Nie konnte man ernsthaft behaupten, dass Germanien ein einwohnerfreundliches Land war, das warm und hell war. Denn die meiste seiner Zeit war es kalt und die Wälder des Landes waren dunkel und abschreckend. Wilde Tiere lauerten in den Wäldern, Furien und Lemuren machten die abergläubischen Persönlichkeiten sogar spirituell unsicher. Zum Glück war Reatinus keiner von ihnen, der just in diesem Moment durch diese besagten, dunkler Wälder ritt und mit Argusaugen in den Wald spähte. Die Jahrezeit, um zu Verreisen, war eine gute. Der Frühling sollte sogar durch die Alpen eine erträgliche Reise bieten, war sich der Artorier sicher. Er hatte das Gebirge schon einmal durchquert und das zu einer ungünstigen Zeit, zwischen Herbst und Winter. Auch das hatte er überlebt.
Trotz seiner Gefahren, war Germanien das Land, wo Reatinus so viele Jahre seines Daseins gefristet hatte. Anders hatte er diese Gegend nicht kennengelernt, und während er die Wälder ausspähte, wurde ihm klar, wie sehr ihm die akribischen Vorbereitungen auf den langen Winter fehlen würden. Ein merkwürdiges Gefühl, welches er verspührte. Er konnte es nicht in Worte fassen, auch wenn es ihn schon begleitete, seitdem sie Mogontiacum hinter sich gelassen hatten und sich dieses immer weiter entfernte, bis sie es nicht mehr sahen, wenn sie zurückblickten.
Die Zeit zum Zurückblicken war nun schon lange vorbei. Es war wichtiger, voraus zu blicken. Reatinus hatte die Route sorgfältig eingeplant, die sie gehen würden und Meilensteine auf den Straßen würden sichergehen, dass sie von ihrem Weg nicht abkamen. Sie hielten auf Borbetomagnus zu, würden über den Rhein und über die Donau in Richtung Brigantium reisen. Nachdem sie die Alpen hinter sich gelassen hatten, würde der Weg nach Mantua nicht mehr weit sein. Die Route war einfach zu merken, so gut wie idiotensicher. Und da sich nicht einmal Idioten waren, sollte sich dies als nicht der Rede wert herausstellen.
Auch für die Sicherheit hatte Reatinus gesorgt, denn er wollte weder Pannen, noch Kriminelle, denen sie zum Opfer fallen könnten. Die kräftigsten Sklaven hatte eine hohe Verantwortung auf sich lasten. Sie sollten sorgfältig über den Zug wachen und einschreiten, wenn es vonnöten war. Der Kräftigste unter den Kräftigen, der germanische Ianitor Baldram, überwachte höchstpersönlich die persönlichen Habseligkeiten seines Herrn. Bashir hatte die Anweisung, sich beizeiten um das Pferd des Artoriers zu kümmern. Sie waren versorgt, richtig eingekleidet und alles war höchst genau vorbereitet. So gingen sie unermüdlich ihren Weg nach Süden...