Vor der Curia zur siebten Stunde

  • Der Alte grinste nur zahnlos und tätschelte Calvena den arm. Er sah in ihr vielmehr eine seiner Enketöchter, als eine Geliebte. „Ach der Kaiser war auch mal jung!“ meinte er nur. „Und manche Gesetze müssten dringend mal überarbeitet werden… es kann ja nicht sein, das Burschen wie du, erst im Greisenalter sich eine Frau nehmen können und eine Familie gründen!“ brummte er vor sich hin und zündete sich eine alte Pfeife an, was ihn einige vorwurfsvolle Blicke einfing. Das Kraut, welches er raucht stank fürchterlich, aber als Ältester dieser Familie durfte er sich einige Freiheiten heraus nehmen, welche die Jugend nicht hatte.
    Calvena hingegen verkniff sich einen Kommentar, schließlich entstammte sie einer unehelichen Verbindung zwischen ihren Eltern. Das Soldaten keineswegs auf ihr Vergnügen verzichten mussten war klar, nur von den Konsequenzen wollten die wenigsten etwas wissen. Aber vermutlich gehörte Valerian nicht zu den Männern die sich vor Verantwortung drückten, sondern wohl eher zu ihren Fehlern standen. Nun ihr Vater hatte niemals die Gelegenheit gehabt sich zu ihr zu bekennen, sie hatten einander nie kennen gelernt. Was er wohl über seine Tochter gedacht hätte? Sie wusste es nicht und er würde ihr auch keine Antworten mehr geben können. Dafür hatte sein Bruder Sedulus sie in der Familie aufgenommen, wie seine eigene Tochter.


    Sacht erwiderte sie den Druck auf seine Hand und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Sie fühlte sich nicht bedrängt, eher überwältigt, dass er sie mit an diesen Ort genommen hatte. Hier war die Politik fern und auch Missgunst und Neid.


    Schließlich wurde das Essen serviert und nun setzten sich auch die letzten spielenden Kinder an den Tisch, wuschen sich eher oberflächlich die Hände ehe sie sich auf das Essen stürzten. Calvena lacht leise, denn die Kleinsten ließen sich nicht einmal durch Ermahnung zu einem besseren Benehmen bringen.
    „Woher kennst du Pindarus und seine Familie? Bist du öfters hier?“ fragte sie ihn neugierig und tat es auch allen nach und bediente sich an dem guten Essen.

  • Valerian lachte. "Ganz so alt ist man ja auch wieder nicht. Die Hälfte meiner Dienstzeit habe ich schon fast geschafft." Er mußte husten, als der Qualm der entsetzlichen Pfeife zu ihm herüberwehte. Was der Alte da wohl drin hatte. "Du meinst wohl auch, Räucherware hält sich länger, was?" Er lachte den Alten frech an und bediente sich dann bei den herrlichen Speisen, nachdem er sich die Hände gewaschen hatte.


    "Ich lernte Pindarus kennen, als ich noch ein Kind war. Ich... habe ein wenig Blödsinn an seinem Boot angestellt und er hat mir eine Tracht Prügel verpaßt. Später hat er mir dann ein paar Dinge beigebracht und wir wurden Freunde. Ja, ich war hier schon öfter zu Gast." Er senkte die Stimme ein wenig, gab sich aber nicht wirklich Mühe, von den anderen nicht gehört zu werden. "Paulina hat mich quasi adoptiert und mir Anstand und Sitte beigebracht."


    "Leider war es vergebene Liebesmüh", rief Paulina herüber und lachte.

  • Der Alte schmunzelte und paffte demonstrativ eine große Rauchwolke über den Tisch. „Pass auf was du sagst, Bürschen! Du bist noch nicht alt genug, dass es dich vor einer Tracht Prügel rettet!“ lachte er und zwinkerte Calvena verschwörerisch zu. „Der war schon als kleiner Junge vorlaut und frech!“ vertraute er ihr an und schob sich ein Stück Krebsfleich in den fast zahnlosen Mund. „Ich könnt dir Geschichten erzählen…. du wärst schockiert!“ meinte er und zwinkerte nun Valerian zu. Es war keine ernsthafte Drohung, das konnte man an seinem spitzbübischen Grinsen erkennen. Calvena kicherte und warf ihrem Begleiter einen fragenden Blick zu.


    „Nun bin ich neugierig!“ meinte sie, ehe er ihr dann auch erzählte auf welche Weise die Familie kennen gelernt hatte. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er kleine Streiche ausgeheckt hatte. „Was für ein Blödsinn war das genau?“ richtete sie ihre Frage an die Runde, in der Hoffnung man würde ihr etwas von seinen Jugendsünden verraten.


    Sie stimmte in das allgemeine Gelächter ein, als Paulina betonte, sie hätte völlig bei Valerian versagt. So ganz war Calvena jedoch nicht davon überzeugt, irgendwas musste sie ja richtig gemacht haben, sonst würde er nicht so anständig in der Runde sitzen und seine Scherze machen. Sie fand es toll, dass er sich nicht für zu ernst und wichtig nahm und auch mal über sich selbst lachen konnte.

  • Valerian lachte dem Alten zu. "Dafür mußt Du mich erst kriegen." Er hoffte, daß er im Alter auch noch so gut zurecht war wie dieser Mann. Und sich solch einen Humor bewahrte. "Oh, nein, bitte nicht die alten Geschichten", wehrte Valerian lachend ab. "Ihr wollt sie mir doch nicht vergraulen, oder?"


    Aber dann rückte er lieber selbst mit der Sprache heraus. "Ich war ein entsetzlicher Lauser, der sich überall in der Stadt herumgetrieben hat. Das übrigens ist mir jetzt bei meiner Arbeit sehr nützlich." Er mußte breit grinsen, denn er hatte am Anfang seine Vorgesetzten mit seiner Ortskenntnis mehr als verblüfft. "Natürlich hatte ich nur Unsinn im Kopf und machte mir keine Gedanken darüber, was meine Streiche für Folgen haben konnten. Ich fand es furchtbar lustig, die Befestigungen für das Segel so zu lösen, daß es erst ein paar Minuten nachdem es aufgezogen worden war, herunterfallen mußte. Am Morgen stand ich dann auf der Brücke, um alles zu beobachten. Sie versuchten abzulegen, der Wind stand günstig. Aber sie hatten das Wendemanöver erst halb geschafft, da fiel das Segel herab. Sie waren nicht schnell genug an den Riemen, und ruckzuck hatte sich das Boot quergestellt und wurde von der Strömung gegen die Brücke gedrückt. Ich habe natürlich gelacht und mich dadurch verraten. Und war dann nicht schnell genug weg, sofort hatten mich Freunde von Pindarus am Kragen. Ein paar andere Boote zogen ihn frei. Aber da das Segel neu befestigt werden und das Boot auf Schäden untersucht werden mußte, konnte er erst Stunden später auslaufen und der Fang war sehr schlecht an dem Tag. Naja, ich bekam meine Abreibung und mußte eine Woche lang auf seinem Boot helfen. Zum Glück nicht auf dem Meer, denn da werde ich sofort seekrank."


    Er lachte wieder und nahm sich noch etwas von dem gegrillten Fisch und ein wenig Brot, das er in eine würzige Soße tunkte.

  • Neugierig und amüsiert blickte sie von einem zum anderen und verfolgte den kleinen Austausch von Frotzelein mit einem breiten Grinsen. Es war Valerian anzusehen, dass er sich hier wohlfühlte und das man ihn in diese Familie aufgenommen hatte. Der leichte respektlose Ton schien Alltag zu sein und es schien als würden alle einen scherz auf ihre Kosten machen.
    "Och komm schon.. das will ich wirklich hören!" bat sie leicht lachend und warf Valerian einen kurzen zwinkernden Blick zu. "Ich werd es auch niemanden verraten!" fügte sie hinzu und legte eine Hand auf ihre Brust und hob die andere in die Luft, wobei sie aber ein breites Grinsen nicht verstecken konnte.


    Schließlich ließ sich Valerian doch erweichen und erzählte die Geschichte. Alle hörten und alle lachten sie am Ende. Calbena schüttelte leicht verblüfft den Kopf. "Also ehrlich, das hätt ich dir nicht zugetraut und die Prügel hattest du verdient!" meinte sie grinsend. "Aber trotz deiner Streiche ist aus dir eine anständiger Mann geworden.. das hast du sicherlich Paulina zu verdanken!" sie zwinkerte der Dame des Hauses zu, welche nur breit grinste.


    "Wir hatten es nicht leicht mit ihm!" sinnierte der Großvater, anscheinend sah sie in valerian auch ein festes Mitglied der Familie und er redete eigentlich nur voller Wärme von ihm.

  • Valerian lachte immer noch. "Nein, ihr hattet es wirklich nicht leicht mit mir. Meine Eltern sagten auch immer, daß ich furchtbar war." Er nahm es von der scherzhaften Seite. Kinder waren nun einmal so. Und er war ja in seine Schranken verwiesen worden. "Ja, diese Tracht hatte ich wahrhaftig verdient. Und überlebt habe ich es auch."


    Er nahm noch ein Stück Brot. "Und jetzt, nachdem ich mich bis auf die Knochen blamiert habe, bist Du dran. Erzähl uns doch mal Deine schlimmste Jugendsünde. Du hattest es doch sicher auch faustdick hinter den Ohren, oder?" Eigentlich glaubte er das ja nicht. Calvena machte auch ihn einen ausgesprochen wohlerzogenen Eindruck. Aber er konnte es sich nicht verkneifen, ein wenig zu sticheln.


    Auch die anderen stimmten lachend mit ein. "Ja, was hast Du als Kind angestellt, Calvena?", fragte das Mädchen, das ihnen vorhin Wein eingeschenkt hatte und kassierte dafür einen Knuff von Paulina. "Benimm Dich, Kind."

  • "Die Tracht Prügel hat dir auch nich geschadet!" brummelte Großvater, paffte dabei an seiner Pfeife und rief erneutes Gelächter hervor. Calvena fühlte sich rund um wohl in dieser Runde und warf dann Valerian einen zweifelnden Blick zu.


    "Bist du sicher, dass du meine Jugendsünden erfahren willst?" meinte sie mit einem schalkhaften Funkeln in den Augen. Dann grinste sie breit. "Ich hatte unzählige Ziehbrüder und wir alle waren wie ein Sack Flöhe, unmöglich zu hüten!" erzählte sie. "Aber mit einem Streich haben wir es etwas übertrieben .... wir waren an der Küste in einer größeren Stadt und uns war langweilig weil wir warten sollten und wenn Kindern langweilig ist kommen sie auf die verrücktesten Ideen...!" sie machte eine kurze Kunstpause. sie wusste durchaus eine Geschichte spannend zu erzählen.


    "Es war ein Markttag und wir entdeckten einen Esel und eine recht wackligen Stand eines Händler... kurz um, wir banden eine Strick um ein Bein des Esels und das andere Ende befestigten wir am Stand und dann verpassten wir dem armen Tier einen kleine Klapps und es machte einen Satz nach vorn und zog natürlich den gesamten Stand hinter sich her...." wieder machte sie eine kurze Pause und zeigte ein breites Grinsen. "Womit wir nicht gerechnet haben, war das in diesem Moment ein Wagen mit Farbmischungen vorbeifuhr, scharf abbremsen musste und ein Fass herunter purzelte... am Ende hatten wir alle in roter Farbe gebadet und der Marktplatz war ein Kunstwerk für sich gewesen.... nur auf den anschließend Ägrer hätt ich gern verzichtet. Ich konnte eine Woche lang nicht mehr sitzen!" beendete sie ihre Geschichte. Sie hatte es wirklich faustdick hinter den Ohren gehabt.

  • Die ganze Runde lachte schallend, als Calvena ihre Geschichte zum Besten gab. Valerian hätte sich sogar fast am Wein verschluckt. "Du hast es tatsächlich auch ziemlich faustdick hinter den Ohren gehabt. Ich sehe schon, eine Verbindung zwischen uns beiden wäre absolut fatal. Die Kinder wären nicht zu bändigen." Er lachte wieder, denn natürlich meinte er das nicht ernst. Im Gegenteil konnte er sich gut vorstellen, daß es wunderbare Kinder wären.


    Nun erzählte jeder in der Runde eine Geschichte aus der Kinderzeit. Und es wurde schnell klar, daß keiner von ihnen ein Kind von Traurigkeit gewesen war. Sogar der Großvater erzählte von einem Streich und den erstaunten Blicken nach zu urteilen, hatte auch der Rest der Familie davon noch nichts gewußt. Es wurde gelacht und geschmaust und die Zeit verflog auf diese Weise im Nu. Schon näherte sich die Sonne dem Horizont. "Sag, wann mußt Du eigentlich zuhause sein?", raunte Valerian seiner reizenden Begleitung zu.

  • Die Kinder kreischten begeistert, nachdem sie geendet hatte, denn nun hatten sie viele neue Ideen für Streiche die sie spielen konnten. Calvena lachte wie alle anderen und klopfte Valerian kurz auf den Rücken, als dieser verschluckte. Ein breites Grinsen zierte ihre Gesicht. "Wer sagt denn das wir uns um die Kinder kümmern müssen... jedes Kindermädchen wird vermutlich direkt in den Wahnsinn getrieben!" scherzte sie grinsend und warf ihm einen kurzen glühenden Blick zu. Irgendwie verstanden sie einander auch ohne Worte. Es schien zwischen ihnen mehr zu geben, als nur Freundschaft. Kurz ergriff sie seine Hand unter dem Tisch und drückte sie sacht, ehe weitere Geschichten und Anekdoten zum Besten gegeben wurden. Jeder am Tisch schien so seine wilde Kindeheit gehabt zu haben. Sie fühlte sich wohl, auch weil Valerian an ihrer Seite war.


    Erst als Valerian ihr etwas ins Ohr raunte wurde ihr bewusst, wie schnell die Zeit dahin geflogen war und das sich die Sonne langsam dem Horizont neigte. "Du meine Güte!" entfuhr es ihr leise, nur so dass er sie hören konnte. "Ich hätte nicht gedacht, dass es schon so spät ist.... ich sollte wohl noch vor Sonnenuntergang zurück sein... nicht einmal meine Leibsklavin weiß wo ich stecke und ehe sie noch eine Suchmannschaft losschickt.." den Rest ließ sie unausgesprochen, denn eigentlich wollte sie nicht gehen. Nur mit Bedauern würde sie gehen, denn es hieß auch erst einmal, dass sie Valerian wohl einige Tage nicht sehen würde. Leise seufzte sie,w arum mussten die schönste Tage nur immer wie im Fluge vorbei gehen?

  • Valerian nickte mit einem bedauernden Lächeln. "Aber man soll ja gehen, wenn es am schönsten ist. Es wird nicht unser letzer gemeinsamer Tag gewesen sein, nicht wahr?" Er sprach sehr leise und nur zu ihr. Dann wandte er sich an die ganze Runde. "Wir müssen uns leider verabschieden. Es war wie immer wunderschön bei euch, danke, daß wir bei euch sein durften." Er erhob sich und umarmte Paulina. "Dein Essen war wie immer ganz wunderbar. Hab Dank, Paulina."


    Die gutmütige Frau lachte. "Ach, das sind doch nur ganz einfache Speisen, wir sind doch nur arme Leute. Aber ich danke auch euch, so viel gelacht haben wir schon lange nicht mehr."

  • Leicht nickte sie und erwiderte: "Ich hoffe doch wir sehen uns wieder!" hauchte sie leise zurück, ehe auch sie sich an Paulina und den Rest wandte und sich voller Herzligkeit verabschiedete.


    "Du musst unbedingt mal wieder kommen!" meinte das Mädchen mit breitem Grinsen. "So viele neue Ideen für Streiche haben wir noch nie bekommen!" kicherte sie und duckte sich unter dem Arm des Großvaters weg, welcher ihr einen Klapps auf den Hinterkopf verpassen wollte.


    "Ich bin mir sicher, Valerian nimmt mich wieder mit, wenn er vorbeikommt!" lächelte sie und zwinkerte ihrem Begleiter kurz zu, ehe auch sie in die kräftigen Arme von Paulina gezogen wurde. Anscheinend war nun auch sie in die Familie aufgenommen worden.

  • Die Verabschiedung war sehr herzlich. Und natürlich wurde für sie beide gleich eine neue Einladung ausgesprochen. Valerian versprach, bald wieder vorbeizuschauen. Und, wenn möglich, Calvena mitzubringen. Dann nahm er seine schöne Begleiterin bei der Hand und sie machten sich auf den Rückweg.


    "Du hast einige Herzen erobert, wie es scheint", grinste Valerian und deutete zurück. "Und? Bist Du zufrieden mit mir und dem Programm dieses Tages? Du hast echte Römer kennengelernt. Und Du durftest Rom aus einer Perspektive sehen, die sich nicht jedem eröffnet."


    Es hatte ihm viel Spaß gemacht, sie zu überraschen und ihr Freude zu bereiten. Das Strahlen ihrer Augen war für ihn die größte Belohnung. Was für ein wunderbares Mädchen! Der alte Großvater hatte schon ganz Recht. Aber wie sollte es möglich sein, ein Mädchen aus einer Senatorenfamilie erobern zu können? Sicher war schon eine Ehe für sie arrangiert.

  • Ein wenig viel es ihr schon sich, dann entgültig von diesen netten und offenen Menschen zu verabschieden. Ein wenig erinnerte sie diese Familie an jene Menschen bei denen sie aufgewachsen war. Nicht nur weil sie jeden ohne Argwohn aufnahmen, sondern auch, weil sie zusammenhielten. Eine verschworene Gemeinschaft die nur das Beste für jeden einzelnen wollte. Wehmut erfasste sie kurz, denn wieder vermisste sie jene Menschen, die ihre Familie gewesen waren. Doch ehe sie sich weiteren düsteren Gedanken hingeben konnte, spürte sie, wie Valerian sanft ihre Hand ergriff und dann den Weg zurück in die Stadt einschlug.
    Kurz drehte sie sich noch einmal um und winkte den freundlichen Menschen zum Abschied zu. Nach einem letzten Blick, richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Begleiter zu. Nun waren sie allein...


    "Sie erinnern mich an meine Ziehfamilie... sie waren genauso offen und herzlich und es spielte nie eine Rolle welchen Stand man hatte.... wenn man dazu gehörte, war man Teil von ihnen und man sorgte sich um einander!" vertraute sie ihm an. Noch zögerte sie ihm alles zu erzählen, die ganze Geschichte, wie sie nich Rom gekommen war.


    Warm lächelte sie. "Es war einer der schönsten Tage seit langem!" sagte sie sanft. "Ich hatte noch nie wirklich Sympathie für große Städte, aber du hast mir heute eine Seite von Rom gezeigt, die eben nicht von Politik und Macht zerfressen ist!" sagte sie ehrlich. "Heute hatte ich das Gefühl, einmal nicht auf meinen Stand achten zu müssen!"


    "Versteh mich nicht falsch, ich Respektiere meine Verwandten und das was sie machen... aber ich habe ein wenig das Gefühl nicht dort rein zu passen," erzählte sie offen. Irgendwie konnte sie sich ihm anvertrauen, er würde ihr keine Vorwürfe machen, nur weil sie eben mal nicht angepasst war.

  • Valerian lächelte als sie von ihrer Ziehfamilie erzählte. "Warum Ziehfamilie? Was ist mit Deiner richtigen Familie? Oder... ich will Dir nicht zu nahe treten, bitte verzeih, wenn ich zu neugierig bin." Doch es interessierte ihn wirklich. Nur bedrängen wollte er sie nicht.


    "Es freut mich, daß Dir der Tag gefallen hat. Mir hat er auch sehr gefallen. Du bist wirklich eine reizende Begleiterin. Die Zeit ist nur so verflogen. Weißt Du, Rom hat viele schöne Seiten. Manchmal sind sie unter Schmutz und Armut verborgen. Doch wer Augen hat, um zu sehen, der wird diese Schönheit entdecken. Aber vergiß nie, daß Rom auch gefährlich ist. Wo Licht ist, ist eben auch immer Schatten."


    Als sie davon erzählte, daß sie sich manchmal fehl am Platze fühlte, nickte er. "Weißt Du, ich glaube, das geht allen Menschen so, daß sie sich manchmal fehl am Platze fühlen. Das liegt daran, daß wir so oft gezwungen sind, Masken aufzusetzen und uns anders zu geben, als wir sind. Bestimmt geht es auch Deinen Verwandten manchmal so."


    Sie gingen recht zügig, denn er wollte auf keinen Fall, daß sie Ärger bekam, weil sie so spät war. Er wollte das Haus, in dem sie lebte, auf jeden Fall vor Sonnenuntergang erreichen. Doch um das zu schaffen, mußten sie sich beeilen.

  • Leise seufzte sie. "Das ist eine etwas längere Geschichte.... meinen Vater hab ich nie kennen gelernt, meine Eltern waren jung und auch etwas leichtsinnig.... eine Affäre und das Ergebniss steht nun vor dir!" schmunzelte sie. Sie schämte sich nicht dafür, dass sie nur aus einer flüchtigen Verbindung zwischen ihren Eltern entstanden war. "Meine Mutter war leidenschaftlich und auch ungezwungen... sie hatte sich Gauklern angeschlossen..." es war das erste Mal das sie jemanden die ganze Wahrheit über sich offenbarte. "Nach einer wohl recht leidenschaftlichen Nacht, zog sie weiter und sie sahen sich nie wieder ... nur eben das meine Mutter schwanger wurde!" leicht zuckte sie mit den Schultern, sie war in einer ungezwungenen Welt aufgewachsen und störte sich nicht daran, dass sie ein uneheliches Kind war. Es gab schlimmeres als dies, zumal sie geliebt worden war."Als ich fünf war starb meine Mutter und da niemand wusste wer mein Vater war, bin ich unter den Gauklern aufgewachsen... einzige Verbindung zu meinem Vater ist ein Schmuckstück... doch auch er ist mitlerweile verstorben... ich bedaure das ein wenig, ich hätte ihn kennen gelernt!" gab sie frei mütig zu. Warum nur erzählte sie ihm dies alles, eigentlich hatte sie bisher allen, eine etwas andere Version erzählt, doch sie Vertraute ihm so sehr, dass sie ihm dies alles erzählte.


    "Was uns Rose heißt, wie es auch hieße, würde selbst dann noch lieblich duften, wenn es einen anderen Namen hat!" sagte sie philosophisch. "Man sollte nie sofort dem ersten Anschein vertrauen, denn oft verbirgt sich mehr hinter dem Menschen, als er zeigen will!"


    "Ich weiß das du dich um mich sorgst und ich bin auch vorsichtig... aber im Notfall wüsste ich mich zu verteidigen! Mein Ziehvater hat mir so einige Dinge gezeigt, die zwar nicht gerade Fair ist, aber wirksam!" erklärte sie ihm, aber verriet ihm erst einmal nicht, dass sie einen Dolch am Körper trug.


    "So viele haben Erwartungen an uns und wir versuchen diesen gerecht zu werden!" meinte sie und Schritt neben ihm her. Sie hoffte das sich Elissa irgend eine Geschichte ausdenken würde, wenn jemand nach ihr fragte. Aber bald würde sie schon zu Hause sein, doch bis dahin genoss sie die zeit mit Valerian.

  • Valerian staunte nicht schlecht, als Calvena ihm ihre Lebensgeschichte erzählte. Sie war also ein uneheliches Kind? Und ihr Vater war unbekannt, konnte sie also nie anerkennen? Was war denn dann ihr Status? "Dann hast Du anhand des Schmuckstücks Deine richtige Familie gefunden? Und sie haben Dich dann anerkannt oder gar adoptiert? Wer ist denn eigentlich Dein Vormund?" Das war eine für ihn sehr wichtige Frage, denn das wäre dann auch sein Ansprechpartner, falls er denn doch eines Tages die Erlaubnis bekam...


    "Niemand kann etwas für die Laken, in die er geboren wurde, Calvena", sagte er dann leise, um ihr zu zeigen, daß ihr Makel für ihn keine Bedeutung hatte. Im Gegenteil wagte er nun zu hoffen, daß er eine Chance hatte. Denn ein Senator würde gewiß nicht über solch eine Vergangenheit hinwegsehen.


    "Auf jeden Fall bin ich froh, daß ich mir um Dich nicht viele Sorgen machen muß. Aber bitte meide die Subura trotzdem. Und es gibt auch noch ein paar dunkle Ecken, in denen Du Dich allein nicht herumtreiben solltest. Dort sind schon Menschen auf Nimmerwiedersehen verschwunden, die weit wehrhafter waren als Du. Und wenn es um das Leben geht, brauchst Du nicht mehr fair sein. Wehre Dich nach Kräften, egal, wohin es geht." Wenn sie bei den Gauklern aufgewachsen war, dann würde er ihr kaum klarmachen können, daß sie nicht allein in die Stadt gehen sollte.


    "Ja, Erwartungen haben viele an uns. Aber man kann niemals alle erfüllen. Deshalb sollte man sich hin und wieder fragen, was für Erwartungen man eigentlich selbst an sich hat. Und sich mehr darauf konzentrieren, diese zu erfüllen." Sie blieben stehen, denn sie hatten die Straße erreicht, in der Calvena wohnte. "Ich denke, es ist besser, wenn wir uns hier trennen."

  • Anscheinend überraschte ihn, ihre Lebensgeschichte. Sie konnte es nachvollziehen, denn alle Welt glaubte sie sei eine Tochter aus gutem Hause. Meist ließ sie auch die Menschen in diese Glauben, es war besser für die Gens, denn würde ihre Vergangenheit an Licht treten, würde das einen gewaltigen Skandall auslösen und mit Sicherheit würde das auch den Stellungen ihrer Verwandten schaden. Von daher war es etwas Leichtsinnig ihm dies alles zu erzählen, aber sie hatte das Gefühl, dass sie ihm vertrauen konnte und er diese Informationen nicht gegen sie verwenden würde. "Nun... mein Vater war Octavius Germanicus Callidus, der Bruder von Sedulus!" antwortete sie ihm "Sedulus ist mein Vormund!" fügte sie hinzu, womit sie auch ausdrückte, dass sie als Tochter des Octavius Germanicus Callidus anerkannt worden war. Sicherlich Avarus hatte immer noch so ihre Bedenken, aber sie gab ihm keinen Anlass an ihr zu Zweifeln. Für Sedulus war von Anfang an klar gewesen, dass sie seine Nichte war und hatte sie wie eine Tochter angenommen.


    Sie nickte nachdenklich. Für ihre Geburt hatte sie sich niemals geschämt, es hatte auch nie einen Anlass gegeben. Doch hier in Rom musste sie vorsichtig sein, nicht alle hatten Verständnis dafür, dass es einen anerkannten Bastard in der Familie gibt. Obwohl die meisten Männer keine Unschuldlämmer waren und so einige uneheliche Kinder gezeugt hatten. Doch dies wurde meist dezent unter den Teppich gekehrt und sollte es doch einmal heraus kommen, war alle Welt schockiert. "Nicht jeder denkt so wie du... hier in Rom ist fast jeder schockiert, wenn es um ein uneheliches Kind geht, obwohl tagtäglich welche geboren werden... denk nur einmal an die vielen Kinder die aus Verbindungen zwischen Sklaven und Herren entstehen. Die wenigsten werden anerkannt!"


    "Ich hatte nicht vor in die Subura zu gehen!" sagte sie erntshaft. "Ich verspreche dir, ohne deine Begleitung werd ich auch nie wieder einen Fuß in dieses Viertel setzen!" sie sah ihm in die Augen, sie meinte ihr Versprechen sehr ernst, denn sie wollte ihn nicht beunruhigen. Zumal sie ihrem Onkel ein ähnliches gegeben hatte.


    Während ihres Gespräches hatten sie Rom schon durchquert und nun waren sie fast bei der Casa Germanica angekommen. Die Abenddämerung färbte die Häuser rot und orange. Es wurde wirklich Zeit, dass sie nach Hause kam. Doch sie wollte sich nicht wirklich so schnell von Valerian trennen.


    "Danke für diesen wundervollen Tag!" sagte sie lächelnd. Kurz warf sie einen Blick auf die ihr vertrauten Straßen. "Wann sehen wir uns wieder?" fragte sie, denn so schnell wollte sie jetzt nicht gehen, nicht ohne eine feste Zusage.

  • Dann war sie also offiziell anerkannt. Damit war für Valerian alles in Butter. Mit ihrer Vorgeschichte hatte er keine Probleme, im Gegenteil machte es sie eher interessant, fand er. Sicher gab es viele interessante Dinge, die sie erlebt hatte. Und Germanicus Sedulus war ihr Vormund! Nicht Germanicus Avarus! Das war gut. Sehr gut. "Du hast Recht, es gibt viele uneheliche Kinder. Wenn sie anerkannt werden, ist das ja auch kein Problem. Ich weiß wirklich nicht, warum ein Vater das nicht tut. Kinder zu haben, ist doch ein großes Glück!" Er wünschte sich jedenfalls Kinder. Je mehr, desto besser.


    Ihr treuherziges Versprechen nötigte Valerian ein Lächeln ab. "Das ist gut. Zusammen können wir es natürlich nochmal versuchen. Irgendwann einmal." Bestimmt nicht als nächstes. Da gab es noch andere Dinge, die sie vorher tun konnten. "Also, ich könnte nächste Woche wieder. Und Du?"

  • Leich lächelte sie, es freute sie, dass er keine Probleme mit ihrer Vergangenheit hatte. Es gab nicht viele Menschen die ohne Vorurteile anderen begenete. Sicher hin und wieder war sie auch etwas skeptisch, aber grundsätzlich dachte sie von ersten Begegnungen nichts schlimmes.
    "Nun ... manchmal schämen sich die Männer oder aber sie wollen ihre Schwäche nicht zugeben.... oder aber sie versuchen ihre Fehltritte vor der Gesellschaft zu verbergen. Es könnte ja ihrer Karriere schaden.. Es gibt viele Gründe, warum ein Vater sein uneheliches Kind nicht anerkennt!" meinte sie nachdenklich, aber vor diesem Problem stand sie nicht. Eher das es noch einige Zweifel gab, was ihre Herkunft anging.


    "Ich bin nicht wirklich erpicht darauf die Subura zu betretten!" meinte sie ernsthaft, aber auch um ihn zu beruhigen. "Mein erstes Abentteuer in dem Viertel hat mir ausgereicht!" gab sie zu. Aber sie bereute es nicht, denn so hatte sie Valerian kennen gelernt.


    Sie hatte eigentlich immer Zeit, deswegen nickte sie zustimmend. "Das klingt gut! Ich hab Zeit!" stimmte sie begeistert zu.

  • "Naja, je höher der Status, umso mehr Gründe, nehme ich mal an. Wie gut, daß ich ein einfacher Mann bin und mir über so etwas keine Gedanken machen muß." Er lächelte. Tatsächlich konnte er sich kaum enien Grund vorstellen, warum er ein Kind nicht anerkennen sollte. Vielleicht wenn es schrecklich entstellt wäre? Aber sicher nicht wegen seiner Mutter.


    "Das ist eine gesunde Einstellung", grinste er. "Aber ich bin nicht unglücklich darüber, daß Du Dich das eine Mal dorthin verirrt hast. Vermutlich würden wir uns sonst gar nicht kennen", sprach er den Gedanken aus, von dem er nicht wußte, daß er ihr auch gerade gekommen war.


    "Gut, dann ist es abgemacht. Ich bin natürlich selbst schuld, daß es schwer sein wird, den heutigen Tag zu übertreffen. Aber ich werde mir Mühe geben, versprochen!" Bei seinen letzten Worten war er ihr unwillkürlich näher gekommen. Sein Blick versank schier in ihren. Immer näher kamen sich ihre Lippen. - Bis ihm bewußt wurde, was er im Begriff war zu tun. "Bitte verzeih!", sagte er schnell und ging wieder auf Abstand. Das gehörte sich nicht! Was, wenn sie jemand sah? "Dann nächste Woche, ja?"

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