Erste Anhörung – Germanicus Avarus vs. Flavius Furianus

  • Auch wenn diese Frage eigentlich ziemlich naheliegend war, wurde Macer von ihr doch überrascht. Zu seinen Wünschen, möglichst nichts mit dem Verfahren zu tun zu haben, passten sie erst Recht nicht. Andererseits war Macer auch klar, dass er das nicht als Grund für eine Ablehnung anführen konnte.


    "Das ist eine überraschende Anfrage für mich", gab er offen zu. "Es freut mich natürlich, dass du mich fragst, wo ich doch in juristischen Dingen in letzter Zeit nun wirklich nicht aktiv war und kaum Erfahrung vorzuweisen habe. Bist du dir sicher, dass es keinen erfahreneren Mann für diese Angelegenheit als Iudex gäbe?"

  • "Gerade in diesem Prozess möchte ich darauf achten, wer dem Gericht als Iudex vorsitzt, da beide Beteiligten sehr viele gute Kontakte haben. Deine Integrität und dein Unparteilichkeit wird bestimmt niemand anzweifeln. Als zweiten Iudex neben dir habe ich an den Consular Aelius Quarto gedacht, den ich in den nächsten Tagen aussuchen möchte. Einen Fall in dieser Größenordnung hat es seit längeren nicht mehr gegeben und vorbereitend auf eine eventuelle Kandidatur als Praetor, wäre das doch genau das richtige für dich."


    Livianus wusste nicht genau, ob Macer demnächst die Praetur anstreben wollte, doch hatte er etwas in dieser Richtung gehört. Senatoren waren oft Gesprächsfreudiger als die schlimmsten Waschweiber Roms. Für den Purgitier also vielleicht eine günstige Gelegenheit auf sich aufmerksam zu machen.

  • Macer hatte nicht vor, ausgerechnet hier bei einem mehr oder minder zufälligen Treffen öffentlich bekannt zu geben, ob er bei den nächsten Wahlen die Praetur anstrebte oder nicht. Also schwieg er sich zu diesem Aspeklt aus. "Eine interessante Art, mir den Posten als Iudex schmackhaft zu machen", antwortete er dennoch. "Falls ich kandidiere wäre es vielleicht nicht ungeschickt, mich aus dem Prozess heraus zu halten, um nicht mit dem Urteil gleich die Hälfte des Senats gegen sich zu wissen", setzte er augenzwinkernd fort. Ein bisschen Geplänkel um diese Angelegenheit, ohne sich festzulegen, machte ihm sogar Spass. "Consular Aelius Quarto ist aber sicher eine ganz vorzügliche Wahl in dieser Angelegenheit."

  • Überrascht sah Livianus seinen Gesprächspartner an. Hatte die Politik diesen überlegenen Taktiker bereits so verändert. Seine Zeit als Legionskommandant lag immerhin einige Jahre zurück.


    "Es ist mir neu, dass du eine Herausforderung scheust Macer. Aber du hast Recht. Es könnte durchaus sein, dass du dir nicht nur Freunde machst. Da will ich nichts beschönigen. Dennoch wird das Urteil nicht nur von dir alleine getragen. Es ist deine Entscheidung.


    Nimmst du an oder muss ich mich anderweitig umsehen?"

  • "Es gibt so manche Herausforderung, die ich nur zögernd angegangen bin", schränkte Macer ein. "Ich glaube nicht, dass ich den Ruf habe, ein Draufgänger zu sein."


    Also gönnte er sich auch noch eine weitere Pause des Nachdenkens. Dann nickte er. "Nun, ich möchte dir diesen Wunsch nicht ausschlagen. Wenn du einen Iudex benötigst, stehe ich zur Verfügung."

  • So unberwartet, wie das Gespräch nach der Verhandlung begonnen hatte, so schnell schien es nun auch beendet zu sein. Macer erwiderte das Nicken und ging dann wieder seiner Wege, da es anscheinend nichts weiter zu besprechen gab.

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