Der Stolz eines Jünglings und dessen Folgen

  • Potitus war auf dem Weg von den Ställen zurück zu seiner Unterkunft. Dabei passierte er auch ein Grüppchen von drei älteren Probati, die an einem der Unterkunftsblocks standen. Ein junger Mann von 19 Jahren und einem fiesen, kantigen Gesicht sah Potitus vorübergehen und meinte zu seinen Kumpanen, so laut, daß der Junge es ohne weiteres hören mußte: "Was ist denn das?! Wir sind hier doch bei der Legion und nicht bei der Kinderbetreuung!"
    Potitus blieb stehen, wandte sich um und sagte kalt: "Offensichtlich bin ich alt genug, um bei der Legion aufgenommen zu werden."


    Dann setzte er seinen Weg fort, doch der Sprecher ging nun dazu über, hinter Potitus herzulaufen. Als dieser jedoch keine weitere Reaktion auf seine lockeren Sprüche zeigte, ärgerte der Ältere sich so sehr, daß er größere Kaliber auffuhr: "Dein Vater war ein Feigling und hat deine Mutter aus dem Armenhaus geholt!"
    Da drehte sich Potitus auf der Stelle um und ohne zu überlegen fühlte er seinem Gegenüber mit der Faust mitten auf die Nase, so daß diese zu bluten begann. Nun kamen auch die beiden Kumpanen des Getroffenen herbeigeeilt und packten Potitus an beiden Armen, um ihn festzuhalten.

  • Primus kam mit seinen Offizieren von der Besprechung mit dem neuen Kommandanten als sie den Aufruhr und die ziemlich einseitige Geschichte sahen.
    Der Junge zwischen den beiden Kerlen kam ihm bekannt vor...aus dem Valetudinarium.
    Er nickte seinen Begleitern zu und sie umkreisten die Gruppe langsam.
    Sie waren so beschäftigt, daß sie die Equites nicht bemerkten.
    Was ist hier los?
    Donnerte Primus in allerfeinster Kommandostimme.

  • Sim-Off:

    Ich denke wir können ja ruhig noch einen drauf setzen ;)


    Dragonum war gerade unterwegs in Richtung Principia, um in seinem Officium eine obligatorische Stunde "Papierschieben" zu spielen als er vom weiten das Schauspiel der Probatii beobachtete, gerade wollte er ein paar Runden Latrinendienst verteilen, als ihm bereits der Decurio zuvor kam, den er bereits auf dem Übungsplatz bei der Grundausbildung gesehen hatte. Das versprach spannend zu werden, also beschloß der Tribun sich das Schauspiel einmal näher anzusehen ohne sich selbst einzumischen ...

  • Sim-Off:

    Ui, direkt die ganze Prominenz! Na, das wird ja ein gelungener Start ;)


    Die Offiziere konnten jedoch den ersten Schlag seines Widersachers noch nicht verhindern, der Potitus in die Magendgegend traf. Er krümmte sich zusammen und fühlte sich plötzlich losgelassen, als er eine ihm bekannte Stimme vernahm. Er richtete sich auf, was ihm einige Mühe kostete, da sein Körper im Moment lieber eine schonendere Haltung für seinen Magen einnehmen würde, und sah sich direkt von dem Kerl mit Nasenbluten angeklagt: "Der hier hat mich ohne Grund angegriffen." Dabei deutete er auf Potitus.
    Der Jüngling schlug die Hand seines Widersachers weg, die so unverschämt die Verleumdung dessen bestärkte, und begann vor Wut rot anzulaufen. Dann wandte er seinen Blick aufrecht dem Offizier zu. "Beim heiligen Adler der Legion, das ist nicht wahr, Decurio Terentius. Er nannte meinen Vater einen Feigling und meine Mutter solle aus dem Armenhaus kommen. Daraufhin habe ich ihm eine gegeben, das ist wahr!" Stolz blitzte in seinen Augen.

  • Primus nickte und entgegnete, den Schläger mit der blutigen Nase ansehend.
    Ist das so?
    Erverständigte sich mit seinen Kameraden und sie machten den Kreis um die Gruppe enger.
    Er fixierte den Schläger mit ernstem Blick.
    Woher kennst du denn den Vater dieses Kameraden?...und woher die Mutter?

  • Oh die klassische Variante ... man beleidige das Elternhaus um den Gegner zu provozieren, scheinbar waren hier ein paar Probatii nicht ganz ausgelastet ... darüber sollte er mal mit dem zuständigen Centurio sprechen ...
    Die Art das Problem zu lösen fiel allerdings weniger klassisch aus, was Dragonum bisher aber nicht störte, also verharrte er auf seinem Platz und schickte hin und wieder ein paar schaulustige Legionäre weg ...

  • War ja klar,...dachte sich Primus...einfach nur provozieren,...Wechselwirkung der Gruppe. Er betrachtete die Männer und meinte,
    " Dann entschuldige dich bei deinem Kameraden,...und Morgen nach Dienst meldet ihr Vier euch in der Pabula,...da könnt ihr euren Übermut beim Ausmisten der Ställe abkühlen."
    Er meinte das ernst.
    "Wann begreift ihr endlich, daß ihr Schwert und Schild eures Kameraden neben euch seid?...also...was ist jetzt?"
    Sein Blick ruhte auf dem Schläger.
    "...oder wäre es dir lieber disziplinarische Maßnahmen greifen zu lassen?...Nötigung, Körperverletzung,...ihr beide Mittäterschaft und Duldung einer Straftat...euer Centurio wird euch sicherlich bis zu den Saturnalien die Latrinen schrubben lassen,...nachdem er euch hat züchtigen lassen!"

  • Die Augen des Schlägers weiteten sich vor Schrecken. "Nein, nein...." Er sah Potitus an und streckte diesem seine Hand entgegen. "Es tut mir leid, daß ich deine Eltern beleidigt habe."


    Potitus kommentierte die Entschulidgung mit einem kurzen Nicken und den Worten: "Entschuldigung angenommen." Die entgegengestreckte Hand nahm er nicht an, da er sich sicher war, daß dieser Typ die Entschuldigung einzig und allein auf die Androhung der Disziplinarstrafen getätigt hatte.
    Dann wandte er sich erneut an den Decurio. "Jawohl, Decurio. Morgen nach Dienst in der Pabula." Er hatte erwartet, daß es eine Strafe geben würde, aber trotzdem, diese Beleidigung hatte er nicht auf sich sitzen lassen können. Er war darauf bedacht, innerhalb des Kreises der Offiziere, einen deutlichen Abstand zu dem Schläger und seinen beiden Kumpanen zu wahren.

  • Primus beobachtete das Verhalten sowohl des Iuliers als auch des Gegners. Und während der Gegner sich sowohl seiner Situation als auch der Folgen einsichtlich entschuldigte, beließ es der Iulier bei der Annahme der Entschuldigung, einen bereinigenden Handschlag jedoch wehrte er ab.
    Primus schüttelte leicht mit dem Kopf,...es würde ihn nicht wundern wenn der gegner sich brüskiert fühlte und bei nächster Gelegenheit seine Genugtuung suchen würde.
    Das Verhalten des Iuliers ließ ebenfalls darauf schließen, daß er sich der Situation bewußt war, warum sonst sollte er die Nähe der Offiziere suchen?


    Gut, gebt dem Decurio dort euer Namen und eure Einheit an und ich erwarte euch dann Morgen in der Pabula!
    Ocellus trat vor und ritzte die Angaben in seine Wachstafel.
    Primus zog den Iulier ein wenig auf Seite und meinte,
    "Du solltest aufpassen,...Ehrenhändel sind für einen Neuling immer riskant...ebenso den reuigen Gegner zu brüskieren."


    Ja, der Junge hatte noch viel zu lernen.

  • Hmm da hatte Dragonum den Decurio wohl etwas hitziger eingeschätzt als er wirklich war, nunja das Ziel war erreicht worden und die kollektive Bestrafung anberaumt ... ganz nach Lehrbuch ... ein freundliches Lächeln auf den Lippen und die Hände hinter dem Rücken verschränkt passierte Dragonum nun die Gruppe, während er Terentius Primus anerkennend zunickte bekamen die Probatii jediglich ein leichtes Kopfschütteln zu sehen, bevor der altgediente Tribun hinter der nächsten Ecke verschwand ...

  • Nachdem die drei Kumpane ihre Angaben beim Decurio gemacht hatten, zogen sie mit reumütigen Mienen ab.


    Potitus blieb bei Primus stehen und hörte sich an, was dieser zu sagen hatte. "Wieso sollte er brüskiert sein? Er meinte seine Entschuldigung sowieso nicht ehrlich und sprach sie doch nur unter Androhung von Strafen aus. Und überhaupt, wie konnte er sich nur so verhalten?" Die hehren Vorstellungen des Jünglings über das Soldatenwesen kannten Vokabeln wie Bösartigkeit und Hinterhältigkeit nicht. Sie war durchdrungen mit Begriffen wie Ehrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, Mut, Tapferkeit und anderen ritterlichen Tugenden.

  • Primus sah den jungen Iulier an. Irgendwie erinnerte er ihn an sich selbst als er so alt war. Doch inzwischen hatte er viel lernen können und müssen.


    " Iulius Potitus,...ich will den Mann nicht bekehren,...zur Einsicht muß er selbst gelangen,...was ich tun kann ist ihm den Weg zu weisen.


    Primus sah den jungen Probatus an,


    "Die Legion besteht aus 6000 Männern, zwischen 16 und 50,...alle Entwicklungsphasen sind versammelt,...wir sind im Grunde eine große Familie und der Kamerad da ist dein großer gemeiner Bruder...aber sei gewiss,...in der Schlacht wird er alles tun um dein Leben zu schützen,...das ist der Leim der uns hier zusammenhält."


    Er nickte den Decurionen zu und schloß,


    "Die Virtus findest du nicht im Lager,...die findet sich im Herzen ..."


    Er tippte sich an den Helm und ging mit seinen Kameraden zurück zur Pabula.

  • Potitus stand also als letzter noch an der Stelle des Streites. Nun machte auch er sich auf den Weg zu seiner Unterkunft und dachte an diesem Abend noch lange über die Worte des Decurio nach.

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