• Nachdem ich so schon eine Weile in Confluentes herumgetappt war, kam ich an der Curia vorbei. Neben dem Eingangstor hingen einige Bekanntmachungen des duumvir, unter anderem auch Stellenangebote. Gerade diese waren schon etwas verwittert, schließlich war es schon drei Jahre her, dass man sie herausgegeben hatte.


    Macht nichts, sagte ich mir, auch alte Schätzchen kann man heben.


    Die Tür war halb offen, ich klopfte aber (für alle Fälle) und trat ein, obwohl niemand "herein" gerufen hatte. Ich fürchtete schon, dass mir der römische Amtsschimmel jetzt gleich den Kopf waschen würde.


    Aber, es war niemand da.


    Ich rief: "Ist da jemand?"

  • Keine Antwort.
    Doch, da regte sich etwas. Es war eine Katze, die von irgendwo aus dem Halbdunkel kam, an mir vorbei und zur Tür hinaus rannte. Bei uns zuhause sagte man immer, wenn ein Haus leersteht, dann verhungern die Mäuse. Und spätestens dann ist es auch für die Katze besser, wenn sie sich aus dem Staub macht.

  • Ich wollte gerade wieder gehen, als draußen jemand rief: "Hat jemand hier einen Kerl mit einem dicken Schnäuzer gesehen?" Dann die Stimme eines Händlers. "Der ist gerade da reingegangen".


    Im nächsten Moment betrat ein Römer eilig die Curia. Er war etwas außer Atem und schwitzte, was sicher auch der beachtlichen Leibesfülle zu verdanken war, die seine Toga ausfüllte. "Ich bin Faustus Gavius Geta und vertrete momentan den Duumvir. Die Torwache hat mir gesagt, dass du zur Curia gegangen bist". Ich deutete eine kurze Verbeugung an und sagte: "Ja, ich bin der Kerl mit dem dicken Schnäuzer, mein Name ist Valgiso. Ich suche Arbeit, aber hier in der Curia habe ich außer einer Katze niemanden angetroffen".


    Er lachte: "Ich hab den Leuten heute nachmittag freigegeben, weil sie ihren germanischen Schutzgöttinnen Opfer bringen wollen. Du bist also im falschen Moment gekommen, Valgiso".


    Dann hielt er mir einen nicht allzu langen Vortrag, in dem er die wirtschaftliche und organisatorische Lage von Confluentes schilderte. Mich faszinierte seine klare und schnörkellose Darstellung so sehr, dass ich beinahe sein Fazit überhört hätte: "Eine Anstellung bei der Stadt oder bei einem Betrieb wirst du hier in den nächsten Monaten nicht finden. Ich rate dir: versuch es in Mogontiacum".


    Ich dachte mir, dass ich auch in dieser Hinsicht im falschen Moment gekommen sei. Da fuhr er fort: "Na, ja, Tagelöhner suchen sie fast überall. Seit wir etwas friedlichere Zeiten haben, sind Sklaven selten und teuer geworden, da greift man lieber auf Tagelöhner zurück. Zum Beispiel in den Steinbrüchen bei Antunnacum, aber davon würde ich dir abraten".

  • Faustus Geta kratzte sich am Kopf. "Ja, vielleicht findest du etwas im Hafen. Manche Schiffer suchen jemand, der ihnen zur Hand gehen kann."
    Ich bedankte mich und ging zum Hafen. Mit einem langen, rothaarigen Kerl , den sie alle Pharos nannten, kam ich ins Geschäft. Er hatte Fracht nach Mogontiacum. "Du brauchst nur an schwierigen Stellen raus zu den Treidelknechten, wichtig ist, dass du den Block bedienst, mit dem man die Höhe der Trosse einstellt und vor allem hältst mit der Stange den Schlappen vom Ufer weg. Ansonsten hilfst du beim Ein- und Ausladen".
    Ich überlegte. Die Fahrt bergwärts würde länger dauern, als wenn ich zu Fuß ginge. Andererseits hätte ich einen - wenn auch luftigen - Schlafplatz unter einem Zelt auf dem Prahm , etwas zu essen, und, nicht zu verachten, auch ein paar Sesterzen obendrauf.
    Wir luden luftgetrockneten Schinken, Leder, Felle und Käse, alles in allem keine allzu schwere Fracht, sodass der Schlappen nicht die volle Ladetiefe von eineinhalb Fuß haben würde, was mir und den Treidelknechten die Arbeit etwas erleichterte.
    "Es ist zwar noch lange hell, aber bis Baudobriga kommen wir heute nicht mehr", meinte Pharos. "Aber ungefähr sechs Meilen davor ist ein guter Ankerplatz".


    Vale, vicus Confluentium.

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