[Bericht] ...über die Gefangennahme und die Befreiung des Marcus Decimus Livianus

  • Nachdem der Senat Marcus Decimus Livianus öffentlich auf dem Forum vor der Curia Iulia empfangen hatte, ging man in das Senatsgebäude hinein, mit den beiden amtierenden Consuln an der Spitze.
    Livianus war ein Gefangener der Parther gewesen bis er befreit werden konnte.
    Seine Befreier waren an diesem Tag auch zugegen und sie erfuhren die Ehre, vor dem Senat sprechen zu dürfen. Denn die Senatoren wollten wissen, wie sich alles zugetragen hatte.



    Einer der beiden Consuln, ein unsicherer Mann und schlechter Redner noch dazu, der nur gewählt worden war, weil er niemandem gefährlich werden konnte, dieser Consul ergriff das Wort:



    “Senator Marcus Decimus Livianus, wir heißen dich in der geheiligten Halle der Curia Iulia willkommen. Ähm... willkommen zurück. Bitte, nimm deinen dir zustehenden Platz ein.“

  • Livianus tat wie ihm geheißen und nahm seinen Platz zwischen den Senatoren ein, der die gesamte Zeit seiner Abwesenheit verwaist war. Er konnte sich kaum noch an das letzte Mal erinnern, wo er hier in den Reihen der Senatores gesessen und an einer der Sitzungen teilgenommen hatte. Als ehemaliger Legatus Legionis war es ihm schließlich nicht gestattet gewesen, das Pomerium und somit auch die Basilica zu betreten – und er hatte über einen langen Zeitraum seinen Dienst als Legionslegat versehen.


    Seinen Bruder Magnus und Hadrianus Subdolus musste er dabei zurück lassen. Sie standen gemeinsam mit anderen geladenen Gästen am Rande des Plenarsaales. Aufmunternd lächelte er ihnen zu und begrüßte dann noch einmal die direkt an seinen Platz angrenzenden Senatoren durch ein Kopfnicken oder ein Händeschütteln, ehe er sich setzte und gespannt darauf wartete, wie es nun weiterging.


  • “Primus Decimus Magnus und Herius Hadrianus Subdolus, kommt näher, stellt euch hier zu mir, damit alle euch gut sehen können. Ihr habt Rom einen großen Dienst erwiesen. Ihr habt... ähm... großen Mut und große Tapferkeit bewiesen. Der Senat erkennt, dass uns die Götter durch eure Tat ein Zeichen der Gunst ge... äh... gegeben haben.“

  • Aelius Quarto saß als Consular zwischen den anderen ehemaligen Consuln und Praetoren. Er zupfte sich nervös am Bart und machte ein unglückliches Gesicht. Vielleicht, nein, ganz bestimmt war ihm die holperige Rhetorik seines Amtsnachfolgers äußerst zuwider.

  • Nicht sehr hilfreich die eigene Nervösität im Zaum zu halten, wenn selbst einer der mächtigsten Römer mit so wankender Stimme sprach. Doch noch mußten sie nicht Rede und Antwort stehen. Sie traten nach vorn und Herius Hadrianus Subdolus kam auf dem gewünschten Platz zum Stehen. Unangenehm waren ihm die vielen Augenpaare. Er wartete ab, was nun folgen würde...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Aelius Quarto erhob sich und bat damit um das Wort.


    “Verehrter Consul, geschätzte Kollegen“, fing er an, um dann fortzufahren: “vielleicht sollte uns Senator Decimus Livianus zunächst einmal berichten, wie es geschehen konnte, dass er in die Hände der Feinde geriet und wie es ihm dann ergangen ist, bevor wir hören, wie seine Befreiung gelungen ist.“

  • Dieser Consul war der reinste Witz und Livianus war mehr als froh, dass nun Senator Aelius Quarto das Zepter in die Hand nahm und die bisher vermisste Führungsrolle im Senat übernahm. Dem mehrfachen Consular viel dies bestimmt nicht all zu schwer und sein Wort hatte einiges an Gewicht. Livianus wartete daher nicht erst, bis der Consul wieder mühsam nach Worten rang um Quarto letztendlich zuzustimmen sondern nickte Quarto dankend zu und erhob sich wieder. Der Senator versuchte seine Erinnerungen so gut wie möglich wieder zu geben.


    "Nun geschätzte Senatoren. Wo soll ich beginnen……


    Es war kurz nach der Schlacht um Edessa. Die Stadt war gefallen und von unseren Truppen besetzt. Mir war zu diesem Zeitpunkt klar, dass wir die ersten wichtigen Schritte im Feldzug gegen die Parther eingeleitet hatten, aber dass es nun zügig weitergehen musste. Der erste wichtige Sieg bzw. die erste große Niederlage des Feindes ließ die Moral der römischen Truppen sprunghaft ansteigen und ich vermutete, dass die Parther im Gegenzug ihren ersten Schock hinnehmen mussten.


    Früh am Morgen ließ ich einen Reitertrupp bereitstellen. Ich wollte mir ein Bild von der näheren Umgebung machen, um danach die weitere Route besser planen zu können. Seit ich Centurio war habe ich mir immer selbst ein Bild von der Lage gemacht und mich nie auf Landkarten oder Berichte der Meldereiter verlassen. Wir gingen davon aus, dass Rund um Edessa alle Feinde geflohen bzw. zurückgeschlagen waren und dementsprechend keine Gefahr mehr bestand. Dies war wohl eine Fehleinschätzung.


    Nach einer ganzen Weile erreichte mein Trupp einen hügeligen und äußerst unübersichtlichen Streckenteil und der Truppführer gab Zeichen kurz zu pausieren, ehe er den Weg fortsetzen wollte. Ich war damit einverstanden und bestätigte seinen Befehl. Einige Reiter steigen vom Pferd und andere wurden vom Decurio losgeschickt, um den noch vor uns liegenden Weg zu erkunden. Ich selbst schloss zum Decurio auf und stieg schließlich selbst vom Pferd ab.


    Von einen Moment auf den Anderen brach plötzlich die Hölle los. Pfeile schossen durch die Luft und trafen den neben mir stehenden Decurio direkt in die Brust. Auch einige andere Soldaten wurden getroffen. Die verbleibenden Männer versuchten einen Verteidigungsring um mich zu bilden, doch es war vergebens. Ein parthischer Spähtrupp hatte uns anscheinend entdeckt und griff nun von mehreren Seiten an.


    Danach ging alles sehr schnell. Wir versuchten uns zwar Anfangs frei zu kämpfen, doch wurden schließlich überwältigt. Ich bekam im Zweikampf mit einem parthischen Soldaten einen harten Gegenstand, vermutlich einen Schwertgriff über den Kopf gezogen und kam dann erst in einem parthischen Kerker zu mir."

  • Aelius Quarto hörte Livianus aufmerksam zu. Er war damals auch in Edessa gewesen. In die Schlacht gezogen war er selbst zwar nicht, sondern im Tross geblieben, doch konnte er sich an die gefallene Stadt jenseits des Euphrates und die Osroene genannte Landschaft, in der sie lag, gut erinnern.


    “Ich danke dir, Senator Decimus Livianus. Es muss schmerzlich für dich sein, diese Erinnerungen wieder wach zu rufen.
    Bitte verzeih mir deshalb, wenn ich dazu trotzdem noch einige Fragen habe.
    Wie viele Männer haben dich seinerzeit begleitet?
    Gehörten sie zur Legionsreiterei der I. Legion, die damals unter deinem Befehl stand?
    Wie weit wart ihr von Edessa entfernt, als ihr überfallen wurdet, ungefähr?
    Und, dass ist die wichtigste Frage, auch wenn sie vermutlich schwer zu beantworten ist: haben die Feinde euch aufgelauert? Hattest du vielleicht den Eindruck, dass es eine gezielt aufgestellte Falle war?“

  • "Schon gut Quarto. Der Senat hat ein Recht darauf es zu erfahren."


    Livianus musste einen Moment lang nachdenken, um sich diese Detail möglichst genau in Erinnerung zu rufen, ehe er eine Antwort geben konnte.


    "Es waren zwanzig Reiter meiner Leibgarde. Sie unterstanden also meinem Befehl. Ausgesuchte, gute Männer. Wie weit wir von Edessa entfernt waren ist schwer zu sagen. Wir sind ungefähr ein bis zwei Stunden geritten und waren vermutlich um die 20-30 km von der eingenommenen Stadt entfernt als es passierte.


    Ob sie uns tatsächlich aufgelauert haben kann ich nicht beantworten. Es kann durchaus sein, dass sie uns bereits vorher schon bemerkt haben und diese Gelegenheit nutzten, um uns anzugreifen. Dennoch war es vermutlich nur Zufall, dass sie ausgerechnet auf uns getroffen sind. Es war ein nicht all zu großer Trupp von Angreifern der uns nur überlegen war, weil wir uns aufgeteilt hatten."

  • Livianus seufzte. Diese Frage hatte ihn selbst auch lange Zeit beschäftigt und während seiner Gefangenschaft hatte er Zeit genug um sich darüber Gedanken zu machen. Immer wieder und wieder war er die Ereignisse dieses Tages durchgegangen und hatte jede noch so kleine Wahrnehmung in seine Überlegungen mit einbezogen. Wirklich sicher konnte man sich nie sein. Doch letztendlich kam er auch heute zu dem gleichen Entschluss wie damals.


    "Nein. Mein Ausritt war so kurzfristig angesetzt und mit Niemand besprochen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich an den Feind verraten wurde."

  • Nach dem Empfang hatte ich mich, zusammen mit Subdolus, hier eingefunden und lauschte nun, so wie mein Mitstreiter auch den Schilderungen und Fragen.
    Etwas nervös war ich, aber auch mit den Gedanken woanders..... in Germania, bei meiner Familie, meiner Frau und den Kindern.....

  • Menecrates hatte kurz vor dem Kriegszug gegen die Partier die Legion aus Altersgründen verlassen. Er konnte es lange nicht fassen, dass kurz nach seinem Ausscheiden die Prima ins Feld ziehen sollte, denn so lange er dort noch als Stabsoffizier gedient hatte, lag eine derartige Entwicklung nicht einmal im Ansatz im Bereich des Möglichen. Natürlich bewegte ihn auch heute noch alles, was mit der Prima nur im Entferntesten zusammenhing.


    Er betrachtete kurz den Hadrianus, den er ebenfalls in der Prima kennengelernt hatte, dann schweifte sein Blick zu seinem ehemaligen Legaten.
    Er erhob sich und bat um das Wort. Zwar war er kein Consul und bisher gab es nur Wortmeldungen von Consuln oder wenigstens ehemaligen, aber er besaß militärisches Hintergrundwissen und - zugegeben - eine Portion Neugier. Die jedoch konnte helfen, die Situation der Gefangenahme von einer anderen Seite zu beleuchten.


    "Senator Decimus, welche Offiziere befanden sich zum Zeitpunkt der Gefangennahme denn in deinem Stab? Wer waren deine Berater? Und wo befanden sich zu diesem Zeitpunkt die Hilfstruppen? War der befehlshabende Kommandant autorisiert, selbstständig zu handeln, oder handelte er stets nur auf deinen Befehl hin? Wie ist deine Einschätzung zur Verlässlichkeit derjenigen, die dich umgeben haben? Viele Fragen, ich weiß, aber möglicherweise bringen sie Licht in das Dunkel. Ich für meinen Teil wüsste das gern."

  • Furianus hatte seine Theorie, eine Theorie des Kalküls hinter dieser Tragödie und ließ davon auch nicht so schnell ab. Er sah den Decimer auf dieser Wahlveranstaltung, welche doch eigentlich eine Begrüßung werden sollte, sah ihn hier und konnte sich nicht vorstellen, dass dies ein Mann sein sollte, der die Gefangennahme von Parthern überlebt hatte. Er musste ein Schatten seiner selbst sein, gezeichnet, wenn nicht gar verstümmelt. Und doch stand er hier, kandidierte für das Praetorenamt und ja, davon war er überzeugt, spielte den seelischen Trauerfall.
    Lange hatte er gesessen, geschwiegen und nachgedacht. Er konnte sich irren, schließlich war Decimus Livianus noch nie negativ aufgefallen, er hatte ihn bisher immer geschätzt, doch der Skeptizismus, welcher stehts ein Zeichen seiner Persönlichkeit war, veranlasste ihn zu handeln. Und es schmerzte ihn, warum der ganze Senat, einige Männer, die er für klug hielt, sich so darauf versteiften irgendwo anders einen Fehler für diese Situation zu suchen. Für ihn stand der Fehler genau vor ihm. Und es würde sich wohl nie heraus stellen, ob man diesen Fehler auch letztendlich Verräter nennen konnte.


    "Dies spricht für deine gefallenen Männer, Senator Marcus Decimus, doch in eben solchem Maße spricht es gegen dich. Ich bin kein großer Kenner militärischer Taktiken, räume mir auch nichts weiter ein, als mit gesundem Menschenverstand diese Tatsachen zu beleuchten, doch erscheint es nur mir fragwürdig, dass einer der am ganzen Feldzuge partizipierenden Legaten - ja geradezu DER Legat der Prima, einer Legion, in der ich auch diente und welche dem Kaiser am nächsten stand und dem Heutigen steht - sich entschließt einfach so die Gegend zu erkunden?", er hielt eine kurze, stilistische Pause für angebracht, um darauf hin einen vielbedeutenden Blick durch die Reihen der Senatoren zu werfen. Dann stand er auf.
    "Dies soll kein Verhör sein, Senator, ich stelle nur fest, dass du einen unangemeldeten, unausreichend bemannten, unsicheren, leichtfertigen und höchst riskanten Ausritt auf nicht ausgespähtem Feindesgebiet - ganze 20 bis 30 Kilometer von einer gerade besetzten feindlichen Stadt - gewagt hast, um die Landschaft auszukundschaften. Du nanntest es - einen Momanet bitte -", er legte kurz den Zeigefinger an die Schläfe, um ihn dann einige Wimpernschläge später schnell nach oben schnellen zu lassen "genau, du nanntest dies eine Fehleinschätzung. Eine Fehleinschätzung, die, nehmen wir dein grausames Schicksal außen vor, deine Männer mit ihrem Leben bezahlen mussten, nicht wahr? Eine Fehleinschätzung, welche dem Feind einen Zugriff nicht nur auf einen der am besten informierten Kriegsteilnehmer unserer Seite bot, sondern auch noch einen Zugriff auf das bot, was mir als Römer das Höchste ist - unsere Ehre. Du warst als Legatus Legionis der Ersten Legion nicht nur Legat, du warst nicht nur Senator und ein Angehöriger einer der ehrbarsten Familien Roms, nein, du warst, neben dem Kaiser, ein Politikum! Du warst ein Symbol! Du warst die Speerspitze der Speerspitze. Deine Gefangennahme ist daher für mich nicht nur eine menschliche Tragödie, sondern viel mehr eine Staatsangelegenheit. Dies wollte ich dir sagen, bevor du fort fährst."


    Danach setzte er sich, doch seine Augen ruhten noch immer auf dem Mann, welcher heute gefeiert wurde. Und im selben Moment fragte sich der Flavier, geradezu drängend, warum sich der Decimer nicht bei der erstbesten Gelegenheit in sein Schwert gestürzt hatte. Mit solch einer Schande konnte er, mit seinem Stolz, nicht leben.





    edit.: Was hinzu gefügt, ein wenig schwarzer Markierung heraus genommen...ja, das Übliche eben. ;)

  • Was wurde das hier? Eine Diskussion zur Klärung der Umstände die dazu führten, das der Senator Decimus Livianus an den Feind 'verloren' ging, eine Untersuchung, um festzustellen ob es Spione, Verräter im eigenen Lager gab oder noch schlimmer eine Zwangsneurose, um den Verlust des Legaten eben jenen selbst in die Tasche zu schieben und am Ende fein heraus zu sein, weil Senat und Diplomaten so kläglich versagt hatten den Sohn Roms zurückzuholen? Avarus blieb auf seinem Kissen sitzen. Er beobachtete die Situation weiter und schwieg. Vorerst.

  • Was ein Glück das Sedulus nicht mit solchen Sachen wie die Senatoren Claudius Menecrates und Flavius Furianus angefangen hatte, da wäre er doch gleich wieder der böse Bube gewesen und man würde ihm erneut üble Nachrede oder sonstiges unterstellen.


    Aber eines war klar, Livianus hatte mit seinem wie Sedulus fand dummen, nein, sogar eines Legaten welcher ja quasi einen Feldzug anführte katastrophalen Verhalten, ein Gebiet mit nur einer spärlichen Reiterei erkunden zu wollen welche gerade noch so von Feinden wimmeln konnte den ganzen Feldzug in Gefahr gebracht. Welcher dann auch dementsprechend verlaufen war.


    Hatte er keine Männer die er hätte losschicken können? Oder vertraute er diesen einfach nicht? Und nur weil man es als Centurio tat, dies auch Legat weiterhin machen mußte verstand Sedulus schon gleich gar nicht. Für so etwas hatte man doch seine Untergebene. Und selbst wenn hätte er immer noch einen kleinen Trupp der die Gegend absicherte voraus schicken können, nein eigentlich müssen.


    Da Sedulus aber nicht vor hatte sich hier groß einzumischen, lehnte er sich entspannt zurück und sah sich dieses tragische Schauspiel entspannt an.

  • Aufmerksamer als den meisten anderen Debatten folgte Macer diesem Bericht aus Parthia und der Aussprache dazu. Immerhin stand er selber einmal an der Spitze der Legio I und kämpfte an der Seite des damaligen Caesar im Bürgerkrieg. Anders als einige andere Kollegen im Senat konnte er daher auch nicht ganz so hart mit Livianus ins Gericht gehen.


    "Ich kann in den geschilderten Geschehnissen kein grundsätzliche und offensichtlich fahrlässiges Fehlverhalten von Decimus Livianus erkennen", meldete er sich daher mit seiner Einschätzung zu Wort. "Es gehört zu den Pflichten eines Legionskommandeurs, sich mit eigenen Augen ein Bild von der Lage zu machen. Eine eroberte Stadt, in der die Truppen mehrere Tage Station machen, bietet dazu sogar die ideale Situation, denn auf dem Marsch bleibt nur wenig Gelegenheit, tatsächlich einmal auf größere Distanz von der Truppe selber einen Blick in das Gebiet zu werfen. Machen wir es jetzt Decimus Livianus zum Vorwurf, genau dies getan zu haben, weil es dieses eine Mal fatale Folgen hatte, so verurteilen wir damit auch alle jene Fälle, in denen das wachsame Auge eines umsichtigen Kommandeurs mit einer solchen Aktion viel Gutes bewirkt hat." Über solche Fälle war freilich im Senat noch nie verhandelt worden.

  • Er schätzte Macer, sehr sogar. Und seine Verbindung mit der Tiberia, welche einst seine Kinder hätte austragen sollen, änderte an dieser Ansicht auch nicht viel. Und doch sah ihn der Flavier mit einem schier anderen Blicke als der Gleichgültigkeit an.
    Macer war für ihn, was militärische Fragen anbelangte, der kompetenteste in diesem Raume. In seiner Funktion als Kommandant über die Militärakademie wohl auch der einzige. Aber das Urteil eines Mannes, auch wenn er noch so geschätzt und über die Tatsache im Bilde war, genügte dem Flavier nicht. Es missfiel ihm sogar, dass Macer sprach. Denn anders als er, würden einige nun ihren Mund halten und diese interessante Fragestellung, nämlich nach dem Fehlverhalten des Decimers selbst, wäre gänzlich vergessen. Um es dann wieder anzustoßen müsste Furianus schon klagen und dies wollte er nicht. Dennoch, der Umstand, dass dies nicht näher beleuchtet werden würde, nur weil ein Mann behauptete es sei alles korrekt von statten gelaufen, nötigte ihn zum Wort.


    "Dieser Umstand, diese Thematik des Handelns von Senator Marcus Decimus, sollte jedoch meiner Meinung nach näher beleuchtet werden. Wenn nicht in dieser Sitzung, so dann doch in einer anderen.", wandte er sich an den Consul in der Hoffnung, dass dieser Schatten seiner selbst - so sah er die Marionette, welche durch politische Geplänkel als Consul geduldet wurde - dies als weiteren Punkt auf dem Register eintragen würde. Dies war eine etwas elegantere Weise als gleich eine Anzeige zu erstatten und den Sachverhalt im Gericht zu begutachten.
    "Wir urteilen über alle Fälle, Senator Purgitius, mögen sie gut oder schlecht sein. Schließlich beurteilt ein Triumph das Gute und das Schlechte, naja, das wird man sehen.", wandte er sich kurz an Macer, bevor er sich setzte.
    Über Gutes sprach man im Senat auch nie, man veranstaltete gleich einen Triumph. Das war auch ein Urteil. Die Tatsache, dass dies alle Kommandeure zu tun schienen, was im Sinne immer ein Fehler war, der durch Glück überspielt wurde und nur in diesem einen Fall negativ ausging, war für Furianus keine Entschuldigung an der Sache selbst. Hierfür hatte er wenig Toleranz, auch wenn es nun einmal irgend jemanden treffen musste. Dann war eben dieser der, welcher die Strafe, welche anderen erspart blieb, auf sich nehmen musste.

  • Auch wenn er davon ausging, dass mindestens die Hälfte des Senates wenig zu einer detaillierten Debatte über das korrekte Verhalten eines Kommandeurs im Feld beitragen konnte, hatte Macer nichts dagegen, das Thema im Senat noch einmal zu besprechen. Er nahm zwar an, dass dies Decimus Livianus gar nicht Recht sein würde, aber das war ihm lieber als sich mit langweiligeren Themen herumschlagen zu müssen.


    "Ich unterstütze den Antrag von Flavius Furianus", äußerte er sich daher. "Nicht so sehr der Beurteilung eines möglicherweise schlechten Verhaltens wegen, aber die Debatte scheint ja länger werden zu können und wir wollen heute ja noch andere Redner über weitere Ereignisse aus Parthia hören." Dabei nahm er eine etwas lässigere Rednerpose ein, wie er sie sonst im Vortragssaal der Academia Militaris pflegte wenn er Vorlesungen hielt, um damit auch optisch anzudeuten, dass er mit einem spontanen Vortrag durchaus in der Lage wäre, die Debatte erheblich in die Länge zu ziehen.

  • >In der Tat. Alledings würde es mich auch interessieren, wie es Senator Decimus Livianus in der Gefangenschaft ergangen ist. Man hat ja immerhin schon diverse Geschichten gehört. Davon abgesehen verfügte er als Legionslegat ja wohl über sehr viele vitale Informationen über unsere Streitkräfte und Strategien. Es würde mich doch sehr wundern, wenn die Parther nicht durch Folter oder Bestechung Informationen aus ihrem Gefangenen herauspressen wollten. Es sind immerhin Parther und denen liegt die Niedertracht im Blut. Daher denke, dass er uns auch über seine Gefangenschaft berichten sollte.<


    erklärte Modestus nun, denn wenn die Parther solch einen wichtigen Kommandeuer in die Hand bekommen würden, dann wäre es schon sehr merkwürdig, wenn sie sich sein Wissen nicht zu Nutze machen würde. Er erwartete zwar nicht, dass Livianus gestehen würde irgendetwas verraten zu haben, doch man konnte ja nie wissen. Davon abgesehen sah Livianus ganz gut dafür aus, dass er lange in der Gefangenschaft des Feindes war.

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