Glabrio hatte beschämt und unsicher seinen Blick gesenkt, doch Sontjes Kichern liess ihn wieder aufblicken und kurz grinsend, dann nur noch selig lächelnd hielt er fortan ihrem Blick stand.
Schade, bald entfernte sie sich von ihm und hob seine Arme an. Glabrio musste sich anstrengen, um sich auf die Bewegungen zu konzentrieren, doch es gelang ihm irgendwie ihren Anweisungen Folge zu leisten. Er brach nicht den Blickkontakt ab, doch für einen Moment musste er sich zu sehr auf die Musik, den Takt, die Schritte konzentrieren, als dass er sich weiter Gedanken hätte machen können, was hier geschah. Doch plötzlich kam die Germanin ihm wieder ganz nah, legte ihre Arme um ihn und drückte ihn so an sich. Da war es um Glabrio geschehen. Von Glückshormonen überströmt, umarmte auch er die ihm so seltsam vertraute Unbekannte und drehte sie zur Musik im Kreis. Die Tanzstunde schien beendet, denn statt weiter auf die vorgegebenen Schritte zu achten oder ihm Anweisungen zu geben, legte Sontje ihre Arme um Glabrios Nacken und überliess ihm die Führung obwohl er gar nicht zu tanzen vermochte. Doch in diesem Augenblick war das von keinerlei Bedeutung, die Musik hatte Glabrio gepackt und er verfiel nun in ein sanftes Hin- und Herwippen. Er legte seine Arme um Sontjes Taille und schaute ihr mit einem breiten Lächeln in die Augen, die nicht einen Augenblick auszuweichen schienen und ihm ein grossartiges Gefühl der Geborgenheit und Zuneigung schenkten. Ohne auf die Umgebung zu achten, ohne auch nur für einen Augenblick aus diesem Rausch aufzuwachen, in den die Nähe zu der jungen Frau Glabrio versetzt hatte, sagte er ihr ganz leise und sanft: "Du bist sehr hübsch..." Liebevoll fügte er ihren Namen hinzu, den er erst vor wenigen Augenblicken kennengelernt hatte. "... Sontje."
Und dann küsste er sie.
Auf den Rausch und den Bann, in dem er sich befunden hatte, folgte eine grausame Klarheit. "Und als er aufwachte, war alles nur ein Traum gewesen." So hatte eine der Geschichten geendet, die seine Mutter ihm in seiner Kindheit erzählt hatte. Beinahe mit Angst erwartete er die Reaktion der Frau, die er gerade im plötzlichen Rausch der Gefühle geküsst hatte. Noch liess er sie nicht los und senkte diesmal auch nicht den Blick, auch wenn es ihm schwerfiel. Im Stillen betete er, dieser magische Moment möge noch nicht beendet sein. Doch tatsächlich hatte er die Hoffnung schon fast aufgegeben und er hatte es auch sich selbst zuzuschreiben...