Cubiculum – Aelia Paulina

  • Wie ein eiseskalter, vor Hitze flimmernder und alles zugleich erfrierender, wie versengender Pesthauch erschien der Gott der Unterwelt.
    Widerwillig gab er sein Stelldichein, denn er hasste die herrische Oberweltgöttin Iuno im tiefsten Grunde seines schwarzen Herzens.
    Den Geruch des vergossenen Blutes genoss er, verabscheute aber den Anblick jungen Lebens.
    Tonlos und rau klang seine Stimme, als er zischte: “Die Menschen sind schwach und ihre Seelen schuldbeladen. Ihr Geist ist wirr und doch sind sie selbst die Schöpfer ihres Elends. Das Menschenweib hat dir das Leben ihrer Tochter versprochen. Diese unbesudelte Seele ist rein und weiß. Sie wird meine Hallen erleuchten. So soll es sein und so wird es sein!“

  • Ach, wie sie diese theatralischen Auftritte von ihm hasste. Als ob er damit etwas kompensieren müsste... Männer. Sie sollte ihm wohl eine Frau suchen, aber erstens fiel das nicht in ihre Zuständigkeit und zweitens wer würde schon mit dem freiwillig etwas anfangen wollen? Und dann noch dieses geschwollene Dahergeschwafel. Schrecklich.


    "Richtig. Sie hat MIR die Tochter versprochen, von DIR war keine Rede." Das wäre ja noch schöner gewesen. "Wenn es dir unten zu dunkel ist, dann schalte einfach das Licht an." fügte sie mit beissendem Spott hinzu.

  • “Dir die Lebenden. Mir die Toten. Die Seelen der Toten gehören mir!“, zischte der Schwarze, und mit seien Worten quoll giftig gelber Nebelhauch aus seinem gierigen Schlund.

  • "Einen Moment, junger Mann!" Iuno stellte sich schützend vor Wöchnerin mit Kindern.


    "Die Kleine nimmst du mir jetzt nicht mit! Dieses Mädchen wird meine Priesterin. Basta!" Ihr wurde es versprochen, ihr, nicht ihm. Wie kam sie denn dazu, ihm etwas abzugeben, was ihr gehörte?


    "Und lege dir endlich ein Mundwasser zu. Das ist ja widerwärtig."

  • Da grollte Pluto. Finster war sein Blick. Heiß war sein Atem. Furchterregend seine Stimme: “Eines Tages wird sie mir gehören! Alle Seelen kommen am Ende zu mir!“
    Hasserfüllt und nach Rache dürstend, zischend und fluchend, wie ein gefangenes Tier fiebernd, wogte er hin und her, um dann endlich, mit einem schrecklichen Schrei, zurück in die Tiefe zu fahren.

  • Es war ein komischs Gefühl, welches mich in diesen Momenten ereilte.... etwas fröstelnd und mich liess der Gedanke nicht los, beobachtet zu werden.


    Dennoch, das Glück in meinen Händen liess mich diese Gedanken abschütteln und sie durch welche ersetzen, die weitaus erfreulicher waren, nämlich die Planung der Zukunft meines Sohnes....

  • "Na also. Geht doch." sprach die oberste Göttin, als Pluto sozusagen von der Erde verschluckt wurde.


    Die Tochter würde also leben. Und eine Priesterin Iunos werden. Und wehe, die sterbliche Mutter würde nicht genug auf ihre Tochter acht geben...


    Zufrieden mit sich und ihrem Werken schwebte sie nun von dannen und verließ diesen Ort... weitaus eleganter als ihr Todeskollege.

  • Gemäß Lucianus‘ Auftrag stand Phaeneas vor Paulinas Reich in der Villa Vinicia und klopfte an die Tür.
    Sie war so rein gar nicht der mütterliche Typ gewesen oder auch nur eine von den Frauen, die sich sehnlichst Kindern wünschten, um sie zu ummuttern. Immer war sie die elegante Dame gewesen, die sich mit Kleidern und Schmuck beschäftigte und mit der Frage, mit welcher Frisur sie auf dem nächsten Fest am besten Eindruck machen konnte. Dementsprechend fiel es dem Bithynier nachwievor schwer, sie sich als Mutter vorzustellen - auch wenn er sich natürlich an ihre freundliche Art zu lächeln erinnern konnte, wie es aussah, wenn Zufriedenheit in ihrem Gesicht stand oder sie ganz hingerissen war über das, was ihre Augen erblickten oder Ohren hörten.
    Wenn sie eine begeisterte Mutter geworden war, dann bedachte sie ihre Kinder mit solchen Blicken, das wusste Phaeneas.

  • Eines der Mädchen, die Lucianus‘ Ehefrau bedienten, öffnete. Auf Nachfrage erklärte er ihr die Sachlage, worauf sie nur den Kopf schüttelte, mit dem Verweis darauf, dass sich ihrer beider Herrin derzeit außerstande fühlte, an irgendwelchen größeren gesellschaftlichen Ereignissen teilzunehmen. Nickend bedankte der bithynische Leibsklave sich und suchte das Cubiculum von Lucianus‘ Schwägerin auf, um die von der Hochzeit wissen zu lassen.

  • Es waren nun schon Jahre vergangen, Lucius und seine Schwester wurden im Hause seines Vaters wohl erzogen und auf das Leben in Rom, mit all seinen Eigenheiten gut vorbereitet. Doch es schien, als würde sich dieser Tage einiges ändern.....

  • Verwirrt und sehr besorgt klopfte Phaeneas an die Türe der Räumlichkeiten von Lucianus' Ehefrau und trat ein, sobald er die Erlaubnis dazu bekommen hatte.
    Grundsätzlich wusste er von allem, was in Lucianus' Leben irgendwie eine Rolle spielte, aber von Zeit zu Zeit wurde er doch von ihm überrascht. Und verängstigt. Weil der Sklave in diesem Momenten den Hauch des Schicksals spürte. Des unbarmherzigen Schicksals, das nur darauf wartete, hart zuzuschlagen und ihm alles zu nehmen, was ihm etwas bedeutete. Und was bedeutete ihm momentan schon etwas? Cimon und vor allem Lucianus ...


    "Verzeih, Herrin, verzeiht, Massa und Pietas." So nannte er sie in Abtrennung von der noch "höherstehenderen" Herrin; einzeln hätte er sie natürlich als Herr oder Herrin angesprochen. Mit den beiden zu reden, fand Phaeneas immer noch seltsam, vor allem weil er sich noch so gut an den Tag erinnerte, als sie noch schreiende Babys gewesen waren, die schließlich ihr Vater aufgehoben und als seine eigenen anerkannt hatte.
    "Dein Ehemann und euer Vater wünscht eure Anwesenheit in seinem Arbeitszimmer, für ein dringendes Gespräch. Wenn ich bitten dürfte ..."

  • Massa nickte dem Sklaven zu, den er selbst, so wie es ihn sein Vater gelehrt hatte, nicht als solchen sah und wandte sich dann seiner Mutter zu, um mit ihr und ihrer Schwester gleich dem Wunsch seines Vaters nachzukommen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!