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Iunia Narcissa
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- Cubiculum
- Marcus Decimus Livianus
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Das hier also war ihr neues Domizil, Narcissa schaute sich neugierig und abschätzend um. Es war groß, größer noch als ihr letztes Zimmer in Germanien und sehr ansprechend eingerichtet. Nicht zu vollgestellt, das mochte sie nämlich nicht, aber das was an Möbiliar drin stand war von guter Qualität und hübschen Aussehen. Es gab ein Fenster, dass in den Innenhof wies und, wenn sie sich nicht täuschte würde hier morgens die Sonne reinscheinen. Was Vor- aber auch Nachteile hatte, denn gelegentlich schlief sie lange. Aber Phila war ja da und konnte die Vorhänge zuziehen. Es gab ein großes Bett und die junge Iunia nahm an, man würde ein kleineres, einfacheres für ihre Sklavin herbeischaffen. Aber das musste ja nicht sofort geschehen. Artig bedankte sie sich bei dem Sklaven und blickte sich noch einmal um.
"Ist es nicht echt schick hier?" fragte sie Phila begeistert, die lächelte und nickte. Sie hatte ihre Herrin lange nicht mehr so ausgelassen und zufrieden erlebt und war froh, denn wenn sie so gut gelaunt war, war sie auch immer freundlich zu ihr und allen anderen. Kein Schimpftiraden, keine Ohrfeigen, keine fliegenden Vasen. So ließ es sich mit ihr gut aushalten. Sie wies auf eine Wasserschüssel und einen Lappen und sah Narcissa fragend an, die nur zustimmend nickte.
Es folgte eine schnelle, aber gründliche Waschung und das obligatorische neu Einkleiden, wobei Narcissa ihr bestes Kleid rausholte. Es muss wohl nicht mehr erwähnt werden, dass dies einzig und allein dem Zweck diente den bestmöglichen Eindruck zu machen. Ihre Haare wurden noch einmal gänzlich neu aufgesteckt und die Schminke korrigiert, dann war Narcissa bereit. Sollte sie hier warten? Oder sich auf die Suche nach Livianus machen? Unschlüssig stand sie einen Moment herum und sah zu, wie Phila alles aufräumte.
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Der Ianitor hatte den Hausherrn selbstverständlich unverzüglich über die Ankunft des neuen Gastes informiert und so dauerte es nicht lange, da stand Livianus bereits vor der Türe zu Narcissas Cubiculum und klopfte. Er hatte bewusst einige Zeit verstreichen lassen und Narcissa etwas Ruhe und Zeit für sich gegönnt, bevor er sie in seinem Haus Willkommen hieß. Gespannt wartete er nun darauf, dass jemand die Türe öffnete und auf die junge Frau, die, glaubte man Silanus schreiben, ein richtiges Problemkind werden könnte. Doch der Decimer war noch nie ein Freund von Vorurteilen und wollte sich selbst ein Bild machen – Zeit dafür hatte er ab heute zu Genüge.
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Perfektes Zeitgefühl! Narcissa sah zur Türe und rief Phila zurück, die bereits aufmachen wollte, zur Feier des Tages würde sie selbst aufmachen gehen. Sie sah noch einmal kurz an sich herunter und öffnete dann schwungvoll die Türe, ihr strahlendstes Lächeln auf dem hübschen Gesicht. "Salve!" sagte sie, darauf hoffend, dass es wirklich Livianus war, der dort stand. Das ungefähre Bild von ihm, welches sie auf ihrer Reise durch die vielen Geschichten bekommen hatte, würde durchaus auf den Mann dort vor ihr passen. Ansonsten hatte sie nämlich umsonst so ein Theater veranstaltet und würde sogar noch dem falschen so freundlich geöffnet haben. Was wiederum bedeutete, sie müsste so lange so freundlich ihre Tür öffnen, bis der Richtige davor stand. Und darauf hatte sie nun absolut keine Lust. "Du musst Decimus Livianus sein. Komm doch herein!" bat sie ihn herzallerliebst.
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Überrascht nahm der Senator zur Kenntnis, dass der erste Eindruck alles andere als negativ war. Eine junge und ausgesprochen hübsche Frau, wie dies bei den Iuniern zumeist der Fall war, die einen freundlichen und offenen Eindruck vermittelte. Er schmunzelte, als man ihm in ein Zimmer seines eignen Hauses bat und trat nickend ein. Sein erster Blick viel auf die dunkelhäutige Sklavin, die in einer Ecke des Raumes stand und anscheinend gerade dabei war das Zimmer nach den Wünschen ihrer Herrin einzurichten. Ihr Anblick hatte etwas magisches an sich, der den Decimer für einen kurzen Moment verzauberte. Diese dunkle Haut und dazu noch dieses für Römer untypische kurze und krause Haar. Sie sah sehr jung aus, vermutlich noch nicht Volljährig, doch würde aus ihr bestimmt eines Tages eine wunderschöne Frau werden.
Livianus nickte schließlich auch ihr zu und widmete sich dann ganz Iunia Narcissa, seinem neuen Gast und für die kommende Zeit so etwas wie sein Mündel.
"Das bin ich und es freut mich, dich kennen zu lernen Narcissa. Ich hoffe deine Anreise aus Germanien war nicht all zu anstrengend."
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Sein Blick zu Phila war ihr nicht entgangen und sie kämpfte einen Moment um ihre Fassung, schon wieder ein Mann der ihrer Sklavin zuviel Aufmerksamkeit zukommen ließ. Phila, die Narcissas Gesichtsausdrücke schon kannte, zog sich noch ein Stückchen zurück und ignorierte den Besucher so gut es eben ging. Und da drehte sich dieser auch schon wieder um und Narcissa lächelte ihn an.
"Danke, der Seeweg wäre weitaus anstrengender gewesen. Ich vertrag Schiffe nicht besonders gut und war daher froh, in einer Kutsche reisen zu können. Es ist bemerkenswert zu beobachten wie sich die Landschaft unterwegs wandelt." plauderte sie und unterzog Livianus einer genaueren Studie. Sie fand ihn sympathisch, was wohl aber größtenteils daran lag, was sie bereits über ihn in Erfahrung gebracht hatte. Er beeindruckte sie, auch wenn sie das niemals einfach so zugegeben hätte. Und für sein Alter sah er erstaunlicherweise gut aus, dachte man daran, dass er längere Zeit in Gefangenschaft gewesen war. "Ich danke dir sehr für deine Bereitschaft mich aufzunehmen und hoffe, dir damit nicht allzu viele Umstände zu bereiten."
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"Das ist wohl war. Vor allem, wenn man so wie du aus Achaia kommt. Die Flora und Fauna in Germanien muss für dich mehr als beeindruckend und aufregend gewesen sein. Ich kenne Germania, habe dort einige Zeit als Legionskommandeur gedient und auch wenn ich mich nie so ganz an das eher raue Klima gewöhnen konnte, so haben die Wälder und Landschaftszüge dieser Provinz doch eine etwas Wunderschönes an sich."
Dem Senator entging es nicht, dass Narcissa ihn mit ihren neugierigen Blicken musterte, Doch für ein junges Mädchen in ihrem Alter, das vermutlich zum ersten Mal einem Senator gegenüberstand, war dies vermutlich ein aufregendes Erlebnis. Er ließ sich jedoch nichts anmerken und erwiderte ihren Dank, der auf eine gute Erziehung rückschließen ließ, durch ein Kopfnicken.
"Ich mache das gerne für Silanus, einen meiner treuesten Klienten. Er hat mir vorbildlich als meine rechte Hand gedient und ich bin froh darüber, wenn ich mich nun revanchieren kann. Wie du gesehen hast, ist das Haus groß und ich bin nicht der Einzige der hier lebt. Einer mehr oder weniger fällt da nicht besonders ins Gewicht. Es freut mich jedenfalls, dich in der Casa Decima Mercator Willkommen heißen zu können."
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Germania und beeindruckend? Germania und aufregend? Es kostete die junge Frau einiges an Selbstbehrrschung nicht erstaunt zu gucken oder sonst wie ihren Unmut zu äußern. Aufregend und Beeindruckend waren wohl die zwei (aller-)letzten Wörter, die ihr im Zusammenhang mit dieser Provinz eingefallen wären. Dennoch lächelte sie und nickte. Wunderschön? Pah! Eine Zumutung, das war es.
"Ja, das Haus ist sehr groß und imponierend. Ich bin sehr gespannt was für hübsche Ecken und Räume ich hier finden werde." meinte sie, plaudernd und zaghaft lächelnd. Über das Haus und seine Bewohner redete sie sowieso viel lieber als über Natur und Landschaften. "Wer lebt denn noch hier im Haus? Hast du eine große Familie? Silanus war leider sehr sparsam mit seinen Erzählungen und ich muß gestehen, dass ich nur wenig über die Decima weiß." Sie sah ihn entschuldigend an und verlagerte ihr Gewicht von einer auf die andere Seite. Ihr Blick glitt erneut an seiner edlen Tunika auf und ab, sie konnte sehen, dass er trotz seines Alters über einen erstaunlich trainierten Körper verfügte. Nun, er war schließlich schon sein Leben lang Soldat und genauso sah er auch an. Seine Haltung war gerade und hoheitsvoll, auch wenn man ihm die Gefangenschaft ansah. Ihm hätte ein leichter Bauch gut gestanden, fand sie, aber er war eher etwas dünner. Interessiert fragte sie sich ob er irgendwelche Narben hatte und wenn ja, wo die dann waren. Auf den ersten Blick sah sie keine, oder ... doch ... da am Arm waren zwei kleinere, helle Streifen, die ganz sicher Narben waren. Doch sie merkte, dass ihre Gedanken abschweiften und sah ihm stattdessen lieber in die Augen.
Er war nicht viel größer als sie, größer, aber nicht so viel und das machte es einfach mit ihm zu reden. Die letzten paar Zentimeter streckte sie sich noch und drückte ihren Busen rein, während sie versuchte den Bauch etwas einzuziehen. Körperhaltung sagte viel über Menschen aus und sie wollte hervorstechen, nicht zuletzt auch um etwaige üble Nachreden von Seiten Silanus so gut es eben ging unglaubwürdig zu machen. Bei dem Gedanken lächelte sie.
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"Ohh…. Hier im Haus ist eigentlich immer ein Kommen und ein Gehen. An das muss man sich meist etwas gewöhnen. Zurzeit wohnen meine Söhne Flavus und Serapio,….."
Das er Serapio erst vor kurzem Adoptiert hatte, ließ er dabei weg. Er sah ihn als seinen Sohn an und machte daher keinen Unterschied zwischen ihm und Flavus. Genauere Verwandtschaftsverhältnisse würde die junge Iunia ohnehin mit der Zeit von selbst mitbekommen.
"…. mein Bruder Magnus und seine Frau Venusia, mein Bruder Mattiacus, sowie mein Verwandter Verus mit seinen Kindern Crassus, Serrana und Brutus hier in der Casa."
Im Gedanken ging er alle noch einmal durch und hoffte, dass er bei seinen Aufzählungen niemanden vergessen hatte. Es war schließlich wirklich ein ständiges Kommen und Gehen, bei dem man leicht den Überblick verlieren konnte, vor allem, wenn man ein so viel beschäftigter Mann war wie Livianus.
"Über unsere Familiengeschichte werde ich dir besser ein andermal berichten. Das würde zu viel zeit in Anspruch nehmen und ich denke, dass du dich ein wenig von deiner Reise erholen möchtest. Ich wollte dir nur einen kurzen Besuch abstatten, ehe ich zur Basilica Ulpia aufbreche."
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Söhne? Er hatte zwei Söhne? Davon wußte Narcissa bisher nichts und sie hob erstaunt eine Augenbraue an. Zusammen mit Livianus zählte Narcissa zehn Familienangehörige und sie schmunzelte, weil es so gut passte. Es würde interessant werden sie alle kennenzulernen und herauszufinden, womit sie ihren Alltag verbrachten. Zumindestens gab es zwei weitere Frauen im Haushalt, was sie frohlocken ließ, denn obwohl sie die Gesellschaft von Männern genoß war die von Frauen doch etwas anderes. Sie vermisste ihre Schwester, mit der sie hätte einkaufen gehen können oder spazieren oder die sie hätte frisieren und ausstaffieren können. Aber vielleicht ergab sich etwas ähnliches auch hier. Sie lächelte wehmütig und nickte.
"Das war sehr nett von dir mich zu begrüßen, obwohl du unter Zeitdruck stehst. Ich hoffe ich habe dich nicht allzu sehr aufgehalten." Sie druckste einen Moment herum und sah ihn dann wieder an. Wie dunkel seine Haut war! Es fiel ihr erst jetzt auf, aber er war so dunkel wie sie es gewesen war, bevor sie nach Germanien aufgebrochen war. "Hast du denn jetzt weitere Pläne für mich? Silanus meinte, er vertraue dir in allen Entscheidungen und ich solle mich ganz deiner Führung anvertrauen. Wenn du also einen bestimmten Plan hast für mich wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mir davon berichtest. Ansonsten denke ich, tue ich gut daran, erstmal alle anderen kennenzulerne. Wenn du nichts dagegen einzuwenden hast, natürlich." Oh, wie klebrigsüß konnte ihre Stimme sein, wie lieblich ihr Augenaufschlag, wenn sie nur wollte. Unter dichten Wimpern schaute sie zu ihm hoch und sah ihn fragend an, mit einem sanften Lächeln, dass ihre vollen rosa Lippen zur Geltung brachte (wie sie ganz genau wußte).
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Der Decimer hatte weder mit dem heutigen Tag, noch mit einer genauen Ankunftszeit Narcissas gerechnet und war daher nicht so ganz auf ihr Kommen vorbereitet. Bei ihm standen als nächstes einige Gerichtstermine an, die er nicht verpassen konnte und seinen neuen Gast daher zumindest für diese zeit alleine lassen musste.
"Du kannst dich während meiner Abwesenheit gerne hier im Haus überall umsehen. Die Sklaven werden dir ebenfalls behilflich sein, falls du noch etwas brauchst oder Hunger bekommst. Fühle dich ganz wie zu Hause, doch respektiere bitte die Privatgemächer der anderen Hausbewohner. Ansonsten werde ich wieder in ein paar Stunden hier sein. Dann können wir uns weiter unterhalten."
Mit einem aufmunternden Lächeln nickte Livianus der jungen Frau zu.
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"Danke." sagte sie schlicht und nickte. Es war immerhin schon etwas, dass sie sich hier frei bewegen durfte und nicht in ihrem Zimmer zu bleiben hatte. Vielleicht ergab es sich so, dass sie dem ein oder anderen übern Weg lief und ein gespräch beginnen konnte. Außerdem stellte Livianus in Aussicht, dass sie sich später wiedersehen würden und ein längeres Gespräch führen konnten. Müde oder geschafft war Narcissa nun wirklich nicht und sie freute sich darauf. Sie grinste euphorisch und schob einen Armreifen zurück, der am Handgelenk etwas verrutscht war.
"Dann bleibt mir wohl nur noch dir einen göttergefälligen und erfolgreichen Tag zu wünschen." Ja, eine weitere Höflichkeitsfloskel, aber nicht nur ernst gemeint, sondern durchaus angebracht. Zwar wußte Narcissa gar nicht, dass es Gerichtstermine waren die ihren neuen Vormund weglockten, aber gegen etwas Erfolg konnte wohl niemand etwas einwenden. Richtig? Außerdem war sie in Gedanken schon längst dabei, das Haus in Augenschein zu nehmen.
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"Ich danke dir Narcissa. Wenn du den Göttern für deine wohlbehaltene Ankunft danken willst, so steht dir selbstverständlich auch unser Hausaltar zur Verfügung."
Livianus war selbst nicht gerade ein gläubiger Mensch, aber vorsichtshalber erwähnte er diese Möglichkeit. Dann wandte er sich wieder der Türe zu.
"Ich möchte dich bitten, dass Haus vorerst nicht zu verlassen. Später können wir uns dann über Möglichkeiten unterhalten, wie du dich zumindest in Begleitung eines Haussklaven in Rom umsehen kannst. Also bis später Narcissa."
Der Decimer ließ noch einmal seinen Blick kurz über die graziöse Figur Narcissas schweifen und bemerkte erst jetzt, dass sie nicht nur hübsch war, sondern auch Geschmack besaß. Ihre Kleidung und ihr Schmuck waren fast perfekt aufeinander abgestimmt. Vermutlich war das auch der Grund, dass es ihm bisher noch nicht so stark aufgefallen war. Es ergab alles zusammen einfach ein äußerst hübsches und reizendes Gesamtbild. Mit einem freundlichen zwinkern verschwand er wieder aus dem Cubiculum der Iunia und machte sich auf den Weg in seine eigenen Gemächer, um sich für die Basilica vorbereiten zu lassen.
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Aber natürlich verfügte eine solche Casa auch über einen Hausaltar und für einen Moment zog es Narcissa tatsächlich in Betracht dort zu beten. Eigentlich beschränkte sich ihre Religiösität auf das vorgeschriebene Maß, aber vielleicht legte Livianus ja Wert darauf? Wo er es doch extra erwähnte. Andererseits hatte sie schon vor Jahren aufgehört zu tun was andere wollten und so würde sie nun auch nicht zu einer inbrünstigen Beterin werden, selbst wenn Livianus sie darum explizit gebeten hätte. Sie lächelte nur und nickte ihm zu, seinen letzten taxierenden Blick wohlweißlich ignorierend. Gesehen hatte sie ihn schon und dankbar angenommen, dennoch schickte es sich nicht ihn zu erwidern und ignorieren brachte sie nicht in Verruf. Verlegen war sie schon lange nicht mehr, nur weil ihr ein Mann einen anerkennenden Blick zu warf. Dazu genoß sie es viel zu sehr. "Bis später!" sagte sie vergnügt und wartete nur kurz, bis er gegangen war. Dann verließ auch sie ihr Cubiculum und stromerte durchs Haus.
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Vom Garten kommend zog Narcissa ihre Cousine mit sich durch die reich geschmückten Gänge der Casa Decima bis zu ihrem Cubiculum, denn dort hatten sie vor Serrana in die Geheimnisse der Schminkkunst einzuweihen. Stolz präsentierte Narcissa ihr Cubiculum, dass man ihr hier zur Verfügunge stellte und dessen Interieur sie beinahe gar nicht verändert hatte. Nur das zweite, schlichte Bett in der Ecke war dazu gekommen, dort schlief Phila.
"Ist es nicht schmuck hier?" fragte sie begeistert und ließ sich aufs Bett fallen. Ihr eigenes Bett war groß und hatte dunkelrote Streben, an denen einige Stoffbahnen in rot und gelb drapiert waren. Die Bettwäsche war in ähnlichen Farben gehalten, aber dunkler, viel dunkler. Es gab eine Sitzbank, direkt am Fenster, so dass man bequem hinaus gucken konnte. Ein Tisch, mit Spiegel und bequemen Stuhl davor, war zum Schminken und herrichten gedacht. Dann gab es natürlich auch Stauraum für Narcissas Habseligkeiten, genau wie eine kleine Sitzecke mit Tischchen und mehrere Blumen in Töpfen, die entweder auf Regalen oder auf dem Boden standen, wenn sie etwas größer waren. Die Wände waren mit Malereien verziert, die Tiere zeigten, mal Rehe beim trinken, mal stolze Pferde auf einer Wiese, dann wieder spielende Welpen. "Wirklich erstaunlich, dass Livianus ein Zimmer hatte, dass mir auf Anhieb gefiel. Aber die Farben sind wirklich gelungen und es ist schön groß. Vor allem nicht vollgestellt, ich kann es nicht haben, wenn alles so dicht bei dicht steht und man sich kaum bewegen kann. Nicht wahr?" Sie lächelte gönnerhaft. Und fragte sich insgeheim wie Serrana ihr eigenes Zimmer eingerichtet hatte. Oder hatte sie es etwa einfach übernommen?
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Serrana war mehr als beeindruckt von der reichen Ausstattung der Casa Decima, die ihre eigene Bleibe deutlich ausstach. Alles hier sah unendlich kostbar aus, und vermutlich kostete jede einzelne Vase in diesen Gängen mehr als der gesamte Inhalt der Truhe, die sie aus der Campania mitgebracht hatte...
Dann waren sie schließlich in Narcissas Cubiculum angekommen und sie bestaunte die die Einrichtung, während ihre Cousine erzählte."Ja, das ist wirklich ein wundervoller Raum, so groß und schön, er passt zu dir." sagte sie aufrichtig und lächelte Narcissa an.
Ihre eigenen Räumlichkeiten waren natürlich viel kleiner, und auch nicht annähernd so luxuriös eingerichtet, aber Serrana war trotzdem sehr froh, dass man sie ihr zur Verfügung gestellt hatte, und wäre nie auf die Idee gekommen, irgendetwas dort zu verändern.
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"Danke" sagte Narcissa und lächelte. Phila rückte den Stuhl an ihrem Schminktisch so, dass sich Serrana bequem setzen konnte und rückte ihn etwas zurecht. Nun konnte sich die junge Iunia im Spiegel sehen und Phila hatte genug Platz zum herumwerkeln. Sie sah kurz zu Narcissa, die einfach nickte und schon begann sie und trug vorsichtig, mit mehreren verschiedenen Pinseln die Schminke auf. Narcissa seufzte und grinste dann. "Ich finds toll, dass wir Rom zusammen erkunden werden." sagte sie, das Gespräch von vorhin aufgreifend. "Und noch viel toller finde ich es, dass du zum Essen bleibst. Gibt es etwas, dass du besonders magst? Oder gar nicht? Dann lass ich der Küche bescheid geben."
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Aufgeregt ließ sich Serrana an Narcissas Schminktisch nieder und streckte den Kopf ein wenig nach oben, damit Phila mit ihren Pinseln bequem ihr Gesicht erreichen konnte. Sie war schon mit ihrer neuen Frisur mehr als glücklich und konnte sich kaum vorstellen, dass das noch zu steigern war, war aber trotzdem sehr gespannt auf das Ergebnis.
"Ja, das finde ich auch." entgegnete sie lächelnd auf die erste Bemerkung ihrer Cousine. Bei der nächsten merkte sie dann allerdings wie die alt bekannte Unsicherheit wieder kam.
"Oh bitte, mach doch meinetwegen keine Umstände" sagte sie hastig. "Es ist doch schon großzügig, dass ich hierbleiben darf, da kann ich doch nicht auch noch Ansprüche stellen..."
Sie sah Narcissa zerknirscht an. "Wahrscheinlich bin ich gleich ohnehin so nervös, dass ich keinen Bissen runterkriegen werde..."
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Mit einer abfälligen Handbewegung wischte Narcissa die Bedenken ihrer Cousine hinfort. "Ansprüche!? Also wirklich. Das macht doch keine Umstände, ich bitte dich. Was wäre denn, wenn du einen fürchterlichen Ausschlag von Fisch bekommst und ich genau heute Fisch servieren möchte? Nein, das will ich nun wirklich nicht riskieren!" Narcissa grinste und schaute zu, wie Phila sorgsam mit ihrer Arbeit fortfuhr. Für einen Moment schwelgte Narcissa in den Anblick ihrer Verwandten, dann raffte sie sich auf und setzte sich neben sie. Ihre kleine Schwester Vestina war natürlich noch zu jung zum schminken und herausputzen, obwohl sie es einige Male getan hatten. Und eine wirkliche Freundin, mit der man sowas hätte zusammen machen können, hatte sie nicht. Vielleicht war sie ja auch deswegen so umgänglich, Serrana beruhigte sie irgendwie. Sie lächelte glücklich.
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Serrana beobachtete fasziniert, wie sich ihr Gesicht unter Philas kundigen Händen allmählich veränderte. Die Spuren, die die junge Sklavin mit ihren Pinseln hinterließ waren eigentlich kaum sichtbar, und dennoch bekamen ihre Züge plötzlich einen ganz anderen Ausdruck.
Narcissas Worte brachten sie wieder in die Realität zurück und sie musste lachen.
"Da musst du dir wirklich keine Sorgen machen, soweit ich weiß, kann ich wirklich alles essen, und es gibt auch nur sehr wenig was mir nicht schmeckt."
Sie rutschte bereitwillig zur Seite, als sich Narcissa neben ihr vor dem Schminktisch niederließ.
"Das einzige, was ich im Moment wirklich nicht zu mir nehmen kann, ist Wein. Da reicht mir schon der Geruch....Ich hab es wohl beim letzten Mal ein wenig übertrieben."
Hoffentlich verstand ihre Cousine diesen letzten Satz nicht falsch, schließlich schien sie Wein ganz gern zu mögen und im Gegensatz zu Serrana auch deutlich besser zu vertragen.
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