Hortus - der Garten

  • So langsam wurde sie wieder ruhig und sie konnte vor allem einmal ihre Gefühle ordnen, da waren Freude, Glückseligkeit, dann Aufregung, auch Nervosität und ein tiefes Gefühl von Liebe und Zuneigung, wenn sie an Valerian dachte und einen kurzen Blick auf ihren Ring warf. Die wärme des Getränkes war durch den Tonbecher zu spüren und leicht gedankenverloren betrachtete sie ihr verschwommenes Spiegelbild im Wein. Sie strahlte von Innen heraus.
    Der Themenwechsel brachte sie dann auch ein wenig auf andere Gedanken, sie sah Serrana an und schmunzelte über deren Verlegenheit. Vermutlich würde sie diesen Charakterzug nie ablegen, dass machte sie ja so sympathisch. Im nächsten Moment konnte sie Freundin dann nur Fassungslos anstarren. Dann lächelte sie und umarmte die Iunia kurz. „Das freut mich ja so für dich!“ sagte sie warm und herzlich. Sie freute sich sowohl für ihre Freundin, als auch für ihren Onkel. Aber dieser Antrag erklärte auch, warum Sabina so eine finstere Miene seit einigen Tagen zog. Anscheinend war das Mädchen wenig begeistert von den Plänen ihres Vaters. Sie konnte es ein wenig verstehen, auch wenn Sedulus es nicht wirklich wahr haben wollte, aber Sabina trauerte immer noch um ihre Mutter.
    „Mir hat er noch gar nichts davon erzählt...“, meinte sie dann. „Ich hätte dich dann schon früher besucht!“ Bald würde auch Serrana dann eine verheiratete Frau sein. „Ich geh mal davon aus, dass du Ja gesagt hast“, schmunzelte sie.

  • Nachdem sie die große Neuigkeit in ihrem Leben glücklich über die Lippen gebracht hatte, nahm sich Serrana selbst erstmal einen großen Schluck Wein und genoss kurz den fruchtigen Geschmack und die Wärme, die sich fast übergangslos in ihrem Körper ausbreitete.
    Calvena sah sie im ersten Moment so fassungslos an, dass sie nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken konnte, aber dann rief sie sich wie schon häufig vor Augen, dass sie ja vom Onkel ihrer Freundin gesprochen hatte, auch wenn Serrana das normalerweise komplett ausblendete, wenn sie mit Sedulus allein war.


    "Vielen Dank." strahlte sie und erwiderte innig Calvenas Umarmung. "Er wird es dir sicher auch bald erzählen, ich glaube, er wollte erstmal die Gespräche mit meiner Großmutter und Silanus hinter sich bringen."
    Serrana fuhr gedankenverloren mit dem Finger den Rand des Bechers entlang und lächelte, als sie Calvenas letzten Satz hörte.


    "Oja, das hab ich. Und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue Sedulus zu heiraten. Aber weißt du..." an dieser Stelle hob sie den Blick und sah ihrer Freundin mit neu aufkommender Unsicherheit ins Gesicht."...irgendwie macht mich der Gedanke auch ganz schön nervös. Es ist erst ein paar Monate her, da hat mich Großmutter noch herumgescheucht wie ein kleines Kind und jetzt soll ich plötzlich erwachsen sein und eine Ehefrau werden. Das kann ich mir gar nicht richtig vorstellen, wenn ich ehrlich bin..."

  • Serrana strahlte ebenso, wie es Calvena tat. Die beiden jungen Frauen waren über glücklich und so schnell würde ihnen nichts die gute Laune verderben. „Na das wollen wir doch hoffen, dass er es mir noch erzählt!“ lächelte sie. Ansonsten hatte sie ja Serrana, die sie noch auf dem neusten stand hielt. „Ansonsten muss ich dich halt ausfragen“, schmunzelte sie und zwinkerte ihr zu. Auch sie trank noch einen Schluck Wein. So langsam legte sich ihre Aufregung, was ihre Hochzeitspläne anging. Stattdessen machte sie sich die ersten Gedanken darüber, was es nun alles zu planen ging und an was sie alles denken musste.


    In den Augen der Iunia tauchte dann eine leichte Unsicherheit auf. So ähnlich ging es ihr auch, wenn sie daran dachte, dass sie bald heiraten würde. Es war nicht nur ungewohnt sondern auch wenig beängstigend, dass sich ihr Leben so schnell änderte. „Kopf hoch“, lächelte sie ihr zu. „Du wirst dich schnell dran gewöhnen und so jung bist du nun auch wieder nicht. Hättest du dich von deiner Großmutter nicht gelöst, wärst du doch schon längst verheiratet und vermutlich schwanger und todunglücklich.“

  • "Oh, das kannst du gern machen, schließlich habe ich vor dir keine Geheimnisse und werde dir alles erzählen, was du wissen möchtest" antwortete die Iunia mit einem liebevollem Blick auf ihre Freundin.


    Wie sicher Calvena im Vergleich zu ihr doch wirkte! Sie war doch bestimmt genauso aufgeregt wie sie selbst und dennoch war sie nach wie vor unglaublich selbstbewusst und zuversichtlich, was sich ja auch in ihren Worten widerspiegelte.


    "Ja, meinst du?" fragte sie ein wenig zweifelnd, nickte dann aber, um sich auf diese Weise auch selbst ein wenig von ihrer Unsicherheit zu befreien. "Du hast sicher Recht. Und es war auf auf jeden Fall ein Geschenk der Götter, dass sie mich vor diesem Widerling daheim in Nola bewahrt haben. Ich hoffe wirklich, dass ich ihn nie in meinem Leben wiedersehen muss. Aber meine Großmutter bringt es fertig, und lädt ihn zur Hochzeit ein...." Serrana schauderte bei der Erinnerung und trank schnell noch einen Schluck Wein, um wieder auf andere Gedanken zu kommen.


    "Findest du die Vorstellung denn nicht komisch, dass du bald in einem anderen Haus leben wirst und mit ganz anderen Leuten?" fragte sie dann und sah Calvena gespannt an.

  • Obwohl sie nicht mit einander verwandt waren, so waren sie doch wie Schwestern zu einander. Sie erzählten sich alles, von Geheimnissen bis hin zu Ängsten und ihren Träumen. Die Freundschaft war schon etwas besonderes. „Das weiß ich doch“, sagte sie sanft lächelnd und strich sich kurz einmal ihr Kleid.


    So sicher, wie es den Eindruck machte, fühlte sie sich ganz und gar nicht. Nur überlagerte ihre Glückseligkeit alle anderen Gefühle und dämpfte ihre Nervosität. Jedes Mal wenn sie bisher an ihre Hochzeit gedacht hatte, war sie völlig nervös gewesen. Calvena wusste ihre Unsicherheit eben hinter einem hübschen Lächeln zu verstecken. Zumindest wenn die Situation es forderte, gegenüber Serrana und ihren anderen Freundinnen war sie vollkommen offen und gestand sich diese Schwäche ein.


    „Ich werd es schon zu verhindern wissen, dass der Wiederling aus Nola da bleibt wo er ist. Außerdem kann sich deine Großmutter glücklich schätzen, du wirst einen Senator heiraten, das dürfte ihren hohen Ansprüchen genügen!“ sagte sie entschlossen und zwinkerte der Iunia verschwörerisch zu.


    Kurz dachte sie dann über die Frage von Serrana nach. Merkwürdig war es schon. „Naja, alle werden mir ja nicht fremd sein. Sermo kenne ich ja und Valerian werd ich heiraten. Seine Schwester lebt ja in Germanien und dann ist da noch Melina, Sermos Schwester, aber die kann ich nicht einschätzen... Ich werd ja nicht allein sein, Elissa wird ja mit mir kommen und so hab ich zumindest schon eine Verbündete in dem fremden Haushalt!“ War sie nervös, weil sie schon bald ausziehen würde? Schwer zu beurteilen, das würde sich wohl erst zeigen, wenn es dann soweit war. Bis dahin hatte sie noch genug andere Dinge im Kopf.

  • Mit der Bemerkung über ihre Großmutter hatte Calvena sicherlich Recht, aber irgendwie machte sie Serrana nur noch mehr nervös.


    "Ja, sicher, mehr als einen Senator kann sich ja nicht wünschen, aber genau das ist es ja.... es wird sicher schon ungewohnt genug sein, eine ganz normale Ehefrau zu sein, aber gleich die eines Senators.... Ich darf mir gar nicht vorstellen, was man da alles falsch machen kann". Serrana schüttelte den Kopf, rief sich dann jedoch selbst wieder zur Ordnung. "Aber das wird schon irgendwie werden, den Göttern sei Dank erwartet Sedulus am Anfang ja nicht allzuviel von mir..."


    Sie seufzte auf und trank noch einen Schluck Wein. Irgendwie half das warme und wohlschmeckende Getränk ganz gut gegen ihre innere Unruhe. Dann beugte sich Serrana ein Stück vor und sah Calvena mit einem etwas schiefen Lächeln an.


    "Weißt du, was auch komisch ist? Wenn wir geheiratet haben, dann werde ich in eurem Haus wohnen. Das kann ich mir auch noch gar nicht vorstellen, vor allem, weil du dann nicht mehr da sein wirst. Und ausser Sedulus und Großmutter kenne ich von deiner Familie ja noch niemanden, was ist, wenn die mich nicht mögen?"

  • „Ach, Serrana mach dir nicht zu viele Gedanken. Du wirst sicher eine gute Ehefrau sein... im Gegensatz zu mir, weißt du wie man einen Haushalt zu führen hat und was man von dir erwartet. In der Hinsicht hattest du eine großartige Lehrmeisterin, auch wenn Laevin ein alter Drachen ist“, machte sie ihr Mut. Außerdem stimmte es, sie mit ihrer ziemlich unorthodoxen Erziehung, hatte da wesentlich mehr Probleme, den Ansprüchen zu genügen. „Ich kann hübsch singen, aber von einem Haushalt hab ich keine Ahnung“, gab sie offen zu. „Ohne Elissa wäre ich bei den Fontinalien völlig aufgeschmissen gewesen“, erzählte sie und sah Serrana aufmunternd an. „Du brauchst nur etwas Zeit, dann wirst du genügend Selbstbewusstsein haben, dass ich noch ganz neidisch werde“, versicherte sie ihr.


    Calvena folgte Serranas Vorbild und trank auch noch einen Schluck von dem gewürztem Wein. Anis, Zimt und andere Gewürze ließen ihren Gaumen kitzeln. Nachdenklich drehte sie ihren Becher in den Händen.


    „Ich werd zwar dann aus dem Haus sein, aber ich werd dich so oft besuchen wie ich kann. Ich lass dich doch nicht mit dem Drachen allein“, zwinkerte sie ihr zu. „Mach dir wegen Avarus keine Sorgen, sei höflich und respektvoll und er wird dich ganz schnell gern haben“, kurz schwieg sie, auf Sabina war sie noch nicht eingegangen. Denn sie wusste ja welches Theater derzeit zu Hause war. „Und was Sabina angeht... gib ihr Zeit, dann wird sie dich auch gern haben.“ Da hatte sie ja glatt noch Marcus vergessen und seinen Bruder Paullus. "Das weißt du ja ncoh nicht, die Familie hat Zuwachs bekommen: Paullus Germanicus Aculeo und seinen kleinen Bruder Marcus!" erzählte sie dann.

  • "Meinst du wirklich, dass ich mir zu viele Sorgen mache?" fragte Serrana nochmal nach, obwohl sie die Antwort im Grunde selbst kannte. "Vielleicht stimmt das ja, ich muss mir wohl endlich mal angewöhnen, mir auch etwas zuzutrauen. Und was Großmutter betrifft hast du Recht. Ich bin überglücklich, dass ihre sogenannte "Erziehungsarbeit" an mir mittlerweile abgeschlossen ist, aber in Sachen Haushaltsführung konnte ich wirklich einiges von ihr lernen. Wenn du in dieser Hinsicht Fragen haben solltest, geh ruhig zu ihr, sie wird dir sicher helfen, auch wenn sie erst wieder einen Vortag halten wird..."
    Als Calvena begann, von den übrigen Mitgliedern ihrer Gens zu erzählen, hörte die Iunia mit einer Mischung aus Neugier, Angst und Hoffnung zu und nickte nur ab und zu. Calvenas Großonkel Avarus hatte bei den Fontinalia eine ziemlich einschüchternde Wirkung auf sie gemacht, aber vielleicht war das ja nur ein erster Eindruck und sagte nichts über die wirkliche Person aus.


    "Ich wünschte, ich hätte Sabina schon früher mal kennenlernen können, als all das noch kein Thema war." sagte sie dann und drehte den bereits deutlich geleerten Becher in ihren Fingern hin und her. "Jetzt weiß ich gar nicht, was ich ihr sagen soll, wenn ich sie zum ersten Mal treffe..." Ja, so seltsam das auch sein mochte, irgendwie machte sie das Zusammentreffen mit diesem kleinen Mädchen nervöser als die Aussicht, ihre Großmutter künftig wieder häufiger zu sehen.
    Da bot die Nachricht von den beiden neuen Familienmitgliedern schon eine willkommene Abwechslung.


    "Oh, das hört sich aber spannend an. Wer sind die beiden denn und wo kommen sie her?" fragte Serrana neugierig und beugte sich gespannt vor, nachdem sie sich neuen Wein hatte nachgießen lassen.

  • Calvena warf Serrana einen kurzen strengen Blick zu, ihre Frage konnte sie sich ganz leicht selbst beantworten. Sie machte sich zu viele Sorgen, aber Calvena hielt sich mit einem Kommentar zurück, da sie sich ja auch selbst ständig nervös machte. In dieser Hinsicht waren sie sich sehr ähnlich.
    „Das mit den Vorträgen hab ich schon mitbekommen...“, meinte sie verlegen grinsend. Sie hatte sich ja in die Höhle des Löwen gewagt und dem Drachen eine kleine Schwachstelle offenbart. Doch es war nicht ganz so schlimm gewesen wie sie erwartet hatte. Anscheinend näherten sie sich so etwas wie einem gegenseitigem Verständnis. Auch wenn vermutlich oft genug noch spitze Worte zwischen ihnen herum schießen würden.


    „Ich glaub es wäre auch besser, wenn ihr euch schon einmal richtig kennen gelernt hättet...“, meinte sie und runzelte kurz in düsterer Vorahnung die Stirn. „Das lässt sich ja nun leider nicht mehr ändern“, fügte sie hinzu. Schließlich beschloss sie Serrana vorzuwarnen. „Sabina ist ziemlich sauer auf Sedulus... wobei sauer eigentlich kein Ausdruck ist: wütend, grantig... sobald ihr Vater in der Nähe ist, wird sie im Augenblick unausstehlich... ich weiß leider nicht was er zu ihr gesagt hat, aber ich befürchte es war das Falsche und das hat Sabina gegen ihn und wohl auch gegen dich aufgebracht. Ich versuche die Wogen zu glätten... aber sie wird reichlich stur, wenn ich versuche das Gespräch auf das Thema zu bringen!“ sie seufzte leise. „Ich wünschte ich hätte bessere Nachrichten in dieser Hinsicht...“, sie versuchte Serrana ein aufmunterndes Lächeln zu schenke.


    „Also die Beiden sind weit herum gereist. Paullus ist in etwas so alt wie ich und Marcus ist im Alter von Sabina. Sie haben sich auch gleich angefreundet... Zuletzt waren sie in Ostia und Paullus will sich an der politischen Karriere versuchen. Marcus wird in Zukunft in der Casa Germanica Leben und sein Bruder will nach Ostia um dort seine ersten Schritte zu wagen. Beide sind sehr nett, zumindest so wie ich sie kennen gelernt hab!“ berichtete sie dann ausführlich.

  • Serrana sah ihre Freundin für einen Moment lang entsetzt an, als die ihr von Sabinas ablehnender Haltung der Hochzeit und ihr selbst gegenüber erzählte. Irgendwie hatte sie bei dem Gedanken an Sedulus' Tochter schon seit einigen Tage ein ungutes Gefühl gehabt, was sich jetzt ganz offensichtlich bestätigte. Für einen kurzen Moment fühlte sie neue Panik in sich aufsteigen, aber dann riss Serrana sich kurzentschlossen zusammen und straffte dabei auch automatisch ihren Körper.


    "So etwas in der Art hatte ich schon befürchtet." sagte sie dann und erwiderte Calvenas Lächeln, obwohl ihr Moment nicht wirklich danach zumute war.
    "Aber wenn es nun mal so ist, dann muss ich mich da eben irgendwie durchkämpfen. Denn so sicher, wie ich wusste, dass die Hochzeit daheim in der Campania ein entsetzlicher Fehler gewesen wäre, so sicher bin ich mir auch darin, dass ich Sedulus heiraten will. Und wenn das nur mit Problemen und Schwierigkeiten geht, dann soll es halt so sein. Das ist es mir auf alle Fälle wert." Komisch, nachdem sie das ausgesprochen hatte, ging es Serrana wieder besser und das flaue Gefühl hatte sich für's erste in Luft aufgelöst. Langsam atmete sie einmal ein und aus und sah dann ein wenig verlegen zu Calvena nüber, die solch entschiedene Stellungnahmen von ihrer Freundin vermutlich eher nicht gewöhnt war.


    "Und auf deine beiden neuen Verwandten bin ich schon sehr gespannt. Vielleicht kann ich sie ja bald mal kennenlernen."

  • Ein wenig bedrückte sie die Stimmung derzeit in der Casa schon. Sabina bekam sofort schlechte Laune, wenn ihr Vater auch nur in der Nähe war. Aber dafür verstand sie sich mittlerweile mit Laevina etwas besser. Irgendwas war dann eben doch immer. Egal wie man es drehte und wendete. Sabina und Sedulus würden wohl wieder irgendwann miteinander auskommen. Serrana würde vielleicht zwischen ihnen vermitteln können, sie besaß ja Feingefühl und das war wohl das wichtigste in dieser doch etwas merkwürdigen Situation.


    „Ich bin mir sicher, dass Sabina dich mögen wird. Sie braucht eben Zeit“, sagte sie zuversichtlich. Aber anscheinend brauchte sie ihrer Freundin keinen Mut machen, sie strafte sich innerlich und würde wohl alle Widrigen Umstände in Kauf nehmen um mit Sedulus zusammen sein zu können. Hoffentlich wusste ihr Onkel das zu würdigen. Sie lächelte als Serrana wohl zum ersten Mal wirklich Selbstbewustein bekam. Wenn sie so weiter machte, würde sie ihrer Großmutter alle Ehre machen und sich auch von dieser nicht unterbuttern lassen.


    „Marcus bestimmt, Paullus will ja nach Ostia. Er wird wohl nicht so oft in Rom sein!“ meinte sie nachdenklich.

  • "Ja? Meinst du wirklich?" fragte Serrana mit einer Hoffnung aus Zweifeln und Hoffnung nach. "Ich weiß ja, wie schrecklich es ist, wenn man so früh seine Mutter verliert und ich würde Sabina gern helfen, wenn ich es irgendwie kann." Aber was brachte es auch, sich jetzt schon darüber den Kopf zu zerbrechen, im Grunde konnte sie das Ganze ohnehin nur auf sich zukommen lassen.


    Serrana trank wieder einen Schluck Wein und ließ dann den Blick über den zur Zeit doch ziemlich kahlen Hortus der Casa Iunia schweifen.
    Bis sich wieder die ersten Blüten zeigten, würde wohl noch ein Weilchen vergehen.


    "Stell dir nur vor, wenn wir nächstes Jahr um diese Zeit wieder zusammen im Garten sitzen, dann werden wir wahrscheinlich beide schon verheiratet und auf dem besten Wege sein, ehrwürdige römische Matronen zu werden. Ist das nicht eine komische Vorstellung?" In Momenten wie diesem fühlte sich Serrana tatsächlich wirklich noch sehr jung und konnte sich kaum vorstellen, ihre unbeschwerten Mädchenjahre bald endgültig hinter sich zu lassen.

  • Nachdrücklich nickte sie. „Wenn sich jemand mit ihr anfreunden kann, dann du!“ sagte sie ernst. „Du kannst Sabina am Besten verstehen und wenn du etwas Geduld hast und nicht so schnell aufgibst, dann wird sie dich sehr gern haben“, sie ergriff Serranas Hand und drückte diese zuversichtlich. „Sabina ist derzeit eben nur etwas schwierig. Aber ich denke mal das auch Marcus seinen Teil dazu beitragen wird, dass sie sich schnell wieder beruhigt!“ Das war ihr Eindruck des Ganzen. Außerdem wollte sie Serrana Mut machen, sie würde sicher ihre Kämpfe mit Sabina haben, aber am Ende würden sie sich wohl anfreunden.


    Eigentlich wollte sie noch nicht so weit in die Zukunft schauen. Nächstes Jahr klang so fern. Erst einmal dachte sie nur bis zu ihrer Hochzeit. „Nächstes Jahr sitzen wir vermutlich mit dicken Bäuchen im Garten und warten darauf, dass wir Mütter werden!“ witzelte sie und zwinkerte ihr zu. „Oder eine von uns“, lachte sie.

  • Serrana ergriff dankbar Calvenas Hand, die ihr zumindest symbolisch Halt gab, denn ganz so zuversichtlich wie sie sich gerade gab, war sie beim besten Willen nicht. Am besten dachte sie einfach nicht zuviel darüber nach, den Problemen konnte sie sich immer noch stellen, wenn es mal soweit war.


    "Ich danke dir, dass du so zu mir hältst und mich unterstützt." sagte sie warm und erwiderte Calvenas Händedruck. "Ich kann zwar nicht allzu viele beeindruckende Eigenschaften für mich in Anspruch nehmen aber geduldig bin ich tatsächlich. Und auf den kleinen Marcus bin ich auch sehr gespannt, für ihn muss es doch auch sehr schwer sein, so ganz allein in einer neuen Familie.."


    Bei Calvenas nächster Bemerkung sah Serrana automatisch an sich herunter und legte kurz ihre freie Hand auf ihren flachen Bauch, bevor sie kichern musste und wieder zu ihrer Freundin hochsah.


    "Das kann ich mir irgendwie noch gar nicht richtig vorstellen, du etwa?" fragte sie und fuhr mit den Fingern ein wenig hin und her, als könne sie bereits jetzt unter dem Stoff ihres Kleides irgendetwas erspüren. "Dabei wünsche ich mir wirklich möglichst bald ein Kind, so ein kleiner Sedulus wäre doch niedlich, meinst du nicht?"

  • Es war für sie Selbstverständlich Serrana Mut zu machen, außerdem war sie sich sehr sicher, dass ihre Freundin sicher das nötige Fingerspitzengefühl beweisen würde, wenn es um Sabina ging. Wenn jemand das Mädchen verstehen konnte, dann ihre Freundin. Waren sie sich doch recht ähnlich, auch wenn Sabina das wohl aufbrausendere Temperament besaß. Ob sie das von ihrer Mutter hatte. Sie bedauerte es, dass sie nie hatte Paulina kennen lernen dürfen.
    „Du wirst es schon schaffen. Du wirst sicherlich nicht so gemein sein, wie es Laevina zu dir war“, sie setzte eine ernste Miene auf, welche sie nur kurz aufrecht erhalten konnte. Ein Grinsen zupfte an ihren Mundwinkeln. „Sonst müsste ich mich auf die Seite meiner Cousine schlagen“, warnte sie und lachte dann. Sie wollte gar nicht glauben, dass Serrana eines Tages genauso verschroben und biestig werden würde, wie die alte Germanica.


    Grinsen musste sie auch, als Serrana kritisch an sich herab sah. Früher oder später würden sie wohl beide ihre jugendlichen schmalen Hüften, gegen weibliche Rundungen eintauschen. Aber so beleibt wie einige Matronen wollte sie nicht werden. Das wäre ja grauenvoll.


    „Nun... ein wenig schon“, gab sie zu. „Schließlich werde ich schon sehr bald heiraten und dann kommt auch gleich zwangsläufig der Gedanke an den Nachwuchs...“, fügte sie hinzu. Nervös wurde sie bei dem Gedanken an die Hochzeitsnacht. Zwar war ihr klar, was sich zwischen Mann und Frau hinter den verschlossenen Türen des Schlafzimmers stattfand. Aber ihre eigenen Erfahrungen beschränkten sich in dieser Hinsicht auf nur auf Erzählungen.
    „Noch ein kleiner Sedulus?“ fragte sie dann scherzend. „Du solltest wirklich ganz schnell Sabina kennen lernen, dann überlegst du es dir!“ zwinkerte sie ihr zu. „Oder schau die Marcus an, der ist auch ein waschechter Germanicus, dickköpfig, vorlaut, frech...“, zählte sie auf. Dann wurde sie wieder etwas ernster. „Du wirst sicher eine gute Mutter sein!“

  • Es dauerte einen Moment lang, bis Serrana begriffen hatte, dass Calvenas Vergleich mit ihrer Großmutter nur ein Scherz sein sollte, aber die wenigen Sekunden reichten schon, um ihr wieder einige von Laevinas beliebten "Erziehungsmethoden" ins Gedächtnis zurückzurufen.
    Die Augen der Iunia verdunkelten sich kurz, als sie sich an die endlosen Schimpfkanonaden, die scheinbar allgegenwärtige Überwachung und Kritik und auch so manche Handgreiflichkeit während ihrer Kindheit erinnerte. Am Anfang hatte sie noch versucht, sich vor Laevina zu verstecken, aber die hatte sie grundsätzlich überall wieder aufgestöbert und sie dann an den Haaren aus ihrem Versteck gezerrt. Nein, so wollte Serrana niemals mit einem Kind umgehen, lieber fiel sie tot um.


    "Mach dir in dieser Hinsicht keine Sorgen." antwortete sie mit einem Lächeln, das noch ein bisschen bemüht ausfiel. "Ich werde vielleicht furchtbar viele Fehler machen, aber ganz sicher nicht die selben wie meine Großmutter. Obwohl die vermutlich immer noch davon überzeugt ist, dass sie mich ganz wundervoll erzogen hat..."


    Da war das Thema "eigener Nachwuchs" schon deutlich angenehmer, und Serrana beschloss, sich lieber damit zu beschäftigen. Calvena wirkte einen Moment lang ein bisschen nervös, und Serrana spürte instinktiv, woran ihre Freundin gerade dachte. Schließlich hatte sie sich selbst in der letzten Zeit auch vermehrt mit dem Gedanken an das intime Zusammensein von Mann und Frau beschäftigt, und wusste noch nicht so recht, was sie davon halten sollte, auch wenn ihr das offene Gespräch mit Axilla einiges von ihrer Unsicherheit und Angst genommen hatte.
    Calvenas Beschreibung eines "typischen Germanicus" ließ Serrana dann doch ihre Augen aufreissen. Dickköpfig, vorlaut und frech? Na, das konnte ja heiter werden..."Ein bisschen was wird mein Kind ja hoffentlich von meiner Seite erben. Wobei ich natürlich hoffe, dass es nicht auch so ein verschrecktes Kaninchen wird. Dann lieber laut und frech, solche Kinder können sich wenigstens wehren..."


    "Das wirst du mit Sicherheit auch." gab sie schließlich aufrichtig, und ohne an ihren Worten zu zweifeln, das Kompliment ihrer Freundin zurück. "Und ihr werdet sicher wunderschöne Kinder haben, du und Valerian. Du möchtest doch sicher ganz viele Söhne für deinen Soldaten, oder nicht?"

  • Anscheinend kam ihr Scherz gar nicht gut bei Serrana an und sie bereute es sogleich sich so unbedacht geäußert hatte. Eigentlich hatte sie ihrer Freundin Mut machen wollen, wohl aber das Gegenteil damit bewirkt. Dabei konnte sie sich kaum vorstellen, dass Serrana einmal so grausam sein würde wie Laevina. Dafür war die Iunia viel zu sanft und nett. Einen Moment wirkte Serrana ziemlich fassungslos, aber dann lächelte diese doch etwas gequält.


    „Irgend etwas muss Laevina doch richtig gemacht haben. Du bist ein wundervoller Mensch!“ sagte sie aufbauend. „Und auch wenn sie ein furchtbarer Tyrann ist, du wirst dich gegen sie zu Behaupten wissen. Sabina kann sich glücklich schätzen dich als Stiefmutter zu bekommen!“


    Dann musste sie doch lachen. „Wenn deine Kinder nach dir schlagen, brauchst du dir keine Sorgen machen. Sie werden dann lieb und brav sein... bei meinen wird es wohl anders sein“, kicherte sie. „Entweder sie schlagen nach mir oder nach Valerian. Ein Musterknabe war er auch nicht gerade!“ grinste sie dann.
    „Ich mach mir Gedanken über die eigenen Kinder, wenn sie da sind. Über ein oder zwei Mädchen würde ich mich auch freuen. Jungen können so anstrengend sein!“ lächelte sie.

  • Serrana errötete bei diesem unerwarteten Kompliment und nestelte verlegen an ihrem Armreifen herum. "Ach naja, ich weiß nicht...." wiegelte sie schnell ab, aber die Freude über dieses Lob war ihr dennoch deutlich anzusehen. "Und gelernt habe ich bei Großmutter tatsächlich eine ganze Menge. In dieser Hinsicht hat sie einiges zu bieten, auch wenn sie nicht gerade jemand ist, zu dem man gern geht, wenn man irgendwelche Probleme hat. Und Stiefmutter ist ein ganz schreckliches Wort. Das hört sich so streng an, findest du nicht?"
    Sie trank noch einen Schluck warmen Wein und schnupperte noch ein wenig an dem aus dem Becher aufsteigenden Dampf, um den Duft der verschiedenen Gewürze zu geniessen. Dann sah sie überrascht hoch.


    "Ach, Valerian war also ein wildes Kind? Das hätte ich gar nicht gedacht, er wirkt irgendwie so ruhig und sicher. Bestimmt ist er ein guter Offizier für seine Soldaten. Bei dir bin ich mir allerdings nicht so sicher, ob du immer so brav warst.." Sie kicherte kurz, wurde dann jedoch wieder etwas ernster.


    "Mir ist es eigentlich auch egal, ob ich Söhne oder Töchter bekomme, hauptsache es geht ihnen gut und sie bleiben am Leben. Und es wäre schön, wenn ich mehr als eins bekomme, damit meine Kinder immer jemanden haben, falls...fallls mir mal etwas zustoßen sollte, meine ich."

  • Es erleichterte sie, dass sie ihren unbedachten Scherz wieder gut machen konnte und das Serrana wesentlich fröhlicher aussah und ihr auch nicht Böse war. Sie meinte es ja nur gut mit ihrer Freundin. „Laevina hat durchaus ihre guten Seiten, aber man muss sich immer in ihrer Nähe hüten“, meinte sie nachdenklich und drehte ihren Becher weiter in den Händen. „Ja, du hast. Es klingt streng. Aber nichts anderes wirst du wohl zuerst einmal sein. Aber auch wenn es jetzt etwas hart klingt, sie wird eine Mutter brauchen“, sie sah die Iunia direkt an. „Ich bin ihr eine Freundin, aber ich glaube das es dir und auch ihr gut tut, wenn du dich nicht so schnell von ihr klein kriegen lässt!“ sagte sie ruhig. „Ich werde so gut ich kann zwischen euch vermitteln, aber du wirst die ersten Kämpfe wohl selbst austragen müssen. Sonst wird sie dich nie ernst nehmen.“ Nicht gerade aufbauend, aber Serrana würde lernen müssen sich durchzusetzen und es wäre nicht gut, wenn sie sich dann von einem kleinen Mädchen auf der Nase herum tanzen ließ. Eigentlich war ihre Freundin noch fast zu jung, in diese Rolle zu schlüpfen, aber das würde sich nun nicht mehr ändern lassen. „Sedulus hat sie ganz schön verwöhnt und es wird ihr schwer fallen, sich etwas zurück zu nehmen!“ fügte sie noch hinzu.


    Sie musste lachen als die Sprache auf Valerian kam. Sie nickte. „Ohja! Er hatte es faustdick hinter den Ohren. Er hat einmal einem Fischer die Segel gelockert und dann zugesehen, wie diese einfach herab fielen und das Boot den Tiber blockierte. Der Fischer hat ihn am Ende erwischt und seit dem ist er mit der Familie befreundet. Er hat sie mir schon vorgestellt“, erzählte sie dann. „Ich war alles andere als brav“, gab sie freimütig zu. „Mit meinen Ziehbrüdern, haben wir einmal einen ganzen Marktplatz rot gefärbt“, grinste sie. Diese Geschichte hatte sie ja bereits Valerian erzählt. „Aber verrate das ja nicht meinen Kindern später!“ ermahnte sie ihre Freundin und zwinkerte ihr zu.


    Liebevoll sah sie Serrana an. „Mach dir keine Sorgen, wegen der Zukunft. Du bist jung und gesund, dir wird sicher nichts passieren. Außerdem bekommst du meinen Onkel zum Ehemann, er wird dafür sorgen, dass du es immer gut hast. Und du hast mich.“

  • Serrana spürte, wie ihre innere Unruhe bei Calvenas Worten wieder deutlich zunahm. Schließlich führte sie erst seit wenigen Monaten so etwas wie ein einigermaßen selbstständiges Leben ohne allzu starke Bevormundung und daher gab es immer wieder Momente, in denen sie sich alles andere als erwachsen und manchmal auch furchtbar unwissend und unreif fühlte. Und jetzt würde sie sich in absehbarer Zeit nicht nur an eine neue Familie und die Rolle als Ehefrau gewöhnen müssen, sondern auch ein Stück weit die Verantwortung für ein Kind übernehmen, das gerade mal zehn Jahre jünger war als sie selbst. Serrana wusste um ihre Schwächen und ihr war klar, dass ihr eher nachgiebigiges und konfliktscheues Naturell es nicht gerade erleichtern würden, sich bei Sedulus' Tochter durchzusetzen. Aber es half ja nichts, irgendwie würde sie sich wohl durchbeissen müssen, denn die Vorstellung, nicht einmal von einem kleinen Mädchen ernst genommen zu werden, war schon ganz schön abschreckend.


    "Ja, da hast du sicher recht. So wie es aussieht, werde ich dann wohl mal über meinen eigenen Schatten springen müssen, aber irgendwann muss ich ja mal lernen, mich bei anderen Leuten durchzusetzen."
    Serrana seufzte kurz auf wurde dann jedoch von den weiteren Erzählungen ihrer Freundin wieder auf angenehmere Gedanken gebracht. Valerians Geschichte brachte sie zum Lachen, aber bei der Erwähnung der anderen Episode riss sie überrascht die Augen auf.


    "Ihr habt einen Marktplatz rot gefärbt? Wie habt ihr das denn gemacht, das klingt ja richtig unheimlich...."


    Woher die düsteren Zukunftsgedanken, die sie dann und wann überfielen, kamen, konnte Serrana auch nicht wirklich erklären. Vermutlich hingen sie mit dem frühen Tod ihrer Eltern zusammen, der ihr immer wieder vor Augen führte, wie schnell auch ein junges Leben plötzlich zu Ende gehen konnte. Aber vielleicht war ihr die Götter ja gnädig und hatten ihr tatsächlich mehr Zeit zugebilligt, als ihre Mutter sie gehabt hatte. Serrana schüttelte die trübsinnigen Gedanken ab und erwiderte Calvenas Lächeln. " So, wie es aussieht, habe ich wirklich Glück gehabt. Lass uns darauf trinken, dass es so bleibt und wir uns nie für allzu Lange Zeit voneinander trennen müssen."

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