ARCHIV Mamercus & Bashir



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    IANITOR


    Nachdem der Ianitor den Sklaven herein gebeten hatte führte er diesen ins Atrium wo er ihn mit den Worten "Warte hier." stehen lies. Dann eilte er zum Zimmer des Mamercus, wo er diesen vermutete. Bald darauf sollte dieser auch schon erscheinen.


  • "Ja, natürrlich", erwiderte Bashir schicksalsergeben. Warten konnte er gut. Wie oft hatte er schon warten müssen und nicht gewußt, was ihn dann erwartete? Dagegen war dies hier doch das reinste Vergnügen. Zumal er Gelegenheit hatte, sich die Bildnisse der Ahnen der Artorier anzuschauen.


    Dieser Rusticus erschien viel zu schnell für seinen Geschmack. Er hatte noch gar nicht alles gesehen. Aber natürlich ging er gleich auf ihn zu und neigte respektvoll sein Haupt. "Salve, Dominus", grüßte er den Sohn seines Herrn. "Mein Herrr, Trribun Serrvius Arrtorrius Rraetinus schickt mich, um seinerr Familie dies hierr zu überrgeben." Er hielt dem jungen Mann ein Päckchen entgegen, nicht ahnen, was es enthalten mochte. Auf jeden Fall war es heile, denn er hatte es so sorgfältig verwahrt, daß ihm nicht geschehen sein konnte.

  • Selbst das weiche Bett seines Zimmers hatte nicht genügt, um sich so rasch wieder zu erholen, wie er sich das gewünscht hätte. Eigentlich hatte er ja geplant noch am nächsten Tag die zweite Etappe in Angriff zu nehmen und noch war es nicht zu spät. In der Regel kam er in seiner Strebsamkeit nach seinem Vater, der auch nur selten etwas aufschob, aber heute kam er einfach nicht so recht in die Gänge. Obwohl die Cubiculae eigentlich nur zum schlafen dienten, hatte er es nicht übers Herz gebracht sich des Tablinums zu bemächtigen. Statt dessen vertrieb er sich die Zeit damit im Halbdunkel zu Grübeln und das für und wieder eines Eintritts in die Legion abzuwägen.


    Unversehens wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als der Ianitor an seiner Tür erschien und ihm mitteilte ein Sklave seines Vaters sei eben eingetroffen. Erwartungsvoll stand er rasch auf und begab sich ins atrium, wo jener Sklave bereits auf ihn warten sollte.


    Schweigend trat er auf ihn zu hörte sich den Bericht an, den er nun bekam. Ebenso still nahm er das Paket entgegen und reichte es an den Ianitor weiter, den er schnell heran gewinkt hatte. "In mein cubiculum." Mit einer Handbewegung lud er Bashir ein sich zu setzen und nahm ebenfalls auf einem einfachen Sitz Platz, der zusammen mit dem für Bashir bei einem Tischchen stand. Er unterdrückte ein Stöhnen, als sein verlängerter Rücken die Sitzfläche berührte. Nein heute würde er keinesfalls mehr reiten.
    Normalerweise begab man sich als Römer ja nicht auf eine Ebene mit seinen Sklaven, aber da es ja kein anderer Römer sah, nahm sich Mamercus diese Freiheit heraus, denn es drängte ihn Neuigkeiten von seinem Vater und auch seinem Bruder zu hören. Das konnte unter Umständen dauern und dabei wollte er nicht immer nach oben blicken um das Gesicht des Berichtenden sehen zu können. Da der Sklave Reatinus als Tribunen titulierte, hatte dieser wohl schon seinen Neuen Posten angetreten. Mit einem lakonischen "Erzähl'!" forderte er den Sklaven auf ihm das Neuste mitzuteilen.

  • Besonders wortreich war der Sohn seines Herrn ja nicht, stellte Bashir erst einmal fest. Gehorsam setzte er sich, auch wenn er sich ein wenig merkwürdig vorkam. Er war durstig, doch hätte er sich eher die Zunge abgebissen, als um etwas zu bitten. Er war nur ein Sklave und als solcher kamen eben die Herrschaften zuerst, komme was wolle. Irgendwann würde er es schon lernen.


    "Was möchtest Du hörren? Ich glaube, mein Herrr hat nicht gewußt, daß Du hierr bist, sonst hätte err mirr bestimmt noch eine Nachrricht fürr Dich mitgegeben. Vielleicht ist auch eine Nachrricht in dem Päckchen? Auf jeden Fall sind wirr gut aus Gerrmanien angekommen. Die Rreise warr rruhig, wirr hatten Glück mit dem Wetterr in den Berrgen. Dein Brruder ist inzwischen derr Legio beigetrreten oderr weißt Du das vielleicht schon? Dominus... bitte verrzeih, wenn ich ungeduldig und anmaßend bin. Aberr ... hat sich inzwischen jemand um Hektorr gekümmerrt? Err ist das Pferrd Deines Vaterrs und err errwarrtet es gesund und gut verrsorrgt zurrück." Sein Blick richtete sich verlegen auf seine Hände. Es war kein gutes Benehmen, das er da an den Tag legte. Aber zwei Pflichten zugleich, wer konnte das schon bewältigen?

  • Zunächst kamen Mamercus nur offensichtliche Dinge zu Ohren. Und das mit einem Akzent. Es schauderte ihn fast. Ob das an den staubigen Straßen lag oder an der Herkunft des Sklaven mochte er nicht einzuschätzen. Glücklicherweise erschien der Ianitor gerade wieder aus seinem Zimmer, so dass er diesen sofort mit Aufträgen eindeckte.
    "Du hast ihn gehört. Und sorge für verdünnten Wein. Zwei Becher."
    Kaum war dies getan blickte er wieder Bashir an. "Wie geht es ihnen?" Es sollte klar sein, dass es ihm um seine Verwandten ging und die Frage auch einschloss wie sie sich verstanden hatten.
    Während er aufmerksam zuhörte erschien der Ianitor wieder auf der Bildfläche und flüsterte ihm etwas zu. Mamercus rollte mit den Augen. "Der nächste Mietstall." Durch die Ablenkung hatte er einen Teil der Ausführungen nicht mitbekommen. "Wiederhole!"

  • Ein kleines bißchen fühlte sich Bashir ja überfordert von den Fragen. Offenbar wollte Rusticus mehr darüber wissen, wie sein Vater und Bruder miteinander auskamen. Doch natürlich würden diese beiden niemals vor den Sklaven streiten. Falls sie denn überhaupt gestritten hatten. Dankbar nahm Bashir den Becher entgegen, doch auch wenn seine Kehle staubtrocken war, wagte er es nicht, vor dem Herrn zu trinken.


    "Herrr, es geht beiden gut. Mein Herrr, Dein Vaterr, warr ein wenig ungehalten, daß Dein Brruder nicht vorrherr mit ihm überr seine Pläne gesprrochen hatte." Sie wurden unterbrochen, als der Ianitor Rusticus etwas zuraunte. Offenbar ging es um das Pferd. Hoffentlich war es ein guter Mietstall. Bashir seufzte innerlich, es wäre besser gewesen, wenn er sich selbst darum hätte kümmern können. Was natürlich schlecht möglich war, wenn er hier dem jungen Herrn Rede und Antwort stehen mußte.


    Wiederholen? Bashir atmete tief durch. Irgendwie war dieser Sohn schwieriger als sein Vater. "Bitte verrzeih, Herrr. Ich sagte, daß Dein Vaterr errst etwas ungehalten warr, daß Dein Brruder nicht vorrherr mit ihm überr seine Pläne gesprrochen hatte. Aberr eigentlich frreut er sich darrüber, daß err nun auch Soldat ist. Mehrr weiß ich darrüber leiderr nicht, Herrr. Es ist nicht meine Arrt, die Herrrschaft zu belauschen." Verlegen blickte er auf den immer noch vollen Becher.

  • Es war also scheinbar in der glimpflichsten Weise abgelaufen, die er sich hatte ausmalen können. Der Stolz seines Vaters über die Begeisterung Victors für das Militär hatte also den Ärger über die Anmaßung überwogen. Mamercus atmete auf und lächelte zugleich unmerklich über den letzten Satz des Sklaven. Gab es denn tatsächlich einen Sklaven der nicht lauschte?
    Ihm selbst blieb nun nur noch zu überlegen was weiter zu tun sei. Konnte er schlechterdings hinter seinem Bruder zurückstehen, zumal dieser ja jünger war als er. War es richtig den Stolz seines Vater zu verletzen indem er weiter seinem Handwerk nachging? Wie egoistisch war er doch gewesen! Zumindest in Mantua besuchen musste er ihn, da er ja nun ohnehin schon fast den halben Weg hinter sich hatte. Er fixierte den Sklaven und erkundigte sich noch ein wenig weiter: "Wann sollst du zurück?"


    Für den Rest der Strecke würde so wenigstens ab sofort einen Begleiter haben auch wenn dieser ähnlich wie er kein großer Erzähler war. Sollte der Sklave nichts weiter von Interesse zu berichten haben, so würde er sich sogleich dem Päckchen widmen, das in seinem Zimmer auf ihn wartete.

  • Der kurze Bericht schien Rusticus trotzdem nachdenklich zu machen. Bashir fragte sich, was hinter dieser Stirn wohl vorgehen mochte. Doch natürlich war es ihm nicht möglich, es zu erraten. Die Frage nun wieder fühlte sich fast wie eine Fangfrage an. Vor allem, wenn sie gepaart war mit einem derart durchdringenden Blick. Bashir zog unwillkürlich den Kopf ein wenig ein. "Dein Vaterr errlaubte mirr, mirr Rrom ein wenig anzusehen. Ich hatte vorr, einen Tag hierr zu verrbrringen und mich dann wiederr auf den Rrückweg zu machen. Wenn Dirr das Rrecht ist, Herrr?" Immerhin war er auf die Gnade des jungen Herrn angewiesen, um hier übernachten zu können und etwas zu essen zu bekommen. Davon, daß Rusticus plante, mit nach Mantua zu kommen, ahnte er ja nichts. Er ging immer noch davon aus, daß er einen gemütlichen Ritt voller Freiheit vor sich hatte.

  • "Wir brechen morgen de meridie* auf. Sei pünktlich wieder hier." Ohne zu wissen, dass er damit einen kleinen Traum zerstörte gab er seine Anweisungen um sich dann gemessenen Schritts zu seinem cubiculum zurückzuziehen. Schließlich lag dort etwas bereit, das seiner Aufmerksamkeit bedurfte. Was mochte sein Vater der Familie wohl zukommen lassen? Er sparte sich allerdings die müßigen Spekulationen, da er eh gleich sehen würde was das Päckchen enthielt.


    Schon wenige Augenblicke später erschien er erneut im Atrium und suchte einen Platz für die herrliche kleine marmorne Mercuriusstatue.



    Es dauerte ein wenig bis er einen Passenden freien Sockel gefunden hatte. Sein Vater kannte die Gens gut, denn zwischen den oftmals martialischen anmutenden Totenmasken der Ahnen standen bereits reichlich der zur Familie passenden Marsstatuen herum. Auch die übrigen Hauptgötter waren vertreten, nur der Gotterbote schien zu fehlen. Als er die nun platzierte Figur betrachtete, dachte er über die Attribute des Gottes nach. Es waren schon eigenartige Zufälle die ihn gerade zu der Zeit nach Rom geführt hatten, zu der auch die Statue eintraf. Womöglich hatte Mercurius die Finger im Spiel und Mamercus war sich nun endgültig sicher, auf dem richtigen Weg zu sein.


    *nach Mittag


    edit: link

  • Wir??? Bashir starrte dem jungen Herrn ungläubig hinterher, als dieser sich zurückzog. Rusticus hatte sein Cubiculum schon fast erreicht, als Bashir noch ein schnelles "Ja, Dominus. Natürrlich", hinterherschickte. Nun stürzte er den verdünnten Wein in einem Zug herunter. Nicht nur, daß er sehr durstig war, er brauchte jetzt auch etwas zur Beruhigung. Wir! Der wollte mit! Wieso wollte der denn mit? Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Da hatte er einmal ein wenig Zeit für sich und schon war es wieder aus damit. Na, wenn er schon zur Mittagszeit wieder reisefertig sein mußte, dann würde er eben jetzt noch in die Stadt gehen. Er ließ sich zeigen, wo er sich waschen konnte und wo seine Schlafstelle war, dann verließ er das Haus, um sich wenigstens das Forum Romanum anzuschauen.

  • Von seiner erstaunlichen Begegnung in der Stadt erzählte Bashir natürlich nichts. Er sorgte dafür, daß er pünktlich fertig war und daß auch genügend Proviant für ihn und den jungen Herrn eingepackt wurde. Wie gut, daß er nur so wenig Geld ausgegeben hatte, so reichte es nun vielleicht sogar, um dem jungen Herrn unterwegs einfache Zimmer zu bezahlen. Bashir seufzte. Schade, damit war es nichts mit: den Rest vielleicht behalten dürfen.


    Die Abreise war sehr unspektakulär, der junge Herr schien es sehr eilig zu haben. Und hielt es nicht für nötig, dem Sklaven eine Erklärung darüber abzugeben, was er eigentlich in Mantua wollte.

  • Nachdem das Opfer für Mercurius beendet war, hatte Mamercus sich ordentlich gesputet um rechtzeitig zurück zum Domus zu kommen. Zwar würde sich ein Sklave nicht beschweren, wenn er selbst nicht pünktlich war, doch er pflegte seine Termine einzuhalten, besonders wenn er selbst sie festgelegt hatte. Mit dem Gefühl der Befreiung, das ihn stets überkam, wenn er an einer religiösen Zeremonie teilgenommen hatte lief es sich allerdings besonders befreit und er erreichte die Stadtvilla seiner Familie rechtzeitig zum Prandium.* Danach beobachtete er gelangweilt die Vorbereitungen der Sklaven und als auch Hektor und ein weiteres Pferd besorgt waren brach er mit Bashir auf, seinem neuen Leben entgegen.



    *Mittagessen

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