen. Einmal für jede Kultur. Dennoch nickte sie und lächelte.


    "Ja, fürs Erste danke ich dir. Es war zwar nur ein kurzer Einblick, aber ich denke ich habe es soweit verstanden."

  • Natürlich war es viel, was Phelan ihr da erklärte. Er hatte ihr nicht alles erklärt, sonst hätte sie sich die eigentlichen Dinge die sie wissen wollte nicht behalten können, alles andere würde er ihr später erklären, wenn sie erst einmal die Grundlagen der Religio Romana vollständig verinnerlicht hatte.
    Dennoch war er erfreut, dass sie das bisschen was sie gehört hatte wohl verstand. Sein Vetter hatte da echt eine schlaue Ehefrau abbekommen, bald würde die Hochzeit sein, die Phelan halten würde. Aber das war noch in der Ferne, auch wenn diese schon greifend nahe war.


    "Gut Callista, ich würde sagen wir schließen deine erste Unterrichtsstunde damit und du bringst mir bei der nächsten deine Hausarbeit mit, bene?"

  • "Ja, in Ordnung." sagte sie und konnte die Erleichterung nur schwer aus ihrer Stimme halten. Sie wollte nicht unhöflich sein, ganz und gar nicht, aber ihr schwirrte schon etwas der Kopf. Es gab soviel, dass sie heute gelernt hatte, teilweise waren ihr die Dinge schon bekannt gewesen, aber sie hatte auch ganz Neues erfahren. Und es würde gut tun, es sacken zu lassen und sich später noch einmal in Ruhe damit zu beschäftigen. Sie sollte als Hausarbeit eine Liste der zwölf olympischen Gottheiten schreiben, mit den dazugehörigen Attributen der Götter, was keien unlösbare Aufgabe darstellte.


    Nachdem die zwei einen Termin bestimmt hatten, wann die zweite Unterrichtsstunde stattfinden sollten, verabschiedeten sie sich und Callista machte sich auf den Weg nach Hause.

  • Callista war diesmal eher als ihr Lehrer am vereinbarten Treffpunkt, es würde nicht mehr lange dauern und Verus würde zu ihr stoßen. Aber das gab Callista noch etwas Zeit ihr Schriftstück zum unzähligsten Mal gegenzulesen. Ihre Aufgabe war nicht sehr schwer gewesen, dennoch las sie es noch einmal durch, nur zur Sicherheit. Gerade bei einer einfachen Aufgabe wollte sie keinesfalls einen Fehler machen.


    Mit ihrer schönsten Schrift hatte sie ihre Liste überarbeitet und dann nochmal sauber abgeschrieben:


    Dii consentes
    Iuppiter
    Höchster Gott, Gott des Lichts und der Himmelerscheinung, Schutzgott des Staates und des Gesetze, bevorzugt weiße Opfertiere, Blitze sind seine Attribute und er nutzt sie zur Strafe der Sterblichen
    Iuno
    Göttin des Heims und der Mutterschaft, Schutzgöttin aller Frauen, weiße Opfertiere sind typisch, vor allem Gänse und man bringt sie auch mit Schlangen und Kuckucken in Verbindung
    Minerva
    Göttin der Weisheit, Arzneien, der schönen Künste, Musik, Wissenschaft und des Krieges, Schutzgöttin der Heilberufe, bevorzugt ebenfalls weiße Opfertiere (kein bestimmtes Tier), die Eule symbolisiert ihre Weisheit, man stellt sie auch mit Lanze, Schild und Rüstung dar
    Vesta
    Göttin des Herdfeuers, der Hauswirtschaft und der häuslichen Angelegenheiten, der Esel ist ihr Kulttier, ihre Dienerinnen bewachen das ewige Feuer
    Ceres
    Göttin des Landbaus, der Liebe und der Mutterliebe, ihr Attribut ist die Ährenkrone, Mohn und Getreide sind ihr heilig, ebenso das Schwein, manchmal trägt sie auch eine Fackel
    Diana
    Göttin der Natur, Fruchtbarkeit und Geburt, gilt als Mutter der wilden Tiere, ist ebenso Mondgöttin wie Jagdgöttin, sie trägt stephane und venabulum, Hunde und Jagdtiere begleiteten sie, wenn sie nicht mit Pfeil & Bogen dargestellt wird, dann mit einer Lanze
    Venus
    Göttin der Liebe, Schönheit und des sexuellen Begehrens, sie wird mit der Ankunft des Frühlings in Zusammenhang gebracht und bringt den Menschen und Göttern Freude, Venus ist die Ahnherrin der Römer und auch Göttin der Gärten, ihre Opfertiere sind weiß und ihr Symbol ist der Gürtel, in dem ein starker Liebeszauber eingeschlossen ist
    Mars
    Gott des Krieges, er symbolisiert Schutz, Kraft, Gesundheit und Energie, man nennt ihn auch Mamars oder Marspiter, seine bevorzugten Opfertiere sind rot (Lamm, Ferkel, Kalb) und man stellt ihn mit Speer, Schild und Rüstung dar, Specht, Pferd, Stier und Wolf sind ihm heilig
    Merkur
    wird auch Mercurius genannt, er ist der Gott des Handels, der Kommunikation, der Reisenden und der Gesundheit, außerdem tritt er als Götterbote auf, sein Symbol sind ein geflügelter Helm oder geflügelte Schuhe, dazu ein Stab und ein Geldbeutel, weiße Opfertiere werden ihm dargeboten, er ist auch der Führer der toten Seelen in der Unterwelt
    Neptun
    Gott des Meeres und Gewässer, Herr über Sturm und Flaute, Schutzgott aller Seefahrer, seine Opfertiere sind Stiere, sein Symbol ist der Dreizack, mit dem er Quellen entstehen lassen kann, in dem er ihn in den Boden rammt, Er wird oft mit Bart dargestellt, Pferde, Delphine und Stiere waren ihm heilig
    Vulcanus
    Gott des Feuers, im besonderen des zerstörerischen Feuers und des Handwerks, er ist Schmied und der Amboss und der Hammer sind seine Symbole, er wird gerne mit halbseitig freier Brust und Filzkappe dargestellt
    Apollo
    Gott der Musik, der Gesundheit, der die Menschen lehrte, Arzneien zu fertigen, Gott des Lichts und der Wahrheit, weil er selbst nicht lügen kann, weiße Opfertiere, er wird mit Kithara oder Lorbeer dargestellt


    Zufrieden las sie den Text und rollte das Papyrus wieder zusammen. Nun hieß es nur noch auf ihren Lehrer warten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!