Horreum IV der procura Annonae

"Kein Problem." Meinte Varus und grinste Macer etwas frech an. So wichtig war dieser Fakt nun auch wieder nicht, dachte er sich und verschwand so allmählich um dunkel des Speichers.

Mit ein paar Spinnenweben kämpfte Varus anfänglich doch so langsam konnte er sich einen Gesamtüberblick über den Zustand des Speichers gewinnen.
"Was hälst du von Wagenrennen?" War gleich die nächste Frage von Varus, während er sich in das dunkel vorkämpfte.

Ein Römer der noch nicht beim Wagenrennen war. Das konnte ich zwar nicht so recht glauben aber anscheinend war es so. "Im Ernst? Du warst noch nie bei einem Wagenrennen?" Und ich wandte mich gen Macer und blickte ihn trotz Dunkelheit etwas ungläubig an.

Mit einem in dem Speicher gefundenen Stock stocherte ich derweil in einem Haufen dahinmodernden Getreides herum, während ich gespannt auf die Antwort von Macer wartete.

Anscheinend schienen Macer und ich gerade aneinander vorbei zu reden. Doch sogleich klärte sich das Missverständnis auf. "Achso, ich verstehe." Murmelte ich in die Dunkelheit des Speichers und sinnierte darüber, wo ich als nächstes ansetzen würde.
"Ich bin nicht nur ein leidenschaftlicher Zuschauer, ich bin sogar in einer Factio aktiv. Bei den Weißen." Ob Macer mit der Bezeichnung nun etwas anfangen könnte, musste sich erst noch herausstellen.

Ich verübelte es Macer nicht, das er weder von den Weißen schon gehört hatte, noch das er überhaupt wusste, wer die Weißen waren. Ich schmunzelte, wandte mich gen Macer und ließ die Arbeit erst einmal Arbeit sein.
"Die Weißen sind die besten." Begann ich mit meinem Vortrag. "Wir von der Factio Albata, so heißen die Weißen nämlich. Bei einem Wagenrennen gibt es mehrere Factiones, die gegeneinander antreten und um diese im Staub der Rennbahn besser auseinander halten zu können, tragen die Wagen und Pferde der Albata Weiße Bänder und Schleifen. Wiederum andere tragen blaue, rote oder grüne Bänder. Je nachdem welcher Factio sie angehören."

Ich hoffte nun, diese kleine Einweisung machte bei Macer Lust auf mehr.

Ich schien das Interesse von Macer geweckt zu haben. "Nein, nein, ich fahre selber kein Rennen." Merkte ich schmunzelnd an. Dafür haben wir unsere Fahrer.
"Wir, also die Factio Albata hat bis jetzt zwei fähige Fahrer, das sind zum einen Fortunatus und zum anderen Felix."

Vielleicht kann man ja mal etwas arrangieren und ich könnte Macer das Vereinsgelände zeigen.
"Felix hat erst kürzlich das große Wagenrennen in Rom gewonnen." Diese Aussage kam aber mit sowas von einer stolzen Stimme hervor.

"Sicherlich ist diese Tätigkeit nicht ohne eine erhebliche Summe zu finanzieren doch durch das Preisgeld für einen Sieg lässt es sich schon ordentlich wirtschaften." Das Finanzielle war bei der Sache eigentlich nebensächlich. "Auch gibt es den ein oder anderen Gönner für die Factio."

"Wozu das ganze?! Nun, ich glaube, du wirst bei einem der nächsten rennen mein persönlicher Gast sein, dann wirst du nachvollziehen können, wozu wir diesen Aufwand betreiben." Macer wäre nicht der erste, den ich für diesen Sport begeistern könnte.

"Vielleicht hast du auch mal Interesse und ich kann dir das Anwesen samt Trainingsgelände der Albata zeigen. Zwar bin ich im Moment dabei, alles von Mantua nach Rom zu verlagern, da sich auch unser Wohnsitz gen Rom verlagert hat, doch wenn es soweit ist, bist du natürlich recht herzlich dort eingeladen." Zwar war davor noch eine Menge Arbeit zu verrichten doch auch das wird irgendwann abgehandelt sein.

Macer schien Gefallen an der Sache mit der Factio zu finden. "Und wenn dann noch die Wagenlenker erfolgreich sind, wie jetzt Felix, macht es gleich nochmal Spaß sich um so eine Factio zu kümmern."

So langsam bewegte ich mich in Richtung Ausgang des Speichers. die meiste Zeit hatten wir im Inneren mit quatschen zugebracht aber es war interessant. "Ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen. Sobald die gesamte Factio von Mantua nach Rom umgezogen ist, werde ich dir bescheid geben. dann treffen wir uns mal."

Ich verriegelte das Tor und wandte mich erneut zu Macer, der im Begriff war, seiner Arbeit nachzugehen. "Ich danke dir für deine Hilfe und für das informative Gespräch. Ich finde nun allein zurück." Ich steckte die Tabula weg, auf der ich mir noch kurz ein paar Notizen gemacht hatte.
"Valer Macer, ich werde von mir hören lassen." Verabschiedete ich meine Begleitung und machte mich langsam auf den Weg zu meinem Kollegen.