Ius Iurandum Cultus Deorum

  • In einem Nebenraum des Kaisertempels steht ein kleiner Altar, der mit kleineren Götterstatuen versehen ist. Darüber an der Wand hängt die Marmortafel, deren Inschrift lautet:


    Ius Iurandum Cultus Deorum


    Ego, ..., deos deasque imperatoremque romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecutorum esse iuro.


    Ego, ... religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro.




    Diesen Eid haben die Anwärter des Cultus Deorum zu leisten, damit die geheiligten Riten unserer Vorfahren gewart werden und somit der Dienst angetreten werden darf.
    Neben dem Altar auf einem kleinen Tisch liegt eine Schriftrolle, auf der verzeichnet wird, wer wann den Eid geschworen hat.



    Geschworene Eide


    Prudentia Callista - NON MAI DCCCLIX A.U.C. (7.5.2009/106 n.Chr.)





  • Als die beiden den Tempel betraten sah es auf den ersten Augenblick ziemlich leer aus, keiner saß auf den Steinbänken in der Vorhalle.


    "Folge mir bitte." sagte der junge Priester erneut zu seiner Schülerin und führte sie an den Steinbänken vorbei zu einem Nebenraum, ach wie passend. Erfreut grüßte er
    "Salve Pontifex!"
    Der Pontifex Marcus Ranius Fullo hielt sich gerade hier auf und war geradezu wie geschaffen für die Eidabnahme.
    "Darf ich dir meine neue Schülerin vorstellen? Das ist Prudentia Callista aus Rom, sie wird eine Ausbildung zur Priestern angehen und möchte gerne den Eid schwören." Ob der alte Mann wissen würde, dass sie die Nichte des Prudentius Balbus sein könnte? Immerhin hatte er einmal in Rom gewohnt.

  • Sie hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, aber jetzt wo er es sagte, stimmte es natürlich. Er war Germane und wie Duccius Eburnus ihr erklärt hatte, hatten diese ihren ganz eigenen Glauben. Es war daher eher selten, dass sich ein Germane den römischen Göttern zugehörig fühlte und sie fragte sich sogleich, ob Verus seinen eigenen Göttern abgeschworen hatte. Oder aber er lebte beide Religionen aus und das machte sie neugierig, eine interessante Mischung und sie fragte sich, ob sie später auch mehr über den germanischen Glauben wissen würde. Wahrscheinlich würde ihr Marsus etwas beibringen, es konnte ja gut sein, dass seine Familie noch germanische Feste begang, von denen sie absolut keine Ahnung hatte. Innerlich seufzte sie, denn das bedeutete für sie, dass es noch mehr Fettnäpfchen gab und noch mehr Möglichkeiten sich und ihren Onkel zu blamieren. Sie konnte nur hoffen, dass Verus oder ihr Verlobter sie genug aufklärten, dass sie sich keinen Schnitzer leisten würde.


    So in Gedanken folgte sie Verus, der zielstrebig auf dem Tempel des Augustus zuhielt. Einen Moment erlaubte es sich Callista das gebäude zu begutachten, dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit dem Mann vor sich. "Salve Pontifex!" sagte sie leise und lächelte ihn schüchtern an. Jetzt würde es gleich ernst werden...

  • | Marcus Ranius Fullo


    Ranius Fullo war ein sehr alter Mann, der bereits fast erblindet war. In jungen Jahren war er ein stolzer Mann gewesen, aus einem reichen, keltischen Bauernhof. Als Kind hatte er Druide werden sollen, doch nach dem Tod seines Vaters war die Ausbildung abgebrochen worden und er war von seiner Civitas unter die Anführer gewählt worden, die die Römer Duumviri nannten. So hatte er dank Weisheit und Ansehen auch zum Pontifex gebracht, obwohl sein Augenlicht ihm seit seiner Inauguration seltsamerweise im Stich ließ.


    "Salve, Duccius, salve, Prudentia!"


    grüßte er in Richtung der beiden verschwommenen Schemen, die seine schwachen Augen erkannten. Ächzend schob er seinen Stock ein weniger weiter vor und machte einen Schritt auf das Mädchen zu. Dann fügte er an:


    "Du möchtest den Göttern dienen?"




  • "Ja, das möchte ich." sagte die junge Prudentia ernst und feierlich und es war - zu ihrer eigenen Überraschung - keinerlei Nervösität herauszuhören. Bei dieser Sache war sie sich absolut sicher und das merkte man ihr auch an.


    Der alte Mann da vor ihr, der Pontifex, machte trotz seiner Blindheit oder auch gerade deswegen einen sehr würdevollen Eindruck. Was er wohl alles schon erlebt hatte? Und gesehen? Er musste ein langes Leben voller kleiner Interessantheiten hinter sich haben, doch Callista war nicht gekommen um ihre Neugierde zu stillen. Es gab soviel, dass sie noch lernen musste und darauf sollte sie sich konzentrieren. Sobal sie den Eid abgelegt hatte konnte es sofort losgehen.

  • | Marcus Ranius Fullo


    Die Schwäche des Augenlichts wurde bei Ranius wie bei vielen anderen Blinden durch ein besonders gutes Gehör wettgemacht. Und so hörte er besonders deutlich Callistas Entschlossenheit aus der Antwort, sodass ihm kein Zweifel an der Wahrheit dieser Worte blieb.


    "Vortrefflich! Dann lasst uns beginnen."


    Auf seinen Stock gestützt machte er nun ein paar Schritte in Richtung des Altares, an dem der Eid geschworen wurde. Natürlich konnte er die Tafel nicht lesen, doch der Eid war ihm bekannt und er konnte ihn jederzeit und überall frei rezitieren - er mochte etwas schlecht auf den Beinen sein und auch schlecht sehen, doch sein Geist war wach wie eh und je!


    "Sprich mir nach! Ego, Prudentia Callista, deos deasque imperatoremque Romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecutorum esse iuro. Ego, Prudentia Callista, religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro."




  • Es war soweit! Callista folgte dem Alten und spürte, wie sich die feinen Härchen an ihren Unterarmen aufstellten, die Gänsehaut wanderte von dort dann weiter die Arme hoch und landete schließlich an ihrem Nacken, wo sich ihr die Haare auch etwas aufstellten. Sie war sehr aufgeregt und dennoch gleichzeitig ruhig, es war mehr wie eine Mischung aus Vorfreude und Genugtuung, gepaart mit der Angst den Göttern vielleicht nicht gerecht werden zu können. Allerdings schien der Pontifex ihr das durchaus zuzutrauen und sie lauschte ihm geflissentlich, bevor sie die Worte wiederholte.


    "Ego, Prudentia Callista, deos deasque imperatoremque Romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecutorum esse iuro."


    Während ihre Worte sanft Richtung Altar getragen wurden, ebbte die Gänsehaut langsam ab und Callista wurde ruhiger. Der zweite Teil des Eides klangschon weit aus sicherer und sie wirkte nicht mehr so versteift-konzentriert. Es fiel ihr leicht, den Eid zu leisten, sie war sich wirklich sicher.


    "Ego, Prudentia Callista, religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro."


    Stille. Ihre Worte verhallten und sie lächelte glückselig.

  • | Marcus Ranius Fullo


    Nachdem die Worte verhallt waren, nickte Fullo stumm. Glücklicherweise erkannte er nicht, dass Callista lächelte, denn derartige Leichtigkeit war nichts für den Kontakt mit den Göttern! So jedoch meinte er nur


    "Du solltest zu Hause dem Ianus opfern, damit er den neuen Abschnitt in deinem Leben begünstigt."


    Damit war für ihn die Sache erledigt. Er freute sich selbstverständlich auch, dass wieder jemand den Göttern dienen wollte, doch hätte er sich im Angesicht der Kaiserstatue niemals zu einem Lächeln verstiegen.




  • Nachdem Callista den Eid geschworen hatte, nickte er ihr zu.
    "Gut Callista, bedenke, dieser Eid besteht nicht nur aus Worten, sondern Erkenntnis, Ehrfurcht, Demut, Reue und Verantwortung. Bedenke dies gut."


    Phelan wandte sich dem Pontifex zu "Ich danke dir für deine Zeit Pontifex Fullo. Ich werde einen Brief nach Rom schicken und dem Cultus Bericht erstatten. Vale." sprach er und verließ zusammen mit Callista den Nebenraum "Komm Callista." und schon waren sie verschwunden.

  • Nachdem Crispus von den Decurionen zum Pontifex gewählt worden war, erschien er zu der feierlichen Zeremonie im Augustalium, um dort seinen Eid abzulegen. Es war lange her, dass er Eide geschworen hatte - und der letzte war der Fahneneid gewesen - aber es erfüllte ihn doch wieder mit Stolz, den Göttern ein Versprechen zu geben:


    "Ego, Marcus Petronius Crispus, Deos Deasque Imperatoremque Romae in omnibus meae Vitae publicae Temporibus me culturum, et Virtutes Romanas publica privataque Vita me persecutorum esse iuro.


    Ego, Marcus Petronius Crispus, Religioni Romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius Statum Publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro."


    Während er den Eid, den ihn einer seiner neuen Collegae vorlas, sprach, musste er wieder einmal daran denken, dass derzeit gar nicht klar war, welchem Imperator er da eigentlich die Treue schwor. Im Grunde war es ihm herzlich egal, denn der Kaiser saß und Rom und das war weit weg, aber er hatte doch das Bedürfnis, sich bei einem Eid vor den Göttern festzulegen. Und da er ja bald eine Miliz aufstellen würde, entschied er sich spontan für diesen Palma, auch wenn er quasi nichts von ihm wusste.

  • Mit einem breiten Grinsen hatte Curio den kurzen Weg übers Forum zurückgelegt. Ihm waren seine Verwandten und Freund gefolgt, die allerdings nun vor dem Augustalium warteten, währen Curio in das Gebäude eintrat, um den Eid zu leisten, der ihn endgültig zum Aedituus machen würde.

  • Zusammen mit Curio betraten die Pontifices das Augustalium und führten ihn in den Nebenraum, wo er den Eid leisten sollte.. nein nicht sollte, durfte! Ein neuer Aedituus für Mogontiacum und dann noch einer jungen Blutes, sehr erfreulich!


    Den Eid nahm ihm der Ranier ab.


    | Marcus Ranius Fullo


    "Nun Helvetius, bist du bereit denen Eid zu leisten?" fragte er den jungen und wartete fast schon gar nicht seine Antwort ab. Stattdessen fing er einfach an, ihm den Eid vorzusprechen (er wollte nämlich schnell nach Hause und das köstliche Stück Fleisch verspeisen).


    "Ego, Illus Helvetius Curio, Deos Deasque Imperatoremque Romae in omnibus meae Vitae publicae Temporibus me culturum, et Virtutes Romanas publica privataque Vita me persecutorum esse iuro.


    Ego, Illus Helvetius Curio, Religioni Romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius Statum Publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro."

  • So schnell, wie der alte Ranier auf seine Frage direkt das Vorsprechen des Eides folgen ließ, konnte Curio kaum antworten. Als er dann zu Ende gesprochen hatte, erhob Curio die rechte Hand und sprach den Eid nach.


    Ego, Iullus Helvetius Curio, deos deasque imperatoremque romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et virtutes romanas publica privataque vita me persecutorum esse iuro.


    Ego, Iullus Helvetius Curio, religioni romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro.


    Nun war es endlich soweit. In Zukunft durfte sich Curio Aedituus von Mogontiacum nennen. Seine Freude war ihm ganz offensichtlich anzusehen.

  • Ranius nickte zufrieden, als der Eid des jungen Mannes vor Zeugen abgenommen wurde. Zeugen waren in diesem Falle nicht nur die beiden Pontifexkollegen, sondern auch die Götter und von denen vor allem Apoll. "Du bist jetzt ein Aedituus, Helvetius. Glückwunsch." sagte der alte schon fast hastig, er hatte anscheinend riesigen Hunger.


    Phelan den jungen bei seinem Eid beobachtete kam ihm eine Idee. Bevor er seinen Gedankengang aber weiter in seinem Kopf fortspinnen konnte, hatte der Junge seinen Eid gesprochen. So trat er an den frisch gebackenen Aedituus heran, um ihn zu beglückwünschen. "Ich gratuliere dir, Helvetius. Ich wünsche dir für deinen Start als Aedituus alles Gute. Ich werde mich jetzt verabschieden, denn vom warten wird das Fleisch nicht frischer." Letzteres sagt er mit leicht ironischem Ton und freundlichem Blick. Er wartete aber noch aus Höflichkeit, bis Crispus den jungen beglückwünscht hatte, vielleicht gab es ja noch etwas zu besprechen oder gar zu plaudern. Falls nicht, würde er sich auf zur Villa Duccia machen und versuchen Marga zu überreden, das Fleisch für seinen Vetter und ihn zuzubereiten. Fleisch, Brot und Met, dafür ist es nie zu spät.

  • Gemeinsam mit seiner Discipula und den beiden Pontifices, Petronius Crispus und Duccius Verus, betrat Curio den Raum, in dem sich die Eidtafel für den Cultus Deorum fand. Curio stellte sich links der Eidtafel auf und wartete, dass auch die anderen Beteiligten ihre Plätze einnahmen.

  • Dankenswerterweise hatte der Aedituus des Augstaliums für die heutige Zeremonie ein Kohlebecken in der Nähe des Eid-Altars aufgestellt, sodass es ein wenig wärmer wurde, als die Gruppe eintrat. Crispus schniefte noch einmal den Rotz hoch, der sich durch die Kälte in seiner Nase gebildet hatte, dann trat er auf den Altar zu.


    "Der Eid ist eine heilige Sache. Du bindest dich im Angesicht der Götter - sowohl vor Tyr, als auch vor Iuppiter Lapis."


    führte der Alte kurz in die Bedeutung der Eide ein. Er wusste auch, dass viele Germanen auf ihr Schwert schworen - was Silvana natürlich nicht tun konnte.


    "Sprich mir nach. Laut und deutlich:"


    Er musste sich zu der Tafel drehen, da er den Eid im Gegensatz zu seinem älteren Kollegen nicht auswendig konnte. Langsam und fast ein bisschen stockend las er Wort für Wort - nicht, dass er sich versprach und die Eidesleistung damit ungültig machte!


    "Ego, Duccia Silvana, Deos Deasque Imperatoremque Romae in omnibus meae Vitae publicae Temporibus me culturum, et Virtutes Romanas publica privataque Vita me persecutorum esse iuro.


    Ego, Duccia Silvana, Religioni Romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius Statum Publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro."

  • Runa war sichtlich aufgeregt, und die Ausführungen waren nicht gerade dazu angehalten sie zu beruhigen.
    Sie lauschte aufmerksam den folgenden Worten, de sie dann mit anfangs zittriger, dann aber immer fester werdender Stimme wiederholte.


    "Ego, Duccia Silvana, Deos Deasque Imperatoremque Romae in omnibus meae Vitae publicae Temporibus me culturum, et Virtutes Romanas publica privataque Vita me persecutorum esse iuro.


    Ego, Duccia Silvana, Religioni Romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius Statum Publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro."


    Auch sie sah dabei immer wieder auf die Tafel, damit sie ja keinen Fehler machte.
    Nach dem die letzte Silbe ihre Lippen verlassen hat, konnte man ihr deutlich ansehen, wie bewegt sie von diesem Moment war. Runa schaute von einem zum anderen, denn sie war sich nicht sicher, was nun noch von ihr erwartet wurde.

  • Curio hatte ja auch erst vor kurzem seinen Eid geleistet und beobachtete seine Discipula daher genau. Offenbar war sie ein bisschen nervös und das Zittern in ihrer Stimme beim Beginn des Eides war für ihn kaum zu überhören. Doch schlug sie sich danach tapfer und sprach den Eid ohne Zögern oder Holpern. Nach dem Eid nickte er Silvana dann zufrieden zu und blickte im Anschluss zum petronischen Pontifex, ob dieser dem neuen Mitglied des Cultus Deorum noch etwas mit auf den Weg geben wollte.

  • "Damit hast du es geschafft - du bist offiziell Mitglied des Cultus Deorum!"


    erklärte Crispus zufrieden, nachdem der Eid geleistet war. Damit war der formelle Teil erledigt und Silvana konnte ihren neuen Lebensabschnitt feiern - oder auch irgendetwas anderes tun.


    "Fürchte die Götter, höre auf deinen Lehrer und sei eifrig in deinem Dienst, dann wird es gut werden."


    Nach dieser Weisheit zum Tage gab der Petronier dem Mädchen ihrerseits die Gelegenheit, noch etwas loszuwerden.

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