Acceptio Liviani – Öffentlicher Empfang des Senats für einen lange Vermissten

  • So sehr Subdolus auf die positive Vitaänderung durch diese Mission hoffte, so unwohl fühlte er sich in der Öffentlichkeit. Viele Jahre beim Militär hatten den Umgangston rau werden lassen und ihn davor bewahrt zuviel Öffentlichkeitsarbeit leisten zu müssen. Ob oben in Germanien oder im Westen überall waren es bekannte Gesichter und nie solche Massen an Menschen, die ihm allesamt unendlich fremd waren. Er war fast froh an den Händen 'geführt' zu werden und setzte selbst ein wahrscheinlich leicht verunglücktes, lächelndes Gesicht auf. Für deartige Veranstaltungen war der Hadrianus gänzlich ungeeignet. Und doch erreichten sie irgendwann den Senat von Rom. Die feinen Herren standen auf einer Treppe aufgereiht und boten ein Anblick, der schnell jede Fassung wieder gewinnen ließ. Ihre leicht erhöhte Position hatte schon ihren Zweck, wie Herius fand. Er ließ das schräge Lächeln und brachte wieder sein natürliches Gesicht zum Ausdruck.


    Subdolus blickte von Magnus über Livianus zu den Senatoren und wieder zurück. Er war gespannt, was jetzt kommen würde. Hoffte fast, das die Vorstellung bald beendet wurde und die angekündigten Fragen in kleinem Kreis fortgeführt würden.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Durus kam recht spät zu dieser Pflichtveranstaltung. Er hatte wenig Interesse daran, einen Mann zu empfangen, der sich von den Parthern hatte fangen lassen und nun, wie ihm einige seiner Klienten heute Morgen aus Gerüchten erzählt hatten, durch eine feige Flucht aus den Händen des Feindes entkommen war. Außerdem hatte er erfahren, dass die beiden offiziell beauftragten Decimer ebenfalls nicht erfolgreich gewesen waren - zweifellos eine wenig rühmliche Angelegenheit war all das gewesen.


    Er stellte sich daher in die letzte Reihe und verfolgte schweigend, wie die Diener des Decimers Brot unter dem Volk verteilten. Wie schäbig! Offensichtlich plante Livianus irgendetwas, denn nicht ohne Grund stopfte man dem Pöbel das Maul mit Brot! Als er sich umblickte, stellte er fest, dass auch die anderen Senatoren wohl eher etwas amüsiert oder pikiert waren, dass der Heimkehrer auf sich warten ließ und stattdessen Geschenke verteilte. Unter ihnen hörte er allerdings eine Stimme, die ihn erstaunte: Sie klang wie die von Furianus! Aber wo steckte er?


    Erst nach einiger Zeit entdeckte er ihn, doch der Anblick ließ Durus erstarren: Sein Haar war erbleicht und er war gealtert! Nunja, es war auch viel Zeit vergangen - aber dass er gleich die Haarfarbe eines Greisen bekommen musste? Er stand bei Cornelius Barbatus und erregte sich scheinbar lautstark über den Auftritt - im Grunde zu Recht!


    Ehe er ein Wort an seinen alten Freund richten konnte, erschien dann aber doch endlich Livianus. Seine Begleiter mussten dieser Decimus Magnus und der andere sein, dessen Namen Durus vergessen hatte...etwas mit Sub...Subdolus, richtig! Offensichtlich wollte Livianus sie feiern, denn immer wieder verwies er auf sie. Wie es wohl in Wahrheit vor sich gegangen war?


    Als die drei endlich an der Curia angekommen waren, blickte Durus ihnen mit steinerner Miene entgegen. Er brauchte keinen Hehl daraus machen, dass er diese Veranstaltung für mehr als überzogen hielt. Das einzige, worauf er sich freute, war ein Gespräch mit Furianus!

  • Da er sich schon im Senat dafür eingesetzt hatte, dass Livianus auf dem Forum von den Senatoren begrüßt wurde, durfte Macer unter den Senatoren auf dem Forum nicht fehlen. Einige seiner Klienten aus Militärzeiten hatten sich im Publikum verteilt, denn Veteranen jubelten einem zurückkehrenden Offizier gerne zu.


    Dass Livianus vor seinem eigenen Erscheinen auf dem Platz Brote verteilen ließ, erregte ähnlich wie bei anderen durchaus sein Missfallen, allerdings gleich aus zwei Gründen. Zum einen war das für den Anlass wohl eher unpassend, als zurückgekehrter Kriegsgefangener Geschenke zu verteilen und zum anderen hätte wohl eher der Senat auf die Idee kommen sollen, so etwas zu organisieren. Andererseits musste er auch respektvoll anerkennen, dass vermutlich nicht jeder binnen so kurzer Zeit nach seiner Rückkehr so etwas organisiert bekommen hätte. "Er könnte ja wenigsten parthische Spezialitäten verteilen lassen", beteiligte er sich daher auch nicht ganz ernsthaft an dem allgemeinen Gemurre über die Beschenkung der Massen und verfolgte das weitere Vorgehen schweigend, während seine Klienten in der Menschenmasse fleissig mitjubelten. Auf jeden Fall würde er heute noch mit Livianus direkt sprechen wollen, aber das wollten vermutlich viele und der Tag hatte noch viele Stunden. Erstmal hatte wohl nun einer der Consuln wieder das Wort.


  • Der amtierende Consul konnte seine zunehmende Nervosität kaum noch verbergen, was für einen Mann seiner Stellung geradezu erbärmlich war. Der beleibte Mann trat von einem Fuß auf den anderen. Wenn er ein Grieche gewesen wäre, dann hätte man annehmen können, er würde sich an neuen Tanzschritten versuchen. Wenn er ein Grieche gewesen wäre, doch war er ein Römer und die tanzten bekanntermaßen für gewöhnlich nicht.


    Es war nur zu offensichtlich, dass dem Consul die Situation mit Livianus' unerwarteter Brotspende schon jetzt entglitten war.

  • Die Gruppe stand bereits einige Moment direkt vor dem Consul und wartete darauf, dass dieser einige Worte an das Volk oder an Livianus und seine Begleiter richtete. Doch darauf wartete man vergeben. Irritiert sah der Senator zuerst zu den restlichen Consularen und dann wieder zum amtierenden Consul selbst, der mehr als nervös wirkte. Er beugte sich ein wenig nach vorne und senkte seine Stimme, so dass lediglich der Consul und die ihm nahe stehenden Personen seine Worte hören konnten.


    "Consul. Wir wären dann soweit."


    Er nickte dem Mann aufmunternd zu und richtete sich wieder auf. Mit einem aufgesetzten Lächeln sah er in die Runde um zu signalisieren, dass alles in Ordnung und nichts besonderes geschehen war.

  • Mit einem nur schwer zu deutenden Lächeln auf den Lippen beobachtete Lucius Aelius Quarto die Szenerie. Er sah den Consul zögern und fand wohl, dass der Mann einen vollkommen überforderten Eindruck machte. Aber, so konnte man seinen Blick vielleicht auch auslegen, das kam eben dabei heraus, wenn so ein für alle Seiten ungefährlicher weil unfähiger Kompromisskandidat in dieses hohe Amt gewählt wurde und kein echter, gestandener Römer mit Herz und Verstand.
    “Wir dürfen ihm nach seiner Amtszeit keinesfalls eine wichtige Provinz überantworten. Bestenfalls Corsica oder Bithynia et Pontus.“, flüsterte er einem anderen Senator zu, der neben ihm stand.


  • Der Consul räusperte sich, machte eine altmodisch wirkende Geste mit der er Ruhe einforderte und begann zu sprechen, natürlich zu leise.


    “Marcus Decimus Livianus, Senator Marcus Decimus Livianus, wir, der Senat von Rom, wir danken den Göttern. Sie haben dich uns zurück gebracht. Sie... äh... sie haben dich auf deinem Weg begleitet. Heute bist du hier. Stehst vor mir. Ein Wunder, ein göttliches Wunder wurde uns zuteil. Ähm... und dir, natürlich.
    Ich, als Consul und Mitglied des Senats, heiße dich willkommen und mit mir alle hier versammelten Senatoren. Du sollst wieder deinen Platz einnehmen, in unserer Mitte.“


    Er sah unsicher zu den Männern, die mit Livianus gekommen waren.


    “Deine Befreier, sind sie das?“

  • Livianus merkte schnell, dass der Consul mit der Situation restlos überfordert war. Anders als der ehemalige Legat war er es allem Anschein nach nicht gewohnt Reden zu halten und irgendwie drängte sich dadurch auch die Frage auf, wie er es bis zum Consulat gebracht hatte. Doch das war nun nebensächlich. Kurzerhand beschloss Livianus dem Mann unter die Arme zu greifen und sprach dementsprechend lauter und deutlicher, halb zu den Senatoren, halb zum Volk gewandt.


    "Ja Consul. Das sind die Männer. Mein Bruder, der ehemalige Praefectus Ala Decimus Magnus und der Eques Hadrianus Subdolus, ehemaliger Tribun der Legio II. Ich habe beiden Männern mein Leben und meine Freiheit zu verdanken."


    Dann sah er wieder zum Consul, um diesen die weiteren Worte zu überlassen.


  • Der Consul wandte sich den beiden Rettern des Senators zu.


    “Decimus Magnus, Hadrianus Subdolus, ihr seid Helden. Ihr habt euch Ruhm und Ehre erworben, weil ihr diesen Mann aus den Fängen des Feindes befreit habt. Einen Senator, aus den Fängen der Feinde Roms! Der Senat dankt euch für eure mutige Tat.
    Wir sollten... also... lasst uns nun alle gemeinsam in die Curia Iulia gehen, damit wir von euch hören können, wie alles geschah.“

  • Livianus hätte sich etwas mehr erwartet, doch der Consul schien kein Mann großer geschweige denn langer Worte zu sein, wie der Decimer bereits zuvor feststellen musste. Ein paar Worte an die eigens herbeigeeilten Bürger wäre wohl nicht verkehrt gewesen, doch der höchste Magistrat Roms ließ sich nicht dazu hinreißen. Stattdessen trachtete er danach so schnell wie möglich in die Basilica Iulia zu kommen. Vielleicht konnte man dies ja nach der Senatssitzung nachholen, die eigens abgehalten wurde, um den Bericht der drei Gefährten anzuhören, die den Parthern entkommen und gesund und munter zurück nach Rom gekehrt waren. Er hoffte, dass zumindest die Senatstüren offen blieben, um das Volk am Bericht teilhaben zu lassen.


    Livianus nickte Magnus und Subdolus daher zu und trat gemeinsam mit seinen Gefährten und den Senatoren in das Innere des Senatsgebäudes.

  • Da er nahe genug dabei stand, hatte Macer von den Begrüßungsworten den meisten Teil mitbekommen und konnte sich immerhin sicher sein, dass alle anderen auch nicht viel verpasst hatten. Die größeren Gesten schien sich der Consul wohl für ein Dankopfer am Capitol oder eine ähnliche Veranstaltung aufzuheben, so dass es ziemlich schnell ins Innere der Curia ging. Macer schloß sich dem Zug an, ohne es dabei besonders eilig zu haben.

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