Endlich war er angekommen. Alexandria, welch schöner und traditionsreicher Ort. Sicher war er nicht der erste Grieche, der diesen Hafen betrat. Nein, einst herrschten die Ptolemäer als Nachfolger Alexander des Großen über das Nildelta. Diese Zeit war vorbei, denn nun verfügten die Römer über Ägypten. Da Gaius allerdings noch nicht genug Zeit hatte sich ein Bild über die Lage zu machen, wollte er dies nicht unbedingt als negativ betrachten. Immerhin stand auch sein eigenes Land als Provinz unter der Hegemonie des Imperium Romanum und ihr Leben war gut, sehr gut sogar.
Zumindest war es sehr gut, bis sein Vater, Seleukos, nach 25 Jahren Dienstzeit bei einer Hilfstruppe im kalten Germanien aus heimkehrte und die Familie mit dem römischen Bürgerrecht überraschte. Lucius Eprius Seleucus, nannte er sich nun. Sicherlich, Gaius war stolz, dass sein Vater ihnen Zugang zu mannigfaltigen Möglichkeiten im Imperium gesichert hatte, allerdings hatte er seinen Vater zuvor noch nie in seinem Leben getroffen. Graeceius war geboren, kurz nachdem Seleukos gen Norden gezogen war. Temperamentvoll und geladen wie die Eprianer waren, konnte Gaius' Vater dies natürlich nicht fassen. Beschimpft hatte er seine Frau und gepeinigt seinen Sohn, der seinen Vater bisher nur mit Geschichten identifizieren konnte. Nein, das wollte Gaius nicht lange mit ansehen, so war er schon am dritten Tage nach Vaters' Ankunft von Argos nach Athen aufgebrochen, um dort mit einem syrischen Händlerschiff nach Alexandria zu reisen.
Die Reise war, Poseidon sei dank, ruhig und unbeschwerlich verloffen. Nichts wie weg von seinem Vater, seiner Familie und all den Problemen, sagte sich der junge Eprianer während der Reise. Es war Zeit sein Leben nun selbst in die Hand zu nehmen und wo könnte er dies besser als in Ägypten, fernab von Italia und Achaia, aber doch im Imperium. Sein Entschluss stand fest. Wie seine Vorfahren, wollte auch er den militärischen Weg einschlagen um so seinem Stamm Ehre zu machen. Ohne Zweifel, Graeceius war ein Kämpfer, der wusste wie man mit einem Schwert und einem Schild umzugehen hatte und genug Ehrgeiz und Selbstbewusstsein besaß, um es, da er nun das römische Bürgerrecht sein Eigen nennen durfte, weit zu bringen.
Gaius zahlte dem Kapitän seines Schiffes einige Sesterzen, die er in der Eile noch aus seinem gesparten Geld entwenden konnte. Über den Steg erreichte er das Festland und ging auf eine der römischen Wachen zu.
"Salve!", grüßte er den Soldaten, ganz nach römischer Tradition.
"Kannst du mir sagen, wo ich das Castellum der Legio finde?"
"Salve. Das Castellum findest du etwa 30 Stadien nordöstlich von Alexandria. Dort sind die Legio XXII Daiotariana und die Legio XXIII Cyrenaica stationiert."
"Vielen Dank."
Gaius nickte der Wache leicht entgegen und machte sich dann zunächst zu einem der Händler am Hafen auf, um dort ein wenig Proviant für den Fußmarsch einzukaufen.
Wenn hier noch jemand dazustoßen will, gerne