Megaron Tiberion

  • Megaron Tiberion



    Das Anwesen der Tiberier in Alexandreia liegt unweit der Fremdenmärkte in einer ruhigen Straße. Von außen wirkt es wie die übrigen Gebäude mit ihrem quadratischen Grundriss und den zwei Stockwerken. Im inneren jedoch weißt es einige Besonderheiten auf: So ist der Hof nicht länglich, sondern zentral gelegen und zu einem Garten bepflanzt. Um ihn herum gruppieren sich die Gebäude, in denen die Familie leben kann.


    Tiberius Ahala hatte dieses Anwesen während seiner Stationierung bei der Legio XXII Deiotariana gekauft, um seiner Familie eine Wohnstätte innerhalb der Großstadt zu bieten. So ist es auch das Geburtshaus des Tiberius Durus, in dem er seine Jugend verbrachte.


    Seit mehreren Jahren bewohnte Jakobus inzwischen das Haus, in dem sein Herr geboren war. Damals war er noch ein sehr kleines Kind gewesen und war dem jungen Herren als Spielgefährte an die Seite gestellt worden. Nun jedoch war er Herr des Hauses - Tiberius Durus war es als Senator untersagt, Aegyptus zu betreten. So hatte er sich auch nicht in der Sklavenwohnung, sondern im Schlafzimmer des Herrn ausgebreitet.


    An diesem Tag betrat er das Haus nur langsam: Er kam direkt vom Markt, wo er mit einem Händler über Gewürze verhandelt hatte, die mit einem Schiff nach Ostia geliefert werden sollte, wo man sie direkt in die Villa Tiberia brachte. Es war nicht einfach gewesen, einen vernünftigen Preis auszuhandeln, doch letztendlich war es ihm tatsächlich gelungen. So konnte er zufrieden sein - dennoch war er müde.

  • Noch ehe Jakobus sich in Ruhe ein wenig hinlegen konnte, um später noch etwas zu essen, hatte er jedoch noch eine Aufgabe: Das Schiff würde morgen ablegen und es war billiger, einen Brief dort mitzuschicken als ihn über den Cursus Publicus versenden zu lassen. Daher musste dieser noch heute geschrieben werden:


    Ad
    Manius Tiberius Durus
    Villa Tiberia, Roma, Italia



    Jakobus Villicus Domino Suo M' Tiberio Duro s.p.d.


    diesmal kann ich Dir nur Gutes aus Alexandreia berichten. Ich habe hier alles gut unter Kontrolle. Die Gewürze, die mit diesem Brief geliefert werden, konnte ich zu einem besonders guten Preis kaufen, was Syricus sicherlich freuen wird. Ansonsten ist hier alles wie üblich: Deine Landgüter werfen einen vernünftigen Gewinn ab und wir bekommen die Überschüsse los. Außerdem habe ich einen guten Vertrag mit dem Juden Mattathias abgeschlossen: Seine Schiffe werden zukünftig des Transport von der syrischen Villa nach Alexandreia übernehmen.


    Die Griechen feiern hier gerade das Neujahrsfest mit allem Pomp, wie Du Dir sicherlich vorstellen kannst. Noch immer scheint jener Nikolaos zu den wichtigsten Männern Alexandreias zu gehören. Ich werde ihn weiter im Auge behalten, aber er scheint mir ganz vernünftig.


    Von deinem Klienten Leonidas, der das Amt des Agoranomos bekleidet hatte, habe ich noch immer keine Informationen. Er scheint auf seiner Reise in den Süden verschollen zu sein - aber zumindest scheint er in Myos Hormos angekommen zu sein. Wohin es von dort aus ging, weiß mein Informant auch nicht.


    Es ist zu Schade, dass Du mich hier nicht besuchen kannst, um selbst nach dem Rechten zu sehen. Ich denke, es würde Dir in Deiner alten Heimat sehr gut gefallen.


    Vale bene!
    [Blockierte Grafik: http://img522.imageshack.us/img522/7630/siegelmtdalleindv5.pngJakobus

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    VILICUS - MANIUS TIBERIUS DURUS


    Er verzichtete auf eine Bitte um die Behütung Jahwes - er wusste, dass Durus den strengen Glauben an einen Gott lächerlich fand. Jakobus seufzte: Er würde Durus tatsächlich gern wieder einmal sehen. Bis vor einigen Jahren waren sie kaum zertrennlich gewesen: Durus hatte ihn stets gut behandelt und er hatte seine Aufgaben stets gut erfüllt. Nun wusste er auch, wie es sich anfühlte, der Herr zu sein, hatte mehr Verständnis für unpopuläre Entscheidungen: Die anderen Sklaven waren ihm unterstellt und - es war einsam an der Spitze! da vergaß man manchmal den Blick für den Einzelnen... Ob Durus ähnliche Gefühle wie er hegte?


    Mit einem weiteren Seufzen rollte er die Rolle zusammen und versah sie mit dem Siegel der Gens Tiberia, das er hier in Vertretung führen durfte. Schon das allein bewies, wie sehr die Familie ihm vertraute!


    Morgen würde er den Brief zum Hafen bringen lassen, während er selbst einem anderen Geschäft nachzujagen hatte.

  • An diesem Abend hatte Jakobus beschlossen, ein kleines Gastmahl mit seinen Geschäftsfreunden zu veranstalten. Dies war sehr wichtig für das Geschäft, da es Beziehungen pflegte und man bei Wein und gutem Essen manchmal auch die besten Verträge zustande bekam. Aus diesem Grund besaß er auch eine gewaltige Spesenkasse für derlei Veranstaltungen, die er bereitwillig benutzte.


    Mattathias, der neue jüdische Geschäftspartner, Simeon, sein Freund, Damoteles und Hipponidas, zwei hellenische Händler, von denen ersterer aus Alexandreia selbst stammte und zweiterer aus Antiochia in Syria kam, sowie ein Ägypter namens Pedamenopet, der wohl aus einer Adelsfamilie stammte und daher für einen Ägypter die Nase ziemlich hoch trug.


    Sein Berater hatte Jakobus davor gewarnt, Angehörige verschiedenster Völker miteinander einzuladen, doch der Vilicus hatte keine große Lust, Abendessen mit nur zwei Gästen zu veranstalten, sodass er die Warnung in den Wind geschlagen hatte. Natürlich hatte man so jedoch darauf achten müssen, dass jeder Gang koscher zu genießen war, aber dennoch für alle drei Völker akzeptabel war. Der Koch hatte gewitzelt, dass nun nur noch ein Rhomäer fehlte.


    Als es jedoch langsam Abend wurde und die drückende Hitze sich langsam aus den Gassen erhob, war alles vorbereitet: Im Hof hatte man Laternen aufgehängt, im Speisezimmer Girlanden und duftende Blumen auf dem Boden verteilt. Jakobus trug eine prächtige Tunica und eine goldene Kette, wie auch den goldenen Siegelring, den er von seinem Herrn erhalten hatte.


    Als erster erschien glücklicherweise Simeon, der sich ebenfalls prächtig herausgeputzt hatte und wie immer fröhlich war.


    "Shalom, Ja'aqov! Ich danke dir für die Einladung!"


    begrüßte er Jakobus, der den Gruß erwiderte und ihn hineinführte. Auch der Schmuck den Hauses fand große Anerkennung bei Simeon:


    "Da hast du ja alles ordentlich herausgeputzt, Chawer! Deine Diener verstehen etwas von Schmuck, das muss man sagen! Weißt du, woher sie diese Laternen haben?"


    "Nö, aber ich lasse nachfragen später, wenn du willst."


    "Ja, das wäre gut! So etwas in der Art wünscht sich meine liebe Miriam auch, weißt du? Wer kommt eigentlich noch so?"


    "Also insgesamt sind wir zu sechst. Mattathias, den kennst du ja. Dann noch zwei Griechen namens Damoteles und Hipponidas und dann noch so ein Ägypter, Pedamenopet - sein Vater ist der Stratege im Vorderen Baumgau."


    "Vorderer Baumgau? Diese Ägypter spinnen schon mit ihren Namen!"


    kommentierte Simeon dies und lachte auf. Auch Jakobus grinste ein wenig, denn sein Freund hatte wirklich Recht: Wer dachte sich so einen Namen für einen Verwaltungsbezirk aus?


    "Aber das sollten wir lieber für uns behalten - soweit ich weiß, ist der Kerl kein sehr humorvoller Mensch - aber naja, leg dich schon'mal hin, ich muss noch die anderen Gäste erwarten!"


    Sie waren inzwischen im Speiseraum angekommen. Man hatte für jeden Gast eine Liege aufgestellt, in einer Ecke saß ein Harfenspieler und machte bereits etwas stimmungsvolle Musik. Simeon suchte sich den Platz neben der Liege des Jakobus aus und legte sich bereitwillig hin. Als Jakobus erkannte, dass er zufrieden war, ging er wieder hinaus.

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