Omnia mea mecum porto - Was man ist, das ist man

  • „Mama!“
    „Komm. Man zeigt nicht mit den Fingern auf die Leute, Lucius!“
    „Nein, Mama! Schau mal! Ist die Frau groß!“
    „Lucius, das sagt man nicht!“
    „Aber schau, Mama! Ist die groß! Warum ist die so groß? Mama, sag doch!“


    Deutlich hörte Romana die Stimmen hinter sich. Sie gehörten einem Jungen, vielleicht 4 oder 5, und einer Mutter. Und, was spätestens jetzt klar wurde... der Kleine meinte sie. Claudia Romana. Niemanden sonst in der Menschenmenge am Forum Romanum.


    Romana drehte sich um und blickte die beiden an. Sie merkte, dass ihr die Röte ins Gesicht gestiegen war, und das Unbehagen so heftig wie selten an ihr nagte. Die Frau blickte an Romana etwas furchtsam hinauf. Dies musste drei Gründe haben. Erstens die Worte ihres Sohnes, zweitens die Schuhe von Romana, die eindeutig ihren patrizischen Stand kennzeichneten, und drittens das Erscheinungsbild von Romana. Ja, sie war eine große Frau, damit hatte sie sich schon lange abgefunden, und mittlerweile machten ihr Scherze in der Richtung auch nichts mehr auf. Doch an empfindlichen Tagen konnte so etwas schon... weh tun wäre der falsche Ausdruck, aber es konnte doch ihre Stimmung ein wenig verleiden. Dass die Fremde mit ihre Kind Romana dazu anblickte, als ob die junge Patrizierin gerade dabei wäre, sie offen zu bedrohen, setzte Romanas leichter Gekränktheit noch ein Sahnehäubchen auf.


    Sie strich sich mit ihrer Hand fahrig durch das wirre Haar, um von ihren negativen Gefühlen abzulenken und meinte mit einem aufgesetzten Lächeln: „Ist schon in Ordnung. Das ist halt so, weil ich immer mein Essen aufgegessen habe. Wenn du das auch tust, dann wirst du auch groß und stark, Kerlchen.“ Sie versuchte so ihre Verlegenheit mit einem kleinen Späßchen zu überspielen. Doch dies misslang, als der Kleine sie noch immer verwundert anblickte und keinen Ton rausbrachte. Die Mutter lächelte gequält. „Äh... haha...“, brachte sie hervor.


    Die Situation war für alle Beteiligten so unangenehm, dass Romana wenig Grund sah, sie aufrecht zu erhalten. „Guten Tag noch...“, meinte sie mit der festesten Stimme, die sie hervorbringen konnte, drehte sich um und eilte davon. Schleunigst.


    Romana ging schnellen Schrittes quer über das Forum und kam dann endlich zu stehen, als sie nicht weitergehen konnte, weil eine Säule vor ihr stand. Sie lehnte sich an diese an und atmete tief durch. Sie konnte sich doch von einem solchen Kinkerlitzchen nicht runterziehen lassen! Das ließ sie doch sonst nicht zu! Es handelte sich doch nur um ein kleines, unwissendes Kind. Es war nichts passiert, rein gar nichts. Gleich würde es besser werden.


    Die hoch gewachsene junge Frau löste sich von der Säule, nicht ohne sich jedoch nicht an jener abzustützen. Gleich würde es besser werden. Fast war sie schon beschämt, dass sie so reagiert hatte. Sie war einfach leicht aus der Ruhe zu bringen. Gedankenabwesend schüttelte sie den Kopf.


    Sim-Off:

    Reserviert ;)

  • Mit Geld in der Tasche und ihrer Sklavin Elissa auf den Fersen machte sie sich zielsicher auf den Weg zum Mercatus Urbi, sie wollte sich neue Tuniken gönnen und vielleicht auch das ein oder andere Schmuckstück. Schließlich kam sie aus gutem Haus und es war wohl auch wichtig dass sie dies zeigte. Aber im Grunde war dies nur ein Vorwand gewesen um aus dem haus zu kommen und den langweiligem Unterricht zu entfliehen. Mit Hundeaugen hatte sie ihrem Onkel vorgejammert sie hätte nichts zum anziehen und auch wenn es offensichtlich gewesen war, dass sie ihn beeinflusste hatte er ihr schließlich doch, Geld anvertraut. Und so streifte sie nun durch die Stadt, mit sehr guter Laune und leise summend.


    „Was für ein schöner Tag!“ schwärmte sie und drehte sich kurz einmal zu Elissa um. Die Sklavin war ihr eine Freundin geworden und nur selten sah Calvena den Standesunterschied zwischen ihnen. Sie mochte Elissa vor allem wegen ihrer offenen Art. Deswegen hatte sie sie auch mitgenommen, sie würde ihr nicht vorheucheln sie sehe gut aus, wenn es nicht stimmte. Was sie brauchte war eine ehrliche Meinung was Stoff und Farbe anging.


    Nur wenig später fanden sich die beiden Frauen im Gewühl des Forums wieder, doch anstatt dass sich Calvena einen Weg mitten hindurch suchte, ging sie lieber etwas Abseits. Große Menschenmassen waren nicht so ihr Ding. Verblüfft blieb sie jedoch plötzlich stehen, als jemand an ihr vorbei eilte, mit verbissener Miene. Es war eine junge Frau, größer als sie und anscheinend etwas durcheinander. Kurz warf sie Elissa einen Blick zu und machte sich dann doch entschlossen auf, der Fremden zu folgen und zu Fragen ob ihr etwas fehlte.


    „Entschuldige….. ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte sie vorsichtig und trat an sie heran.

  • Tief durchatmen. So. Alles ist wieder in Ordnung. Nichts ist passiert. Es war doch nichts schlimmes, redete sich Romana ein. Du solltest stolz darauf sein, dass du kein Zwerglein bist, Romi! Es ist nichts schlimmes, wenn man sich von der Masse abhebt.


    Nun, das wusste sie ja, und sie hatte es sich schon lange abgewöhnt, sich selber zu verdammen ob ihren Hang zur Hochaufgeschossenheit. Doch dies war nicht das, was sie kurz, für eine Sekunde, um die Nerven gebracht hatte. Es war der Blick in den Augen der Mutter gewesen. Fast, als ob Romana eine Barbarin wäre. Schaute sie so grauenerregend aus? Flösste sie den Leuten... Furcht ein? Quatsch, dachte sie. Es war einfach nur eine dumme Pute, die ihre Kinder nicht richtig erziehen konnte. Und sowieso, seit wann scherte sie sich darum, was die Leute sagten? Sie hätte sich auslachen können, wenn sie darüber nachdachte.


    Gerade wollte sie gehen, da kam noch, bei den Göttern, eine Frau hinzu,w elche sie fragte, ob alles in Ordnung war. Das hatte zu ihrem Glück noch gefehlt. Doch gleichzeitig sah sie eindeutig, dass die andere es gut mit ihr meinte. Deshalb lächelte sie ihr freundlich zu. „Oh, danke. Es ist sehr nett von dir, dass du fragst. Aber keine Sorge, keine Sorge, alles in Ordnung mit mir. Wirklich.“ Sie nickte der Fremden freundlich zu, um ihr zu verdeutlichen, dass sie es wirklich so meinte. „Es war nur so, dass... ach was. War nichts Wichtiges.“, versicherte Romana ihr. Sie wollte eine wildfremde Frau jetzt nicht mit ihren Problemen belasten. Viele Leute fanden an ihrem Aussehen etwas zu bemäkeln, das war nichts Außergewöhnliches.


    Kurz blickte sie die Frau an. Sie holte tief Luft, fast, als wollte sie etwas sagen, doch dann ließ sie es wieder sein. Sie setzte abermals zu einem Satz an, zu einem anderen als jenen, den sie schon in den Raum stellen hatte wollen. „Verzeih, wenn ich dich beunruhigt habe oder so. Es war wirklich nichts!“ Sie versicherte das der Fremden, wie es ihr jetzt erst auffiel, jetzt schon zum dritten Mal... verdächtig oft, doch ihre Worte konnte sie nicht mehr zurück nehmen.

  • Anscheinend hatte Calvena die andere junge Frau überrascht, denn diese wirkte nicht besonders begeistert, dass sie sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigte. Leise seufzte sie, sie hatte es immer noch nicht gelernt, wie sie auf die Menschen zugehen sollte. Rom war so Anders, als alles was sie gewohnt war und ständig schien sie etwas falsch zu machen. Dabei hatte sie nur freundlich sein wollen und niemanden zu nahe treten wollen.


    „Schon gut, ist Ordnung!“ wehrte sie schließlich Romanas Versicherung ab, dass es ihr gut ginge. Zwar konnte Calvena sehen, dass dem nicht so war, aber sie würde die andere Frau nicht bedrängen sich zu Offenbaren. Sie selbst sprach ja selbst nicht über ihre Gedanken und Ängste, also sollte sich niemand verpflichtet fühlen sich ihr zu öffnen. Schließlich hatte jeder sein Päckchen zu tragen und jeder hatte das recht sich auch mal schlecht zu fühlen.


    Zwar hatte Calvena bemerkt das ihr Gegenüber größer war, als die durchschnittliche Frau, aber für sie war das kein Makel oder ein Grund ein voreiliges Urteil zu fällen. Sie selbst hatte genug mit einigen Vorurteilen zu kämpfen und von daher auch nicht gerade den leichtesten Stand, aber sie wollte nicht danach beurteilt werden, sondern nach dem, was sie tat und wie sie war. Und so behandelte sie eben auch ihre Mitmenschen. Ohne Vorurteile.


    „Es freut mich dass es dir gut geht!“ meinte sie. „Ich wünsche dir noch einen schönen Tag… und entschuldige ich wollte dir nicht zu nahe treten!“ versicherte sie. Ehe sie sich wieder abwenden wollte um den weg weiter zum Mercatus zu gehen. Schließlich warteten klingende Münzen darauf ausgegeben zu werden.

  • Es schien so, als ob die Fremde ihr tatsächlich ihre Geschichte nicht abkaufen würde, doch schien sie anständig genug zu sein, um nicht nachzubohren. Im Gegenteil, es schien fast so zu sein, als tat es ihr Leid, dass sie Romana gestört hatte. Sie zeigte sich durchaus verständnisvoll und entschuldigte sich sogar dafür, dass sie Romanas Kreise gestört hatte.


    Nun hätten sich die Wege der beiden ja trennen können. Calvena hätte ihres Weges gehen können, und Romana den ihrigen. Nur war es aber so, dass Romana sich ein Hirngespinst erdacht hatte, welches ihr jetzt im Hirn festsaß. Sie musste etwas unternehmen, sie musste herausfinden, ob dieses Hirngespinst irgendeine Basis hatte. Sie hatte schon des Öfteren sich Gedanken um Sachen gemacht, die überhaupt nicht stimmten. Und jene Unsicherheiten hatte sie immer mit einem kleinen Gespräch bereinigen können. Wieso sollte das nicht hier, jetzt abermals passieren?


    Also nahm sie sich ein Herz. Als sich die Frau verabschiedete und schon gehen wollte, atmete Romana tief ein und brachte ein: „Warte.“ hervor. Sie schluckte. Irgendjemand, der sie nicht kannte, sollte das feststellen können. Sie atmete abermals tief ein, dann fragte sie die Frau: „Entschuldigung... kann ich dich etwas fragen. Es... ist eigentlich nichts. Überhaupt nichts. Nur eine kleine affige Frage. Aber würde es dir etwas ausmachen?“ Sie lächelte die Frau einnehmend an, während sie sich innerlich durchaus nicht wohl fühlte.


    Unwillkürlich fuhr sie abermals mit ihrer rechten Hand durch ihr Haupthaar, hinten am Nacken seitwärts. Der Rest von Frisur, den sie damit noch hatte, wurde damit ruiniert, doch Romana dachte gar nicht daran. Fast tat es ihr schon Leid, dass sie jene komplett fremde Frau mit einer solchen Frage belasten würde. Aber jetzt war es schon zu spät, jetzt musste sie dazu gerade stehen. Also blickte sie die Fremde aufmerksam an und wartete auf ihre Antwort.

  • Manche Begegnungen waren wohl vom Schicksal vorherbestimmt, ansonsten würde die Fremde sie nicht aufhalten, sondenr einfach gehen lassen und sich ihren Gedanken hingeben. Calvena drehte sich um und msuterte sie nun genau, ihre Kleidung war edel und fein gewirkt, und an der Sandale konnte sie sehen, dass es sich wohl um jemanden aus einer patrizischen Gens handelte. Etwas nervös wurde sie nun doch, hatte sie was falsch gemacht?


    "Frag nur!" forderte sie jedoch erst einmal auf, denn ihr Gegenüber schienen Selbstzweifel zu plagen.


    "Wir werden dann ja sehen ob ich dir weiterhelfen kann!" meinte sie und legte die Hände im Schoss zusammen.

  • Jetzt war es geschehen. Die andere Frau hatte sich umgedreht und blickte sie an. Jetzt konnte sie nicht mehr zurück. „Ähhh...“, fing sie an. Rhetorisch einwandfrei war so ein Anfang natürlich nicht. Romana überlegte, wie sie ihre Frage formulieren könnte, während ihre Augen unbewusst den Handbewegungen der Fremden folgten. Ohne Zweifel war sie Römerin, doch keine patrizische, sie war Plebejerin, wie es aussah.


    „Also...“ Man konnte es Romana ansehen, dass es ihr etwas peinlich war, dies zu fragen. „Ich wollte dich fragen... als unabhängige Beobachterin... also, das ist meine Frage... findest du...“ Sie schluckte und fuhr fort. „Findest du mich furchterregend? Oder beunruhigend? Ich meine... so, dass man Angst kriegen könnte... v... vor mir?“ So, raus war der Satz, und Romana blickte Calvena mit einem Ausdruck in den Augen an, welcher weniger furchteinflössend als vielmehr beschämt wirkte. Sie fuhr mit ihren Händen aneinander und fingerte an einer Falte ihres gelben Kattunkleides herum. Sie konnte sich nur selber gratulieren, jetzt hatte sie sich wahrscheinlich selber zum Ziel des Spottes in halb Rom gemacht.


    Vielleicht hätte sie nie so eine Frage stellen sollen. Vielleicht hätte sie den Mund halten sollen. Was würde nun kommen? Vielleicht würde die Fremde sie auslachen. Oder einfach sich mit dem Finger an die Stirn tippen und verschwinden. Beides war um einiges wahrscheinlicher, als dass die Fremde nun etwas ansatzweise Konstruktives sagen würde. Doch wissen konnte man nie. Jedoch war Romana auf die Reaktion der Frau schon ziemlich gespannt.

  • Elissa beobachte die Sehne so als wenn sie nicht da zu gehören würde und kam sie dabei schon bisschen komisch vor.
    Aber sie wusste das sie sich nicht ungefragt in ein solches Gespräch einmischen durfte. Wieder hatte sie alles beobachtet wie sie es immer tat die Frau war sehr groß sogar führ Keltisch Verhältnissen. Normalerweise war Elissa es nicht gewohnt zu jemanden aufschauen zu müssen den sie war schon groß auch führe einen Keltin. Das Gesicht der Frau war fein und die Kleidung sehr schön gearbeitet und auch mit guten Stoffen ausgeführt.
    Aber so richtig konnte sie die Erde an den Händen der Frau nicht deuten als ob sie im Garten gearbeitet hätte. Natürlich hatte sie die gewaschen aber unter den Nägeln war es noch zu sehen.


    Dann vielen ihr die Schuhe auf und jetzt passte gar nichts mehr denn die wiesen sie eindeutig als Patrizierin aus. Also niemand der in Garten arbeite.
    Elissa suchte eine Erklärung fand aber keine.
    Und dann so eine Frage sie war froh nicht antworten zu müssen denn die Frau war schön und eben nur sehr groß.


    Sim-Off:

    Ich hoffe du hattest auch mal zeit für den Garten. ;)

  • Calvena blinzelte ihr Gegenüber etwas verblüfft an. Diese Frage hatte sie nicht erwartet, schon gar nicht von einer Patrizierin. Im ersten Moment wusste sie nicht was sie sagen sollte, aber es war offensichtlich, dass sich die Frau unwohl in ihrer Haut fühlte und nach Bestätigung suchte. Langsam schüttelte sie den Kopf.


    "Nein!" antwortete sie ehrlich, als erste Reaktion auf diese ungewöhnliche Situation. "Ich weiß nicht wie du auf diesen Gedanken kommst, aber ich finde dich weder Angsteinflössend noch FUrchterregend. Nur wiel du etwas größer als der Durchschnitt bist, ist das aus meiner Sicht nichts schlimmes, das macht dich nur Einzigartig!" fügte sie hinzu. Wie es wohl dazu gekommen war, dass sie sich so verunsichert fühlte?

  • Kurz, ohne zu wissen, wieso, wanderte Romanas Blick zur Sklavin der anderen. Ein durchaus wilde Gestalt. Zwar nicht so groß wie sie, doch noch immer ungewöhnlich hoch gewachsen für eine Frau, und mit zu Bergen stehenden Haaren. Ein blasses Gesicht, welches die Leute vom Norden kennzeichnet. Obwohl auch ihr direktes Gegenüber, die Plebejerin, nicht unbedingt sonnengebräunt war. Romana spürte die Blicke der Sklavin auf ihren Fingern lasten. Unwillkürlich blickte sie auf sie. Mist! Sie hatte noch immer Dreck unter den Fingernägeln, wohl noch vom Morgen her, als sie sich um ein paar Gewächse im Atrium gekümmert hatte. Jetzt konnte man da nichts mehr machen.


    Und so versuchte sie alles, um die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung nicht auf ihre Fingernägel zu lenken, sondern blickte die Frau an, als sie antwortete. Und sie hatte ja recht, musste Romana zugeben, es war schon ein abstuser Gedanke gewesen. Deshalb winkte sie nur mit der rechten Hand ab. „Ach, du hast ja recht. Es war ein dummer Gedanke. Ich habe halt hie und da solche Anwandlungen. Verzeih mir. Ich habe dir ja gesagt, die Frage wird affig sein. Aber danke, dass du mir trotzdem geantwortet hast.“ Sie lächelte die Fremde an. „Es war nur so... gerade vorhin... habe ich Leute getroffen, denen ich wohl Angst eingeflösst habe... durch meine schiere Präsenz... oder so...“


    Hier verließ sie ihre Eloquenz, und sie schaute kurz herum, bevor sie seufzte. „Na ja, immerhin hast du jetzt eine neue Anekdote, über die jung und alt lachen können. Wenn du den Namen der Protagonistin wissen willst, ich bin Claudia Romana. Und, danke für deine Antwort. War wirklich sehr nett von dir, das zu sagen, ....“ Herrje, sie kannte den Namen der Frau noch gar nicht, so endete das, was sie sagen wollte, in einer etwas schrägen Satzmelodie. Zwei unbeholfene Situationen innerhalb von nur einer Minute, das brachte auch nur Romana zusammen.

  • Leicht schüttelte Calvena den Kopf. Sie konnte verstehen, dass sich ihr Gegenüber nicht immer sicher war darüber, was andere über sie dachten. Vor allem hier in Rom war es schwer zu erkennen, wer es ehrlich meinte und wer einen nur ausnutzen wollte. Und als junge Frau hatte man eh noch mit Unsicherheiten zu kämpfen und wenn dann ein dummer Spruch kam, dann bröckelte die mühsam errichtete Fassade. „Mach dir keine Sorgen…. Ich kann dich gut verstehen…. Nur weil man anders ist, wird man auch gleich verurteilt… die meisten Menschen wollen gar nicht verbessert werden, sondern wollen nur ihr falsches Bild behalten um anderen zu schaden… Rom wird nun mal von Intrigen, Klatsch und Tratscht beherrscht und wir können nur versuchen uns durch dieses gefährliche Gewässer zu manövrieren…“ meinte sie ernst. Auch um die Andere zu beruhigen und ihr Sicherheit zu geben, dass sie nicht so war, sondern eben auch etwas anders. Sicher ihr Erscheinungsbild passte in das Klischee der jungen Frau aus gutem Hause, hübsch, aber nicht zu hübsch, schlank und auch ein wenig Selbstbewusst, doch ob sie es wirklich war, das wollte niemand wissen, schließlich würde sie zum Wohle der Gens später nur verheiratet werden. Ein Spielball war sie, wenn man es genau nahm.


    „Mach dir nicht zuviel daraus, was Fremde von dir halten….“ sagte sie Gut gemeint. „Viel wichtiger ist, was du selbst über dich denkst!“ lächelte sie freundlich. Und doch wusste sie, wie sehr dumme und unüberlegte Sprüche einen verletzten konnten.


    „Keine Sorge, ich werde niemandem etwas erzählen…. Ich bin Germanica Calvena!“ versicherte sie und stellte sich dann auch vor. „Hättest du Lust mich zu begleiten? Ich will mir neue Kleider kaufen und es wäre schön, wenn ich noch eine weitere Meinung habe!“ schlug sie vor. „Das ist übrigens Elissa, meine Leibsklavin. Wie du siehst, bist nicht nur du, etwas größer, als das allgemein Bild!“ versuchte sie Romana aufzumuntern.

  • Was Calvena dachte, dass hätte Romana nur unterschreiben können, hätte sie davon erfahren. Es war Rom. Hier war alles um vieles komplizierter. Es war genau so, wie sie es schon Lepidus gesagt hatte – es ist eine Stadt, an die man sich erst gewöhnen musste. Sie atmete kaum hörbar auf, als die Germanicerin ihr so freundlich versuchte, ihr ins Gewissen zu reden. Tatsächlich fühlte sie sich, mit jedem Satz, den die bisher Unbekannte sagte, besser. „Ich versuche ja gar nicht, ein falsches Bild von mir zu zeigen, ich versuche zu sein, wer ich wirklich bin. Obwohl auch das hie und da sehr schwer ist.“, meinte sie. „Normalerweise bin ich überhaupt nicht... so. Du weißt schon, was ich meine.“ Sie hoffte es einmal. „Es ist einfach über mich gekommen. Verzeihung. Ich bin neu hier in Rom, ich bin gerade vor ein paar Tagen angekommen.“


    Verlegen lächelte sie, rief sich dann ins Gedächtnis, dass sie wirklich selbstbewusster auftreten sollte. Es half ihr durchaus dabei, dies zu tun, indem sie daran dachte, dass das, was Calvena sich insgeheim dachte, dass sie nur ein Spielball der Gens wäre, bald nicht mehr auf sie zutreffen würde. Bald wäre sie ihr eigener Herr. Wenn es die Götter wollen. Und das tun sie ja.


    Ihr nächster Satz brachte sie tatsächlich zum Lachen, man sah, dass wieder alles in Ordnung war. „Das ist ein guter Spruch! Nur ist das Dasein als Patrizierin nicht immer so einfach, und oft ist die Sitaution komplizierter, als man denken könnte...“ Sie räusperte sich, sie wollte die Plebejerin nicht mit Heul- und Schluchzgeschichten aus dem Patriziat eindecken. Vermutlich waren sie Kleinkram verglichen mit den Sorgen anderer Leute.


    „Danke.“, meinte sie nur und lächelte. „Es freut mich, dich kennen zu lernen, Calvena von den Germanicern. Weißt du, was du gesagt hast... hat wirklich geholfen. Ich fühle mich schon um vieles besser. Du solltest in die Welt gehen und deine Fähigkeiten, anderen Leuten beizustehen, zur Verfügung stellen.“ Ganz bierernst meinte sie das nicht, doch schien es ihr, auf der anderen Seite, auch keine Unvorstellbarkeit. Die Frau hatte etwas an sich, was sie Romana sehr sympathisch machte.


    „Das ist ein sehr netter Vorschlag.“, freute sie sich. „Das würde ich gerne machen. Salve, Elissa!“, machte sie zur Sklavin neben Calvena hin. „Leider habe ich ja meinen Sklaven nicht mitgenommen. Schade. Saud heißt er, ein Araber, und er ist ein echter Kavalier. Und schleppen kann er auch.“, erwähnte sie ihren eigenen Sklaven. „Was bitter nötig ist bei manchen Einkäufen. Wohin willst du jetzt gehen? Zum Markt, nehme ich an?“

  • Verständnisvoll nickte Calvena, sie wusste nur zu gut, wie sich Romana fühlen musste. Rom war auch für diese junge Frau Fremd, groß und Verwirrend. Zumal sie beide Töchter einflussreichern Genten waren und somit die Ansprüche an sie wesentlich höher waren, Ungehorsam wurde bestraft, Rebellion nicht akzeptiert, es zählte nur das Wohl, die Macht und der Einfluss der Gens, die Wünsche von jungen Frauen hatten keinen Belang. „Ich weiß wie du dich fühlst. Alles ist Fremd und das Leben hat sich so schnell für uns verändert, dass wir nicht wissen wie wir uns anpassen sollen!“ sagte sie leise. Sehr schnell war aus einer völlig Fremden eine verwandte Seele geworden.


    Dass sie Romana kurz zum Lachen gebracht hatte, freute sie. Das Eis war gebrochen und nun konnten sie sich ganz ungezwungen unterhalten. Es spielte zumindest für den Moment keine Rolle, wer welchen Stand hatte, es zählte nur, dass sie einander verstanden und helfen konnten. „Das Leben ist leider nie wirklich einfach… und an uns sind die Ansprüche weit größer, als an andere, denn wir werden als Beispiele und Vorbilder genommen und müssen uns dem gewählten Schicksal beugen…. Hier in Rom ist macht und Einfluss alles, unsere Wünsche hingen nichts wert!“ Eine Tatsache mit bitterem Beigeschmack… nur zu gerne würde sie die Freiheit haben, selbst zu entscheiden oder sich einfach nur zu verlieben und nicht mit der Furcht Leben zu müssen, einen völlig Unbekannten heiraten zu müssen.


    „Es freut mich wirklich, dass ich dir helfen konnte!“ freundlich lächelte sie. Anscheinend hatte sie eine neue Freundin gefunden. „Mal sehen, die Leute müssen auch gewillt sein, meinen Ratschlag anzunehmen, ansonsten kann ich niemanden helfen!“ meinte sie schon recht weise für ihr junges Alter.


    Leise lachte sie, sie konnte sich sehr gut vorstellen, wie sie Beide viele unnütze Dinge kauften, nur weil es Spaß machte und wie sich ein armer Sklave abmühte die Einkäufe unbeschadet nach Hause zu bringen.
    „Natürlich zum Markt! Dort wo wir nach Herzenslust, das Geld unserer Verwandten auf den Kopf hauen können!“ kicherte sie.

  • „Ja, da hast du recht.“, pflichtete sie bei. „Weißt du, bis vor kurzem habe ich in Clusium gelebt. Kennst du das? Eine Stadt nördlich von Rom, in Etrurien. Nicht zu vergleichen mit Rom, zwar schon eine Stadt, aber doch relativ ländlich, wenn man es mit diesem Moloch hier vergleicht.“ Sie machte eine fahrige Bewegung mit der rechten Hand über das Forum Romanum. „Auch du bist noch nicht lange hier in Rom sesshaft.“, vermutete Romana zu Calvena und lächelte dabei. „Was hat dich hierher, anch Rom, verschlagen?“ Sie hatte ja auch eine Geschichte, wie sie nach Rom kam. Doch sie wollte ihre aufkeimende Freundschaft nicht mit der potentiell destruktiven Geschichte von Vestas Erscheinung untergraben.


    Sie hörte Calvena einfach nur zu, es tat gut, auf eine Frau zu treffen, welche ihr einfach... aus der Seele sprach. „Das stimmt.“, meinte sie nur und seufzte. „Weißt du, was mir von früher Kindheit an eingetrichtert wurde? Das dümmste Sprichwort von allen: Adel verpflichtet. Was macht mich meine Abstammung besser oder schlechter als andere? Ich meine, ich bin die Tochter eines Senators, und ich stamme aus der väterlichen Linie von diversen Kaisern von Rom und aus der mütterlichen Linie von diversen etruskischen Königen ab. Macht das irgendeinen Unterschied? Nichts davon war mein Verdienst.“


    Sie gestikulierte wild mit ihren Händen herum, wie immer, wenn sie ein bisschen agitiert war. Sie hielt inne, als sie einsah, dass es blöd ausschauen musste, und ließ ihre Arme sinken. „Und ich muss mich geben, als ob es dies wäre.“ Sie lächelte schwach und zuckte die Achseln. „Ich habe es gut erwischt... aber auf der anderen Seite dann auch wieder... na ja.“ Calvena hatte gerade genau jene Punkte aufgezählt, die das Leben als Mädchen aus einem guten Hause schwer machten. Romana musste sie nicht reiterieren.


    „Mich freut es auch, Calvena.“, sagte Romana ehrlicherweise und lachte auf ihre Weisheit hin. „Da hast du recht. Es gibt viele verbockte, sture Leute, die sich nichts sagen lassen. Hmm, nicht zuletzt unter Patriziern ist diese Eigenschaft verbreitet. Aber dies hast du nicht von mir.“, lächelte sie.


    „Zum Markt! Super!“, rief Romana, die Kaufeslust funkelte in ihren Augen auf. Fast wäre sie vor Freude gehüpft, aber sie bewahrte doch noch Haltung. „Dann... gehen wir?“ Sie blcikte auf Calvena und deren Sklavin, während sie darüber nachdachte, wie sie ihre eigenen Einkäufe zur Villa schleppen sollte. Selber tragen? Eine Unvorstellbarkeit, doch hatte sie keinen Sklaven zur Hand. Mal sehen. Vielleicht ließ man noch unterwegs einen mitgehen.

  • Calvena wusste wie sich Romana fühlte. Auch für sie war Rom verwirrend, beängstigend und viel zu groß. Die Menschen meist unfreundlich, in eilig und sogar schlecht gelaunt. Sie kam sich verloren vor zwischen all diesen Intrigen, der Niedertracht und beeindruckenden Bauwerken. „In Clusium war ich bisher nicht gewesen!“ nur zu gern hätte sie diese Stadt gesehen, denn in Romanas Augen lag ein Glanz voller Freude und Sehnsucht. „Ich bin gerade erst her gekommen. Vorher habe ich bei der Familie meiner Mutter gelebt, wir sind viel herum gereist und ich habe immer die kleinen beschaulichen Orte geliebt…. Rom ist einfach nur beängstigend…“ gab sie zu und verschwieg dennoch ihre Vergangenheit. Es würde dem Ansehen der Gens nur schaden, wenn es in die Öffentlichkeit vordringen würde, dass sie einmal Gauklerin gewesen war. Vor allem würde es ihr Schaden… Elissa hatte sie deswegen schon gewarnt. Kurz warf sie ihrer Sklavin einen nachdenklichen Blick zu. In ihr hatte sie eine vertraute Person gefunden, die sie nicht so schnell würde verraten würde. Sie waren in gewissen Weise Freundinnen geworden, trotz ihrer Unterschiede, vielleicht auch gerade deswegen.


    Romana sprach Calvena aus der Seele. „Es ist schön, jemanden zu kennen, der auch ein wenig anders denkt… und doch können wir unseren Pflichten nicht entkommen. Wir müssen uns ihnen stellen und unser Schicksal klaglos ertragen.“ Sie klang etwas traurig, aber wirklich ändern konnte sie nichts an ihrer Situation. Aber dennoch verbarg sie eine gewisse Rebellion in ihrem Herzen. Alles würde sie sich nicht gefallen lassen, das war nicht wirklich ihre Art.
    „Ich weiß wie du dich fühlst… du wünscht dir, dass du selbst entscheiden kannst, was du mit deinem Leben machen willst. Du willst nicht die Rolle annehmen, die man für dich vorgesehen hat und doch, hast du keine andere Wahl…“


    Mit einem freundlichen Lächeln schlug sie schließlich den Weg zum Markt ein. Sie mussten wahrlich einen merkwürdigen Anblick bieten und doch waren sich die Beiden jungen Frauen sehr ähnlich.

  • Romana lhelte leicht verträumt, als Calvena Clusium erwähnte. „Ein wundervoller Ort. Sehr schön, auch wenn seine hohe Zeit vorbei ist. Alt ist die Stadt. Älter als Rom. Man merkt dieses Alter. Es ist fast so... als ob dort die Götter noch unter den Menschen wandeln würden.“ Was ja auch stimmte. Leicht schauderte ihr, als ob eine kalte Brise über das Forum fahren würde, obwohl der Tag warm und strahlend war. „Dann bist du auch, in gewisser Weise, ein Mädchen vom Land. Obwohl ich Rom schon gut kenne, ich bin hier geboren und aufgewachsen, kennt man sich nicht mehr gut aus, wenn man nur eine längere Zeit fort war.“ Fast kam es ihr so vor, als ob Calvena ihr etwas verschweigen würde. Aber was denn? Ach was, Schmarren, das war wohl wieder eines ihrer Hirngespinste, mit denen sie sich schon gerade vorhin so lächerlich gemacht hat. Und selbst wenn Calvena ihr etwas verbarg, auch Romana verbarg ihr etwas.


    „Weißt du, was besonders beängstigend an Rom ist?“, vertraute sie Calvena an. „Die Macht. Wirklich. Es ist fast so, als könnte man sie hier in der Luft angreifen. Reine, destillierte Macht. Hier in Rom wird über das Schicksal von Tausenden entschlossen. Mit seinem Daumen kann der Kaiser die Leute umbringen. Mit einer Handbewegung können die Senatoren über das Wohl und Wehe der Provinzen entscheiden. Mit einer Unterschrift kann die Kanzlei den Menschen das Leben zur Hölle machen. Mit einer Fingerbewegung kann die Stadtplanung ganze Viertel abreißen.“ Gut, das war jetzt etwas drastisch dargestellt, aber im Prinzip dachte sie, sie hätte das schon gut dargestellt. „Bist du mit Senator Sedulus, oder Senator Avarus verwandt? Mächtige Leute, die die Zügel in der Hand haben. Dann weißt du sicher, was ich damit meine. Ich bin die Tochter von Claudius Menecrates, ebenfalls ein einflussreicher Senator... die Macht Roms bedrückt nicht nur dessen Feinde, sondern auch dessen Bewohner...“ Kurz blickte sie düster daher, bevor sie wieder einen freundlichen Gesichtsausdruck zusatndebrachte.


    „Müssen muss man nichts.“ Nun war es für Romana Zeit, ihre Weisheiten hervorzuholen. „Es gibt Wege, dem zu entkommen... sag, Calvena, was hast du denn später für dich vor? Du klingst nicht so, als würdest du damit zufrieden sein, dich mit einem dicken Senator vermählen zu lassen und dann als seine Dienstmagd herhalten zu müssen.“, vermutete die junge Claudierin und schmunzelte leicht. „Ich sage dir... ich habe schon einen Weg, durch den ich aus dem Ganzen ausbrechen kann.“ Mysteriös lächelte sie. „Ich habe einen gefunden... nein, er wurde mir... gewiesen...“ Ja, und sie war stolz darauf. Sie hob ihren Kopf unwillkürlich etwas, wodurch sie nochmals eine Spur größer wirkte.


    Sim-Off:

    Lassen wir unsere Heldinnen noch etwas quasseln, bis wir zum Markt kommen? ;)

  • Sim-Off:

    Natürlich immer wieder gern :D


    Fast neidete Calvena es Romana an, dass diese eine wirklcihe Heimat hatte, während sie die meiste Zeit ihres Lebens ein Vagabund gewesen war. Von Satdt zu Stadt, von Ort zu Ort, ohne festes Ziel, der Spur des Geldes folgend... und doch hätte sie sich keine schönere Kindheit vorstellen können. Denn die bedrückende Last von Verpflichtungen war ihr Fremd gewesen. Sie war Frei gewesen. Zu Schmerzhaft war der Fall aus diesen glücklichen unbeschwerten Tagen gewesen, zu schnell zu plötzlich hatte sich alles geändert und nun wurde ihr durch andere bestimmt und sie musste sich fügen. "Ein Mädchen vom Land... das klingt unschuldig!" meinte sie und lachte dann, denn wirklich unschuldig war sie nicht, dazu hatte sie zu viel auf dem Kerbholz. Kleinere Diebstähle hatten zu ihrem alten Leben gehört. Meist zwar nur aus Not, aber denoch würde sie diese Taten nicht auf ihr Banner sticken lassen und vor sich hertragen. "Rom ist mir Fremd... die Menschen hier sind so anders, so verschlossen, nie weiß man was sie von einem Denken oder ob sie Gutes im Sinn haben oder ob sie nur so tun und die hitnerrücks einen Dolch zwischen die Rippen jagen!" Es war eien dramatische Zusammenfassung der Dinge die sich ereignet hatten, während sie in Rom war. deswegen ging sie schon jetzt einigen Leuten aus dem Weg.


    Calvena konnt enur zu gut verstehen wovon Romana sprach. es war genau diese Macht die sie so einschüchterte und sie ihr einfaches und bescheidenes leben zurück wünschen ließ. Denn es war die Macht die andere Menschen über Leben hatten, sie fällten die Entscheidungen, sie sagten was sie zu tun und zu lassen hatte. "Avarus und Sedulus sind meien Verwandten.... und ich weiß was du meinst. Wir sind im Grunde nur Lehm den sie nach ihrem Willen Formen und einsetzen. Sie schreiben unseren weg vor..." erwiederte sie nachdenklich.


    Verdutzt blieb sie stehen und sah Romana verwundert an. "Was meinst du dmait, es gibt eine Möglichkeit dem zu entkommen?" fragte sie neugierig.

  • Fast hätte man eine kurze Ahnung, einen kaum spürbaren hauch von Sehnsucht in Calvenas Augen sehen können. Romana bildete sich ein, eindeutig etwas gesehen zu haben, als sie von Clusium erzählte. „Unschuldig?“, wiederholte Romana und stieß ihrer neuen Freundin neckisch sachte in den Oberarm. „Niemand ist ohne Sünde. Oder hast du es total faustdick hinter den Ohren?“ Sie wäre Calvena nicht wirklich böse, wenn sie nun irgendwelche Geständnisse machen würde. Wer wäre sie, über die Aktionen einer bis vor kurzem komplett fremden jungen Frau zu urteilen? Und wenn Calvena nichts sagen wollte, wenn schon? Es wäre ihr Sache.


    Doch ihr Lachen verklang, als Calvena das Leben in Rom ansprach. „Das stimmt...“, gab Romana zu. „Niemand traut, sich selber zu sein. Jeder denkt, daraus könnte ein massiver Nachteil erwachsen. Schau einmal in die ländlichen Regionen, schau nach Clusium. Dort hat jedes Tierchen sein eigenes Pläsierchen.“ Einer der Lieblingssprüche ihrer Großmutter. „Ich habe ja auch meine Macken, meine Schrullen und ganz eigenen Verrücktheiten. Aber ich halte mich damit nicht hinterm Busch. Wenn man sich selber nicht treu ist, hat man schon verloren.“, gab sie freimütig zu und blickte warm auf Calvena. „Offenbar hast du dies schon erlebt, dass man dich hintergangen hat, hm? Jeder hier in Rom kann dir Geschichten erzählen, sage ich dir... Es ist halt so. Willkommen in Rom.“, seufzte sie.


    Sie nickte anerkennend. „Sie sind also deine Verwandten. Ich lese oft die Acta Diurna, und deren Ausgaben sind immer voll von den Namen deiner Verwandten. Einflussreiche Männer. Auch bei ihnen ist es wohl so, dass sie gefangen sind, dass ihre macht einen Käfig für sie bildet. Privatleben? Fehlanzeige. Ich erlebe es bei meinem Vater.“ Sorge konnte man ihrem Gesicht ansehen. „Er ist komplett darniedergestreckt, weißt du? Krank. Mit seinem Nerven am Ende. Elend schaut er aus. Das hat die Macht Roms ihm angetan.“


    Doch die Verblüfftheit Calvenas hatte das potential, sie wieder aufzuheitern. „Der Weg, den ich meine, heißt Priesterschaft.“, sagte sie. „Bist du gläubig? Ich schon, von tiefsten Herzen. Meine Göttin, die, mit der ich mich am meisten verbunden fühle, ist Vesta.“ Sie machte eine Pause. „Ich werde in ihren Kult eintreten. Ja.“ Sie blickte Calvena tief in die Augen. „Ich möchte Vestalin werden, und ich werde es auch schaffen. Das heißt Freiheit, Ungebundenheit, und Selbstbestimmung. Und ich würde den Willen meiner Göttin erfüllen. Weißt du, sie ist...“ Sie unterbrach sich. Ob ihre Freundschaft schon dick genug war, dass sie ihr dies anvertrauen konnte? „Also, wie schon gesagt, die Priesterschaft erlaubt es dir, dein Leben selber zu bestimmen. Selbst wenn du nicht Vestalin wirst, sondern Priesterin der Venus, Minerva, Iuno, welcher Göttin auch immer.“ Ihr viel gar nicht auf, dass sie klassische Werbung für den Cultus Deorum machte. Aber das sollte gut so sein, bald würde sie ihm selbst angehören.

  • Calvena grinste nur breit. Noch kannte sie Romana nicht gut um ihr einige pikante Geheimnisse anzuvertrauen, aber ine freches und keckes Zwinkern zeigte der neuen Freundin, das mehr in ihr steckte, als man ahnen mochte. "Ich bin mir sicher, dass wir Beide so unsere Sünden begangen haben und auch fehler gemacht haben. Aber ich bereue weder das eine noch das Andere. Meine Taten haben mich zu dem Menschen gemacht, der vor dir steht!" meinte sie etwas geheimnisvoll und kryptisch. Romana wusste sicherlich was sie meinte und wenn aus ihrer Bekanntschaft eine Freundschaft wuchs, dann würden sie sich ihre Geheimnisse anvertrauen.


    Nachdenklich nickte sie zustimmend. "Hier in Rom ist jeder Fehler ein Zeichen von Schwäche. Niemand will sich eine Blöße geben. Überall herrscht misstrauen und hinter jeder Ecke wird ein Feind gewittert. Und wir sind mitten drin, mit unseren Sorgen und Nöten und wissen nicht, wem wir uns anvertrauen soll. Es ist schwer Freunde zu finden...." sagte sie und ließ ihren Blick kurz schweifen. Die Menschen hasteten an ihnen vorrüber, einem Ziel folgend, meist mit einem verbitterten Zuck um dem Mund herum. "Ich bin auch niemand, den man als normal bezeichnen könnte... ich bin nicht einmal wirklich angepasst, aber dennoch versuche ich es, weil man es von mir erwartet!" gab sie zu. Es kam ihr wie eine Pflicht vor, sich immer von der besten Seite zu zeigen. Die Gens hatte sie mit so viel Freundlichkeit aufgenommen, dass sie ihnen etwas schuldete und doch war sie nicht wirklich glücklich.


    "Ich komme sie sehr wenig zu Gesicht. Meist bin ich mir selbst überlasse oder werde von den Sklaven beobachtet... Tauschen möchte ich nicht mit ihnen, denn es scheint was so, als würden sie von der Last ihrer Verpflichtung und Verantwortung erdrückt!" sie nickte verstehend. Es war nicht leicht für sie.


    Calvena sah Romana erst zweifelnd an, dann nickte sie verstehend. Doch war der Weg der Priesterschaft das richtige für sie? Würde sie im Dienste der Götter glücklich werden, oder suchte sie nur nach einem Fluchtweg. "Für dich mag dein eingeshclagener Weg der Richtige sein... doch ich weiß noch nicht, wohin mich mein Weg führt. Ich muss mir erst noch über viele Dinge bewusst werden, ehe ich weiß was ich will..." gab sie freimütig zu.

  • Roman lachte abermals auf, als sie das Zwinkern der Germanicerin sah. Es war jetzt nicht so, dass sie persönlich dachte, zuviele Sünden auf sich geladen zu haben, doch sie selbst wollte das nicht sagen. Doch Fehler hatte sicherlich auch gemacht, wer denn nicht? „Wenn dich deine Taten zu dem machten, was jetzt vor mir steht, dann können deine Taten ja gar nicht so schlecht gewesen sein.“, lächelte die Claudierin und blickte auf Calvena herab – nicht im metaphorischen Sinne natürlich, sondern, weil es eine physikalische Notwendigkeit war. „Solange du so über deine Erfahrungen sprechen kannst, und ncihts davon bereust, dann hat bisher alles seine Richtigkeit gehabt, und du hast keinen Grund, dir etwas vorzuwerfen.“ Natürlich war es klar, dass Romana Calvena nicht auspressen würde wie eine Zitrone, sie war nicht der Typ Mensch, der das machte. Es musste sich einfach entwickeln, bis alles richtig war.


    Sie hörte Calvena aufmerksam zu und lächelte schwach, wusste sie doch darüber Bescheid. „Das fühle ich auch. Vielemeiner Freunde, die ich damals in Rom zurückgelassen hatte, sind weg. Nimm meine Schwestern. Eine davon ist jetzt irgendwo im Imperium, niemand weiß, wo sie sich aufhält. Eine davon hat einen Flavier geheiratet und lebt jetzt zurückgezogen auf irgendeinem Landgut. Und eine davon ist spurlos verschwunden, niemand weiß, wo sie hin ist. Du siehst, man verliert schnell den Kontakt mit den Menschen. Und Anschluss wieder zu finden ist... schwer.“ Sie gab Calvena einen verständnisvollen Blick.


    „Normal. Wer will denn schon normal sein.“ Sie zwinkerte nun ihrerseits der Germanicerin zu. „Normalität ist doch nichts anderes als Langeweile. Stell dir vor, ich wäre ein normaler, gewöhnlicher Mensch. Wie öde wäre das denn? Pure Fadesse. Versuch niemals, normal zu sein, Calvena. Es wird dich kaputt machen.“, prophezeite sie ihr. „Was wird denn von dir erwartet, von Seiten deiner Familie? Dass du eine brave, wohl erzogene Tochter oder Nichte oder was auch immer bist? Das kannst du ja sein, denn niemand wird von dir erwarten, dass du darüber hinaus „normal“ wirst. Normal. Was für ein besch...“ Sie hielt rechtzeitig inne, bevor ihr ein sehr unpatrizisches Wort über die Lippen gekommen wäre. „Bescheidenes Wort.“, setzte sie fort, auf ihren Wangen konnte man eine leichte Röte erkennen, und ihren Mund zierte ein kleines, verlegenes Grinsen.


    „Ja, das ist eben das, was ich dir gesagt habe. Doch dass du sie nur selten zu Gesicht bekommst, ist noch ein Zeichen dafür, dass sie noch nicht komplett den Faden verloren haben. Mein Vater hingegen...“ Sie unterbrach sich abermals und blickte dann Calvena fast verängstigt an. „Bitte, sag niemanden etwas davon, wie ich mich um meinen Vater sorge. Versprichst du mir das?“ Auch ihr Vater musste das Gesicht bewahren und dabei von seiner Tochter unterstützt werden. Es würde ihm garantiert nicht gefallen, wenn ihm zu Ohren käme, dass Romana brühwarm Anekdoten über seinen Gesundheitszustand weitererzählte.


    „Ich bin mir ganz sicher, dass mein Weg der richtige ist.“, bestätigte sie. „Ich wollte nur, dass du über diese Möglichkeit Bescheid weißt. Du bist eine junge Frau, dir steht dir Welt offen. Denke nicht, dass dir deines Geschlechts wegen die Türen alle verschlossen sind. Du musst nur wissen, wo die Türen zu finden sind, und wie sie zu öffnen sind.“, vertraute sie Calvena an. „Denke gut darüber nach... sag, bist du eigentlich überhaupt gläubig?“

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