Es kam mir vor wie drei Jahre, seitdem ich den campus das letzte Mal betreten hatte. Doch es waren nur drei Monate gewesen, drei lange Monate im valetudinarium, in denen ich jeden Tag gezählt hatte. Und das alles nur, weil ich in der Therme ausgerutscht war. Der medicus hatte zwar gesagt, dass ich froh sein konnte, mir nicht das Genick gebrochen zu haben, aber das war für mich keine Entschuldigung. Schließlich lebte ich noch und so hatte ich auch Gelegenheit genug, mich selbst und meine Lage zu bedauern.
Ich wusste, dass die anderen mit jedem Tag weiter vorankamen. Sicher waren meine Kameraden inzwischen fertig ausgebildete equi und nur ich trat noch auf der Stelle. Aber es hätte schlimmer kommen können. Eine Woche bevor ich aus diesem stinkenden Lazarett entlassen wurde, teilte man mir mit, dass eine neue Reitergruppe inzwischen an der Stelle angelangt war, an der ich meine Ausbildung hatte beenden müssen und so fügte ich mich in die neuen Reihen und führte fort, was ich nicht zu Ende hatte bringen können.
Der Tag war schon etwas fortgeschritten und mein Hinterteil schmerzte vom stundenlangen Sitzen. Doch Müdigkeit war noch nicht gefragt, deshalb biss ich die Zähne zusammen und befolgte akribisch jeden Befehl des erfahrenen decurio.
Mit Konzentration ritt ich meinem Kameraden entgegen und versuchte, sein Schild mit meinem Schwert zu treffen. Mit der flachen Seite, wie befohlen. Es tat gut, diese Bewegung, denn es war kalt draußen. Kälter als sonst, wie mir schien, aber wahrscheinlich lag es nur daran, dass ich in den Wochen, die ich im Warmen lag, verweichlicht war und mich erst einmal wieder an echte Temperaturen außerhalb meiner behaglichen vier Wände gewöhnen musste.
Wir sprachen kein Wort während dieser Übung, denn sie erforderte äußerste Konzentration. Ich wollte mein Gegenüber fordern, ohne ihn vom Pferd zu stoßen oder ihn anderweitig verletzen und natürlich wollte ich auch den Tieren der Legion kein Leid zufügen.