Mattiacus ließ sich von Sedulus Rede wenig beeinflussen. Sie mochte vielleicht rhetorisch besser sein als seine eigene, aber für ihn zählten eben das logische, juristische Argument mehr als irgendwelche schönen Wortblüten. Der Gerichtssaal war eben nicht immer die Rostra.
Dann holte er auch schon sogleich das Senatsprotokoll hervor und wieß auf die besagte Stelle.
"Werter Prätor,
der Senator Germanicus Sedulus sagte zu meinem Mandanten, ich zitiere wieder das Protokoll: "Warst nicht DU es der einen Gefangenen deinen Neffen? aus dem Carcer geholt hast welcher genau diese Verbrechen die ich soeben angeführt habe begangen hat und laut Gesetz hätte verurteilt werden müssen?! Ich war damals noch Optio aber ich kann mir Gesichter relativ gut einprägen so wie auch diverse Szenarien und dieses hier werde ich wohl nie vergessen!"
In dieser Frage könnte man schon eine Verächtlichmachung sehen, auch wenn es eine Frage ist, denn auch eine Frage kann eine behauptete Tatsache beinhalten, so wie es das Gesetz fordert.
Doch hier noch weiter: "Väter Roms nun frage ich euch. Sollte man einen solchen Mann der das Recht mit Füßen tritt zu einem Richter machen der über Gut und Böse, Richtig oder Falsch urteilen soll? Sind wir schon so weit gesunken? Ich hoffe doch nicht!"
Damit hat die Gegenpartei, wenn auch indirekt, den anwesenden Senatoren gegenüber behauptet, mein Mandant wäre zum Amt des Prätors nicht geeignet. Senatoren, die meinen Mandanten nicht kennen, könnten dadurch unzulässigerweise durch falsche Tatsachen beinflusst worden sein.
Soviel zu den Beweisen der üblen Nachrede.
Die Gegenpartei hat ja vorgetragen, dass die iniuria, die Decimus Livianus erleiden musste, nicht bestritten wurde.
Und du, Prätor, hast ja bereits einen Vorschlag zur Einigung gemacht. Jedoch geht es meinem Mandanten hier nicht um Wiedergutmachung un Geld. Geld kann den erlittenen Schaden nicht heilen.
In Absprache mit meinem Mandanten möchte ich daher der Gegenpartei einen Vorschlag machen:
Mein Mandant ist bereit, die Anzeige gegen den Germanicus Sedulus zurückzuziehen, falls du.." nun sprach Mattiacus Germanicus Sedulus direkt an," bereit bist, dich öffentlich zu entschuldigen und mit Livianus zusammen ein Opfer vor dem Altar der Concordia zu vollziehen, als Zeichen der Eintracht und des gegenseitigen Respekts unser beider Familien. Damit sollen alle Zwistigkeiten und aller Unbill zwischen uns vorüber sein."
Den letzten Teil hatte er eigentlich nicht mit Livianus abgesprochen, er erinnerte sich aber an den Brief seiner Cousine Lucilla und wählte daher die letzten Worte.