Des Sklaven neue Kleider

  • Es war mittlerweile schon später Nachmittag. Der Himmel war wolkenverhangen. Aber nichts deutete darauf hin, daß es bald regnen sollte. Charis blinzelte, als sie auf die Straße hinaustrat. Ihre Augen brauchten einen Moment, bis sie sich an die neuen Lichtverhältnisse Der neue Sklave folgte ihr.
    Die Makedonierin sah sich noch einmal zu ihm um und begann dann zielstrebig die Straße hinunter zu laufen. Inzwischen kannte sie sich recht gut in der Stadt aus. Fast täglich hatte sie Besorgungen zu machen und kannte sich daher auch gut auf dem Markt aus.
    "Laß uns zuerst nachdem Stoff schauen!“ meinte sie schließlich, nachdem sie den ganzen Weg über nichts gesprochen hatte. Sie führte ihn zu einem Stand, der verschiedene Stoffe in allen Farben führte. "Hier, kannst du dich umsehen." Kaum hatten sich die beiden dem Stand genähert, kam auch schon ein geschäftstüchtiger Händler herbei. "Werte Dame, kann ich dir helfen? Suchst du etwas Bestimmtes?" Charis sah zögernd auf. "Er hier sucht etwas Bestimmtes." Sie deutete auf Olin. Der Händler sah zu dem schwarzen Hünen und musterte ihn. Sein Lächeln schwand allmählich aus seinem Gesicht.

  • Olin ist längst damit beschäftigt sich die Stoffe anzusehen, als man über ihn spricht, hebt er kurz den Kopf und mustert den Händler. "Der hier ist gut..." er hebt ein Teil des roten Stoffes.


    "Den...und von der selben Machart den schwarzen dort drüben." zusätzlich gibt er noch an, wieviel er davon braucht. "Nein...nicht den...der ist zu dünn, der Andere. - Ja. Dieser." weist er den Händler an.

  • "Ja, ja,…natürlich…" stammelte der Händler. Erst als Olin auf einen roten Stoff zeigt, begann er wieder zu lächeln. Es war einer der teureren Stoffe, die er in seinem Angebot hatte. Schnell war er zur Stelle und suchte auch sogleich den passenden schwarzen Stoff heraus. Er schnitt den Stoff zurecht, nach den Angaben, die er von Olin bekam.
    Charis stand nur daneben und verfolgte alles mit. Der Stoff, den er ausgewählt hatte ein gute Qualität. Die Herrin würde zufrieden sein.
    "Darf es noch etwas sein? Einen schönen Stoff für die Dame?" fragte er Händler übertrieben freundlich und blickte von Olin zu Charis und wieder zurück. "Nein, ich glaube das war alles. Was macht das?" Der Händler wirkte etwas enttäuscht, hatte er doch mit einem noch besseren Geschäft gerechnet. "Fünfzig Sesterzen für die beiden Stoffe."
    Charis holte den Beutel hervor und bezahlte den Stoff, sah zu Olin und ging dann weiter.
    Nach einer Weile sah sie sich zu dem Sklaven um. "Du hast einen wirklich guten Stoff gewählt." Sie lächelte, zum ersten Mal seitdem sie unterwegs waren. "Hast du hunger?"

  • Olin nimmt die Stoffe auf den Arm und wendet sich vom Stand ab, dann schüttelt er den Kopf. "Nein, keinen Hunger. Ich glaube auch nicht das es ist Celerinas Willen wäre, wenn wir ihr Geld in den Straßen verprassen." erwiedert er und betrachtet den Markt.


    "Dort drüben dürften wir den Rest finden." er wendet sich zu einem der Stände und betrachtet sich verschiedene Lederriemen und Eisenschnallen.

  • Charis zuckte nur verständnislos mit den Schultern. Sie wollte eigentlich nur nett sein. Die Herrin hatte bisher nie etwas dagegen gehabt, wenn sich ihre Sklaven unterwegs eine Stärkung kauften. Aber auch auf ein beginnendes Gespräch, welches das Eis zwischen ihnen beiden hätte schmelzen lassen können, war der neue Sklave nicht sehr erpicht. Vielmehr schien er wie besessen davon, alle Bestandteile, die er für seine Kleidung brauchte, so schnell wie möglich zusammen zu tragen.
    Er hatte bereits einen weiteren Stand entdeckt, an dem er alles weitere finden konnte. Chris folgte ihm, damit sie ihn nicht verlor. Am Stand angekommen, blieb sie neben ihm stehen und wartete ab, was nun geschah.

  • Ein bisschen Feilschen, bei dem sich Olin nicht grade prächtig anstellt, ein kurzes Gespräch mit dem Händler, dann hat er schon alles, was er benötigt und wendet sich wieder von dem Stand ab und wischt sich einmal durch das Gesicht. "Gehen wir zurück...." Gleichsamt wendet er sich um, den Rückweg anstrebend.


    "Wie lange bist du schon in Celerinas Diensten?" fragt er nach einem Moment.

  • Auch wenn die Einkaufstour mit Olin wesentlich streßfreier abblief, als mit dem Parther. Auch wenn Phraates sie dabei fast zum Wahnsinn getrieben hatte, so hatte diese jedoch eindeutig mehr Reize gehabt, dachte Charis bei sich.
    Zurückhaltend beobachtete sie den Sklaven beim Feilschen. Er hatte bei dem Händler einen einigermaßen akzeptablen Preis erzielt. Natürlich glaubte Charis, sie hätte es viel besser machen können. Von dem gesparten Geld hätten sie sich ganz locker ein Paar lukanische Würstchen kaufen können. Aber der Sklave hatte ja nicht um ihre Hilfe gebeten. Erst als es ans bezahlen ging, trat sie wieder auf den Plan und holte den Geldbeutel hervor.
    Leise seufzend folgte sie ihm auf den Heimweg. Anfänglich hatte sie gehofft, der Einkauf und somit auch der Aufenthalt in der Stadt würden etwas länger dauern. Doch daraus wurde wohl nichts, wenn esnach Olin ging.
    Als sie schon fast nicht mehr damit gerechnet hatte, brach Olin das Schweigen.
    "Noch nicht lange. Ich war sozusagen das Saturnaliengeschenk ihres Zukünftigen.", antwortete sie gleichmütig, als spräche sie über einen Gegenstand.
    "Du willst sie nicht enttäuschen, hm?", fragte sie schließlich nach einer Weile und kommentierte somit auch seinen Enthusiasmus. Sie sah dabei zu ihm hinüber, so daß sich ihre Blicke treffen mußten.

  • Erneut spricht Olin lange nicht, aber seine Schritte sind weniger ausgreifend, sein Tempo geringer, dann hebt er kurz die breiten Schultern und erwiedert ihren Blick.


    "Enttäuschen...ist keine annehmbare Option, Charis. Ich bin ihr Besitz, als werde ich nichts tun, was sie negativ auffassen könnte, was ihren Besitz schmälert oder sonst in irgendeiner Form auch nur einen Hauch von negativen Gedanken hervorrufen könnte."

  • Charis gelang es endlich mit dem Sklaven Schritt zu halten. Er hatte sein Tempo verringert, was ihr sehr entgegen kam. Schließlich gingen sie auf den Markt und rannten nicht.
    Die Antwort des Sklaven aber überraschte sie trotzdem. Bisher hatte sie noch keinen Freigeborenen getroffen, der scheinbar so mit Herz und Seele Sklave war, wie Olin. Aber die Makedonierin vermutete schon, daß dies alles nur Fassade war. Was sich tatsächlich dahinter verbarg, war für nichts und niemanden sichtbar.
    "Ach komm, mach mir doch nichts vor! Du sprichst so, als ob es nichts anderes mehr für dich gibt. Ich bin schon mein Leben lang Sklavin, aber ich weiß, daß auch ich ein menschliches Wesen bin, das Bedürfnisse hat."

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