Die Ankunft einer Reisenden

  • Ein Karren wurde polternd über das steile Straßenpflaster gezogen, der Sklave davor schwitze. Große Truhen und Kisten waren auf den Wagen geladen und die eine oder andere wackelte gefährlich. Vor der Villa Flavia hielt er an und strich sich mit der Hand über die Stirn. Er klopfe an das große Tor und wartete bis man ihm öffnete


  • Acanthus war es wieder einmal, der hinter der Porta saß und vor sich hin murmelte. Es war kein Selbstgespräch per se, sondern viel mehr eine halblaute Wiederholung der ganzen appetitlichen Floskeln, die er sich hatte einfallen lassen, und mit denen er gut Besucher empfangen oder aber abweisen konnte. „Salve, willkommen in der Villa...“ Hmm, ganz richtig klang das noch nicht. Da musste mehr Melodie hinein. „SALve. WillKOMMen in der VILLa FLA-HAAAvia...“ Nein, kindisch. Wie sollte er...?
    Genau in diesem Moment klopfte es, was die Überlegungen des Ianitors erledigte. Acanthus schritt gemessenen Schrittes zur Türe hin und öffnete sie. Knarzend ging sie auf, und Acanthus blickte in das Gesicht eines verschwitzten Sklaven. „Salve. Willkommen in der Villa Flavia. Wer bist du, wie kann ich helfen, was ist dein Begehr?“, ratterte er herunter, ohne die Melodie, welche er dem Satz ursprünglich angedeihen lassen wollte.

  • Der Sklaven schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase, wische sie dann an der Tunika ab.
    „ Des ist des Geraffel der Domina, isch soll des hier abliefern. Domina Falvia ähhh…“ Er verzog das Gesicht und man sah ihm an dass ihm das denken schwer fiel. „Vara, Vera, Vora oder so ähnlisch. Ei ihr müsst doch wisse wie die heest.“ Abwartend sah er den Mann an was sollte er den noch alles wissen, er war froh überhaupt hier angekommen zu sein


  • Der Sklave genehmigte sich eine besonders exquisite Art der Rotzabwischerei, bevor er antwortete. Acanthus seufzte ganz leise und hörte dann zu. Anhand des Akzentes konnte er eindeutig einen nordländischen Sklaven erkennen, er kannte diese Arten zu reden.
    „Wie? Das Zeug von einer... sag mal... hast du Flavierin gesagt?“, fragte Acanthus nach. Man konnte sich nie sicher sein. War dies wirklich das Gerümpel einer Patrzierin? Nun, er konnte nicht alle Flavier kennen. „Du hast Flavia Vara gesagt?“, erkundigte er sich. „Oder Flavia Vera... warte... Flavia Vera...“ Hatte Herr Piso nicht einmal einen solchen Namen erwaehnt? War es vielleicht Diejenige? Er müsste schauen. Auf jeden Fall, gegen ein bisschen Gepäck war nichts einzuwenden. „Gut.“, meinte er schlussendlich. „Bring das Zeug hinein. Man wird es schon sortieren..." Mit einem Schulterzucken schloss er ab und machte eine Geste, welchem dem Sklaven bedeutete, einzutreten.

  • Inzwischen war eine weitere Karre mit Truhen angekommen, diese waren etwas feiner und auch ordentlicher aufgeschichtet. Beide Sklaven luden sie ab und in der Halle häuften sich die Kisten und Truhen. Es dauerte nicht lange bis alles abgeladen war und die beiden die Villa wieder verließen und Acanthus mit den Sachen alleine zurückließen.


    Es dauerte nicht lange bis es erneut an der Pforte klopfte.
    Vera warte ungeduldig in ihrer Sänfte, ihre Finger verknoteten sich ineinander. Endlich würde sie Piso wieder sehen. Sie hatte ihm diesmal gar nicht geschrieben dass sie nach Rom kommen würde, sie wollte ihn überraschen. Hoffentlich war er überhaupt da und nicht auch auf Reisen, an so was hatte sie gar nicht gedacht.


    „ Serafina geh und sieh nach was los ist, warum es so lange dauert. Schläft hier im Haus alles und ich muss hier draußen in der stinkigen Hitze zerlaufen.“


    Dabei war es gar nicht so warm, der Frühling hatte erst begonnen und die Luft in Rom war sogar ausnahmsweise recht klar und rein, zumindest hier auf dem Hügeln aber Vera war nun mal extrem ungeduldig und konnte es gar nicht leiden zu warten.


  • Während die beiden Sklaven sich daran machten, Kisten herumzuschleppen zu beginnen, begann im Hirn des Ianitors ein Denkprozess. Sollte er helfen oder nicht? Argumente gewichtiger Natur wurden im Kopf herumgewälzt. Als er sich endlich entschlossen hatte – die Antwort war nein, er war ja nicht der Träger vom Dienst. Also lehnte er sich mit dem Körper an die Wand und betrachtete die beiden. Fehlte nur noch, dass er beginnen würde, Daumen zu drehen. Er durfte als Ianitor nicht den Eingangsbereich verlassen. Und das würde er jetzt auch durchziehen.
    Gut aber, dass ein Sklave vorbeikam. Cassivellaunus mit der Nase. Der gehörte doch Piso. Acanthus pfiff kurz, um die Aufmerksamkeit des Britanniers zu erregen. „Du, kannst du schnell zu Piso gehen und ihm sagen, seine Schwester sei da? Schaut aus wie ein längerer Aufenthalt. Und ja, wenn du Phrima siehst, sie soll schon mal ein Cubiculum einrichten. Vorbeugend.“, redete Acanthus auf seinen Mitsklaven ein. Dieser nickte nur, ohne ein Wort zu sagen, und schlurfte davon.
    Acanthus blickte wieder auf die Kisten. Mittlerweile hatten die beiden Kraftlackel schon ihre Arbeit getan, und es klopfte abermals. Acanthus machte auf, vor der Tür stand eine Sklavin, die er nicht kannte. Wohl eine von dieser Vera. Mal sehen. Er setzte einen betont gelangweilten Gesichtsausdruck ein und fragte nach einer kurzen Pause: „Ja? Gehörst du zu Flavia Vera? Du kannst deiner Herrin sagen, es ist alles in Ordnung. Die Sklaven hier werden sich um alles kümmern.“ Dann drehte er sich nach hinten. „Artomaglos!“, rief er, so laut er konnte, um den hünenhaften Sklaven aus Noricum herzubeordern.
    Eine Bewegung war hinten zu sehen, eine Tür ging auf, und aus dem Schatten innerhalb eines angrenzenden Raumes schälte sich die Silhouette von Artomaglos.



    „Wous is?“, fragte er und blickte verunsichert zwischen den Kisten herum. „Wous wird’n des?“ So viele Kisten hatte er noch nie hier herumstehen gesehen. Er konnte sich schon vorstellen, dass er die jetzt herumschleppen durfte. Imma wieda des söbe G’scher. Na servus, Kaiser. Er seufzte und blickte auf die Sklavin, die vor der Tür stand, um zu sehen, was ihre Reaktion sein würde.

  • Serafina sah den Mann vor etwas unsicher an, sie war noch jung und recht neu bei ihrer Herrin und wusste nicht wirklich was sie sagen oder tun sollte.
    „Meine Herr sitzt in der Sänfte und möchte…“
    Doch bevor sie zu Ende gesprochen hatte war Vera schonungeduldig und etwas verärgert aus ihrem Transportgerät gestiegen und selbst ans Tor gekommen. Sie schob das Mädchen zur Seite.


    „Wird man hier so behandelt wie ein laufender Köter auf der Straße? Wo ist mein Bruder? Wie lange muss ich noch warten?“


    Ihr war das langsam wirklich zu dumm, sie hatte Durst, fühlte sich schmutzig und überhaupt war sie äußerst schlecht gelaunt was an so manchem liegen konnte was Frauen bedrückt.


    „Lässt du mich jetzt endlich ins Haus oder muss ich erst laut schreien?“


    maulte sie den Ianitor an

  • Acanthus’ Augenbrauen hoben sich ganz leicht, als die fremde Flavierin ihn so unvermittelt anfuhr. Warum tat sie das? Frauen. Waren sie nicht komisch? Er holte tief Luft, um zu etwas anzusetzen, was sie vielleicht beruhigen würde, oder auch nicht. Da hörte er etwas. Genau, es war ihr Bruder.
    Niemals hätte er sich gedacht, dass er je froh darüber sein würde, dass Piso auftauchen würde. Doch in diesem Fall würde er Acanthus einiges an Gekeife ersparen. Er trat deshalb zur Seite. „Er ist schon da, Herrin.“, meinte er, machte einen Seitenschritt und zog sich damit elegant aus der Affäre.


    Piso hatte heute einen freien Tag von der Arbeit, und war in seinem Zimmer gelegen, um irgendwelche Texte zu studieren. Da wurde er von Cassivellaunus aus seiner Ruhe gerissen. Zuerst wollte er ihn anmaulen, was das denn solle, doch die Worte des Britanniers elektisierten ihn sofort. Er sprang auf und drängte sich wortlos an Cassivellaunus vorbei, welcher sich diese Behandlung stillschweigend gefallen ließ und seinem Herrn dann hinterhertrottete.
    Piso wurde immer schneller, je näher er der Porta kam. Er eilte durch den Gang und riss die Tür zum Vorraum, wo die Porta war, brachial auf. Dort sah er einen Haufen Müll herumliegen, welcher sich wohl Gepäck schimpfte, und er konnte Acanthus und Artomaglos sehen, welche beide herumstanden, wobei sich Acanthus bewegte und dabei den Blick auf sie freigab. Seine Schwester.
    Er starrte zunächst absolut ungläubig in ihre Richtung, dann sprang er auf, wie von der Tarantel gestochen. „VEEERAAA!“, rief er und hastete, noch aus dem Sprung heraus, auf seine Schwester zu, warf sich auf sie, so wie sie es als Kinder immer getan hatten, und umarmte sie. „Ist das unglaublich! Wenn du mich überraschen wolltest, dann ist dir das wirklich gelungen!“, lachte er. „Endlich sehe ich dich wieder.“

  • Vera stand noch in der Tür und ihre Augen funkelten nur so vor Zorn, sie hasste es warten zu müssen. Schon auf dem Schiff hatte sie so manchem fast zum Wahnsinn gebracht, wenn sie sich zB. sogar über schlechtes Wetter beschwert hatte.
    Jetzt stand sie hier in Rom, endlich vor dem Haus ihrer Familie und musste warten, das war unerträglich für sie doch dann hörte sie einen Ruf, ihren Namen und schon lag ihr Bruder in ihren Armen, oder sie ihm?

    „Piso, oh wie habe ich dich vermisst. Ja ich wollte die überraschen und wie ich sehe hab ich das sogar geschafft."
    Sie lachte und drückte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.


    „Oh wie schön ist es denn hier. Das hätte ich ja gar nicht gedacht. Wenn ich dir erzähle was ich auf der Reise erlebt habe, es war schrecklich. Alles so primitiv und es hat gestunken. Das kannst du dir gar nicht vorstellen.“


    Sie plapperte einfach so drauf los und rümpfte sogar ihre kleine Stupsnase, dann begann sie zu lachen an und drehte sich zu ihrer Sklavin um.


    „ Serafina, sorge dafür das meine Sachen in mein Zimmer kommen und beginn mit dem auspacken, ich kümmere mich dann später um das einräumen. Aber sehe zu das nichts kaputt geht und lass niemand an meine Sachen.“


    Sie wand sich wieder ihren Bruder zu.


    „Ich habe mich von so vielem trennen müssen, der eingebildete Typ auf dem Schiff hat gesagt das ich zu viele Gepäck, fast die hälfte musste ich zurück lassen. Stell dir das mal vor.“


    Wenn man jetzt auf die Menge Kisten und Truhen in der Halle sah konnte man sich nicht vorstellen das sie noch mehr hatte.

  • Kurz vermeinte er noch den Nachhall von einer gewissen Portion Zorn auf ihren Gesichtszügen zu erkennen. Doch diese schwanden, als Piso sie umarmte. Dass sie seinem Ansturm widerstand, sprach für sie. Die gute alte Vera, nichts konnte sie umhauen.
    Er tat es ihr gleich und drückte ihr einen herzhaften Schmatzer auf die Backe. „Natürlich ist es schön hier! Meinst du, in Rom leben wir in einer üblen Bruchbude? Komm schon!“, lachte er. „Das ist die Villa einer der mächtigsten Familien Roms!“ Stolz war in seiner Stimme zu hören. „Komm schon rein!“, rief er.
    Vera begann sofort, ihm von den Mühen ihrer Reise zu erzählen. Ja, es war wie bei ihm. An anderen Plätzen zu sein mochte er, reisen aber war nicht sein Ding. Genau das selbe konnte man bei Vera sagen. Es war noch immer unglaublich, dass er mit seiner Schwester vereint war.
    „Mach dir mal wegen der Sachen keine Sorgen.“ Er wande sich an die beiden Sklaven, Artomaglos und Cassivellaunus, welche neben ihm standen und in der Gegend herumschauten, krampfhaft den Blick auf die Geschwister vermeidend. „Nicht faulenzen! Kisten schleppen!“, wies er sie an, woraufhin sich die beiden ächzend in Bewegung setzten. Dieselbe Türe, welche Artomaglos noch vor kurzem aufgemacht hatte, öffnete sich nun wieder. Heraus blickte ein Kammermädchen. „Herr? Phrima hat das Cubiculum neben deinem eingerichtet.“ „Ah, sehr gut!“, meinte er und wandte sich dann wieder an Vera, welche gar nicht von den Mühen ihrer Reise loskommen konnte.
    „Oje!“, rief er aus. Und wieder kam eine Ähnlichkeit von Vera und Piso zum Vorschein – beide liebten es, Gerümpel anzuhäufen, egal welcher Qualität oder Quantität. „So ein mieser Hund! Und er wagt es, dir das anzutun!“ Er schüttelte traurig den Kopf und legte seinen rechten Arm um die Schultern seiner Schwester. „Die Welt geht zugrunde...“, philosophierte er. Doch die Trauerweide zu spielen fiel ihm heute schwer. Vera war da, das sollte ein Tag der Freude sein.
    Es blieb nur noch eine Frage. „Wie lange willst du hier bleiben?“

  • Vera sah den Sklaven nicht mehr hinterher sondern sich eher im Haus ihrer Familie um. Es war schon beeindruckend und sie strich ab und zu über die eine oder andere interessante Stelle.


    „ Wie lange ich bleiben will? Ich glaube langsam wird es auch für mich Zeit etwas sesshaft zu werden. Ich habe so viel gesehen und war in so vielen Ländern doch niemals in Rom oder willst du mich schon gleich wieder loswerden?“


    Sie lächelte ihn verschmitzt an.


    „Nein ich glaube es wird zeit das ich mal etwas länger an einem Platz bleibe und was Anständiges mache. Ich bin sicher Rom ist dafür genau der richtige Platz. Ich habe auf meinen Reisen sehr viel gesehen und auch gelernt, auch über die verschiedenen Götter und Religionen. Ich glaube ich sollte mich jetzt mal langsam mit unseren Göttern beschäftigen. Was hälfst du davon wenn ich Priesterin werde. Am liebten der Venus doch ich bin sicher eine Priesterin der Juno wäre besser und angesehener, oder?“

  • Es war selbstredend, dass Vera sich nicht mehr um die Sklaven kümmerte. Wieso auch? Solange sie ihre Pflicht taten, sollte man sie in Ruhe lassen. Piso tat es also seiner Schwester gleich, obwohl er gar nicht dagegen gehabt hätte, die Sklaven noch ein wenig zu piesacken. ;)
    „Natürlich will ich das nicht!“, machte Piso mit gespielten Entsetzen. „Ach, Schwesterchen! Wenn ich schon ohne eigenes Zutun so etwas Gutes wie dich kriege, dann lasse ich es nicht so schnell gehen.“, lachte er. „Ich sage dir, Rom ist der beste Platz der Welt. Wirklich. Ich bereue es, nicht früher hierher gekommen zu sein. Weißt du was? Ich könnte dich ja ein bisschen später ein wenig in Rom herumführen!“ Piso lächelte seine Schwester warm an. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass du endlich hier bist. Ehrlich, und...“ Er brach ab, denn er wollte seiner Schwester nicht ins Wort fallen.
    Etwas erstaunt blickte er sie an, als sie endete. „Du und die Religion?“, fragte er und sperrte seine Augen auf. „Priesterin willst du werden?“, fragte er sie ungläubig und grinste sie dann breit an. „Nicht schlecht, gar nicht schlecht. Mensch, Gracchus wäre vor Freude ausgerastet, wenn er gehört hätte, dass seine Base Priesterin werden will.“, freute er sich. „Das ist gar keine schlechte Idee. In letzter Zeit hat es mit dem Priesternachwuchs ein bisschen schlecht ausgeschaut. Besonders bei den Venuspriesterinnen. Die nehmen dich sicher mit Handkuss.“, gab er zu bedenken. „Weißt du, welcher Kontakt da nützlich wäre? Unsere Verwandte, Celerina, wird bald Aurelius Corvinus heiraten. Und der wiederum ist... na, erratest du es? Pontifex! Mit dem könntest du dich in Verbindung setzen. Oder mit Tiberius Durus. Aber ich persönlich finde, dass ist eine wundervolle Idee. Du hast etwas besseres verdient, als nur herumzuhängen und irgendwann dich verheiraten zu lassen. Nein, mein Schwesterchen nimmt ihr Leben selber in die Hand!“, rief er aus, stolz über seine Vera. Gut, dass es solche Mädels heutzutage noch gab.

  • Vera lachte auf und tauchte dann ihre Hände in die Zitronenwasserschale, die ihr eine Haussklavin hinhielt, eine zweite reichte ihr das angewärmte Tuch um ihre Hände wieder zu trocknen. Vera nahm das alles so selbstverständlich hin das sie es nicht war nahm und mit ihrem Bruder einfach weiter plauderte.


    „Ein Spaziergang durch Rom? Oh ja bitte, zeig mir alles. Ich will alles sehen, das Forum,. die Märkte vor allem den Trajanischen. Stimmt es das man da wirklich alles bekommen kann was einem am Herzen liegt? Die Theater, der Circus ach einfach alles, ja bitte Aulus, bitte wann zeigst du es mir?“


    Vera war jetzt aufgeregt wie ein kleines Mädchen, ihr Gesicht strahle und sie hatte ihre Hand auf Pios Arm gelegt.


    „Natürlich will ich auch die Tempel sehen, auf meinen Reisen habe ich so viele verschiedene gesehen und in viele war ich sogar drin, stell dir vor es gab sogar Tempelgärten in denen….“
    Sie hielt sich jetzt die Hand vor den Mund und sogar eine leichte Schamesröte bildete sich auf ihrem frischen, fast schon weißen Gesicht.


    „Oh nein das kann ich dir nicht wirklich erzählen was da so passierte. Aber glaube mir, es war äußerst interessant. Gerade weil ich so vieles verschiedenes gesehen habe, habe ich auch beschlossen hier und jetzt unseren Göttern meine Aufmerksamkeit zu schenken. Ich bin jung und ich glaube auch nicht wirklich hässlich, wobei du glaubst nicht was ich für schöne Mädchen ich gesehen habe in den Tempeln.“


    Sie schmunzelt und ihr Blick wanderte verdächtig zu dem zurück was sie gesehen und erlebt hatte. Es war eine schöne und aufregende Zeit gewesen doch Vera hatte beschlossen das die jetzt erstmal vorbei sei und es langsam Zeit wurde das sie ruhiger wurde und vor allem anständiger, so wie es sich für eine junge und gut erzogene Patrizierin gehörte, das war auch mit ein Grund warum sie nach Rom, in der Schoss der Familie, gekommen war.


    „Also wann gehen wir und was zeigst du mir als erstes?“


    Oder wen, das hätte sie auch fragen können doch war sie sich sicher das ihr Bruder sie bestimmt auch bald allen wichtigen Leuten vorstellen würde.

  • Eine aufmerksame Sklavin, welche Piso gar nicht bemerkt hatte, hielt seiner Schwester ein Wasser hin. Piso würdigte sie eines kurzen Seitenblickes. Vielleicht würde er sie später ja dafür belobigen. Vielleicht.
    Doch der Redeschwall seiner Schwester zog wieder seine ganze Aufmerksamkeit auf ihn. Anscheinend schien ihr wenig daran zu liegen, die Villa kennen zu lernen. Auch die Reise schien sie bei weitem nicht so erschöpft zu haben, als dass sie eine Rast brauchen würde. Oder, wenn sie müde war, dann verdrängte sie diese Müdigkeit zugunsten eines uneingeschränkten Enthusiasmus für Rom, jene prächtige Stadt.
    Doch bevor er ihre Frage beantworten konnte, rasselte seine Schwester schon herunter, was sie alles gesehen hatte in Tempeln. Sie stockte zwar, als sie einen ganz bestimmten Punkt erreichte, doch Piso konnte sich schon sehr gut denken, was seine Schwester da gesehen hatte. Jaja, Priester, sie predigten Wasser und tranken Wein. Welcher Mensch, der, nun ja, in biologischer Hinsicht funktionierte, würde sich hie und da nicht einmal ein paar kleine Schmankerl gönnen? Vor allem, wenn die Priesterinnen in jenem Tempel, welchen Vera gesehen hatte, wirklich so schön waren. Er konnte sogar sehen, wie sich ihr Gesicht leicht verfärbte, was dazu führte, dass sie nun doch eine gesundere Hautfarbe annahm, war sie doch sonst sehr blass. Eine noble Blässe war das natürlich, nicht, dass man ihn falsch verstünde.
    „Wenn das stimmt mit den schönen Priesterinnen, würdest zu zweifelsohne hervorragend dazu passen!“, rief Piso aus. „Ich kann mich dir eigentlich sehr gut als eine solche vorstellen.“ Auch seine Augen wirkten so, als ob er kurz unkonzentriert wäre. Er stellte sich seine Schwesterin im Gewand einer discipula vor. Sicher würde ihr das nicht schlecht stehen.
    „Wann wir losgehen?“, fragte Piso. „Ähm, wann du willst! Keine Frage. Willst du dich nicht noch ein bisschen ausruhen von der Reise? Die Kammerdienerin ist sicher gleich fertig mit deinem Zimmer. Oder willst du jetzt gleich los?“, fragte er sie. Nun war es ja so, dass sie vor Energie zu sprühen schien, er konnte sich durchaus vorstellen, dass sie vorhatte, jetzt gleich loszugehen.

  • Vera winkte ab, sie wollte nicht warten und ihre Zeit vertrödeln.


    "Wer weis wann du wieder Zeit dafür hast, jetzt ist es doch gerade recht und ich bin gar nicht müde."


    Sie verzog etwas den Mund zur Schnute und sah ihn an


    "Wenn es dir aber nicht recht ist, du keine Zeit hast. Wenn du es wünscht werde ich auch im Haus bleiben."


    Ihr Augenaufschlag den sie jetzt an den Tag legte und der Blick, so sanft und unschuldig, welcher Mann wurde dabei nicht weich, nur einer der sein Herz ins Stein gepackt hatte.

  • „Neinneinnein!“, rief Piso und erhob abwehrend seine Hände. Es durfte ja gar nicht in Frage kommen, dass er seiner eigenen Schwester einen Rundgang durch Rom verwehren sollte, einzig und alleine deshalb, weil er ein bisschen faul war. Nein, das würde er durchziehen. Er würde seine Schwester nicht der Langeweile verüberantworten. Besonders, wenn sie ein solch lustiges Gesicht machte. Piso musste unwillkürlich lachen.
    „Komm mit mir, wir werden uns alles anschauen. Weißt du was? Gehen wir einfach der Nase nach!“ Er ergriff seine Schwester an der Hand, bahnte sich an deren im Weg herumstehenden Sklavin vorbei und wandte sich im nächsten Augenblick an seinen eigenen Sklaven, Cassivellaunus, um. „Sieh zu, dass alles glatt geht.“ Der Britannier nickte, er verstand genau, was sein Herr wollte. Alles sollte vorbereitet sein.
    Derweil zog Piso seine Schwester elicht am Arm und lächelte sie an. „Komm, komm! Gehen wir uns Rom anschauen!“, rief er und ging mit ihr ins Stadtgewimmel von Rom hinaus.

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