Von Piraeus nach Alexandria

  • Heute Mittag verließ die "Aphrodite" eine großer Frachter (Corbita)
    der Reederei des Demetrios Leandros den heimatlichen Hafen von Piraus. Nachdem es den kleinen Leuchtturm der Einfahrt zum großen Haupthafen Kantharos passiert hatte, änderte der Naurarch den Kurs
    nach Südost in Richtung auf die Insel Kreta. Der Himmel war bewölkt aber dennoch war das Wetter ruhig und ein zamer Wind aus Nord begünstigte die Fahrt. Die "Aphrodite" war ein wirklich schönes Schiff, geräumig gebaut hauptsächlich für die Beförderung großer Mengen von Wein und Getreide aber es gab im achteren Teil des Oberdecks auch eine hüttenähnliche/komfortabel ausgestattete Kajüte die zur Unterbringung von höher gestellten Passagieren diente. Demetrios Leandros der Bauherr und Besitzer des Schiffes war ein sehr eitler und geltungssüchtiger Mann, der keine Kosten und Mühen scheute um seinen Schiffen ein besonders prunkvolles und farbenprächtiges Äußeres zu verleihen. Auf seiner Werft in Pireaus beschäftigte er eigens dafür eine spezielle Gruppe von Bildhauern(Holzschnitzern) und Kunstmalern/Vergoldern deren einzige Aufgabe es war die Schiffe ihres Dienstherren in entsprechender Art und Weise herauszuputzen. Das Mobilar und die luxuriöse Ausstattung der Passagierkajüte stammte von den angesehensten Werkstätten aus Athen und dem Umland der Provinz Attika.


    Nun war die "Aphrodite" in einer ganz besonderen Mission unterwegs,
    sie hatte nämlich den Auftrag erhalten, den jüngeren Sohn des Demetrios Leandros nach Alexandria zu bringen. Dieser Jüngling von grade mal 18 Jahren wahr im wahrsten Sinne des Wortes ein "Schönling" reinsten Wassers. Aufgewachsen im Luxus der väterlichen Villa umgeben von zahlreichen Dienern hatte er eine sorglose und unbeschwerte Kindheit verbracht und nun bereitete sich Aristoxenus so der Name des jungen Mannes auf ein von seinen reichen Eltern finanziertes Leben als Student in Alexandria vor.
    Aber Aristoxenus hatte im Geiste ganz andere Pläne. Er hasste Philosophie und andere Geisteswissenschaften und anstatt den Werken von Platon und Sokrates seine Aufmerksamkeit zu schenken, las er lieber Abhandlungen über griechische und römische Geschichte und träumte davon ein zweiter Themistokles oder Agrippa zu werden.



    Aristoxenus liebte das Meer und er liebte Schiffe...zumindest das hatte er mit seinem alten Herren gemeinsam. Vor einem Jahr gab es einen heftigen Streit zwischen den Beiden, denn Aristoxenus äußerte den Wunsch nach Misenum zu gehen um in den Dienst der kaiserlichen Flotte zu treten. Dieses Ansinnen war dem Vater aber zuwieder, denn auch wenn er kein römischer Bürger war so hielt er es doch für unter seiner Würde das ein Mitglied seiner Familie dazu auch noch der eigene Sohn in der Flotte diente.


    Nun lag der unglückliche Aristoxenus auf dem Bett in seiner Kajüte und starrte grübelnd an die Decke. Philosophiestudent in Alexandria...das war der Wille seines Vaters...Plötzlich wurde er durch den Ruf des Steuermanns aufgeschreckt:


    "Trireme an Backbord vorraus"!


    Aristoxenus sprang auf und begab sich an Deck. Vor ihm näherte sich in rascher Fahrt und mit gleichmäßigem Riemenschlag eine Trireme der kaiserlichen Flotte. Nur wenige Minuten später passierte das schlanke Kriegsschiff die rundlich gebaute Corbita und nahm dann Kurs auf den Marinestützpunkt von Zea. Aristoxenus aber stand wie versteinert an der Backbordseite der "Aphrodite" und starrte der Galeere noch mindestens 30 Minuten hinterher. Solange bis diese hinter den Mauern des sich immer weiter entfernenden Hafens von Piraeus verschwand.

    "Poseidon... Gott der Meere und Schutzherr meiner Familie...deinem Ruhme widme ich mein Leben!"

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