Weisheit oder Schönheit

  • Verus lächelte mit seinen sanften Lippen zu Serrana als diese ihn auf seinen Hund ansprach. Calvena klärte Verus über sie auf. "Du trägst den gleichen Namen, wie meine Tochter," stellte Verus mit einem verschmitzten Kichern fest. "Er scheint euch zu mögen", sagte Verus und näherte sich den beiden vorsichtig, um seinen Hund im Blick zu haben.


    "Da hast du allerdings Recht, Calvena!" Verus lächelte und legte sanft die Hand auf den Kopf seines Hundes. Die Augen von Marcus funkelten lieblich.


    "Ich habe ihn am Tiber gefunden. Er saß dort alleine und weinte. Ich brachte es nicht über mein Herz, ihn dort sitzen zu lassen."

  • Verus' Verhalten irritierte Serrana nach wie vor, aber als er erwähnte, dass seine Tochter den gleichen Namen hatte wie sie, fühlte sie eine gewisse Verbundenheit.


    "Oh, dann wäre ich dir sehr dankbar, wenn du meiner Namensschwester meine besten Wünsche und Grüße ausrichten würdest." sagte sie herzlich.


    Nachdenklich betrachtete sie den Mann. Er war gekleidet wie ein hoher Würdenträger, kaum zu glauben, dass so jemand am Fluss herumlief und herrenlose Tiere rettete...

  • Hätte Calvena nicht schon einige Begegnungen mit Verus gehabt, würde sie ihn ebenfall für einen sanftmütigen Mann, mit Einfluss halten. Doch hinter dieser Fassade lauerte etwas Dunkles, nicht etwa Gier, eher Verzweiflung und Selbsthass. Er suchte so verzweifelt nach einer Lösung, dass er alles aus den Augen verlor und sich in einen Wahn hineinsteigerte, welcher ihr Angst einjagte. Deswegen blieb sie distanziert, aber freundlich.


    Leicht zuckte sie mit den Schulter, sie hatte schon immer eine schwäche für Jungtiere gehabt und diesem kleinem Freund konnte man ebeno wenig widerstehen, wie einem Kätzchen. "Das war sehr Großmütig von dir... nicht jeder hätte sich diesen kleinen Kerls angenommen!" meinte sie.


    Irgendwann würde sie Serrana die ganze Geschichte erzählen.

  • Verus lächelte verlegen. "Nein, nein. Großmut wäre es, wenn ich meinen Besitz aufgeben würde, um den Armen und Unterdrückten zu helfen. Es wäre mutig, gegen einen überlegenen Feind anzutreten aber nicht einen Hund aus der Gosse zu retten," stellte der wankelmütige Geist des Verus fest. Er wollte einfach nicht als Held gesehen werden. Er war bestimmt im Herzen ein großer Mann, doch versteckte er diese Eigenschaften gerne in der Öffentlichkeit, soweit es ging. Verus war einfach nicht der Mann, der scheinheilig seine Tugendhaftigkeit nach Außen kehrte.


    "Darf ich ihn jetzt wieder nehmen?" Verus streckte mit einem sanften, fast engelsgleichen Lächeln seine Arme aus. "Wir müssen dann auch mal weiter, die Damen. Er hat heute noch einen großen Tag vor sich - der Kleine. Er wird offizieller Amtshund der Regio Italia, nicht wahr?" Verus kraulte dem kleinen Marcus sanft aber verspielt über den Schädel. Dieser machte kurz freudig Wuff.

  • Fast wäre Serrana ein Seufzer der Erleichterung entrutscht, aber es gelang ihr gerade noch ihn zurückzuhalten. Das Gespräch mit Verus war ja durchaus interessant gewesen, aber dennoch war sie irgendwie froh, dass er nun wieder seiner Wege ziehen wollte.
    Abgesehen davon brannte sie darauf, endlich in die Taverne zu kommen und mehr über Calvenas Romanze zu erfahren.


    "Calvena und ich müssen jetzt auch weiter, wir ..äh...wollen uns noch ein wenig auf dem Markt umsehen. Nicht war?" sagte sie an ihre Freundin gewandt und hoffte, dass man ihr die letzte kleine Lüge nicht ansah.

  • Fast etwas wiederwillig, gab sie den kleinen Hund an seinen besitzer zurück. Sie konnte nur hoffen, das verus den kleinen Kerl besser behandelte, als seine Mitmenschen. Zwar war das ein unproblematisches Gespräch gewesen, doch war sie wirklich erleichtert, dass sie nun wieder ihrer Wege gehen konnte. Kurz streichelte sie Marcus noch ein letztes Mal und übergab ihn dann an Verus.


    "Pass auf ihn gut an! Er hat es verdient!" sagte sie nur und schenkte dann ihrer Begleiterin ein erleichtertes Lächeln. Ihre Lüge kam ihr nur Recht.


    "Wir wollen noch etwas einkaufen gehen, es soll ein fest in der Casa Germanica geben und dafür brauchen wir noch Kleider," meinte sie. "Du und die Decimer im Allgemeinen werden auch eine Einladung erhalten... wirst du kommen?" fragte sie höflich zum Abschied. Eine Zusicherung das er kommen würde, wollte sie nicht zwangsläufig, aber es gehörte nun mal zum Gebot der Höflichkeit, sich danach zu erkundigen.

  • Verus nahm seinen Marcus wieder vorsichtig in beide Arme und nickte den beiden dankend zu.


    "Das werde ich tun. Ich war nicht umsonst Soldat, ich habe einige Kniffe gelernt," scherzte Verus. Langsam fuhren seine Hände über den Kopf des Hundes.


    "Ich weiß nicht, ob ich kommen kann. Ich habe in letzter Zeit sehr viele Termine in den Städten der Regio. Als Finanzchef der Regio ist man ständig unterwegs. Ich werde es mir aber überlegen," antwortete Verus. Natürlich war es ihm bewusst, dass Serrana und Calvena logen. - Er war ja nicht blind und selbst ein Blinder würde diese platte Lüge erhören. Doch die Höflichkeit gebot ihm diese Tatsache zu akzeptieren, dass er hier nicht erwünscht war.


    "Achja, ich habe mich geändert und lebe nun mein Leben," warf Verus Calvena an den Kopf. "Menschen ändern sich. Ich bin nicht mehr Herr meiner einsamen Festung." Seine Augen blitzten kurz vor Ernst auf und dann fiepste kurz der Hund, der die Ernsthaftigkeit sofort aus diesen löschte und nur Zufriedenheit zurückließ. Verus drehte sich zum Gehen. "Valete, euch beiden!"


    Er entfernte sich in der Menge verschwindend.

  • Serrana sah dem seltsamen Mann nach, der mit seinem Hund allmählich in der Menge verschwand. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Verus angelogen hatte, aber ihr Zusammensein mit Calvena war ihr im Moment wesentlich wichtiger und deshalb fasste sie jetzt freudig wieder deren Arm.


    "Das ist aber wirklich ein seltsamer Mann" sagte sie leise zu ihrer Freundin und knuffte sie dann liebevoll. "Aber ehrlich gesagt würde ich viel lieber noch ein bisschen was über Valerian hören, jetzt bin ich wirklich neugierig..." fügte sie mit einem verschwörerischen Grinsen hinzu.

  • Kurz nickte sie, als Verus ihr versicherte, er würde auf seinen neuen kleinen Freund gut aufpassen. Daran hatte sie keinen Zweifel, doch sie zweifelte an ihm.


    "Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute!" meinte sie. Zwar würde er vielleicht zu dem Fest kommen, doch das würde sich erst zeigen, wenn die Einaldungen versendet sind und die Räume geschmückt waren. Noch war ja etwas zeit, ehe das Fest geplant war.
    Sie warf Verus einen finstere Blick zu, als er sie belehrte, er hätte sich geändert. Noch sah sie das nicht. Denn er verhielt sich ebenso wie er schon davor getan hatte.


    "Vale, Verus!" grüßte sie zum Abschied und wartete, bis dieser in der Menge verschwunden war. Erleichtert atmete sie auf, als er ihren Blicken entschwunden war.


    "Seltsam, trifft es ziemlich gut!" meinte sie. Froh darüber das sie nun wieder ihres Weges ziehen konnten. Sie lachte auf, als Serrana sie knuffte


    "Was willst du denn über mich un Valerian wissen?" fragte sie, froh darüber, nun das Thema zu wechseln.

  • Leise lachte sie. Serrana wollte wirklich alles wissen. Kurz sah sie sich um, um sicher zu gehen, dass ihnen nicht schon wieder ein bekanntes Gesicht über den weg lief.


    "Nun, das ich ihn kennen gelernt hab, war nun..... sagen wir es so, ich war unvorsichtig und er ist mir zur Hilfe gekommen!" meinte sie leise und überlegte, wie sie diese erste Begegnung bschreiben sollte, ohne das es Leichtsinnig klang.


    "Ich hab mich in die Subura verirrt!" gestand sie der jungen Iunierin. "Und ehe ich mich versah, fand ich mich zwischen lauter rauen Gesellen wieder!" berichtete sie. Jetzt im nachhinein wurde ihr bewusst, wie überaus dumm und leichtfertig sie gewesen war. Es hätte schlimm ausgehen können. Aber statt dessen schien Fortuna ihre Hand im Spiel gehabt zu haben und sie regelrecht in die Arme von Valerian geschubst zu haben.
    "Valerian hatte an diesem Tag Dienst und mir dann aus der misslichen Lage geholfen!" sie hatte die ganze Geschichte stark herunter gespielt.

  • Calvena hatte sich ganz allein in die Subura gewagt? Serrana war ein wenig fassungslos, bewunderte ihre Freundin aber auch für deren Mut. Sie selbst kannte die Subura nur aus den Geschichten der Sklaven in der Casa Iunia und natürlich aus den häufigen Vorträgen ihrer Großmutter. Mit dem Auspruch "................sonst wirst du früher oder später in der Subura enden" hatte so manche Ermahnung aus Lavinias Mund geendet. Was das genau bedeuten sollte, war Serrana bis heute nicht wirklich klar, aber nett war es ganz sicher nicht gemeint.


    "Oh, das klingt aber romantisch" sagte sie dann. "Vielleicht sollte ich auch einmal dort hingehen, wenn man dort so nette Männer kennenlernt." Ganz ernst meinte sie diesen Satz nicht, aber irgendwie wäre es doch ganz schön, wenn in ihrem Leben auch mal etwas aufregendes passieren würde.

  • Naja sie war nicht wirklich Stolz darauf, sich in die Subura verirrt zu haben. Sie hatte ziemliche Angst gehabt, als diese Männer sie belästigt hatten. Und es wäre vermutlich seh schlimm ausgegangen, wenn eben Valerian nicht durch Zufakll dagewesen wäre. Es war beeindruckend gewesen, zu sehen, wie ein Mann sich für sie prügelte. Aber es war mehr als nur Dankbarkeit, was sie für ihn empfand. Kaum hatte sie wieder sein Lächeln vor Augen, schlug ihr Herz schneller und ein angenehmes rickeln breitete sich in ihrem Bauch aus.


    Sie lachte, als Serrana scherzte, sie wolle auch einmal in das Elendviertel um dort einen netten und starken Soldaten kennen zu lernen. "Es gibt auch noch andere Möglichkeiten nette Männer kennen zu lernen...." lachte sie.


    "Ich dachte aber, du willst erst einmal nicht heiraten?" fragte sie kichernd nach.

  • Mittlerweile war Serranas Laune wieder so gut und unbeschwert wie vor dem Zusammentreffen mit Decimus Verus. Vergnügt drehte sie ihren neuen Armreif hin und her und freute sich, dass sie sich dazu durchgerungen hatte ihn zu kaufen. Von jetzt an würde er ihr besonderer Glücksbringer für ihr neues Leben sein und das hatte sie auch ihrer neuen Freundin zu verdanken. Sie sah Calvena an und strahlte sie vergnügt an.


    "Wer hat denn was vom Heiraten gesagt? Ich will sie mir ja nur mal ansehen."

  • Sie lachte auf, als Serrana sie verschmitzt ansah.


    "Ohoooo..." meinte sie vergnügt. "Du bist auf ein Abentteuer aus... was für ein Mann soll es denn sein? Ein Gladiator, Wagenlenker, Soldat oder doch eher was exotisches?" scherzte sie. Sie glaubte aber zu wissen, dass Serrana nicht unbedingt der Typ Frau, der es darauf anlegte jemanden ins Bett zu locken und sich zu vergnügen. Obwohl dies durchaus üblich war. Schließlich hielten sich einige der Frauen aus gutem Hause extra einen Sklaven für solche Tätigkeiten.


    "Wir finden schon das richtige für dich!" kicherte sie.

  • Bei Calvenas Worten lief Serrana dunkelrot an und kicherte ebenfalls.


    "Oje, ich weiß nicht..... Ich wäre ja schon froh, wenn er nicht aussieht wie ein Fisch und ich mich mit ihm auch über etwas anderes unterhalten könnte als das Wetter und die letzte Ernte...."sagte sie mit der Erinnerung an ihren ungeliebten Verehrer in der Heimat.


    "Aber vielleicht will sich ja auch niemand mit mir unterhalten. Ich hab ja nichts wirklich spannendes zu erzählen" fügte sie ein bisschen zerknirscht hinzu. Derartige Sorgen kannte Calvena sicherlich nicht. Sie war von einer geheimnisvollen Aura umgeben, die auch Serrana spürte und die die Männer vermutlich anzog wie die Fliegen.

  • Verblüfft sah sie Serrana einen Augenblick an, dann lachte sie wieder und schüttelte dabei den Kopf.
    "Ich bin sicher, wir finden schon jemanden für dich.... ich kenn da einen jungen aufstrebenden Politiker, der dir vielleicht gefallen dürfte!" zwinkerte sie ihr zu und überlegte ob Macer sich darüber freuen würde, wenn sie ihn versuchte zu verkuppeln.


    "Du solltest dich nicht kleiner machen, als du bist! Du bist hübsch und man kann sich sehr gut mit dir unterhalten. Und je länger du in Rom bleibst, desto interesanter wirst du... du musst nur abwarten!" machte sie der Iunierin Mut. Sie würde sicher über kurz oder lang jemanden finde, den sie mochte.


    "Und sobald du an einigen großen Festen teilgenommen hast, wirst du garantiert jede Menge Verehrer haben! Ich leih dir gern auch mal meine Kleider oder Schmuck!" sie würde Serrana nicht hängen lassen und ihr helfen wo sie konnte. Im Gegensatz zu ihr selbst musste Serrana nicht aufpassen was sie sagte oder wem sie was anvertraute. Sie schien eine wohlerzogene Tochter zu sein und eben nicht solch eine abenteuerliche Vergangenheit zu haben, wie sie. Das machte es etwas schwierig für sie den Leuten anzuvertrauen.

  • "Das ist sehr lieb von dir, ich danke dir." Serrana sah Calvena voller Zuneigung an. Ihre neue Freundin war offenbar nicht nur hilfsbereit sondern auch großzügig und das, ohne ohne auch nur einen Moment gönnerhaft oder herablassend zu wirken. Was hatte sie nur für ein Glück gehabt! Jetzt war sie sehr froh, dass ihr die Entscheidung auf dem Markt so schwer gefallen war, denn sonst hätten Calvena und sie einander wohl kaum kennengelernt. Serrana ließ kurz den Blick über die Menge um sie herum schweifen und da fiel ihr etwas ganz anderes wieder ein.


    "Ist dir eigentlich klar, dass wir schon seit ewigen Zeiten an der selben Stelle stehen?" fragte sie Calvena und lächelte verschmitzt. "Und dabei wolltest du mir doch die Taverne zeigen" Ihr Lächeln wurde breiter und ihr Blick ging hinüber zu dem Gebäude am anderen Ende des Platzes.

  • Calvena war froh eine Freundin gefunden zu haben und da sie keinen Unterschied zwischen den Ständen macht oder zwischen denen die Geld hatten oder eben nicht. Sie nahm jeden Menschen so wie er war. Serrana war ihr aber eben von Anfang an Symphatisch gewesen und wirklich froh darüber, dass sie einander so gut verstanden.
    "Es freut mich, wenn ich dir helfen kann!" winkte sie ab und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.


    Kurz sah sie sich um und lachte dann auf. "Du hast recht!" kicherte sie. "Das sollten wir ändern!" zwinkerte sie. Entschlossenen Schrittes ging sie nun auf die Taverne zu, diesmal würde sie nichts aufhalten.


    Schon wenige Augenblicke hatten sie die Taverne erreicht und die jungen Damen traten in den kühlen Schatten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!