Glücklich pfeifend, das pralle Beutelchen vor sich hin schwenkend, betrat ein munterer Patrizier mit einem mürrischen Sklaven den Sklavenmarkt. „Ist das nicht ein schöner Tag!“, begeisterte sich Piso. „Jo, hoibwegs.“, kam die griesgrämige Antwort. „Wundervoll zum Sklavenkauf!“ „Hmmm...“ Artomaglos schien nicht vollständig begeistert zu sein. Grund dazu hatte er. Er hatte sich von sienem unsäglichen Herrn mitziehen lassen. Cassivellaunus hatte er nicht genommen, nein, es musste er sein. Wohl dachte sich Piso, dass Artomaglos ein bisschen mehr Grips hatte als Cassivellaunus. Viel brauchte es dazu nicht. Obwohl Cassivellaunus, zugegebenermaßen, mit seinem Bauernwitz und seiner freundlichen, wenn auch skurillen, Art, oft mehr erreichen konnte als Artomaglos, der Bedrohung ausstrahlte, wohin er ging, obwohl er niemanden etwas antun würde. Außer, er sähe sich gezwungen.
Und fast wäre er soweit gewesen, Piso eine herunterzuhauen. Wie konnte man nur so unverschämt gut gelaunt sein? Wie man in seiner Heimat sagte, mit vollen Hosen ist gut stinken. Der Flavier war vermutlich aufgestanden, hatte sich von der kleinen Räterin ein Vollkornbrot mit Lerchenzungenmarmelade drauf servieren lassen, hatte brav sein Milchlein gesüffelt und hatte schon seinen magen gefüllt, noch bevor er auch nur einen Zehen aus dem Bett gesetzt hatte. Artomaglos hingegen hatte Pampe gehabt, das Standardessen für Sklaven in der Villa Flavia.
Und jetzt waren sie auf der Jagd nach Sklaven. Nicht so widerborstig und unwillig wie Semiramis. Nicht so dämlich und tollpatschig wie Cassivellanunus. Nicht so lernresistent und dickköpfig wie Artomaglos. Jemand, der einmal vielleicht halbwegs normal war in siener scheinends komplett durchgeknallten Sklavenschaft. Jemand, der schreiben und lesen konnte, und rechnen, den man Geld anvertrauen konnte. Ein Grieche, vorzugsweise.
Piso gab sich in Großherrenmanier. „Du siehst dich jetzt um, was für Angebote die Sklavenhändler haben. Vielleicht schaust du beim alten Titus Tranquillus vorbei. Oder bei einem der nicht so etablierten. Verrucius Ahenobarbus sollte ganz in Ordnung sein, hat man mir gesagt. Also, schau einfach einmal. Irgendetwas wird es schon geben.“
Artomaglos nickte schicksalsergeben. „Guat, guat.“, seufzte er und rannte weg. Piso derweil blickte nach oben und betrachtete die Wolken. Lustige Formen hatten die. Er verlor sich in den Mustern und den Farben des Himmels, als er plötzlich wieder angesprochen wurde. „Wous is mit am Kerl, so um die Vierz’ge, aus Kreta?“ „Kreta, sagst du? Das ist... formidabel!“, jubilierte Piso, in die Diktion des Gracchus unbewusst hineinfallend. „Werfen wir ein Auge darauf!“ Er schritt hastig mit seinem norischen Sklaven, der zwar sicher einen guten Custos Corporis abgeben würde, aber keinen guten Schreiber, zu Ahenobarbus, welcher ebendiese kretische Ware anbot. Mal sehen. Er hoffte, dieses Geld in seinen Händen ordentlich investieren zu können.
Meins!