Vor der Curia zur siebten Stunde

  • Leicht nickte sie. Vermutlich hing es auch von der gesellschaftlichen Stellung ab, ob ein Mann sein uneheliches Kind anerkannte oder nicht. Je höher solch ein Mann stand, um so mehr er erreicht hatte, so viel hatte er zu verlieren durch einen Skandall. Einfluss und Macht waren alles in dieser Stadt... "Du kannst dich glücklich schätzen, nicht immer nur an deine Stelkung denken zu müssen... so viele Männer machen sich unglücklich, nur weil sie darauf bedacht sind, was andere von ihnen denken!" hauchte sie.


    Ein sanftes Lächeln umspielten ihre Züge, denn sie hatte im selben Augenblick das Gleiche gedacht und hätte sich nicht erträumen lassen, dass er eben diese Gedanken auch aussprach. "Das Selbe ging mir auch soeben durch den Kopf!" lachte sie leise.


    Irrte sie sich oder war ihr Valerian mit einem Male näher als zuvor. Ihr Herz hatte seinen eigenen Rhytmus, schnell und wild und vorallem flatterte es vor Aufregung. Sie war sich seiner Nähe nun bewusster, als sie gedacht hätte. "Du brauchst dich nicht übertreffen.... ich würde mich wirklich freuen, wieder Zeit mit dir zu verbringen!" hauchte sie nun.
    Wollte er sie etwa küssen?? Er war so nah, das sie die unterschiedliche Schattierungen in seinen Augen erkennen konnte. Kurz schien die Welt stehen geblieben zu sein... doch dann veränderte sich sein Blick ein wenig, als ihm bewusst wurde, was sie Beide so eben zu tun gedacht hatten. Ein leichtes Bedauern verspürte sie und eine ungewisse Unsicherheit überkam sie. Wollte er sie nicht küssen, oder lag es an etwas anderem?
    Leicht biss sie sich auf die Unterlippe und überbrückte dann wie von selbst die Lücke zwischen ihnen. So als würde ihr Körper einem anderen Willen folgen, drückte sie einfach ihre Lippen auf die seinen....

  • Es war so schön zu sehen, wie sehr ihre Gedanken in die gleiche Richtung gingen. Valerian konnte es kaum glauben, daß ihm doch noch einmal solch ein Glück beschieden sein sollte. Philogena kam ihm in den Sinn. War es Untreue ihr gegenüber? Nein, eigentlich nicht. Immerhin war sie es, die geheiratet hatte. Und er vergaß sie ja nicht. Und hatte er nicht auch das Recht, glücklich zu sein nach all dem Schmerz, den sie ihm zugefügt hatte?


    Er hatte gerade Calvenas Hand ergriffen, um wenigstens sie an seine Lippen zu ziehen, da kam sie ihm plötzlich näher und ihre Lippen berührten die seinen. Seine Augen weiteten sich kurz vor Überraschung, dann trat ein glückliches Leuchten in seinen Blick. Er erwiderte den Kuß vorsichtig und sanft. Es war ein geradezu magischer Moment, als würde die Welt um sie herum stillstehen. Kein Gedanke war mehr da, ob sie jemand sehen könnte. Allein sie existierte noch.


    Nur zögernd lösten seine Lippen sich von den ihren. Er schaute ihr in die Augen. Konnte kaum glauben, was gerade geschehen war. "Calvena...", flüsterte er leise und hob seine Hand zu ihrem Gesicht, um es sanft zu streicheln.

  • Was zum Henker war nur in sie gefahren, ihn einfach zu küssen. Vielleicht wollte er dies ja nicht, vielleicht hatte sie sich auch nur etwas eingebildet. Diese Gedanken gingen ihr im Bruchteil eines Herzschlages durch den Kopf, doch als sie spürte, wie er diese Kuss erwiederte, waren alle Zweifel verschwunden. Sie hatte es sich also nicht eingebildet und dabei kannten sie einander kaum. Doch die leisen Zweifel wurden schließlich einfach nur verdrängt, alle Gedanken waren verschwunden.... was in diesem Augenblick nur zählte war dieser Kuss.


    Als er sich leicht von ihr löste, seine Lippen schwebten nicht einmal eine Handbreit von ihren entfernt, durchrieselte sie ein kurzer angenehmer Schauer. Ohne das sie es bemerkt hatte, hatten sie nach seinen Händen gegriffen und hielt diese. Dann hauchte er ihren Namen und strich ihr sacht über die Wange. Leicht drückte sie sich gegen seine Hand und schloss die Augen.


    Schließlich öffnete sie ihre Augen wieder und lächelte ihn zaghaft an. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, denn Worte konnten diese Moment zerstören und sie in die Realtität zurück hollen. Sie wollte diesen Augenblick nur noch ein wenig länger auskosten.


    "Valerian....." begann sie und wusste nicht wie sie fortsetzen sollte. Irgendwie war nichts mehr so wie es war.

  • Hoffentlich war es kein schlechtes Omen, daß der Himmel in diesem Moment blutrot war. Valerian wußte nicht, warum ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoß. Gleich heute Abend wollte er noch ein bißchen Weihrauch verbrennen, vielleicht würde dies die Götter gnädig stimmen.


    Sie war so schön. So wunderschön. Wie das Licht der untergehenden Sonne sich in ihrem Haar fing und es leuchten ließ. Und ihre Augen, so unendlich tief! Es war so leicht, sich in ihnen zu verlieren. Und wie sie seinen Namen aussprach! Als wäre er ein kostbares Juwel.


    "Am liebsten würde ich Dich gar nicht gehen lassen..." Es war jugendliche Unvernunft, die ihn da überfiel. Aber er war zu vernünftig und vermutlich auch nicht mehr jung genug, um dem nachzugeben. "In einer Woche..." Er mußte plötzlich lachen. "Der alte Großvater... er hatte so Recht!"

  • Sie hatte ihre Umgebung völlig vergessen und es war ihr auch völlig egal, ob sie nun jemand in diesem Moment beobachten würde oder nicht. Es zählte nur, dass sie zusammen war und eine Woche erschien ihr plötzlich unglaublich lang zu sein.
    "Ich weiß..." hauchte sie und lächelte sanft. Kurz drückte sie seine Hand und nickte dann. Auch sie würde ihn nun ungern gehen lassen, aber es war wohl das Beste.


    "Eine Woche... das ist nicht lang..... " meinte sie, obwohl sie selbst wusste, dass er wohl vermutlich ihre Gedanken nun beherrschen würde.


    Leise stimmte sie in sein Lachen ein. "Fast könne man meinen dass er ein Prophet ist" kicherte sie und schmiegte sich kurz an ihn. Nur einen Moment lang wollte sie noch seine Nähe genießen, ehe sie sich trennten.


    "Treffen wir uns zur selben Zeit am selben Ort?" fragte sie ihn.

  • Valerian nickte, ohne seinen Blick von ihr zu wenden. Als sie sich an ihn schmiegte, legte er für einen Moment den Arm um sie und drückte sie an sich. "Zur selben Zeit am selben Ort", bestätigte er, ohne sich zu bewegen. Erst nach einer ganzen Weile lachte er abermals und löste langsam die Umarmung und seine Finger von den ihren, denn mit einer Hand hatte er noch immer die ihre gehalten. Er trat einen Schritt zurück. "Mögen die Götter Dich beschützen! Vale." Dann wandte er sich schnell um und ging davon. Er durfte sich auf keinen Fall umdrehen. Sonst würde er nicht gehen können.

  • Wenige Herzschläge blieben, ehe er sich vorsichtig löste und ihr noch einmal tief in die Augen sah.
    Eine Woche ist nicht lang.... versuchte sie sich einzureden, während sie ihn noch einmal warm anlächelte.


    "Pass auf dich auf!" sagte sie und fügte dann etwas leiser "Vale!" hinzu. Noch immer spürte sie den Kuss auf den Lippen, während sie ihm nachsah. Ihr Herz flatterte immer noch wie ein gefangener Vogel. schließlich entschwand er ihrem Blick. Schließlich drehte sie sich auch um und mit beschwingten Schritt lief sie nach Haus.

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