Durch einen seltsamen Zufall, dessen Grund in der Dunkelheit der Geschichte verloren ist, entwickelten sich vor 400 Jahren 2 große Reiche fast zeitgleich. Im Westen, wie man politisch korrekt in Rom sagen würde, „verteidigten“ sich die Bewohner von 7 kleinen Hügeln am Tiber ein Weltreich zusammen. Im Osten jedoch, wo solche politische Korrektheit niemals gefragt war, war man ehrlich, was die Entstehung des parthischen Reiches anbelangte. Ein Überfall von Nomanden in die iranischen Besitzungen der Seleukiden war der Anfang des parthischen Reiches. Beide Reiche hatten so viel gemeinsam, zum Beispiel der große Einfluss der Hellenen, und trotzdem waren sie schon seit Jahrhunderten daran, sich zu bekriegen. Zahlreiche Kriege, die niemanden nutzten, und Menschen nur überrollten, ihr Leben zerstörten, ihre Lebensgeschichte grundsätzlich änderten.
Einer der Leute, bei denen dies der Fall war, war Phraates, Sohn des Tiridates von Aspadana, aus der Sippe des Babak (jener mysteriöse Stammvater, auf den die Familie von Phraates ihre Wurzeln zurückführte). Ihm war ein spektakulärer, meteorenhafter Fall gelungen – zuerst noch ein Ritter, ein Savaran, des parthischen Reiches, hoch zu Rosse in seiner Kataphraktenrüstung, nun ein unglückseliger Sklave, ohne Rechte, ohne Befugnisse, in Rom. Wenn doch wenigstens seine ständige Unglückssträhne einmal abbrechen würde.
Doch heute Abend schien alles ganz gut zu gehen. Seine Herrin hatte ihn angewiesen, die Kleidnung seiner Heimat zu tragen. Er wandelte also durch die Stadt in einem wallenden parthischen Gewand, wie es die Adeligen seiner Heimat trugen, mit einem Turban auf seinen Kopf, und er war bisher noch nicht gestolpert oder in ein Loch gefallen. Sein Gewand war so weit, dass man die Bulla nicht sehen konnte; und die Briefe, die er auszutragen hatte, konnte er bequem in eine Falte seines Gewandes unterbringen, er musste sie nicht in der Hand schleppen. Alles lief sehr gut, dachte er sich, als er übers Forum lief, um einen Brief zum Aventin zu bringen.
Doch er lag darin falsch.
Er war vor einer Minute an einem Sklaven vorbeigekommen, der für seinen erblindenden Herren eine Fackel hielt, damit jener auch etwas in der Dunkelheit sehen konnte. Was er nicht wusste, von der hoch erhobenen Fackel waren ein paar Funken auf seinen Turban heruntergefallen. Sie waren nicht verweht, sondern entzündeten sich auf Phraates‘ Turban, sodass kleine Flammen ebendort hinaufloderten und Rauch aufstieg.
Doch bislang hatte er das noch nicht bemerkt, er schritt unbekümmert einher.
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