Die ganze Zeit über überlegte Axilla schon, worüber sie sich mit Nikolaos unterhalten könnte. Er war so gebildet und wortgewandt, da kam sie sich richtig dumm und klein und unwichtig daneben vor. Sie wollte mit ihm ja auch nicht über belanglosen Unsinn reden, aber worüber sonst?
Die Geschehnisse der letzten Wochen schieden wohl aus. Das war kein Thema für einen einfachen Spaziergang, und sie wusste nicht, ob Nikolaos so etwas wichtiges mit jemandem wie ihr überhaupt besprechen wollte.
Desgleichen schied wohl jedes zu persönliche Gespräch aus. Sie wollte ihm ja nicht auf die Nase binden, wie ihr Gefühlsleben aussah. Da sie darüber ohnehin mit niemandem eigentlich redete, bot sich da ihr Arbeitgeber noch am allerwenigsten an. Und was hätte sie ihm schon erzählen sollen? Dass sie den Liebeskummer zu Silanus nun endlich überwunden hatte, Rufus vermisste, aber nur als Freund und ihr Körper sich nach einem Mann zwar sehnte, sie sich aber nicht traute, zu Timos zu gehen, um dieses Bedürfnis zu stillen, aus Angst, er könne sie abweisen? Wohl eher nicht. Und ihre Sorgen bezüglich einer angemessenen Heirat waren erst recht nicht für leichte Konversation geeignet.
Also, was dann? Dichter? Sie kannte hauptsächlich Liebesgedichte, aber ob die so gut geeignet waren, um über sie zu reden? Also auch nein.
Götter? Ihr Lieblingsgott war Faunus. Eigentlich der einzige, an dessen Kraft sie noch immer glaubte. Alle anderen Götter nahmen zwar Opfer willig an, aber taten im Gegenzug nichts. Sie hatte in ihrem Leben viel geopfert, dennoch waren ihre Eltern tot. Hatte es also etwas gebracht? Wohl eher nicht. Nur Faunus versprach nichts, musste folglich auch nichts halten. Da genoss sie einfach nur seine Natur. Allerdings waren weder ihre Ansichten zu den einen Göttern noch ihr Hang zu dem doch recht freizügigen und ausgelassenen Herrn der Wälder, wilden Tiere und Nymphen besonders vorteilhaft. Also auch eher nein.
Axilla überlegte noch einmal zusammenfassend. Keine Politik, keine Familie, keine Religion, keine Literatur. Blieb ja eigentlich nur noch das Wetter übrig…
Missmutig kaute sie auf ihrer Unterlippe herum und zermarterte sich ihren Kopf auf der Suche nach einem Gesprächsthema, während sie auf Nikolaos wartete